Holz ist die neue Kohle Staffel 5. Folge 12

Die Zeit beschäftigt sich mit dem Verbrennen von Holz. Dabei kommt diese Art der Energieerzeugung nicht gut weg. Vor allem räumt der Artikel mit der vermeintlichen Klimaneutralität auf.

“Holz wird als nachhaltige und klimaneutrale Energiequelle behandelt und gefördert, weil es sich um einen nachwachsenden Rohstoff handelt: Holz, das in einem Kraftwerk verbrannt wird, stößt Kohlendioxid in die Atmosphäre aus. Gleichzeitig nehmen wachsende Wälder Kohlendioxid aus der Luft auf. Wenn so viel verbrannt wird wie nachwächst, so lautet das Argument, sei das klimaneutral.

An dieser Darstellung äußern zunehmend Wissenschaftler, Politik und NGO Kritik. Denn gesunde Wälder spielen nicht nur eine wichtige Rolle für die Biodiversität. Holz ist auch ein begrenzter Rohstoff, der als Baustoff dienen, zu Möbeln verarbeitet oder in der Papierindustrie verwertet werden kann – und dabei weiterhin Kohlenstoff speichert. Selbst wenn Holz fossile Energieträger ersetzt, werde seine Verbrennung die Erwärmung über Jahrzehnte bis Jahrhunderte verstärken, schreiben über 500 Wissenschaftler in einem offenen Brief an Staatsoberhäupter. Beim Verbrennen von Holz gelange zwei- bis dreimal so viel Kohlenstoff in die Luft wie bei der Verwendung von Kohle oder Gas.”

Laut Topagrar erteilt das Wirtschaftsministerium in Person von Oliver Krischer dem Verbrennen von Holz den höchsten Segen. Ihm scheinen die einfachsten Grundlagen in dieser Sache entweder zu fehlen oder er ignoriert sie.

“”Wir brauchen alle erneuerbaren Energien zur Unabhängigkeit von russischem Gas und Öl. Daher werden alle modernen CO2-einsparenden Heiztechnologien in der Förderlandschaft der Bundesregierung Berücksichtigung finden“, kündigte Krischer vergangene Woche bei der Mitgliederversammlung des Deutschen Energieholz- und Pellet-Verbands (DEPV) in Berlin an.

Pelletheizungen spielten bei der Überarbeitung der Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG) weiterhin eine wichtige Rolle, stellte der Staatssekretär klar. Er warnte angesichts der hohen Nachfrage nach regenerativen Heizsystemen davor, unterschiedliche Technologien wie Wärmepumpen und Pelletfeuerungen gegeneinander auszuspielen.”

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Der dritte Teil des 6. Zustandsberichts des IPCC ist erschienen. Das Echo darauf fällt sehr unterschiedlich aus. Die BBC spricht von einem “jetzt oder nie Moment”. Das Problem mit solchen Begriffen ist, dass sie leider sehr schnell abnutzen, weil sie im Grunde wieder Deadlines sind. Die BBC geht von maximal 3 Jahren aus, die der Menschheit noch bleiben, um das Ruder herumzureißen.

“But keeping temperatures down will require massive changes to energy production, industry, transport, our consumption patterns and the way we treat nature.

To stay under 1.5C, according to the IPCC, means that carbon emissions from everything that we do, buy, use or eat must peak by 2025, and tumble rapidly after that, reaching net-zero by the middle of this century.

To put it in context, the amount of CO2 that the world has emitted in the last decade is the same amount that’s left to us to stay under this key temperature threshold.

„I think the report tells us that we’ve reached the now-or-never point of limiting warming to 1.5C,“ said IPCC lead author Heleen De Coninck, who’s Professor of Socio-Technical Innovation and Climate Change at Eindhoven University of Technology.

Speaking to BBC News she said: „We have to peak our greenhouse gas emissions before 2025 and after that, reduce them very rapidly.

„And we will have to do negative emissions or carbon dioxide removal in the second half of the century, shortly after 2050, in order to limit warming to 1.5C.“”

Die Zeit behandelt den Bericht ebenfalls, allerdings mit etwas weniger Dramatik als die BBC. Immerhin geht es bei der Zeit auch um Maßnahmen, die in Deutschland entweder kaum angewendet werden oder sogar verboten sind, wie etwa die Kohlenstoffabscheidung.

“Weil sich das so nicht komplett umsetzen lässt, müssen alle künftigen unvermeidbaren Treibhausgasemissionen ausgeglichen werden, indem sie wieder aus der Atmosphäre gezogen werden. Wie das gelingen kann? Etwa durch Aufforstung und andere natürliche Ansätze, deren Effektivität aber mit fortschreitendem Klimawandel schrumpft. Oder die Menschheit greift zu Technologien wie Carbon Capture and Storage (CCS) – das Verpressen und Speichern von Kohlenstoff in Lagerstätten. Diese Methoden sind allerdings umstritten und funktionieren bisher nicht ausreichend.”

Weit weniger pessimistisch schein Axel Bojanowski von der Welt zu sein. Er geht in einem Sachartikel auch auf das Thema Kohlenstoffabscheidung ein.

“Mit negativen Emissionen ließen sich bis 2100 bis zu 12 komplette Jahresrationen des weltweiten Treibhausgasausstoßes einfangen, heißt es im Klimabericht. Die Verklappung von CO2 unter der Erde (CCS, Carbon Capture and Storage) könnte es ermöglichen, fossile Energiequellen „länger zu nutzen“, schreibt der IPCC. Das Verfahren stieß allerdings besonders in Deutschland auf massiven Widerstand und wurde deshalb unterbunden, was der IPCC indirekt kritisiert: Der Einsatz von CCS weltweit liege „weit unter dem Pfad für das Zwei-Grad-Ziel“. Politische Instrumente könnten die Barrieren reduzieren, schreibt der Klimarat.”

In einem Meinungsartikel (Bezahlartikel) schreibt Bojanowski u. a. über Zielkonflikte.

“Dabei haben sich die UN neben der Beschränkung der Erwärmung weitere 16 Menschheitsziele gesetzt, etwa die Überwindung von Hunger und Armut, die Verbesserung von Bildung und Gesundheit oder die Verfügbarkeit von billiger Energie. Der IPCC erkennt vor allem Chancen für Synergien mit den anderen Menschheitszielen. Warum aber ist gerade in armen Ländern der Drang zu fossilen Energien weiterhin so groß, wenn die Abwendung von Kohle, Öl und Gas laut IPCC angeblich fast nur Vorteile hat?”

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Zielkonflikte ist ein gutes Stichwort. Die USA planen laut Trends der Zukunft bestimmte Rohstoffe zukünftig bevorzugt wieder im eigenen Land zu fördern, um Abhängigkeiten zu reduzieren.
Neue Minen gefallen aber nicht jedem.

“Allerdings wird hier auch ein Dilemma deutlich. Denn theoretisch verfügen die Vereinigten Staaten und Kanada über durchaus reiche Rohstoffvorkommen. Der Abbau ist allerdings zu teuer, wenn die üblichen Löhne gezahlt und alle gültigen Umweltauflagen eingehalten werden müssen. Deshalb hat sich der Fokus immer stärker auf den Import verschoben. Dies scheint Biden nun wieder ändern zu wollen, indem er staatliches Geld in die Hand nimmt. Auf einhellige Begeisterung stößt er damit allerdings nicht. So sind Umweltschützer alles andere als angetan von der Idee neue Minen im eigenen Land zu eröffnen. Tatsächlich können hohe Rohstoffpreise auch durchaus eine segensreiche Wirkung haben. Dann nämlich, wenn sie die Hersteller motivieren, in neue Verfahren zu investieren, die weniger Ressourcen benötigen. Nach dieser Lesart könnten staatlich subventionierte Rohstoffe den technologischen Fortschritt eher behindern als fördern.”

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Kein Krieg ist so schrecklich, dass er nicht für die grüne Agenda taugt. Das schreibt in einem Meinungsartikel (Bezahlartikel) Ben Krischke von Cicero. Wir haben dieses Phänomen ja bereits beschrieben, denn momentan wird nach mehr Windkraft gerufen, veganer Ernährung, mehr Fahrradwege, mehr Wärmepumpen und gelegentlich sogar nach Systemwechsel, was auch immer das meint. Besonders obszön wird es, wenn Kriegsverbrechen in der Ukraine direkt mit diesen Forderungen in Einklang gebracht werden. Wer mit russischem Gas heizt wird dann gern als Ermöglicher von Kriegsverbrechen bezeichnet. Dass auch die Energiewende Energie aus Russland benötigt, um z. B. Komponenten herzustellen oder Rohstoffe wie Erze oder Mineralien wird dabei gern verschwiegen.

RND hat dazu einen interessanten Artikel:

“Industriegüter sind ohne Metalle und Metallverbindungen unvorstellbar – Russland ist nach China, Australien und Brasilien viertwichtigster Produzent. Das Land beheimatet mit Rusal und Norilsk Nickel etwa die Weltmarktführer für Aluminium und Nickel. Beides wurde laut HWWI im Januar um ein Zehntel teurer. 2021 lag der Anteil Russlands an allen globalen Metallausfuhren gemessen am Exportwert bei rund 19 Prozent.

Alu-Komponenten stecken in Autos, Flugzeugen, Gebäuden, Konsumgütern oder Verpackungen. Nickel ist Bestandteil verschiedener Stahlsorten, ebenso Eisen und als Vorstufe Eisenerze. Kobalt wird in Batterien eingesetzt, Kupfer in so gut wie allen elektrischen Produkten. Platin und Palladium – bei letzterem hatte Russland 2018 einen Förderanteil von 43 Prozent – werden für Auto- und Industrie-Katalysatoren gebraucht. Das Land ist außerdem ein wichtiger Goldproduzent.”

Käme wirklich jemand auf den Gedanken, dass die russischen Rohstoffe, die z. B. für eine Wärmepumpe benötigt werden, direkt den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine finanzieren?

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The Conversation am 4.4.2022:

What the invasion of Ukraine means for the IPCC’s latest climate change report

The UN’s new IPCC report on the mitigation of climate change says that immediate and deep emissions reductions are needed to limit global warming, along with removing carbon dioxide back out of the air in future. Meanwhile, the world’s governments are urging fossil fuel companies to drill for more oil and gas as fast as possible to make up for sanctions on Russia. What on earth is going on?

The job of the IPCC (Intergovernmental Panel on Climate Change) is not to conduct research or to express opinions, but to assess the scientific literature. This primarily means papers accepted in academic journals prior to a cut-off date. In the case of this latest report, that was back in October 2021.

Since then, wholesale prices of most fossil fuels have more than doubled. So, what to make of the IPCC’s conclusions? Does Russia’s invasion of Ukraine make it easier or harder to stop climate change? The answer depends heavily on how you frame the problem.

Using the “emitter responsibility” framing adopted by the IPCC – and hence by almost everyone else, including the world’s governments and corporations – climate change means emitters need to reduce “their” emissions. Vendors of the products that cause those emissions are mere bystanders.

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TechExplore am 1.2.2022:

Researcher examines the issue of battery recyclability

Batteries are in increasing demand because of their use in electric vehicles, consumer electronics, and grid scale storage. Their ubiquity is due, in part, to the rapid shift toward producing and using clean energy to replace fossil fuels. But how clean are they? Recyclability is a key component of how „dirty“ a technology is, from manufacture to use to disposal. Particularly as demand and usage increases, battery recyclability and environmental impact will become even greater issues.

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Uni Freiburg am 1.2.2022:

Frühe menschliche Besiedlung der Arabischen Halbinsel weniger vom Klima beeinflusst als bislang angenommen

• Forschungsteam weist frühsteinzeitliche Besiedlung in Trockenperioden vor 210.000 Jahren nach.
• Ergebnisse geben neue Einblicke in damalige Anpassungsfähigkeit des Menschen.
• „Die komplexen Wechselbeziehungen zwischen Mensch, Klima und Umwelt müssen aufgrund der Ergebnisse sorgfältig neu bewertet werden.“

Ein internationales Forscherteam der Sharjah Archaeology Authority/ Vereinigte Arabische Emirate (VAE) und der Universitäten Tübingen und Freiburg sowie Oxford Brookes/England um Dr. Knut Bretzke von der Universität Tübingen und Prof. Dr. Frank Preusser vom Institut für Geo- und Umweltnaturwissenschaften der Universität Freiburg bringt neues Licht in die Entwicklungsgeschichte der Menschheit: Sie zeigen, dass frühsteinzeitliche Menschen zwischen 210.000 und 120.000 Jahren wiederholt am Jebel Faya im heutigen Emirat Shardscha/VAE gesiedelt haben. Das verändert die bisherigen Vorstellungen darüber, wann und wie Menschen auf die Arabische Halbinsel kamen. Die Forschenden haben ihre Erkenntnisse in der aktuellen Ausgabe von Scientific Reports publiziert.

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