Klima, Krieg und Gender-Gaga

Die Genderdebatte schreibt die merkwürdigsten Geschichten. Die Bundestagsabgeordnete der Grünen Swantje Michaelsen kritisiert auf Twitter das Vorhaben der FDP, eine Art Tankrabatt einzuführen sehr eigenwillig. Immer wenn man denkt, es geht nicht noch verrückter, kommt der Gegenbeweis. Das Niveau ist nach unten hin offen. Die Aussage von Swantja Michaelsen ist eine Nominierung für den Auweiha 2022 Award wert.

(Abbildung: Screenshot Twitter)

Nein Frau Michaelsen, wir alle wissen doch seit Herbert Grönemeyer:

“Männer nehm’n in den Arm
Männer geben Geborgenheit
Männer weinen heimlich
Männer brauchen viel Zärtlichkeit
Oh, Männer sind so verletzlich
Männer sind auf dieser Welt einfach unersetzlich”

Die würden auch gern weniger Autofahren. Thematisch dazu ergänzend: Was Sie schon immer über den Klimawandel wissen wollten, bisher aber nicht zu fragen wagten. Luisa Neubauer klärt auf. Der Klimawandel ist nämlich sexistisch und auch rassistisch, wie RND berichtet.

Die Klimaaktivistin Luisa Neubauer hat in den sozialen Medien eine Debatte über die sexistische und rassistische Dimension des Klimawandels angestoßen. In ihrem Podcast „1,5-Grad“ und anschließend in einem Interview mit watson erklärte sie anlässlich des internationalen Frauentags, die Wurzeln der Klimakrise lägen in Machthierarchien von Männern über Frauen und von weißen Menschen über People of Colour, also nichtweißen Menschen. Wer sich vor den Folgen der Klimakrise schützen könne sei auch eine Frage von Macht. „Und die Macht liegt eben überproportional viel bei Männern“, so Neubauer.

Das zeige sich beispielsweise in der Mitsprache, welche Infrastruktur wo gebaut wird und welche Gelder für was vergeben werden. Die Infrastruktur in den Städten sei an die Bedürfnisse der Männer angepasst. Auch der Arbeitsmarkt sei auf Männer festgelegt, die keine Kinder bekommen. Das führe dazu, dass Frauen sich ununterbrochen selbst infrage stellten. „Das ist das Patriarchat, das man irgendwann internalisiert.“ Sie selbst sei als weiße Frau noch privilegiert. „Es wäre ganz anders und ich würde nicht hier sein, wenn ich eine Person of Colour wäre, da bin ich mir ganz sicher“, argumentierte Neubauer. Daher fehlten auch bei der Bewältigung der Klimakrise entscheidende Perspektiven.

Auch hier hilft Herbert Grönemeyer:

“Männer führen Kriege
Männer sind schon als Baby blau
Männer rauchen Pfeife
Männer sind furchtbar schlau
Männer bauen Raketen
Männer machen alles ganz genau”

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Auch ein Surfer auf der Kriegswelle: Stefan Rahmstorf vom PIK auf Twitter.

(Abbildung: Screenshot Twitter)

Zur Erinnerung: Russland liefert dem Westen nicht nur fossile Brennstoffe sondern auch Mineralien und Erze. 44% der deutschen Nickelimporte stammen aus Russland, bei Titan sind es 41%. Deutschland bezieht außerdem viel Aluminium aus Russland. Sollen diese Importe, die zu einem Gutteil auch in die Elektrifizierung des Verkehrs gehen, dann ebenfalls gestoppt werden? Ist der Krieg in der Ukraine gar ein E-Mobilitätskrieg? So schräg müssten eigentlich einige der lauten Stimmen nun rufen, die vom fossilen Krieg sprechen.

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Anotherone bites the dust. Das Kieler Energie-Unternehmen ENQ meldet Insolvenz an. Die Kanzlei, die mit der Insolvenzverwaltung beauftragt ist, gibt bekannt.

“Der 2009 gegründete Energieversorger EnQu belieferte zuletzt bundesweit tausende Privat- und Gewerbekunden mit insgesamt rund 14.000 Anschlussstellen für Strom und Gas. Aufgrund der in den vergangenen Monaten drastisch gestiegenen Energiepreise konnte das Unternehmen seine vergleichsweise günstigen Preise nicht mehr halten. Denn anders als viele kommunale Versorger hatte sich EnQu zu einem erheblichen Anteil lediglich kurzfristig zu Tagespreisen auf den Energiemärkten eingedeckt. „Das wurde der Gesellschaft nun zum Verhängnis“, bilanziert der vorläufige Insolvenzverwalter Schmid-Sperber in einer ersten Analyse.

EnQu hatte seine Stromkunden bereits am 21. Dezember 2021 über das Ende der Belieferung informiert. Einen Tag später erhielten die EnQu-Gaskunden die gleiche Nachricht. Deren Versorgung mit Strom und Gas war jedoch zu keinem Zeitpunkt gefährdet, da sie im Rahmen der gesetzlich vorgesehenen Ersatzversorgung automatisch und unterbrechungsfrei von ihren jeweiligen kommunalen Grundversorgern weiter beliefert wurden – allerdings zu anderen Konditionen.”

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Wie ausgereift mag die Technik von Batteriespeichern sein? In Bodnegg (Kreis Ravensburg) explodiert der Stromspeicher eines Hauses. Interessant im SWR Artikel, dass solche Batterien der Gebäudeversicherung gemeldet werden müssen. Policen könnten sich erhöhen.

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Batterien für Elektroautos werden deutlich teurer. Das berichtet Trends der Zukunft.

Die Nachfrage nach Elektroautos ist auch im Februar wieder stark gestiegen. […] Logischerweise werden daher auch immer mehr Batterien für Elektroautos benötigt. Weltweit werden daher entsprechende Produktionskapazitäten aufgebaut. So will das schwedische Unternehmen Northvolt in der norddeutschen Stadt Heide eine neue Gigafactory mit einer Kapazität von 60 GW errichten. 2025 sollen hier die ersten marktreifen Batterien vom Band laufen. Die Ankündigung verband Northvolt-Chef Peter Carlsson allerdings auch mit einer eher unschönen Nachricht: Aufgrund der stark gestiegenen Rohstoffkosten musste das Unternehmen die Preise für die E-Auto-Batterien anheben. Damit steht man keineswegs alleine dar. So haben Untersuchungen gezeigt, dass Nickel-Kobalt-Mangan-Batterie innerhalb eines Jahres um 29 Prozent teurer geworden sind. Die unter anderem von Tesla verwendeten Lithium-Eisenphosphat-Akkus verteuerten sich sogar um 41 Prozent.

Passend dazu die Tagesschau:

Zugleich erhöhen die steigenden Preise für Nickel, Lithium, Palladium und andere Metalle, die für die Elektroauto-Produktion benötigt werden, den Druck auf der Kostenseite der Autobauer. So hat sich etwa Nickel im bisherigen Jahresverlauf um über 100 Prozent verteuert.

Mit dem Ukraine-Krieg sind die Angebotsrisiken für das Industriemetall schlagartig gestiegen. Schließlich ist Russland dem Analyseunternehmen GlobalData zufolge mit einer Jahres-Produktion von zuletzt über 200.000 Tonnen der weltweit drittgrößte Produzent von Nickel. „Dabei ist es auf das stark gefragte, höherwertige Nickel spezialisiert, das in Batterien zum Einsatz kommt“, betont Commerzbank-Ökonomin Barbara Lambrecht. […] “Doch nicht nur von Russland, sondern auch von der Ukraine ist die deutsche Autoindustrie in hohem Maße abhängig. Die Ukraine steht nämlich für 70 Prozent der weltweiten Neon-Exporte. Das Edelgas ist zum Betrieb bestimmter Laser unerlässlich, die bei der Produktion von Halbleitern zum Einsatz kommen.

[…] Die meisten Hersteller von Speicherchips hielten Neon-Bestände für etwa acht Wochen vor. „Ein längerer Krieg könnte diese Vorräte also aufbrauchen und der chiparmen Welt neue Sorgen bereiten.“

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Bemerkenswertes Urteil in Australien. Auch dort wurde versucht, über Gerichte Politik zu machen.
Das lief nach dem gleichen Prinzip wie auch in Europa. Junge Menschen verklagen den Staat, weil der ihnen die Zukunft raubt. In erster Instanz bekamen die Aktivisten Recht, in der Berufung allerdings nicht, wie die Kleine Zeitung berichtet.

“Umweltministerin Ley legte sofort Berufung gegen das Urteil ein und erhielt nun recht. Das Bundesgericht stellte sich auf die Seite der Ministerin, dabei folgte es jedoch vor allem Leys Argument, wonach die Emissionen durch die Mine nur „ein geringfügig erhöhtes Risiko“ für die Schüler darstellten. Anjalia Sharma als Initiatorin der ursprünglichen Klage sagte, sie und ihre Mitstreiter seien „am Boden zerstört“. „Vor zwei Jahren stand Australien in Flammen, heute steht es unter Wasser. Die Verbrennung von Kohle macht Buschbrände und Überschwemmungen noch katastrophaler und tödlicher“, sagte die 17-Jährige und forderte: „Es muss sich etwas ändern.“ Mitklägerin Izzy Raj-Seppings wies hingegen auf einen positiven Aspekt des Urteils hin: Das Gericht habe immerhin akzeptiert, dass junge Menschen „die Hauptlast der Auswirkungen der Klimakrise tragen“, sagte die 15-Jährige. Den Anwälten der Schüler bleibt noch die Möglichkeit, vor Australiens höchstes Gericht zu ziehen.”

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