Grüne Inflation

Der Focus gibt Gazprom die Schuld an den deutschen Energiepreisen. Der Redakteur Michael Hochstätter spricht sogar davon, dass Gazprom deutsche Kunden verhöhnt. Gemeint sind damit Tweets von Gazprom, die auf die niedrigen Lagerbestände in Europa hinweisen. Laut dem Artikel träumen Grüne wie Ingrid Nestle davon, dass sich zukünftig Mieter und Vermieter die CO2 Kosten des Heizens teilen.

Der Artikel zitiert auch Claudia Kemfert. Ganz bewusst nennt sie hier keine Zahlen, denn ansonsten wäre klar, dass selbst eine gesunkene EEG-Umlage kaum etwas bewirkt. Sie erwähnt auch besser nicht, dass die Umlage zukünftig steuerfinanziert wird. Das merkt dann der Verbraucher nicht mehr bei der Stromrechnung aber indirekt bei der Einkommenssteuer.  

DIW-Ökonomin Kemfert weist wie die Linke auf Verwerfungen auf dem Energiemarkt hin: „Leider werden preissenkende Faktoren beim Strompreis, wie beispielsweise die gesunkene EEG-Umlage, nur zögerlich an die Verbraucher weitergegeben, wohingegen preissteigernde Faktoren, wie erhöhte Strombörsenpreise, sofort an die Verbraucher mit einem Aufschlag weitergegeben werden.“

Eine Senkung der EEG-Umlage verpufft also wirkungslos, wenn die Politik nicht selbst stärker die Preisgestaltung im Energiehandel reguliert. Hier wäre vor allem Wirtschaftsminister Robert Habeck gefragt und seine Regulierungsbehörde, die Bundesnetzagentur.

Kemfert scheint auch davon auszugehen, dass niemand in Deutschland in Mietswohnungen lebt, denn sie empfiehlt allen eine Solaranlage auf dem Dach.

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Inflation ist ein hässliches Wort, denn sie bedeutet in der Regel Geldentwertung. Noch hässlicher ist die Grüne Inflation oder auch Greenflation. Nicht umsonst liest man sehr oft zur Zeit, dass das völlig unpassend wäre. Natürlich, wer will schon gern für Geldentwertung verantwortlich sein? Professor Dr. Bert Rürup und Axel Schrinner kommentieren die Grüne Inflation im Handelsblatt.

“Die aktuellen Preissprünge haben verschiedene Gründe, etwa geopolitische Spannungen, steigende Preise für Emissionsrechte, ein Wiederanziehen der Weltkonjunktur, der Energiehunger großer Schwellenländer, die Rücknahme der befristeten Mehrwertsteuersenkung in Deutschland sowie die neue CO2-Abgabe.”

“Ein Problem dabei ist, dass viele Menschen nicht in der Lage sind, rasch auf höhere Preise zu reagieren. In ländlichen Regionen sind viele Erwerbstätige auf das Auto angewiesen, um zur Arbeit zu kommen. Und wer zur Miete wohnt, kann seine Wohnung nicht selbst isolieren oder eine sparsame Heizung einbauen.”

Wie oben erwähnt scheinen die Autoren weniger in einem Elfenbeinturm zu leben als Frau Kemfert.

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Abwarten, ob das tatsächlich funktioniert. Die Frankfurter Rundschau berichtet über ein spanisches Start-Up, das neuartige Windkraftanlagen herstellen möchte. Diese kommen ohne Rotoren aus und seien entsprechend billiger. Eine Animation bei YouTube zeigt das Prinzip.

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Dient Deutschland hier als abschreckendes Beispiel? Belgien erwägt die Laufzeitverlängerungen für zwei seiner Kernreaktoren wie Neimagazine.com berichtet.

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Der Bund trägt sich mit dem Gedanken die Produktion von strombasierten Flüssigkraftstoffen (Power-to-Liquid) zu fördern. Ein Markttest wurde jetzt abgeschlossen. Offenbar soll es um Kerosinprodukte gehen, die man fördern möchte.

“Ziel des Markttests war es, eine gemeinsame Informationsbasis zwischen Zuwendungsgeber (BMDV) und potenziellen Förderprojekten zu schaffen. Das wettbewerbliche Förderverfahren soll eine kosteneffiziente Zuteilung der Fördermittel und somit einen möglichst hohen Beitrag zu den Förderzielen gewährleisten. Dazu zählen die Senkung von Kosten bei der PtL-Erzeugung, der Markthochlauf von PtL-Technologien und das übergeordnete Ziel der CO2-Minderung im Verkehrssektor mit Fokus auf den Luftverkehr. Dank der regen Teilnahme am Markttest, welche das hohe Engagement der PtL-Akteure verdeutlicht, wurden wertvolle Erkenntnisse zur Ausgestaltung der Förderrichtlinie gewonnen. Neben den umfangreichen Projektskizzen, die sowohl technische als auch ökonomische Parameter der Vorhaben im Detail darlegten, wurden auch konstruktives Feedback und Optimierungsvorschläge zum Förderdesign selbst eingereicht. Viele Beiträge betonten die Notwendigkeit einer PtL-Produktförderung, um den Markteintritt trotz der noch hohen Kosten zu ermöglichen. So solle die Förderung neben den hohen Investitionskosten auch die hohen Betriebskosten abfedern.”

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Nach einer Serie von Insolvenzen will Wirtschaftsminister Habeck nun die Billigstrom-Anbieter an die Zügel nehmen. Wer nach einer Insolvenz an einen Grundversorger fällt, der wird oft mit teuren Tarifen ”bestraft”. Ob es etwas nutzt, wird man sehen, denn auch Bestandskunden wird in Sachen Strom gerade das Fell über die Ohren gezogen.

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Gasknappheit betrifft nicht nur Deutschland, auch die Türkei leidet darunter. In diesem Fall ist der Lieferant allerdings nicht Russland sondern der Iran wie der Spiegel berichtet. Erschwerend kommt eine Kältewelle mit starken Schneefällen gerade dazu.

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Es wurde viel gesprochen und auch viel behauptet bei der Sendung Hart aber fair. Einige, leider nicht alle, Aussagen überprüft die Redaktion. Bei den Kapazitäten von Nordstream 2 schien sich Jürgen Trittin doch etwas vertan zu haben.

Stichwort: Etwas vertan. Natürlich ließ Plasberg den Elfer ohne Torwart nicht aus und sprach Trittin auf die Kugel Eis an, die einen Haushalt die Energiewende im Monat kosten werde. Er habe sich, was bestimmte Teile angeht, verschätzt so Trittin. Aber dann kommt es: Ab 2005 wären ja andere Minister dafür verantwortlich gewesen. Im Studio herrschte Heiterkeit, dem Zuschauer und Stromkunden dürfte das Lachen vergangen sein. Das stimmt, aber die sind seinen Irrweg weitergelaufen.

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