Handschrift des 11-jährigen Sonnenfleckenzyklus in Atmosphäre und Ozeanen

Von Dr. Ludger Laurenz

INHALT:
Kapitel 1: These vom Impuls der Sonne im Jahr des Sonnenfleckenmaximums
Kapitel 2: Vom Sonnenfleckenzyklus im australischen Buschfeuer zur globalen Erwärmung
Kapitel 3: Handschrift der Sonnenfleckenzyklus in der Atmosphäre (17 km, 10 km)
Kapitel 4: Handschrift der Sonnenfleckenzyklus in den Daten einzelner Wetterstationen

Der Autor ist Agrarwissenschaftler. Seit seiner Pensionierung vor drei Jahren beschäftigt er sich vermehrt mit den Themen Klima und Klimawandel. Auslöser für dieses Engagement war die Entdeckung des 11-jährigen Sonnenfleckenzyklus in den Niederschlagsdaten seiner Heimatstadt Münster. Dadurch neugierig geworden, gelang ihm schließlich in Zusammenarbeit mit zwei weiteren Wissenschaftlern der Nachweis, dass die Niederschlagsverteilung in weiten Teilen von Europa vom Sonnenfleckenzyklus beeinflusst wird. Die Ergebnisse sind 2019 im Journal  Atmospheric and  Solar-Terrestrial Physics veröffentlicht worden (Laurenz L., Lüning S, Lüdecke H-J; 2019).

Kapitel 1: These vom Startimpuls der Sonne im Jahr des Sonnenfleckenmaximums

Bei der Ermittlung des solaren Einflusses auf die Niederschläge in Europa ist aufgefallen, dass sich extreme Niederschlagssummen einzelner Monate innerhalb der 11-jährigen Sonnenzyklen in einem fixen Abstand zum Jahr des Sonnenfleckenmaximums systematisch wiederholen. Wenn der Beginn des Zyklus auf das Jahr des Sonnenfleckenmaximums gelegt wird, entsteht das Bild, als wenn die Sonne im Jahr des Sonnenfleckenmaximums ein Signal sendet, welches die Wettermuster der nächsten Jahre bestimmt. Aus dieser Beobachtung lässt sich folgende These ableiten:

Im  11-jährigen Sonnenzyklus (Schwabezyklus) erzeugt die Sonne im Jahr des Sonnenfleckenmaximums  einen Startimpuls. Ausgelöst durch diesen Startimpuls werden in jedem Sonnenfleckenzyklus für etwa 10 Jahre ab dem Sonnenfleckenmaximum wiederkehrende Wettermuster gebildet.

Diese These hat sich nach Auswertung von vielen Wetterdaten bestätigt. Mit Hilfe des Startimpulses der Sonne im Jahr des Sonnenfleckenmaximums, lässt sich die Handschrift des Schwabezyklus in vielen Wetter- und Klimagrößen weltweit nachweisen. Über die Ergebnisse bisheriger Untersuchungen wird in insgesamt vier Kapiteln berichtet.

Zum Nachweis der Handschrift der Sonne wird jeder Sonnenfleckenzyklus in eine feste Folge von Jahren unterteilt, wie in Abbildung 1 dargestellt ist. Das Jahr des Fleckenmaximums ist das Jahr 1, das so genannte Impulsjahr. Die Zyklusdauer schwankt zwischen 9 und 13 Jahren.

Abbildung 1: Einteilung der Sonnenfleckenzyklen in Einzeljahre, beginnend mit dem Jahr des Sonnenfleckenmaximums als Jahr 1

Die Auswahl der Jahre des Sonnenfleckenmaximums richtet sich nach SILSO-Daten. Liegt das Sonnenfleckenmaximum im Januar, Februar oder März, wird das Vorjahr als Impulsjahr gewählt. Mit diesen Vorgaben lassen sich die einzelnen Kalenderjahre der letzten 160 Jahre den speziellen Jahren des Sonnenfleckenzyklus zuordnen, s. Tabelle 1. Bei wenigen Zyklen ist die Wahl des Impulsjahres problematisch, weil sich das Sonnenfleckenmaximum als Plateau über zwei bis drei Jahre erstreckt. In welchem Jahr dann der Impuls ausgelöst wird, müssen weiter Untersuchungen zeigen.

Tabelle 1: Zuordnung der Kalenderjahre seit 1859 zu den einzelnen Jahren des Sonnenfleckenzyklus

Mit Hilfe dieser Zuordnung der Kalenderjahre können für jeden Zyklus, das heißt für jede Zeile aus der obigen Tabelle, Kurvenverläufe diverser Klimadaten gebildet werden. Durch das Analysieren von Datenreihen aus mehreren Zyklen lässt sich überprüfen, ob die Sonne ab dem Jahr des Fleckenmaximums ein wiederkehrendes Wettermuster erzeugt.

Kapitel 2: Vom Sonnenfleckenzyklus im australischen Buschfeuer zur globalen Erwärmung

Die Impulsthese der Sonne wird in diesem Beitrag als erstes am Auftreten der  australischen Buschfeuer überprüft. Als Datengrundlage dient die Statistik des NSW Office of Environment and Heritage, in der Zeitschrift „The Guardian“, am 7. Januar 2020 veröffentlicht, s. Abbildung 2.

 Abbildung 2: Verbrannte Fläche in New South Wales(NSW) seit 1970 („The Guardian“, 7. Jan. 2020)          

 

In Abbildung 3 ist die Buschbrandfläche den einzelnen Jahren des Sonnenfleckenzyklus zugeordnet. Jede Farbe entspricht der Buschbrandfläche im Verlauf eines Sonnenzyklus.

Abbildung 3: Buschbrandfläche in NSW/Australien in den letzten 5 Sonnenzyklen

Seit 1970 hat es in New South Wales vier extreme Buschfeuerjahre gegeben. Auffällig ist die Häufung im Jahr 6 und 7, im Sonnenfleckenminimum. Die Häufung wird durch zwei extreme Buschfeuer aus dem benachbarten Victoria untermauert.  Ein extremes Brandjahr liegt im Zyklusjahr 2 vor.  Im Jahr 6 und 7, aber auch im Jahr 2 ist mit extremen Buschfeuern zu rechnen. Um diesen Trend zu überprüfen, wird im Folgenden nach weiteren Hinweisen für solaren Einfluss auf den Zeitpunkt der Buschfeuern gesucht.

Indischer-Ozean-Dipol  (IOD)

Eine Möglichkeit zur Überprüfung des Musters bietet der Indische-Ozean-Dipol. Der IOD beschreibt eine natürliche Abweichung der Wassertemperaturen im westlichen und östlichen Bereich des Indischen Ozeans. Ist das Ozeanwasser vor Australien kühl, fällt der IOD positiv aus. Dies hat weit reichende Folgen für das Wetter: Es regnet in Teilen Australiens sehr wenig. Zum Beginn der aktuellen Buschfeuersaison hatte der IOD-Index rekordhohe Werte. Die Überprüfung der IOD-Daten auf Fußspuren des Sonnenfleckenzyklus mit Hilfe der Impulstheorie im Jahr des Sonnenfleckenmaximums hat keinen Zusammenhang zwischen der Sonnenaktivität und dem IOD-Index erkennen lassen.

Multivariate El Niño Southern Oscillation (ENSO-Index)

Einen weiteren Hinweis für solaren Einfluss auf die Buschbrände könnten ENSO-Daten vom tropischen Pazifik liefern.  El Nino bedeutet für Süd-Ost-Australien Hitze und Dürre, La Nina das Gegenteil (Sewell et al., 2016). Wenn die Sonne das Auftreten von El Nino und La Nina steuert, wäre das ein Hinweis, dass die Sonne auch das Risiko von Buschfeuern in Australien beeinflusst.

Der multivariate ENSO-Index (MEI) beschreibt die Intensität eines ENSO-Ereignisses. Große positive MEI-Werte deuten auf das Auftreten von El Niño- Zuständen hin, während extrem negative MEI-Werte auf das Auftreten von La Niña- Zuständen hinweisen. Die MEI-Daten vor 1979,  vor Beginn der Satellitenmessung, sind weniger zuverlässig. Deshalb werden hier die Daten ab 1979 verwendet.

Die stärksten El Nino/La Nina-Ausschläge gibt es ab Juli. Deshalb wird zur Überprüfung des Sonneneinflusses der Monatsblock Juli/August gewählt. Die Überprüfung der MEI-Daten mit Hilfe der Impulsthese im Jahr des Sonnenfleckenmaximums ergibt folgendes Bild, s. Abbildung 4:

Abbildung 4: Verlauf des MEI-Index im tropischen Pazifik für den Zeitraum Juli/August     im Verlauf von vier Sonnenzyklen

Im Zyklusjahr 2 herrschen trocken-heiße El-Nino-Bedingungen vor. Bis zum Jahr 5 verlaufen die Kurven zick-zack-förmig, überwiegend im El Nino-Bereich. In diesem Zeitraum wird in Süd-Ostaustralien durch Hitze und Dürre sowie der Akkumulation von vertrocknetem Brennmaterial der Grundstein für die Feuerextreme im Jahr 6 und 7 gelegt.

In den Jahren 5 und 6 vereinen sich die Kurven im leicht positiven El-Nino-Bereich, in den Jahren 7 und 8 im schwachen La Nina-Bereich. Im Jahr 9 herrscht El Nino, gefolgt von starker La Nina im Jahr 10. Die Parallelität der Kurvenverläufe in den vier Zyklen ist ein deutlicher Hinweis von solarem Einfluss auf die ENSO-Bedingungen. Der solare Einfluss wurde schon früher, zum Beispiel von  Landscheidt (2000) und Gray (2010), nachgewiesen. Die obige Abbildung 4 bezieht sich nur auf die Entwicklung des MEI im Juli/August. Die Abbildung 5 zeigt die Entwicklung des MEI in allen Jahreszeiträumen, für die Zyklusjahre 1 bis 10.

Abbildung 5: Entwicklung des MEI für die Zyklusjahre 1 bis 10

Die Linien der ersten Jahreshälfte (blau) und der 2. Jahreshälfte (rot) wechseln von Zyklusjahr zu Zyklusjahr das Niveau zueinander, in Abbildung 5 durch die Pfeile gekennzeichnet. Die Trendumkehr verläuft regelmäßig. Vermutlich spielt dabei der Windrichtungswechsel bei der Quasi-Biennalen-Oszillation (QBO) eine Rolle. Der Zeitpunkt des Windrichtungswechsels in der QBO wird über Erwärmungswellen in der Stratosphäre von der Sonne gesteuert, wie eigene Berechnungen zeigen.

Die Kurven in Abbildung 5 lassen sich in Zukunft für Prognosen nutzen. Ist das Jahr des Sonnenfleckenmaximums bekannt, ist auch der Verlauf des MEI in den einzelnen Monaten der nächsten 10 Jahren prognostizierbar. Prognosen für La Nina in 2020 und 2021, identisch mit den „Sonnenimpuls“-Ergebnissen in Abbildung 5,  haben auch schon Leamon, R. J. et al. (2017) aufgestellt.

Insgesamt festigt die Auswertung des MEI auf solaren Einfluss die Annahme, dass die Sonnenaktivität sich auf den  Zeitpunkt der Buschfeuer in Süd-Ost-Australien auswirkt.

Oceanic Niño Index (ONI)

Ob der solare Einfluss sich ebenfalls durch den ONI aus dem tropischen Pazifik zeigt, wird im folgenden Abschnitt erläutert. Der Oceanic Niño Index (ONI) wurde von der NOAA entwickelt, um die Phase der ENSO besser bestimmen zu können. Der Index bezieht sich auf die Wassertemperatur der oberflächennahen Schicht (Sea Surface Temperature, SST) in bestimmten Regionen des tropischen Pazifik. Die Überprüfung von solarem Einfluss mit Hilfe der Impulsthese im Jahr des Sonnenfleckenmaximums ergibt folgendes Bild, s. Abbildung 6:

Abbildung 6: ONI  (Wassertemperatur) im tropischen Pazifik im Verlauf von 6 Sonnenzyklen

Der Verlauf der Kurven des ONI ähnelt dem Verlauf der Kurven des MEI. Der zeitweise parallele Verlauf von insgesamt 6 Zykluskurven liefert einen Hinweis für den solaren Einfluss auf den ONI und damit auf den Temperaturtrend im tropischen pazifischen Oberflächenwasser.

Der solare Einfluss auf den MEI und ONI und damit auf das zeitliche Auftreten von El Nino und La Nina verstärkt das Argument für solare Beeinflussung der Buschfeuerjahre in Australien. Mit den bisherigen Ergebnissen lässt sich auch eine Prognose wagen. Das nächste Sonnenfleckenmaximum wird nach NASA vermutlich 2025 sein. Nach den Daten in Abbildung 3 liegt das höchste Feuerrisiko in den Jahren 6 und 7, entsprechend 2030 und 2031.

Der ONI und die globale Erwärmung

Das Sonnensignal in Abbildung 6 enthält einen Aspekt, der sich nicht auf die Buschfeuer bezieht, sondern auf die Ursachen der globalen Erwärmung. In Abbildung 6 sind die Kurven unterschiedlich eingefärbt. Zyklen, die mit einer Sonnenfleckenanzahl über 200 im Fleckenmaximum beginnen, sind rot eingefärbt, jene mit Fleckenzahlen unter 200 sind blau gefärbt. Es zeigt sich, dass die roten Linien meist über den blauen Linien liegen. Das liefert ein Hinweis darauf, dass das tropische Pazifikwasser in Zyklen mit hoher Sonnenfleckenzahl stärker erwärmt wird als in Zyklen mit niedriger Fleckenzahl. Die Korrelation zwischen der Anzahl der Sonnenflecken im Jahr des Sonnenfleckenmaximums und dem gemittelten ONI bzw. der mittleren Wassertemperatur des jeweiligen Zyklus ist in Abbildung 7 veranschaulicht.

Abbildung 7: Beziehung zwischen der Anzahl der Sonnenflecken im Jahr des Fleckenmaximums und dem ONI im Mittel der jeweiligen Zyklen

Zwischen der Sonnenaktivität und dem ONI besteht eine enge Korrelation. Korrelationen sagen zunächst nichts aus über Kausalitäten. Trotzdem drängt sich hier der Verdacht auf, dass mit zunehmender Anzahl der Sonnenflecken im Jahr des Sonnenfleckenmaximums das Oberflächenwasser im tropischen Pazifik stärker erwärmt wird. Die Sonnenaktivität in der 2. Hälfte des letzten Jahrhunderts hatte das höchste Niveau der letzten 8000 Jahre.  Die aufgezeigte Korrelation liefert einen Hinweis darauf, dass die globale Erwärmung der letzten Jahrzehnte solar beeinflusst ist.

Die Sonnenaktivität ist zuletzt stark gesunken. Die Erdtemperatur stagniert in den letzten Jahren auf hohem Niveau. Die von hoher Sonnenaktivität in den Ozeanen akkumulierte Wärmeenergie wird erst mit einer Verzögerung von 20 bis 30 Jahren an die Atmosphäre abgegeben (Eichler et al., 2009). Die Sonne beeinflusst den Trend in den Ozeanen. Die Ozeane bestimmen mit Verzögerung von Jahrzehnten den Temperaturtrend in der Troposphäre.

Kapitel 3: Handschrift des Sonnenfleckenzyklus in der Atmosphäre in 17 und 10 Kilometern Höhe

Im vorhergehenden Abschnitt ist der solare Einfluss mit Daten aus dem tropischen Pazifik bestätigt worden. Entsprechend müsste der Impuls der Sonne auch in den Temperaturdaten der Stratosphäre sichtbar sein. In Abbildung 8 ist der Temperaturtrend im Verlauf der letzten 4 Schwabezyklen dargestellt.

Abbildung 8: Sonnensignal in der Temperaturanomalie während der letzten 4 Sonnenzyklen in 17 km Höhe

Die vier Kurven unterscheiden sich stark. Während der beiden ersten Zyklen (rot) liegt die Temperatur zeitweise 1,5 °C über den Werten in beiden letzten Zyklen (blau). Die Spitzen der roten Kurven in den Jahren 3 bis 5 sind durch vulkanische Aktivität überhöht. Das kann in Abbildung 11 aus dem Verlauf der oberen Temperaturkurve (17 km Höhe) abgeleitet werden.  Wie schon beim MEI und ONI aus dem tropischen Pazifik besteht eine positive Korrelation zwischen der Anzahl der Sonnenflecken im Jahr des Fleckenmaximums und der Stratosphärenerwärmung, s. Abbildung 9.

Abbildung 9: Korrelation zwischen der Anzahl der Sonnenflecken im Jahr des Fleckenmaximums und der Stratosphärenerwärmung in 17 km Höhe.

Mit zunehmender Sonnenfleckenzahl im Jahr des Sonnenfleckenmaximums steigt die Temperatur exponentiell an. In Zyklen mit sehr hoher Sonnenfleckenzahl erwärmt sich die Stratosphäre stärker als in Zyklen mit niedriger Fleckenzahl. Der Anstieg ist aber in den beiden ersten Zyklen (1979, 1989) durch Vulkaneinflüsse verstärkt. Da die Sonne in der zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts die höchste Sonnenfleckenaktivität der letzten 8000 Jahre hatte, wurde die Stratosphäre in diesem Zeitraum immer wieder stark erwärmt. Das hat Auswirkungen auf die Zirkulationssysteme in der Troposphäre, die Bildung von Hoch- und Tiefdruckgebieten und damit auch auf den Temperaturtrend in den Ozeanen und der Troposphäre (Labitzke et al.; 2008). So ist das Sonnensignal nach eigenen Berechnungen auch im NAO-Index mit Hilfe der Impulsthese nachweisbar.

Die Korrelation zwischen der Sonnenfleckenanzahl und dem Betrag der Temperaturerhöhung ist auf die Stratosphäre beschränkt. In 10 Kilometern Höhe, der oberen Troposphäre, verlaufen die Temperaturkurven der letzten vier Sonnenzyklen weitgehend parallel (s. Abbildung 10), nach dem aus Abbildung 8 bekannten Grundmuster.

Abbildung 10: Sonnensignal in der Temperaturanomalie während der letzten vier Sonnenzyklen in 10 km Höhe

Dass sich die Stratosphäre in der Phase des Sonnenfleckenmaximums aufheizt, ist wissenschaftlich belegt und allgemein bekannt. Besorgnis bereitet unter Wissenschaftlern der seit 1979 mit Satelliten beobachtete Temperaturabfall in der Stratosphäre, dem Beginn der Satellitenmessung, s. folgende Abbildung 11, oberste Temperaturlinie.

Abbildung 11: Temperaturverlauf in der Troposphäre und Stratosphäre nach Satellitenmessung, 1979 bis November 2019 (Quelle: Climate4You).

Ein Teil der Klimawissenschaftler sieht in dem Temperaturabfall in der Stratosphäre den Fingerabdruck des Anstieges der CO2-Konzentration. Die Zunahme der CO2-Konzentration soll in den unteren Schichten der Atmosphäre temperaturerhöhend wirken, in der Stratosphäre dagegen temperatursenkend. Für sie ist der Temperaturabfall in der Stratosphäre der Beweis für die Klimawirkung des CO2. Allerdings wird dieser Theorie widersprochen (Munshi et al., 2018):

„Wir kommen zu dem Schluss, dass es keinen Beweis für die auf dem Klimamodell basierende Hypothese gibt, dass die Erwärmung der Troposphäre und die Abkühlung der Stratosphäre kausal zusammenhängen oder dass eines dieser Phänomene mit der atmosphärischen Kohlendioxidkonzentration zusammenhängt.“

Wie die eigenen Ergebnisse zeigen, kann der Temperaturabfall in der Stratosphäre auch allein mit dem Rückgang der Sonnenaktivität erklärt werden.

Kapitel 4: Handschrift des Sonnenfleckenzyklus in Daten einzelner Wetterstationen

Langfristige Wetterprognosen für mehrere Jahre sind bisher nicht möglich. Das könnte sich mit Hilfe der These vom Impuls der Sonne im Jahr des Fleckenmaximums ändern. Dies soll an drei Beispielen aus Deutschland und den USA gezeigt werden.

Abbildung 12 a: Häufigkeit von Dürre in den einzelnen Jahren des Sonnenfleckenzyklus in Münster

In Münster besteht in den Zyklusjahren 5, 6 und 7 eine deutlich höhere Wahrscheinlichkeit für Dürre als in den anderen Jahren des Zyklus. Auch die Dürre 2018 und 2019 fällt in diesen Bereich. Entsprechend dem Trend in Abbildung 12a wäre es nicht verwunderlich, wenn das Jahr 2020 nochmals sehr trocken wird, bevor es dann 2021 mit hoher Wahrscheinlichkeit für die Waldökosysteme wieder ausreichend regnet.

Der Dürretrend in Abbildung 12 a zeigt sich auch in den Sommer-Niederschlagssummen für den Zeitraum Juni bis August, s. Abbildung 12 b. Dieser Zeitraum ist für die Vegetation und Ertragsbildung der Feldfrüchte besonders relevant, aber auch für Urlaubsindustrie, Bauindustrie, Versicherungsindustrie usw.

Abbildung 12 b: Sommerniederschlagssumme (Juni –August) in den einzelnen Jahren des Schwabezyklus  in Münster

Die Handschrift der Sonne ist am parallelen Verlauf der schwarzen Kurven ersichtlich. Diese Parallelität kann nur die Sonne erzeugen. Das ist ein eindeutiger Beweis für die Richtigkeit der  Impulsthese. In den Zyklusjahren 4 und 5 folgen fast alle Kurven dem solaren Zwang. Der Dürresommer 2018 ist solar verursacht. Die Sonne hat im Jahr des Sonnenfleckenmaximums 2014 den Impuls gesendet, der vier Jahre später 2018 für extreme Dürre (und Hitze)  gesorgt hat. Wenn das kommende Sonnenfleckenmaximum im Jahr 2025 eintritt, wie die NASA prognostiziert, ist 2029 erneut mit einem ähnlich trocken-heißem Sommer wie 2018 zu rechnen.

Abbildung 13: Sonnenscheindauer und Jahresniederschlagssumme in den einzelnen Jahren des Sonnenfleckenzyklus auf Helgoland

Helgoland liegt in der offenen Nordsee. Das Wetter wird nicht durch lokale Effekte wie auf dem Festland beeinflusst. Auf Helgoland formt die Sonne das Wetter der einzelnen Zyklusjahre außergewöhnlich stark, s. Abbildung 13. Zum Zeitpunkt größter Stratosphärenerwärmung im Jahr 3 scheint auf Helgoland die Sonne am stärksten und regnet es am wenigsten. Gegen Ende der El-Nino-Periode im Pazifik im Jahr 10 regnet es am meisten und scheint die Sonne am wenigsten.

Abbildung 14 a: Niederschlagssumme Mai bis August (Mittel von 15 Zyklen)  in den einzelnen Jahren des Sonnenfleckenzyklus in Des Moines, Iowa/USA

Des Moines in Iowa liegt im Zentrum des nordamerikanischen Cornbelt. Hier befindet sich die weltweit größte Anbaufläche für Sojabohnen und Mais. Das Wetter in dieser Region beeinflusst die Weltmarktpreise. Es gibt ein starken solaren Einfluss auf die Niederschlagssumme von Mai bis August (s. Abbildungen 14 a). Das sind die Hauptwachstumsmonate für Soja und Mais. Der solare Einfluss zeigt sich besonders in den Jahren 7 bis 10. Von Jahr zu Jahr wechseln die Niederschlagssummen stark, parallel zum Wechsel von El-Nino- und La-Nina-Jahren im Pazifik, s. Abbildung 4 und 5. 

Im Zyklusjahr 7 und 9 beträgt die Niederschlagssumme ca. 350 mm, im Jahr 8 und 10 ca. 480 mm, das sind 130 mm bzw. 37 % mehr. Der Unterschied hat erheblichen Einfluss darauf, ob ein Teil der Ernte vertrocknet oder neue Rekordernten zu erwarten sind. Da die Streuung der Niederschlagssummen zwischen den einzelnen Zyklen relativ gering ist, lässt sich mit dem gezeigten Sonnensignal in Abbildung 14 eine Prognose für die Sommer-Niederschlagssummen der Zyklusjahre 7 bis 10 erstellen.  Schon vor 200 Jahren hat der Astronom Wilhelm Herschel den solaren Einfluss auf die Niederschläge und Weizenerträge in den USA erkannt, ist mit diesem Wissen an der Börse reich geworden.

Die Sonne hinterlässt ihre Handschrift auch in den Getreidepreisen in den USA, s. Abbildung 14 b:

Abbildung 14 b: Trend des Getreidepreises nach der Ernte (Aug.-Dez.) in den USA im Verlauf des Sonnenfleckenzyklus seit 1928 

Getreidepreise in den USA sind nicht nur vom Wetter in den USA abhängig, sondern auch von den Erntemengen auf anderen Kontinenten. Dennoch verlaufen die Kurven mehr oder weniger parallel, mit starkem Hinweis auf solaren Einfluss. Die Preise steigen von 81 % im Zyklusjahr 4 auf 118 % im Zyklusjahr 7, eine Zunahme um 37 %.

Abschlussbemerkung

Der Autor hat versucht, mit diversen Universitäten und Instituten in Deutschland Kontakt zu bekommen, um über die hier vorgestellte Impulsthese und seine Auswertungsergebnisse über die aktuelle Rolle der Sonne als Klimafaktor zu diskutieren. Meist kam keine Antwort. Die wenigen Antworten hatten die Botschaft: Von der Sonne kann keine Klima erwärmende Wirkung ausgehen.

Dass diese Aussage abwegig ist, erklärt sich allein schon durch die Auflistung von solaren Einflüssen mit Hilfe der Impulsthese. Natürliche Faktoren wie die Variabilität der Sonne und Ozeanströmungen sind mitverantwortlich für die aktuelle Warmzeit, eventuell sogar hauptverantwortlich.  Bei der weiteren Analyse von Wetterdaten mit Hilfe der Impulsthese wird sich zeigen, in welchem Umfang solare Muster auch in anderen Regionen der Welt vorhanden sind. Viele Wirtschaftsbereiche dürften Interesse an einer raschen Erforschung von Sonnensignalen mit Hilfe der Impulsthese haben.

Der Autor ist sehr verwundert darüber, wie die Medien einseitig über die Ursache des  aktuellen Klimawandels berichten, die Existenz von natürlichen Faktoren einfach ausklammern. Den Autor erinnert das an den Fall Relotius. Vor kurzem hat Juan Moreno ein Buch zum Fall Relotius veröffentlicht. Die Mechanismen, die Relotius zu seinen Lügen veranlasst haben, funktionieren offensichtlich immer noch, jetzt beim Thema Klimawandel.

Quellen

(1 ) L. Laurenz, H.-J. Lüdecke, S. Lüning (2019): Influence of solar activity on European rainfall. J. Atmospheric and Solar-Terrestrial Physics, 185: 29-42, doi: 10.1016/j.jastp.2019.01.012).

(2) T. Sewell, R. E. Stephens, D. Dominey-Howes, E. Bruce & S. Perkins-Kirkpatrick (2016): Disaster declarations associated with bushfires, floods and storms in New South Wales, Australia between 2004 and 2014, Scientific Reports volume 6, Article number: 36369 (2016)

(3) T.  Landscheidt (2000): Solar Forcing of El Niño and La Niña, Journal: The solar cycle and terrestrial climate, Solar and space weather Euroconference  ESA Publications Division, ESA SP, Vol. 463, ISBN 9290926937, p.135

(4)  L. J. Gray et al. (2010): Solar Influence on Climate, Reviews of Geophysics,  https://doi.org/10.1029/2009RG000282

(5)  Leamon, R. J. et al. (2017): Predicting the La Niña of 2020-21: Termination of Solar Cycles and Correlated Variance in Solar and Atmospheric Variability,   American Geophysical Union, Fall Meeting 2017, abstract #SH42A-05;               

 (6)  Anja Eichler et al.(2009):  Temperature response in the Altai region lags solar forcing;   Geophysical Research Letters  https://doi.org/10.1029/2008GL035930

(7) K. Labitzke et al.(2008):  Sunspots, the QBO, and the Stratosphere in the North Polar Region: An Update;  Climate Variability and Extremes during the Past 100 Years pp 347-357

(8) Jamal Munshi (2018): Climate Change, Tropospheric Warming, and Stratospheric Cooling;   Elsevier BV, SSRN ID3238535

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