Internationale Evaluierungskommission empfiehlt dem Norwegischen Forschungsrat eine intensivere Erforschung der natürlichen Klimafaktoren

Mitte 2011 setzte der Norwegische Forschungsrat eine internationale Kommission zur Evaluierung der norwegischen Klimawissenschaften ein. Dem Gremium gehörten neun Experten aus Kanada, den USA, Großbritannien, den Niederlanden, Schweden, Dänemark, und Finnland an. Im Juni 2012 veröffentlichte die Kommission nun ihren Abschlussbericht. Die englischsprachige Version des Berichtes kann auf der Seite des Forschungsrates komplett heruntergeladen werden (Link „Norwegian climate research – An evaluation“ am rechten Rand der Webseite). Anlass der Evaluierung ist das baldige Auslaufen der aktuellen NORKLIMA-Forschungsinitiative, die nach 2013 durch ein neues Programm ersetzt werden soll. 

Der Bericht lobt ausdrücklich das hohe Qualitätsniveau der norwegischen Klimawissenschaften. Die Forscher wären überdurchschnittlich produktiv und ihre Arbeiten werden sehr häufig zitiert. Zudem spielen die norwegischen Klimawissenschaftler eine wichtige Rolle bei den internationalen Bemühungen, den Klimawandel besser zu verstehen. So beteiligen sich viele der Kollegen an der Erstellung der IPCC-Berichte. Der Aktivitätsschwerpunkt liegt dabei in vielen Fällen im Bereich der Klimamodellierung. 

Die Kommission identifizierte jedoch auch Verbesserungspotential und spricht klare Empfehlungen aus. Insbesondere schlägt das Gremium vor, die Forschungsanstrengungen im Bereich der natürlichen Klimavariabilität zu verstärken. Ein besseres Verständnis des natürlichen Anteils am Klimawandel ist Voraussetzung, um den anthropogenen Anteil besser eingrenzen zu können.  

In Kapitel 2.1.1.6 auf Seite 22 „Zukünftige Forschungsschwerpunkte“ heißt es dazu: 

„Das Klimasystem kann nicht verstanden werden ohne dass der Beitrag der natürlichen Klimafaktoren noch gezielter untersucht wird. Die geologische Geschichte belegt eine starke Kopplung des Klimas an Sonnenaktivitätsschwankungen. Der genaue Mechanismus hierzu ist jedoch noch nicht identifiziert. Dieser Umstand sollte Anlass zu einer integrierten, internationalen Forschungsanstrengung geben. Überraschenderweise sind die weltweiten wissenschaftlichen Bemühungen auf diesem Gebiet jedoch sehr schwach ausgeprägt, was höchstwahrscheinlich eine Folge der begrenzten Forschungsförderung für grundlegende, programmungebundene Themen darstellt. Zusätzlich zur Implementierung der Empfehlungen von Klima21 [einem strategischen Klima-Forum der norwegischen Regierung] empfiehlt dieses Komitee die Intensivierung der Erforschung der natürlichen Faktoren im Klimawandel, insbesondere der Aktivitätsschwankungen der Sonne, der Prozesse zur Wolkenbildung und der multidekadischen Ozeanzyklen.“ 

In der Zusammenfassung zum Bericht in Kapitel 2.1.1.7 erläutert das Gremium diese Empfehlung noch weiter: 

„Überwiegend gefördert durch den Norwegischen Forschungsrat, hat Norwegen einen international anerkannten Top-Standard in vielen der Disziplinen erreicht, die zum Verständnis und der Erforschung des Klimasystems notwendig sind. Insbesondere werden die numerischen Klimamodelle hoch geschätzt. Weniger Aufmerksamkeit wurde hingegen der Untersuchung und dem Verständnis natürlicher Faktoren im Klimawandel geschenkt, da diese im Vergleich zu den menschengemachten Treibhausgasen als nur geringfügig relevant für das Klimasystem und die globale Temperaturentwicklung eingestuft wurden. Bei dieser Priorisierung befinden sich die norwegischen Klimawissenschaften in Übereinstimmung mit dem Mainstream der internationalen Klimawissenschaften. Unter Berücksichtigung der hohen Kompetenz in einer Vielzahl von Disziplinen sollte sich jedoch eine verstärkte Beschäftigung mit den grundlegenden natürlichen Klimaprozessen als äußerst vorteilhaft für die Klimaforschung in Norwegen erweisen.“ 

Die ausgewogenen Empfehlungen der internationalen Expertenkommission sind wegweisend. Werden andere europäische Länder wie Deutschland bald dem guten Beispiel folgen?

 

Mit Dank an Jan-Erik Solheim für den Hinweis und an Ole Humlum für weitere Informationen.
Siehe auch englischsprachiger Beitrag auf notrickszone.com.
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