Kein gutes Klima beim DIW

Nach außen hin ist das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung DIW aktuell extrem präsent. Kaum eine TV-Sendung zum Thema Energie, bei der nicht Claudia Kemfert vom DIW ins Bild lächelt oder Marcel Fratzscher die Welt erklärt. Das Arbeitsklima in dem Forschungsinstitut scheint allerdings nicht sehr gut zu sein. Das Handelsblatt berichtet über interne Machtkämpfe. Das Vorstandsmitglied Liebig verließ das DIW, allerdings mit schweren Vorwürfen.

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(Abbildung: Screenshot YouTube)

Erstaunlich ausgewogen berichtet Planet E im ZDF über das Thema Kernenergie. Man wünscht sich mehr Journalismus auf diesem Niveau. Es werden immer zwei Seiten angehört, persönliche Bewertungen bleiben aus. Dennoch findet eine Einordnung statt.

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Der Netzbetreiber Amprion lässt Germanwatch und das Öko Institut auf seiner Webseite zu Wort kommen. Es geht um den Ausbau der Off-Shore Windenergie. Immerhin erkennen die beiden Autorinnen die Existenz von Zielkonflikten an, was ja an sich ungewöhnlich ist. Wer bisher auf Zielkonflikte hinwies, wurde als Ewiggestriger bzw. Klimaleugner gebrandmarkt.

“Nutzungskonflikte ergeben sich zudem mit den anderen Akteur*innen auf See wie Fischerei, Marine und Schifffahrt: Die aktuell maximal zur Verfügung stehenden Flächen in Nord- und Ostsee bieten Studien zufolge Raum für 57 GW (Fraunhofer, 2017) bzw. 60 GW Windenergie Offshore (Deutsche WindGuard, 2021). Um das Potential anzuheben, müssten Flächen gemeinsam genutzt oder von anderen Nutzungsformen für die Windenergie freigegeben werden.”

Es wird die europäische Kooperation beschworen. Glücklicherweise vermeiden die Autorinnen hier das Narrativ vom Wind, der schon irgendwo in Europa wehen wird. Dieses ist leider sehr oft nicht der Fall. Er fällt gern auch großflächig aus. Selbst unter guten Bedingungen scheint die Leistung überschaubar, wie am 10.05.2022.

(Abbildung: Screenshot Windeurope.org)

Es geht den Verfasserinnen eher um die gemeinsame Nutzung von Gebieten auf See. Wie allerdings eine Kompensation für bebaute Gebiete auf See aussehen soll, das wird besser ausgeklammert. Ausgleichsflächen an Land sind ja noch vorstellbar, aber auf See? Immerhin hört es sich schön an. Das Fazit liest sich daher auch eher wie eine Binse.

“Es muss möglich sein, gemeinsam Kompromisse zu erarbeiteten und umzusetzen sowie gesamtsystemisch sinnvolle Nachjustierungen zu ermöglichen, die sich aus dem Monitoring ergeben. Dafür müssen Pfadabhängigkeiten identifiziert und diskutiert werden. Es könnte beispielsweise sinnvoll sein, modulare Elemente in der Planung zu berücksichtigen, die verschiedene Optionen – etwa für eine gelungene europäische Vernetzung – offenhalten.
Mit der wissenschaftlichen und demokratischen Begleitung des Ausbaus steht dem Beginn der Planungen und des beschleunigten Ausbaus nichts im Wege.”

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Zu sehr unterschiedlichen Ergebnissen kommen Studien, die sich mit dem Thema Gas beschäftigen, genauer gesagt mit einem möglichen Wegfall der Gaslieferungen aus Russland. Da sind Protagonisten wie Claudia Kemfert vom DIW, die auf Sparen, Wärmepumpen und den Ausbau der Erneuerbaren Energien setzen, dann würde das alles schon funktionieren, andere Studien kommen zu ganz anderen Einschätzungen. Der Spiegel stellt eine solche Studie vor. Vielleicht wissen diese Studienersteller, welche Bedeutung Erdgas für die Industrie hat, ganz besonders die Grundstoff-Industrie. Es geht halt nicht nur um das Heizen.

“Ein abrupter Stopp der Versorgung mit russischem Erdgas würde das deutsche Bruttoinlandsprodukt in den ersten zwölf Monaten zwischen drei und acht Prozent einbrechen lassen, rechnet der Mannheimer Ökonomieprofessor Tom Krebs in einer Studie vor, die vom gewerkschaftsnahen Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung gefördert wurde. Zudem dürfte ein Energiepreisschock dazu führen, dass die Nachfrage nach Gütern einbricht, weil Verbraucher verunsichert werden, so der Ökonom. Das könne die Wirtschaftsleistung um weitere zwei bis vier Prozent reduzieren.”

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(Abbildung: Screenshot YouTube)

Ob Sebastian Vettel den kategorischen Imperativ von Kant kennt?

„Handle nur nach derjenigen Maxime, durch die du zugleich wollen kannst, dass sie ein allgemeines Gesetz werde.“

Wohl eher nicht. Der Formel 1 Fahrer trat beim Rennen in Florida mit einem T-Shirt auf, das andeutet, dass die Welt in späterer Zeit absaufen wird. Handelt jetzt oder schwimmt später stand auf dem T-Shirt. Vermutlich wird Vettel gegen seinen Willen zum Rennfahren in der Formel 1 gezwungen. Auf die Idee, einfach auszusteigen (handeln) und damit ein Vorbild zu geben, kommt er offenbar nicht. Die FAZ findet die Aktion in einem Kommentar jedenfalls gut.

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Deutschland errichtet weniger Windkraftanlagen. Das berichtet der Spiegel.

“Diese Verschiebung verliert zumindest in Bezug auf die Windkraft an Land in Deutschland immer mehr an Schwung. Wie der Bundesverband Windenergie mitteilte, gingen im ersten Quartal 99 Windräder mit einer Leistung von insgesamt 407 Megawatt neu ans Netz – 23 Prozent weniger als im Vorjahresquartal.

Weil auch alte Anlagen stillgelegt wurden, lag der Nettozuwachs bei der installierten Leistung bei 355 Megawatt, hieß es unter Berufung auf Zahlen der Fachagentur Windenergie . Spitzenreiter waren Nordrhein-Westfalen mit 26 neuen Windrädern und Schleswig-Holstein mit 25. Im flächenmäßig größten Land Bayern, das die bundesweit strengsten Regeln zum Abstand von Windrädern zur Wohnbebauung hat, ging überhaupt kein neues Windrad ans Netz.”

Der Abbau von alten Anlagen wirft immer wieder die Frage auf, warum trotz der oft beschworenen günstigen Stromproduktionen die Anlagen unmittelbar nach dem Auslaufen von Subventionen rückgebaut werden. Eine Industrie, die bisher offenbar ausschließlich auf Subventionen baut, hinterlässt Fragen.

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Zum Klima gehören nicht nur die Lufttemperaturen, sondern auch die Niederschläge. Niedersachsen will laut NDR neue Wege beim Wassermanagement gehen.

“Das Ziel müsse langfristig ein Umdenken sein: Weniger Entwässern, Ableiten und Versiegeln. Dafür mehr Speichern, mehrfach Nutzen und besser Verteilen, nicht nur in der Landwirtschaft. Gereinigtes Abwasser könnte in Wäldern verrieselt werden, Städte könnten so umgebaut werden, dass sie Niederschläge wie ein Schwamm halten, auf Grundstücken könnten Regenwasserzisternen gebaut werden. Das Konzept schlägt auch vor, Moore als Wasserspeicher stärker zu schützen und auf Laub- und Mischwald zu setzen. Umweltminister Lies rechnet damit, dass in den nächsten Jahren Milliarden ins Grundwassermanagement investiert werden müssen. Den Anfang will das Land ab dem Herbst machen und mehr als 30 Millionen Fördermittel bereitstellen.”

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Und wieder ein hochinteressantes neues Video von Günther Aigner:

Gerlos (Tirol): Im Jahr 2050 noch schneesicher?

Auszug aus der Sendung:

Der Schnee in Gerlos wird seit mehr als 100 Jahren vom Land Tirol gemessen; genauer gesagt: vom Hydrographischen Dienst. Als erstes schauen wir uns die so genannten Neuschneesummen an. Was versteht man darunter? Jeden Tag um 07.00 Uhr früh wird gemessen, wie viel Neuschnee in den vergangenen 24 Stunden gefallen ist. Diese tägliche Neuschneehöhe wird über ein ganzes Messjahr summiert, und zwar vom 01. September bis zum 31. August des Folgejahres.

Dazu habe ich einen tollen Chart vorbereitet, mit der Entwicklung der Neuschneesummen über die vergangenen 98 Jahre. Im Mittel fallen etwa 5,1 Meter Neuschnee pro Messjahr. In trockenen Wintern sind es weniger als 3 Meter, in niederschlagsreichen Wintern mehr als 10 Meter. Die Temperatur der Winter spielt auf einer Seehöhe wie in Gerlos nur eine untergeordnete Rolle. Ob die Winter kalt sind oder mild, macht wenig Unterschied bei den Neuschneesummen. Vielmehr ist entscheidend, ob die Winter trocken oder niederschlagsreich sind.

Auffallend sind zwei Dinge: Erstens: Die schneereiche Phase von 1965 bis 1982, die man in vielen Regionen der Alpen feststellen kann. Zweitens: Die Trendlinie, welche KEINE Veränderung in den vergangenen knapp 100 Jahren zeigt.

Blicken wir uns die Anzahl der Tage mit Schneebedeckung pro Jahr an. Hier finden wir mit einem Mittel von 152 Tagen außergewöhnlich schneesichere Verhältnisse. Die Trendlinie zeigt, dass die Winter in den vergangenen 121 Jahren weder länger, noch kürzer geworden sind.

Für schnelle Schauer: Die Hauptgraphik des Videos ist bei 1:50.

Die englische Version des Videos ist hier.

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