Kälteperiode und Pest zerstörten das Römische Weltreich

Böser vorindustrieller Klimawandel. Die Welt berichtete am 1. Oktober 2018:

Klima und Pest zerstörten das Römische Weltreich
Auf dem Höhepunkt seiner Macht erreichte um 540 ein tödlicher Feind das Oströmische Reich. Die Hälfte der Bevölkerung fiel „Yersinia pestis“ zum Opfer. Wissenschaftler sehen Parallelen zur Gegenwart.

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Der Auslöser dafür, dass die Pest so wüten konnte, wie sie es dann tat, war eine Klimakatastrophe – wenn wir dem Althistoriker Kyle Harper vertrauen dürfen („The Fate of Rome: Climate, Disease and the End of an Empire“. Princeton University Press, 417 Seiten, ca. 35 Dollar). Das Jahr 536 wurde „das Jahr ohne Sommer“ genannt. Heute wissen wir, dass jene Zeit eine der kältesten im späten Holozän war: Eine Serie von Vulkanausbrüchen, für die es in den ganzen 3000 Jahren davor kein Beispiel gibt, führte dazu, dass die Temperaturen auf der ganzen Welt schlagartig einbrachen.

Dies hatte zwei Dinge zur Folge. Erstens: Die Murmeltiere in China wurden aus ihren Höhlen herausgetrieben und kamen mit den Schiffsratten in Kontakt, denen sie ihre Flöhe weiterreichten. Zweitens: Y. pestis, der Killer, der danach vielleicht die Hälfte der Bevölkerung des Byzantinischen Reiches umbrachte, fand ein günstiges Wetter vor. Denn der Erreger der Beulenpest mag es nicht allzu warm; der Hochsommer erledigt ihn. Eine Serie von kalten Jahren kam dem Bakterium gerade recht.

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Diese kalten Jahre waren eine Anomalie, aber sie waren auch Teil eines größeren Trends. Eine Warmzeit ging zu Ende, ein Winter brach über die Welt herein. Die Blütezeit des Imperium Romanum war sonniger und nasser als unsere Ära. In Nordafrika wurde Getreide angepflanzt, und es wuchsen Wälder. Plinius der Ältere berichtet von Elefanten, die zwischen den Bäumen am Fuß des Atlasgebirges lebten. Die Gletscher auf den Alpen zogen sich zurück. Dass es später (genauer, seit dem dritten Jahrhundert) kälter wurde, lag zum Teil an natürlichen Ursachen: Die Orbitalachse der Erde ist nun einmal nicht stabil, die Sonnenflecken nehmen zyklisch ab und wieder zu, und Vulkane brechen aus, wann immer sie Lust dazu haben.

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Eine schöne Verknüpfung der historischen Ereignisse mit dem vorindustriellen Klimawandel. Die Römische Wärmeperiode und die Kältephase der Völkerwanderungszeit werden schön dargestellt. Einziger Wehrmutstropfen sind der Fehler bei der Erklärung der Sonnenaktivitätsschwankungen. Mit der Orbitalachse hat das nun wirklich nichts zu tun. Die kommt erst bei Zeitmaßstäben von 10.000 Jahren und mehr ins Spiel. Stichwort ‚Holozänes Klimaoptimum‘. Auch die Erklärung der Kaltzeit am Ende des Römischen Reiches allein durch Vulkane ist nicht voll überzeugend. Die Sonne hatte ihre Hand hier sicher mit im Spiel. Kurz vor 600 n. Chr. bricht die Strahlkraft plötzlich rapide ein, gut zu erkennen an der blauen nach unten zeigenden Spitze in Abbildung 1. Bei Steinhilber et al. 2012 geht die Sonnenaktivität sogar noch etwas steiler und früher nach unten (siehe Abb. 16 in Usoskin 2017, pdf kostenlos hier).

Ebenfalls gut in Abb. 1 zu erkennen ist die außergewöhnlich starke Sonnenaktivität im 20. Jahrhundert. So hoch hinaus ging es noch nie in den vergangenen 10.000 Jahren. Eine vergleichbare Intensität gab es wohl nur um 9000 v. Chr.

Abbildung 1: Entwicklung der Sonnenaktvität während der letzten 10.000 Jahre. Graphik: Usoskin 2008.

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