Kein Anstieg der extremen Niederschläge in Norditalien während der vergangenen 90 Jahre

Bei der Analyse von Hochwasserstatistiken sollte man stets auch Rekonstruktionen der Niederschlagsintensität vergleichend heranziehen. Denn vermehrte Hochwassersituationen können neben häufigerem Starkregen auch ganz andere Gründe haben, etwa Flussbegradigungen und die Reduktion von Überschwemmungsflächen. Derartige anthropogene Maßnahmen führen zum Aufbau von großen Flutwellen, die mit großer Geschwindigkeit die Flüsse hinunterrauschen und neue Hochwasserrekorde auslösen, obwohl die klimatisch bedingten Regenmengen vielleicht gar nicht zugenommen haben.

Im International Journal of Climatology erschien Mitte 2011 eine Studie eines italienischen Forscherteams um Yuri Brugnara, in der die Autoren 200 Niederschlagsdatensätze aus Norditalien untersuchten, die 90 Jahre zurückreichten. Dabei ermittelten die Wissenschaftler die Entwicklung des Gesamtniederschlags (total precipitation, TP), der Anzahl nasser Tage (wet days, WD) und der Niederschlagsintensität (precipitation intensity, PI). Die entsprechenden Kurven sind in Abbildung 1 dargestellt. Überraschenderweise hat keiner der untersuchten Niederschlagsparameter zugenommen. Wenn überhaupt, gibt es einen leicht negativen Trend über die vergangenen 90 Jahre zu verzeichnen. Das simplistische Konzept vermehrter Flutkatastrophen durch die globale Erwärmung findet in Norditalien offensichtlich keine Anwendung.

 

Abbildung 1: Entwicklung von drei Niederschlagsparametern in Norditalien während der vergangenen 90 Jahre. Gesamtniederschlag (total precipitation, TP), Anzahl nasser Tage (wet days, WD), Niederschlagsintensität (precipitation intensity, PI). Aus Brugnara et al. 2011.

 

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