Klimaschnipsel der Woche – 23.3.2012

Mehr CO2 in Atmosphäre und höhere Temperaturen als je zuvor“ meldete das Hamburger Abendblatt am 14.3.2012 aufgeregt. Oh Schreck, denkt man sich da, was ist passiert? Habe ich da etwas verpasst? Unter Hinweis auf eine neue Studie des australischen Wissenschaftsinstituts CSIRO wird ausgeführt:

„Im Jahr 2010 wurden Rekordwerte für das klimaschädigende Gas sowie weltweit höhere Temperaturen gemessen. Der Trend sei eindeutig.“

Und weiter:

„Wieder Hiobsbotschaften zum Thema Klimawandel: […] Auf der Skala der wärmsten Jahre rangiert 2011 auf Platz elf.“

Also weder Gold-, Silber- noch Bronzemedaille für die Temperaturen des letzten Jahres. Ein kläglicher elfter Platz. Die Schlagzeile hätte also auch ganz formuliert werden können – wenn man gewollt hätte. Zum Beispiel: Seit 11 Jahren kein Temperaturanstieg mehr! Also alles zurück, Fehlalarm. Im Grunde ist absolut nichts Neues passiert. Die Temperaturen weigern sich standhaft weiter anzusteigen, und das entgegen den IPCC-Vorgaben von 0,2°C Erwärmung pro Dekade. Vielleicht hätte man das im Artikel kurz erwähnen sollen.

Ok, da scheint sich das Hamburger Abendblatt wohl bei der Temperatur etwas geirrt zu haben. Wenden wir uns daher dem CO2 zu, das ja auch im Titel erwähnt wird. „Höher als je zuvor!“ Eine echte Sensation bahnt sich an, könnte man meinen. Aber halt, steigt das CO2 nicht schon seit 150 Jahren wegen der Nutzung fossiler Brennstoffe stetig an? Nein, so richtig neu ist das auch nicht. Konzentrieren wir uns abschließend auf den Satzteil „…höher als je zuvor“. Mit „je“ muss wohl die gesamte Erdgeschichte gemeint sein. Anders kann es nicht sein. Ein Blick in die geologischen Tabellen zeigt jedoch schnell: Den größten Teil der Vergangenheit waren die Temperaturen wärmer und die CO2-Konzentration höher als heute. Auch das ging also schief. Ach hätte man doch vor Freigabe des Artikels noch kurz einen Plausibilitäts-Check gemacht. Das Hauptziel hat das Abendblatt mit dem Artikel wohl erreicht, nämlich seinen Lesern einen schönen Schrecken einzujagen. Hatte die HA-Redakteurin beim Klimaestablishment möglicherweise noch Schulden wegen unserer kürzlichen Kritik an Mojib Latif in der gleichen Zeitung?

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Die taz konnte sich so gar nicht mit unserem Buch „Die kalte Sonne“ anfreunden und mäkelte schon kurz nach dem Erscheinen kräftig daran herum. Noch immer will man es nicht wahrhaben, dass die Natur selbst eine tragende Rolle im wechselhaften Klimageschehen spielt. Dennoch scheint man bereits zu merken, dass die fachlichen Argumente nicht so einfach beiseite zu schieben sind. Daher hat sich die taz eine passende Strategie zurecht gelegt: Einfach mal ein bisschen ignorieren, wie jetzt die taz-Autorin Ulrike Fokken in einem Beitrag vom 16.3.2012 verriet:

„Ewiggestrige sollte man nicht aus dem Blick verlieren. Aber zu viel Zeit und Energie muss man auch nicht verschwenden, schließlich ist die Aufgabe enorm.“

Interessant auch, dass sich die taz bereits Gedanken für den Fall macht, dass sich die wissenschaftliche Extremposition des Weltklimarats auf Dauer nicht halten ließe:

„Denn ob der Klimawandel nun eindeutig wissenschaftlich belegt ist oder nur annähernd, spielt bei der Bewerkstelligung der anstehenden Aufgabe hierzulande gar keine Rolle: die Energieversorgung der viertgrößten Industriegesellschaft der Welt so zu gestalten, dass sie Rohstoffe effizient einsetzt und einspart, dass sie natur- und umweltverträglich arbeitet und durch diesen sparsamen und nachhaltigen Energieeinsatz den Wohlstand erhält. Völlig unabhängig vom Klimawandel und dem daraus folgenden Gebot, CO2 und andere Klimagase einzusparen: Von Washington bis Peking lebt der industrielle Mensch über seine Verhältnisse.“

Und die Schlussfolgerung der taz:

„Der einfache Teil der Antwort lautet: Energie sparen.“

Man könnte fast glauben, die taz hätte sich mittlerweile bis Kapitel 9 unseres Buches „Die kalte Sonne“ vorgearbeitet wo auf Seite 353 zu lesen ist:

„Doch die kritische Hinterfragung der CO2-Vermeidungsziele bedeutet kein Plädoyer gegen Energieeffi zienz und erneuerbare Energien. Es gibt gute Gründe, Wind- und Wasserkraft , Biomasse und Solarenergie auszubauen. Wind, Wasser und Sonne müssen nicht importiert werden und vermindern die Abhängigkeit von erratischen Preisschwankungen fossiler Energien auf dem Weltmarkt.“

 Die für das Lesen unseres Buches eingesetzte Zeit und Energie hat sich offenbar doch gelohnt. 

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Der Al Gore Kanadas, David Suzuki, hat nun in einem Essay laut darüber nachgedacht, wie man den unbequemen Klimaskeptikern den Mund verbieten könnte. Er wählte für seinen Essay den spektakulären Titel „Deny the Deniers the Right to Deny“. Interessanterweise spielt darin auch Suzuki den Gedanken durch, dass der Klimawandel zu einem großen Teil natürliche Ursachen haben könnte. Und ebenso wie die taz kommt Suzuki zu dem Schluss, dass es aufgrund der Endlichkeit der fossilen Energieträger gute Gründe außerhalb der Klimakatastrophe gibt, erneuerbare Energien weiter aufzubauen.  

Den Hinweis auf Suzukis Artikel fanden wir in Donna Laframboise’s Blog No Frakking Consensus. Hier berichtet sie auch u.a. über australische Überlegungen, dass Medien in dem Land zukünftig eine zusätzliche Lizenz benötigen, die ihnen „verantwortungsvolles Handeln“, u.a. in Bezug auf Klimaberichterstattung bescheinigt. Neben Zeitungen und Fernseh- und Radostationen könnte dies auch für Blogs gelten. Ob im Lizensierungsgremium auch der IPCC vertreten sein wird?

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Klimabuchautor Hartmut Bachmann ergriff jetzt die Initiative und schrieb einen offenen Brief an Jochem Marotzke. Bachmann lebt seit den 1970er Jahren überwiegend in den USA und schildert dem fast 40 Jahre jüngeren Wissenschaftler vom Hamburger Max-Planck-Institut für Meteorologie die Anfänge des Weltklimarats aus seiner Sicht:

„Zur Anhörung vor dem Senat in Washington, die mir rechtzeitig annonciert wurde, fliege ich mit einem Freund von Fort Lauderdale am 22. Juni 1988 nach Washington National Airport. Am nächsten Tage soll das „Open Hearing“, die Anhörung von Hansen, sein. Das Meeting selbst, vor den Senatoren der USA, ist keine Sensation. Gore und [Tim Wirth] sind anwesend. Der Sitzungssaal ist stickig und unglaublich warm und keine AC funktioniert. Es sind die extra ausgesucht heißesten Tage des Jahres. Entsprechend lethargisch ist die Beteiligung und Befragung von Hansen. Hansen spult seinen Vortrag ab. Wie ich später von meinem Freund T.C. (Chefpilot der AIR FORCE ONE) erfahre, wurde vor dem Hearing zwischen Al Gore und [Tim Wirth] vereinbart und angeordnet, alle ACs abzuschalten. Dies, damit die Anwesenden möglichst keinen Appetit auf Sitzungsverlängerung durch unangenehme Fragen entwickeln und Hansen ins Stottern geraten würde. T.C. und ich, wir flogen am Wochenende nach Nassau zum Motorbootrennen. Dort erfuhr ich von ihm, der vorher [Al Gore] und [James Hansen] nach New York zurück flog, über die Hintergründe der „funktionsunfähigen“ Lüftungsanlage im Sitzungssaal. Als Ergebnis des Hearings wird von der Regierung angeordnet, die derzeitigen und künftigen Forschungsergebnisse zum Klima bei UNEP zu konzentrieren. UNEP ist der Umweltarm der UNO und wurde damals von den Rockefellers und ihrem Intimus und Finanz-Genie Maurice Strong, der wiederum bestens befreundet mit Al Gore war und meines Wissens noch heute Vorstand der Rockefeller Stiftung ist, geleitet. Es wird beschlossen, eine seitwärts der UNEP agierende neue Organisation, das spätere IPCC, zu schaffen.“ 

Den gesamten Brief gibt es hier.

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Kalte Sonne-Coautor Sebastian Lüning hat plötzlich einen Wikipedia-Eintrag bekommen. Nein, den hat er sich nicht selber geschrieben, Ehrenwort ! 

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Mit dem fortschreitenden Klimawandel werden auch Atemwegekrankheiten wie Asthma, Allergien und Infektionen weltweit zunehmen. Das teilte die Vereinigung der US-amerikanischen Lungenärzte in einem neuen Positionspapier mit. Die klimatologisch engagierten Lungenärzte sehen die Ursachen u.a. in den steigenden Temperaturen. Da werden sie erfreut sein zu hören, dass die Durchschnittstemperatur der USA nach langer Kälteepisode gerade wieder das Niveau von 1935 erreicht hat (siehe auch S. 109 in „Die kalte Sonne“). Eine weitere Ursache sollen steigende Ozonwerte in den Städten sein, die aber wohl vor allem mit dem voranschreitenden städtischen Wärmeinseleffekt im Zuge der zunehmenden Bebauung der Städte zusammenhängt. Auch die Ausbreitung der Wüsten soll eine Rolle spielen (welche Wüsten? Die Sahara kann es wohl nicht sein, die scheint stabil zu sein bzw. sogar zu schrumpfen).  

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Eine kleine Gruppe von Akademikern stellt eine gewagte These auf: Der weltweite Klima-Wandel könnte durch biotechnische Veränderung bei Menschen gestoppt werden. Den Forschern zufolge könnten Menschen per Biotechnologie so verändert werden, dass sie weniger Ressourcen benötigen – auch so könnte dem Klimawandel Einhalt geboten werden. Die Menschen aus dem Reagenzglas wären laut der These sehr viel kleiner, wodurch sie weniger Energie und Ressourcen benötigen würden. Ihre Augen müssten der einer Katze entsprechen, um auf künstliche Lichtquellen verzichten zu können. Mit entsprechenden Medikamenten könnten die Versuchspersonen außerdem zu Vegetariern umerzogen werden, was den Forschern zufolge der Umwelt ebenfalls zugute käme.

Quelle: Klimatologische Fachzeitschrift "PC-Welt"

 

Schönes Wochenende!

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