Mojib Latif: Südlicher Ozean in den letzten Jahrzehnten immer kälter

Mojib Latif ist der Mann mit den zwei Gesichtern. Als Forscher wägt er besonnen ab und schreibt ausgezeichnete Papers, in denen auch mal Unbequemes zu lesen ist. Als Dauerinterviewpartner der deutschen Medien hingegen spielt er den 150% Überzeugten. Da passt zwischen die Klimakatastrophe und Latif kein Blatt Papier. Offenbar will er die Öffentlichkeit nicht mit den Lücken der Klimawissenschaften belasten. Wie er seine beiden Seiten ethisch miteinander vereinbart, bleibt sein Geheimnis.

Ein Beispiel: Im September 2017 veröffentlichte Latif zusammen mit Kollegen ein ausgezeichnetes Paper im Fachblatt Current Climate Change Reports. Darin erklärt er unumwunden, dass sich der Südliche Ozean bereits seit den 1970er Jahre immer weiter abkühlt. Außerdem gibt er zu bedenken, dass Klimamodelle diesen Trend nicht reproduzieren können. Als Lösung bietet er die Ozeanzyklen an, die im Takt von etlichen Jahrzehnten das Klimageschehen modulieren und überprägen. Eine plausible Erklärung. Konnte man übrigens auch schon in unserem Buch „die kalte Sonne“ lesen.

Weshalb hat Latif seine spannenden Forschungsergebnisse noch keinem deutschen Journalisten in den Block diktiert? Ist das Geheimforschung? Glaubt er, dass die deutsche Öffentlichkeit für diese Resultate noch nicht reif genug sei und sie missverstehen könnte?

Hier der Abstract der Studie von Latif et al. 2017:

Southern Ocean Decadal Variability and Predictability
The Southern Ocean featured some remarkable changes during the recent decades. For example, large parts of the Southern Ocean, despite rapidly rising atmospheric greenhouse gas concentrations, depicted a surface cooling since the 1970s, whereas most of the planet has warmed considerably. In contrast, climate models generally simulate Southern Ocean surface warming when driven with observed historical radiative forcing. The mechanisms behind the surface cooling and other prominent changes in the Southern Ocean sector climate during the recent decades, such as expanding sea ice extent, abyssal warming, and CO2 uptake, are still under debate. Observational coverage is sparse, and records are short but rapidly growing, making the Southern Ocean climate system one of the least explored. It is thus difficult to separate current trends from underlying decadal to centennial scale variability. Here, we present the state of the discussion about some of the most perplexing decadal climate trends in the Southern Ocean during the recent decades along with possible mechanisms and contrast these with an internal mode of Southern Ocean variability present in state-of-the art climate models.

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