Klima-Methodenkoffer für die Schule – Warum bleibt die vorindustrielle Klimageschichte Tabu-Thema?

Das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit (BMU) verschickte am 27. Juni 219 diesen Rundbrief:

Klimamethodenkoffer für die Schule – Jugendliche schulen Gleichaltrige

Im Projekt „Schule·Klima·Wandel“ geben jugendliche Klima-Botschafterinnen und -Botschafter Workshops für Gleichaltrige – an Schulen deutschlandweit. Im Zentrum steht dabei die Vermittlung der Inhalte auf Augenhöhe: von Jugendlichen für Jugendliche, das sogenannte Peer-Learning. Verbunden mit methodischer Vielfalt sorgen Sie für großes Interesse bei den Jugendlichen für Themen wie Klimaschutz, Nachhaltigkeit und Treibhauseffekt. Die Klima-Botschafterinnen und -Botschafter haben für ihre Workshops neue Methoden entwickelt und existierende angepasst, und sie auf der Projekt-Website von „Schule·Klima·Wandel“ im „Methodenkoffer“ allen Interessierten zur Verfügung gestellt. Die Methoden können auch im Rahmen des regulären Unterrichts eine angeregte Workshop-Atmosphäre erzeugen; so profitieren auch erwachsende Multiplikatorinnen und Multiplikatoren von der Methodenvielfalt. Der „Methodenkoffer“ wird immer wieder um zusätzliches Material ergänzt. Die Methoden stehen kostenlos als PDF zum Download. Workshop-Anfragen sind weiterhin möglich, wegen der hohen Nachfrage müssen derzeit längere Bearbeitungszeiten eingeplant werden.

Wenn man sich die einzelnen Komponenten des Methodenkoffers anschaut, fallen neben dem Rhetorik-Training, Klima-Scrabbeln und Kennenlern-Bingo vor allem das Klima-Grundlagen-Memory auf. Letzteres funktioniert wie folgt:

Diese Methode eignet sich, um Begriffe, die in der Klimapolitik häufig verwendet werden, zu verstehen oder das eigene Wissen zu wiederholen. Das PDF sollte vorher auf stabiles Papier ausgedruckt und zu Karten ausgeschnitten werden. Schöner ist es natürlich, wenn du es auf farbiges Papier druckst oder klebst. Die Teilnehmer*innen werden in Kleingruppen aufgeteilt und erhalten jeweils ein Memory-Set. Die Begriffe und Erklärungen werden getrennt verdeckt hingelegt …

Die Vorlagen-Karten sind jedoch recht dürftig. Bei der Karte „Natürlicher Klimawandel“ heißt es:

Das Klima unterliegt Veränderungen. Dies hat verschiedene Ursachen, vor allem Änderungen in der einfallenden, aufgenommenen und reflektierten Sonneneinstrahlung. Auch Ereignisse wie Meteoriteneinschläge oder Vulkanausbrüche sind natürliche Ursachen für einen.

Keine Mittelalterliche Wärmeperiode, keine Kleine Eiszeit. Mager. Vielleicht ist das Modul „Klima Anno Domini“ ergiebiger?

Bei dieser Methode wird Klimawissen über schon geschehene Ereignisse und Zukunftsprognosen ausgetauscht. Zusätzlich wird die Gruppe zur Diskussion angeregt. Vorher druckst du das Vorlagen-PDF vom Klima-Anno-Domini-Anhang ausoder schreibst die Ereignisse und Daten per Hand auf Karten auf. Klebe im Raum ein Kreppband auf die Wand oder auf dem Boden,um einen Zeitstrahl zu visualisieren. Zusätzlich schreibst du auf Papier oder Moderationskarten »Vergangenheit«, »Gegenwart«und »Zukunft« und klebst sie mit Abständen an den Zeitstrahl. Die Teilnehmende werden in Gruppen aufgeteilt und bekommen ungefähr gleich viele Ereignissezum zeitlichen Einordnenund Karten, auf die sie Jahreszahlen aufschreiben können. Nachdem jede Gruppe fertig geworden ist,können sie ihre Ideen zur zeitlichen Einordung und zu den Jahreszahlen abwechselnd vortragen. Anschließend wird die richtige Reihenfolge geordnet und du kannst auf Fragen der Teilnehmenden eingehen.

Das Problem: Der Zeitstrahl beginnt erst in der Kleinen Eiszeit um 1750. Die natürlichen Wärmephasen davor werden verschwiegen. Unbequeme Wahrheiten die den Schülern offenbar verschwiegen werden sollen. Entsprechend schmunzeln muss man beim Namen des nächsten Moduls: Klima Tabu!

Klima-Tabu eignet sich besonders dafür, um Wissen in der Gruppe wieder aufzufrischen und einen spielerischen Einstieg ins Thema zu finden. Die Workshopleitung bereitet mindestens 20 Tabu-Spielkarten vor, auf denen jeweils der zu erratende Begriff steht, sowie vier Begriffe, die während des Erklärens nicht genannt werden dürfen. Die Teilnehmenden werden in zwei Gruppen aufgeteilt. Jede Gruppe einigt sich auf eine Person, die mit dem Erklären beginnt. Es ist ihre Aufgabe, innerhalb einer Minute den anderen Mitgliedern ihrer Gruppe so viele Begriffe wie möglich zu erklären, ohne dabei die nicht zu nennenden Begriffe auszusprechen…

Ob das Tabu-Thema Mittelalterliche Wärmeperiode wohl auf den Karten zu finden ist? Leider nein. Die letzten beiden Module heißen Ökologische Traumschule und Methodenquartett ›Ode an die Methode‹. Insgesamt passt der Methodenkoffer gut ins Bild. Er spart alle unbequemen Themen aus, gaukelt den Schülern vor, die Klimavorhersager hätten alles bestens im Griff. Bei dieser Fehldarstellung muss man sich nicht wundern, wenn indoktrinierte Schüler scharenweise zu den Freitagsdemos laufen.

Wer erstellt solche unvollständige Schülermaterialien? Autor ist das SV-Bildungswerk e.V. Wenn man dort auf den Link „Transparenz“ klickt, landet man auf einer Fehlerseite. Vielleicht symptomatisch für die Klimawandel-Ausbildung unserer Schüler heutzutage…

Wir wandten uns an die Kontaktadresse mit der folgenden Frage:

Liebes SV-Bildungswerk, 

Mit großem Interesse habe ich Ihre Beschreibung des Klima-Methodenkoffers zur Verwendung in der Schule gelesen. Ich habe folgende Frage: Beinhaltet der Methodenkoffer auch eine Beschäftigung mit dem Klima der letzten Jahrtausende, insbesondere mit der Mittelalterlichen Wärmeperiode, die in Deutschland vor 1000 Jahren Temperaturen auf einem ähnlichen Niveau wie heute zur Folge hatte? Wird den Schülern die Klimageschichte der eigenen Region beigebracht?  

Mit besten Grüßen

P.S. Wir würden Ihre Antwort gerne im Blog www.kaltesonne.de abdrucken.  

Ob wir wohl eine Antwort erhalten werden?

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