Leiter des GeoForschungsZentrums Potsdam, Reinhard Hüttl: Aus der Vergangenheit für die Zukunft lernen

Am 28. November 2014 veranstaltet die Bundestagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen um 16 Uhr im Bundestag in Berlin ein Fachgespräch unter dem Titel „Klimawandel: Auch wir sind betroffen!“. Auf ihrer Webseite kündigen die Grünen die Veranstaltung wie folgt an:

Die Auswirkungen des Klimawandels auf Deutschland

Egal ob Sturm „Ela“ in NRW, das letzte Hochwasser an der Elbe oder trockene Flüsse in Süddeutschland; die Auswirkungen der globalen Erwärmung sind auch in Deutschland immer stärker zu spüren. Dabei kommt es zum einen zu immer mehr Starkwetterereignissen, welche erhebliche Schäden für die betroffenen Menschen und die Infrastruktur des Landes mit sich bringen. Zum anderen ist die deutsche Wirtschaft aber indirekt immer stärker betroffen, weil eben auch Wertschöpfungsketten im Globalen Süden vom Klimawandel betroffen sind.

In unserem öffentlichen Fachgespräch wollen wir einen Überblick über diese Auswirkungen bekommen und gemeinsam über Anpassungsstrategien beraten. Auch die Bundesregierung will im Herbst oder Winter dieses Jahres eine neue bzw. überarbeitete Nationale Anpassungsstrategie vorlegen. Jedoch werden wir auch aus dem Blickwinkel der Versicherungswirtschaft die Problematik beleuchten um z.B. versicherbare und nicht-versicherbare Schäden besser identifizieren zu können und weitere Handlungsoptionen für Politik und Gesellschaft zu erschließen.

Wir laden Sie herzlich ein, mit uns zu diesem Zukunftsthema zu diskutieren.

Elbe-Hochwasser eine Folge des Klimawandels? Wohl kaum. Siehe unseren Blogbeitrag „Was waren die wahren Hintergründe der mitteleuropäischen Flut 2013?„. Mehr Stürme in Deutschland wegen der Klimaerwärmung? Die Experten sagen nein. Siehe „Helmholtz-Zentrum Geesthacht: Winterstürme in Nordwesteuropa bisher nicht vom Klimawandel beeinflusst„. Ganz offenbar mangelt es den Grünen an Basiswissen. Dringende Leseempfehlung für alle Beteiligten: „Klimawandel in Deutschland: Eine geowissenschaftliche Betrachtung„.

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Auf der Webseite des Deutschen Klimakonsortiums mahnte am 3. November 2014 der Wissenschaftliche Vorstand des Deutschen GeoForschungsZentrums (GFZ), Reinhard Hüttl, der Klimageschichte einen größeren Stellenwert in der Klimadiskussion einzuräumen. Hier ein Auszug aus seiner Kolumne:

Aus der Vergangenheit für die Zukunft lernen

Prof. Dr. Reinhard Hüttl, Wissenschaftlicher Vorstand und Sprecher des Vorstands des Helmholtz-Zentrums Potsdam – Deutsches GeoForschungsZentrum GFZ

[…]. [Es] ist nicht klar, ob es nicht doch prognostische Symptome gibt, die auf einen bevorstehenden Regimewechsel im Klimasystem hinweisen. Ein entscheidender Grund für die bestehenden Wissenslücken ist, dass es in historischen Zeiten keinen plötzlichen Klimawandel gegeben hat und somit präzise Beobachtungen oder gar Messdatenfehlen. Die einzig mögliche Informationsquelle sind daher geologische Archive, die das Klima der Vergangenheit, das Paläoklima, und seine Änderungen aufgezeichnet haben.

Da jedoch die Auswirkungen des Klimawandels regional verschieden sind, stellt sich unmittelbar die Frage: Anpassung woran, an welche Veränderungen? Die Herausforderungen an Anpassungsstrategien sind vielfältig und komplex, wobei unterschiedliche Regionen auch von gegensätzlichen Folgen des Klimawandels betroffen sein können. Gerade hier kann die Paläoklimaforschung Antworten geben, indem sie Veränderungen aus der Vergangenheit für spezifische Regionen unter jeweils verschiedenen Klimabedingungen offenlegt. Das Motto heißt: Aus der Vergangenheit für die Zukunft lernen.

Allerdings besteht im Bereich der Paläoklimaforschung sowie bei der regional ausgerichteten Klimamodellierung noch erheblicher Forschungsbedarf. Diese im Fokus der wissenschaftlichen und der gesellschaftlichen Diskussion stehenden Themen sind für mich persönlich und das von mir geleitete Deutsche GeoForschungsZentrum GFZ in Potsdam, von großem Interesse.

Ganzen Artikel auf der DKK-Webseite lesen.

Siehe auch unseren Beitrag „GeoForschungsZentrum Potsdam mit neuer wegweisender Sonderpublikation zur Klimadebatte

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Am 30. Oktober 2014 berichtete Martin Claußen vom Hamburger Max-Planck-Institut für Meteorologie im Hamburger Abendblatt über neue Erkenntnisse zur Klimaprognose der Sahara:

Lässt der Klimawandel die Sahara ergrünen?

Hamburger Wissenschaftler gingen dieser Frage mit verschiedenen Modellrechnungen nach. Dabei spielt der CO2-Gehalt der Luft eine große Rolle

Vor einigen Tausend Jahren herrschte ein anderes Klima auf der Erde. Manche Regionen waren wärmer und feuchter – und die Sahara war wesentlich grüner. Ein üppiges Dach aus Pflanzen saugte Wasser aus dem Boden, „schwitzte“ es aus, was wiederum für regelmäßigen Monsunregen sorgte. Im Laufe der Jahrtausende änderte sich jedoch die Erdbahn und damit der Einfluss der Sonne auf das Klima. Das wirkte sich auch auf die Sahara aus: Der Monsun zog sich zurück, und die Vegetation verschwand.

Heute erwärmt sich die Erde wieder. Grund ist der vom Menschen verstärkte Treibhauseffekt, weil durch die Nutzung fossiler Energien immer mehr Kohlendioxid (CO2) in die Atmosphäre gelangt. Mehr CO2 erwärmt die Erde – sogar deutlich stärker als vor einigen Tausend Jahren. Die Frage ist: Kehrt mit dem wärmeren Klima die Vegetation in die Sahara zurück? Meine Kollegen am Exzellenzcluster CliSAP und ich sind dieser Frage mit verschiedenen Klimamodellen nachgegangen. In den Berechnungen wird es bis zum Ende des 21. Jahrhunderts tatsächlich deutlich grüner im zentralen und westlichen Sahel sowie am Südrand der Sahara.

Das sind natürlich zu viele gute Nachrichten. Daher tut Claußen im weiteren Verlauf des Artikels alles, um die Hoffnung auf eine förderliche Entwicklung zu dämpfen. Bereits im August 2014 hatten wir über die neue Studie an dieser Stelle berichtet („Klimamodelle des Hamburger Max-Planck-Instituts für Meteorologie geben Grund zur Hoffnung: Große Teile des Sahels werden bis zum Ende des 21. Jahrhunderts ergrünen„). Es dauerte zwei Monaten, bis man endlich eine Strategie entwickelt hatte, wie man das klimaoptimistische Resultat der Öffentlichkeit als bedrohlichen Baustein der Klimakatastrophe verkaufen könnte.

 

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