Klimaschutz und Russland-Gas – wie soll es weitergehen?

Am 28.04.2022 hielt Professor Joachim Weimann einen Vortrag beim Forum Wissenschaft, Wirtschaft & Politik in Mannheim zu dem o. g. Thema. Er plädierte dabei für ein internationales Handeln.

“Der Klimaschutz und die Ukraine Krise stellen die deutsche Politik vor erhebliche Herausforderungen. Es stellt sich die Frage, was die rationale Antwort auf den Klimawandel ist und wie die Gaslieferungen aus Russland ersetzt werden können. Letzteres ist vor allem deshalb ein Problem, weil Deutschland sich entschieden hat, sowohl auf Atomstrom als auch auf Kohlestrom zu verzichten. Es stell sich deshalb die Frage, ob diese Entscheidungen – und damit die gesamte Energiepolitik Deutschlands – richtig war und ist, oder ob sie auf den Prüfstand gehört. Tatsächlich zeigt sich, dass die zentralen Maßnahmen der Energiewende (Atomausstieg, EEG und Kohleausstieg) keine rationale Antwort auf den Klimawandel ist. Eine solche müsste kosteneffiziente Klimapolitik vorsehen.

Das bedeutet, dass sie dafür sorgen muss, dass die nächste Tonne CO2 dort eingespart wird, wo die Vermeidungskosten am niedrigsten sind. Die Suche nach den niedrigsten Kosten darf sich dabei nicht auf Deutschland beschränken, sondern muss international erfolgen.”

Der Vortrag ist auf der Seite des Forums bzw. auf YouTube zu sehen.

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Aktivistenwut auf Robert Habeck. Der Focus beschreibt die Situation nach der Entscheidung der Grünen Minister Habeck und Neubauer weiter auf die Braunkohle zu setzen.

“Als Robert Habeck die Einigung zwischen der Berliner Ampel, der Düsseldorfer schwarz-grünen Koalition und dem Unternehmen RWE verkündete, versuchte er sich an einer selbst für ihn, den gerühmten Kommunikator, neuen Disziplin – dem Pfeifen im Walde. Das hörte sich dann so an:

„Heute ist ein guter Tag für den Klimaschutz (…) Ich hoffe, dass das auch von der Klima- und Umweltbewegung so gesehen und am Ende weitgehend akzeptiert wird. Diejenigen, die sich aktivistisch für den Klimaschutz einsetzen, gebührt viel Anerkennung und Dank.“

Die Klima-Aktivisten von Fridays for Future wollen indes so gar nicht bedankt werden. „Deinen Dank kannst du dir sonst wohin schieben“, antworteten sie aus Frankfurtkampflustig dem Spitzengrünen in Berlin.

Die deutsche Dachorganisation von FfF kündigte den Grünen folgendermaßen die Freundschaft: „Heute haben sich die Grünen endgültig von 1,5C verabschiedet. Der Abriss von Lützerath ist unnötig und wird das globale Leid der Klimakrise weiter verschärfen.“ Die Grünen seien „vor RWE eingeknickt“, wettert Luisa Neubauer, das deutsche Gesicht von Fridays for Future, vor RWE – „dem klimafeindlichsten Konzern Deutschlands“.”

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Wir haben kein Stromproblem!? Die FAZ thematisiert die Kosten der Netzbetreiber.

“Die Kosten für die Absicherung des Stromnetzes sind 2021 von 1,4 Milliarden auf einen Rekord von rund 2,3 Milliarden Euro gestiegen. Das geht aus einer Bilanz der Bundesnetzagentur hervor. Die Kosten fließen über die Netzentgelte in die Rechnungen der Verbraucher ein. Sie spiegeln den Aufwand wider, mit dem die Übertragungsnetzbetreiber (ÜNB) Reservekraftwerke zuschalten, Regelleistungen einkaufen und Kraftwerke herauf- und herunterfahren, etwa um Schwankungen von Wind- und Sonnenstrom auszugleichen.

Einer der großen Treiber war der starke Anstieg der Großhandelspreise im zweiten Halbjahr. Zugleich mussten die ÜNB für den Ausgleich (Redispatch) höhere Strommengen beschaffen. So hat sich der Aufwand für die Netzstabilisierung durch Markt- und Reservekraftwerke sowie die kurzfristige Beschaffung von Strom am Spotmarkt von 375 auf 986 Millionen Euro beinahe verdreifacht.”

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Es erinnert etwas an die angebotsorientierte Stromversorgung, die einst die Grüne Abgeordnete Kotting-Uhl propagierte.
Frankreich führt einen Stromwetterbericht ein, das berichtet der Spiegel.

“Informationen zur voraussichtlichen Belastung der Stromnetze stellt der nationale Netzversorger RTE auch unter dem Motto »écoWatt« ins Internet. Bei einem grünen Symbol ist der Stromkonsum im Lot, bei Gelb ist das System belastet und bei Rot drohen Versorgungsunterbrechungen, wenn der Verbrauch nicht heruntergefahren wird. Dann sind die Menschen aufgefordert, ihren Verbrauch zwischen 08.00 und 12.00 Uhr sowie zwischen 18.00 und 20.00 Uhr zu senken, etwa indem sie ihre Waschmaschine oder den Backofen zu einem anderen Zeitpunkt einschalten.

Das Ausschalten des Fernsehers ist allerdings nicht erforderlich. Frankreich solle in diesen Momenten nicht zum Stillstand kommen, sondern den Verbrauch etwas herunterfahren, hieß es.”

Das ist möglicherweise eine Blaupause für Deutschland, wenn zukünftig mehr mit Strom geheizt wird, auch bekannt als Wärmepumpen. Es kann auch bedeuten, dass wir künftig nur noch backen und kochen, wenn der Wind kräftig weht.

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Die Energiekrise schlägt durch. Laut Tagesschau wird der Mangel an Kohlensäure immer größer und hat Auswirkungen auf den Getränkemarkt.

“Doch der Markt an Kohlensäure, die durch die Reaktion von Kohlendioxid und Wasser entsteht, ist so gut wie leer. Mario Ĉurĉić ist Deutschlandchef der SOL GROUP, einem Hersteller für künstliche Gase mit Sitz in Krefeld. Laut Ĉurĉić basiert etwas über 50 Prozent des Kohlensäuremarktes auf der sogenannten Ammoniaksynthese, also der Düngemittelherstellung.

Aufgrund der hohen Erdgaspreise hätten viele Düngemittelhersteller ihre Produktion entweder komplett heruntergefahren oder deutlich reduziert, so Ĉurĉić: „Damit fehlen im Moment ungefähr 30 bis 40 Prozent der kompletten Kohlendioxidmenge, die benötigt wird in Europa.””

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Die FDP in Schleswig-Holstein will das Kernkraftwerk Brokdorf reaktivieren.
Heise.de schreibt dazu:

“Die FDP-Fraktion im Landtag von Schleswig-Holstein fordert eine Prüfung des Wiederanfahrens des Atomkraftwerks Brokdorf, das Ende 2021 vom Netz genommen worden war. Die Liberalen sehen sich durch eine Antwort des Ministeriums für Energiewende, Klimaschutz, Umwelt und Natur auf eine parlamentarische Anfrage in ihrer Vermutung bestätigt, dass ein Betrieb von Brokdorf nicht zu einem vermehrten Abschalten von Anlagen der erneuerbaren Energien (EEG-Anlagen) führen würde. „Vergleicht man die Stunden, an denen EEG-Anlagen vom Netz genommen werden mussten, vor und nach der Abschaltung von Brokdorf, steigt die Zahl im Schnitt sogar leicht an, seit das Kernkraftwerk nicht mehr am Netz ist“, teilte der FDP-Abgeordnete Oliver Kumbartzky mit.”

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Als im Sommer 2021 die massiven Regenfälle für die Flutkatastrophe in Westdeutschland sorgten, da war der Schuldige schnell gefunden: der Klimawandel. Neu aufgetauchte Videos von Polizeihubschraubern geben ein ganz anderes Bild, zumindest, was die Hilfsmaßnahmen angeht. Menschen gaben Lichtsignale, als ihre Häuser schon bis zum 1. Stock überflutet waren. Für den Innenminister von Rheinland-Pfalz Lewentz war es dennoch eine ganz normale Flut. Wer die Videos sieht, der kann das kaum glauben. Hier dürfte das letzte Wort noch nicht gesprochen worden sein.

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Die Bundesnetzagentur schlägt Alarm. Der Gasverbrauch steigt laut Welt. Unglücklicherweise werden vier sehr warme Jahre als Vergleich herangezogen. Wir hatten schon einmal über die Kritik der Bundesnetzagentur an dem kalten Wetter im September 2022 berichtet. Der Monat lag in Sachen Temperatur deutlich unter den Vorjahren. Das aber wird offenbar nicht in den Zahlen berücksichtigt.

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