Klimaneutralität wird richtig teuer

Der schwedische Energiekonzern Vattenfall plant laut WELT die Stilllegung seines Kohlekraftwerks Moorburg in Hamburg. Zu den sonderbaren Dingen im Zuge der Energiewende gehört diese mögliche Entscheidung. Es ist im höchsten Maße fragwürdig, ein gerade einmal 5 Jahre altes und sehr effektives Kraftwerk abzuschalten, während ältere und schmutzigere Kraftwerke weiterlaufen sollen. Aber bei der Energiewende ist offenbar nichts unmöglich.

Hamburg ist zwar extrem auf das Kraftwerk angewiesen, hat aber keine konkreten Pläne, wie die Leistung von Moorburg kompensiert werden soll. Das Problem von Moorburg war ganz sicher auch, dass einst auch Fernwärme dort produziert werden sollte. Dem hatte die rot-grüne Politik aber einen Riegel vorgeschoben. Vor dem Hintergrund erscheint es dennoch eher unwahrscheinlich, dass die Bundesnetzagentur der Abschaltung zustimmen wird. Dort wird man sich mit den Zahlen beschäftigen und weniger mit Ideologie. Von irgendwoher müsste Hamburg seinen Strom ansonsten bekommen. Der Senat von Hamburg weiß es vermutlich noch nicht. Konzepte dafür laufen gerade erst an.

„Ein Konzept für die Versorgung der Metropolregion Hamburg mit erneuerbaren Energien gibt es bislang nicht. Daran arbeiten die vom Bund geförderten Netzwerkprojekte Norddeutsche Energiewende – NEW 4.0 und vom kommenden Jahr an das Norddeutsche Reallabor. Ziel des Reallabors ist es, Großtechnologien wie Wasserstoff-Elektrolyseanlagen, Energiespeicher und aufwendige Steuerungssysteme für die Energieversorgung so zusammenwirken zu lassen, dass daraus ein neues Versorgungssystem aufgebaut werden kann. Allerdings reicht der Zeithorizont dafür bis zum Ende des Jahrzehnts. Von einer so schnellen Lösung, wie sie jetzt im Raum steht, war da nie die Rede.“

Möglicherweise ergeht es Moorburg aber auch so wie dem Großkraftwerk Mannheim. Dem hatte die Bundesnetzagentur die Abschaltung zu Ende 2020 untersagt, der Block 7 hat zwar mittlerweile 40 Jahre auf dem Buckel, aber die Agentur hat das Kraftwerk als systemrelevant eingestuft. Es muss bis mindestens 2025 am Netz bleiben. Möglicherweise sogar länger. Die Gründe der Bundesnetzagentur dürften sehr klar sein. Ohne entsprechende alternative Kapazitäten geht es nicht. Die Regulierer werden die Daten kennen auf Basis derer sie solche Beschlüsse fassen. Selbst wenn das Kraftwerk nur noch auf Standby steht, bekommen die Betreiber das natürlich vergütet. Auch solche Kosten finden sich später in den Stromrechnungen wieder. In Bayern scheint man gerade der Realität ins Auge zu blicken. Das Gaskraftwerk Irsching wird aus dem Dornröschenschlaf zurückgeholt. Es soll sogar erweitert werden. Warum wohl?!

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Im September beginnt die Darstellung der Gletschereis-Saison beim Dänischen Meteorologischen Institut. Bis Mai gewinnt das Eis an Masse, im Sommer verliert es Masse. Dieses Jahr gab es einen Ausreißer im August, als das Gletschereis trotz des Sommers zunahm. Ansonsten hat sich die Kurve der Saison 2019/2020 sehr am Mittelwert 1981-2010 orientiert.

Momentan sieht Climatereanalyzer für Grönland sogar eine Temperatur Anomalie mit deutlich niedrigeren Werten vor, was die Bildung von Eis begünstigt, sofern es schneit. Sehr gut auch zu sehen, der Vorstoß von kalter Luft bis weit in den Süden der USA.


In Denver gab es einen Temperatursturz von fast 40 Grad. Gestern noch Badehose am nächsten Tag Pudelmütze. Wir können wahrscheinlich die Uhr danach stellen, wann die ersten Meldungen kommen, die das dem Klimawandel anlasten.

Dabei ist die Lösung eine ganz einfache. Es gibt keine großen Gebirge, die in Ost-West-Richtung verlaufen in Nordamerika. Kalte Luft aus dem Polargebiet kann fast ungehindert einströmen. Sie erwärmt sich auch nicht über dem Land, anders als beim Weg über Wasser. Aus dem gleichen Grund gab es im Sommer 2020 hohe Temperaturen am Nordmeer in Russland. Dort ging es nun in entgegengesetzter Richtung. Warme Luft wurde über das Land bis in den hohen Norden getragen. Beides ist übrigens Wetter.

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Zum 1., zum 2., zum 3. – wer hat noch mehr zu bieten? Die EU will ihre Klimaziele bis 2030 drastisch erhöhen. Statt 40% Einsparung von Treibhausgasen sollen es nun 55% sein gegenüber dem Wert von 1990. Ganz vorne dabei ist Frans Timmermanns. Ob der Niederländer, der der Klimakommissar der EU ist, wohl die schlechten Werte seines Landes in Sachen Treibhausgas-Emissionen im Kopf hatte bei den Forderungen? In der deutschen Industrie läuten laut FAZ die Alarmglocken.

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Spannender Film: Chinas Mega-Energieprojekte. Sehenswert.

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Bericht von Ulrich Schmidt vom Institut für Weltwirtschaft Kiel (pdf hier):

Elektromobilität und Klimaschutz: Die große Fehlkalkulation

–Aktuelle Studien haben berechnet, dass das Elektroauto bereits beim jetzigen Strommix in Deutschland eine positive Klimabilanz besitzt.

–Diese Studien vernachlässigen jedoch den erhöhten Stromverbrauch, der aus dem Ausbau der Elektromobilität resultiert.

–Berücksichtigt man den erhöhten Stromverbrauch, führen Elektroautos tatsächlich zu 73 Prozent höheren Treibhausgasemissionen als moderne Diesel-PKWs.

–Der Grund ist einfach: Es ist umweltschonender, erneuerbare Energien zur Reduzierung der Verstromung von Kohle zu nutzen als damit Elektroautos zu betanken

Weiterlesen beim Institut für Weltwirtschaft Kiel (pdf hier).

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Björn Lomborg am 12.12.2019 in der FAZ:

Zum Plan der EU-Kommission: Klimaneutralität wird richtig teuer

Der Klimawandel ist ein reales Problem. Doch es wird nicht gelöst, indem man weniger und teurere Energie verbraucht. Unwirksame Lösungen wie elektrische Autos zu subventionieren verringert Wachstum und Wohlstand. Ein Gastbeitrag.

Weiterlesen in der FAZ

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