Klimawandel in Österreich: Dürren ohne Langzeittrend

Dürren treten bei einem Niederschlagsmangel ein, der vor allem in der landwirtschaftlichen Vegetationsperiode zu starken Ernteeinbußen führen kann. Im Rahmen ihres Klimamonitoring bietet die ZAMG auf ihrer Webseite Daten der Niederschlagsmengen in Österreich seit 1961 auf Monats-, Jahreszeiten- und Jahresbasis an. Sommer-Niederschläge in Österreich zeigen eine starke Variabilität von Jahr zu Jahr. Im Langzeittrend sind die Sommer in den letzten 55 Jahren etwas feuchter geworden (Abb. 1).

 

Abbildung 1: Entwicklung der Sommerniederschläge in Österreich während der vergangenen 55 Jahre. Angegeben ist die Abweichung zum Mitelwert des Bezugszeitraums 1981-2010. Daten: ZAMG Klimamonitoring.

 

Ein ähnliches Bild bietet sich bei Betrachtung einer längeren Dürre-Indexreihe für den weiteren Alpenraum während der vergangenen 200 Jahre. Der Standardized Precipitation-Evapotranspiration Index (SPEI) bezieht sowohl Niederschlags- als auch Temperaturänderungen mit ein. Eine Forschergruppe um Klaus Haslinger hat die SPEI-Werte auf Basis von HISTALP-Daten berechnet und fand eine starke Variabilität im Maßstab von Jahren bis mehreren Jahrzehnten (Abb. 2). Ein belastbarer Langzeittrend der Dürreentwicklung im Alpenraum ist nicht erkennbar.

 

Abbildung 2: Entwickung des SPEI-Dürreindexes im weiteren Alpenraum auf Basis von HISTALP Niederschlags- und Temperaturdaten. Negative SPEI-Werte zeigen trockenere Bedingungen an. Graphik verändert nach Haslinger et al. 2015.

 

 

Stellt man die Dürregeschichte der letzten Jahrzehnte in den Kontext der letzten Jahrhunderte, so ist auch hier kein Langzeittrend zu erkennen. So zählen zu den drei trockensten Sommern der letzten 500 Jahre in den Alpen neben 2003 auch die Jahre 1921 und 1540. Ähnlich sieht es in Frankreich aus. Eine Forschergruppe um Inga Labuhn legte 2016 eine Analyse der französischen Sommerdürren für die letzten 700 Jahre vor, die keinen Langzeittrend, dafür aber stark ausgeprägte natürliche Schwankungen fand. Das gleiche Bild in der Tschechischen Republik, für die Dobrovolný und Kollegen 2015 eine Dürrerekonstruktion für die letzten 1250 Jahre publizierten. Wiederum fallen starke Schwankungen auf, wogegen ein Langzeittrend fehlt.

Schon bald könnte es genauere Dürrerkonstruktionen für die vergangenen 500 Jahre aus dem österreichischen Weinviertel geben. Sandra Karanitsch-Ackerl und Kollegen untersuchen derzeit Baumringe von Eichen und Kiefern, deren Ringbreite einen deutlichen Bezug zu den Regenmengen im Zeitraum März bis Juli zeigen. Erste Resultate zeigen, dass die Ringe von 1500 bis 1800 allmählich schmaler wurden, was auf eine Häufung von Dürren in der Kleinen Eiszeit hinweisen könnte. Ab 1800 wurden die Ringe dann wieder dicker und erreichten im 20. und frühen 21. Jahrhundert die Breite wie im 16. Jahrhundert.

Auf Basis der vorliegenden Studien ist davon auszugehen, dass die mitteleuropäische und österreichische Dürreentwicklung der letzten Jahrzehnte noch voll und ganz in den Bereich der natürlichen Schwankungsbreite fällt. Das Lamont-Doherty Earth Observatory der Columbia University kartierte die wechselhafte Dürregeschichte Europas für die letzten beiden Jahrtausende in einem speziellen Dürreatlas („Old World Drought Atlas“).

 

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