Geologische Energiespeicher können Beitrag zu erfolgreicher Energiewende in Schleswig-Holstein leisten

Es ist fast so als wenn man einem Unfall in Zeitlupe zusehen muss. Über die Vorwürfe, dass die Grüne Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock Teile ihres kürzlich erschienen Buchs “Jetzt. Wie wir unser Land erneuern” mit wortwörtlichen Übernahmen aus anderen Quellen versehen hat, darüber haben wir bereits berichtet. Der Umgang der Grünen mit dieser Sache ist interessant. Denn offenbar hat Annalena Baerbock nun einen Medienanwalt eingeschaltet. Es ist Christian Schertz, der auch schon Größen wie Claas Relotius (der Spiegel) oder Theodor zu Guttenberg vertreten hat. Der Mann kennt sich offensichtlich gut aus in diesem Bereich. Besagter Anwalt versuchte zunächst etwas zu entkräften, was aber als Vorwurf gar nicht wirklich erhoben wurde: Die Nutzung von Passagen wären eine Urheberrechtsverletzung. Unterstützt in der These wird Schertz dabei erstaunlicherweise von einem Juristen des ZDF, Felix W. Zimmermann. Der macht seine Feststellungen allerdings privat auf Twitter.

(Abbildung: Screenshot Twitter)

Weil das Thema Urheberrecht und in diesem Fall Schaffenshöhe kurzer Passagen von Texten immer sehr individuell betrachtet werden muss, ging Schertz auf den Entdecker der kopierten Textpassagen zu. Ihm wirft der Anwalt nun offenbar den Versuch von Rufmord vor. Teile der Grünen versuchen außerdem den Eindruck zu erwecken, dass Stefan Weber, der die Textstellen entdeckte, unredlich handelte und ohnehin nur beabsichtige die Grünen zu schädigen. Dummerweise hat aber genau dieser Stefan Weber in einer Stellungnahme des Bundesamtes für Risikobewertung beim Thema Glyphosat ebenfalls Sätze gefunden, die das Bundesamt von Dritten übernommen hatte. Der Grüne Abgeordnete Harald Ebner feierte den jetzt gescholtenen Weber seinerzeit für das Finden der Plagiate.

Was Schertz Weber nun konkret juristisch vorwirft ist nicht ganz klar. Der Plagiatsexperte hat nichts anderes gemacht als den Text des Baerbock Buchs in eine Suchmaschine einzugeben und die Fundstellen zu benennen. Warum Baerbock diese Stellen (sofern sie die tatsächliche Autorin war) nicht einfach umgestellt und abgeändert oder irgendwie in eigene Worte gefasst hat, das bleibt ein Rätsel. Pikant ist allerdings, dass der ZDF-Jurist Zimmermann, der momentan von den Grünen in den Zeugenstand geholt wird, 3 Jahre in der Kanzlei von Schertz beschäftigt war. Alte Freundschaft rostet halt nicht.

Es ist Stand jetzt eigentlich gar nicht die Tatsache, dass Textstellen 1:1 übernommen wurden, die so bemerkenswert ist. Das war sicherlich ein Fehler der Autorin und/oder der Ghostwriter – vermutlich sogar vermeidbare, denn Umformulieren ist ja kein Hexenwerk. Viel mehr ruft der Umgang der Grünen damit Stirnrunzeln hervor. Das ist zum einen die Kritik am Entdecker und Überbringer der schlechten Nachricht und gleichzeitig die Verschwörungstheorien, die nun gestrickt werden.

Laut Jürgen Trittin steckt die Bild Zeitung dahinter, dumm nur, dass andere Medien schon viel eher über die Plagiatsvorwürfe berichteten. Sogar die Tagesschau bekam ihr Fett weg. Ihr wurde von der Grünen EU-Abgeordneten Hannah Neumann sogar die eigentliche Schlagzeile angeraten: ”Schmutzkampagne gegen @Abaerbock”. Was mag Frau Neumann bloß über das ZDF sagen? Deren Hauptstadt-Korrespondentin Shakuntala Banerjee hat vermutlich schon eine Programmbeschwerde wegen Majestätsbeleidigung am Hals, sie meinte: Es wird schwierig für Baerbock.

Es ähnelt doch alles sehr den Vorkommnissen rund um den geschönten Lebenslauf von Baerbock, die sich dann hinterher in Interviews am allermeisten über diesen blöden Fehler ärgerte. Vermutlich wird sie sich in Kürze auch am meisten darüber ärgern, dass sie für sie interessante Gedanken nicht in eigene Worte kleiden wollte oder konnte und das dann öffentlich bekanntgeben. Wie beim Lebenslauf wird der Zeitpunkt aber wieder alles andere als optimal sein, nämlich dann, wenn es nicht mehr zu leugnen ist.

Die Grünen sind momentan ihr eigener größter Feind. Weder die Causa Lebenslauf noch die Plagiatsvorwürfe sind Erfolge der anderen Parteien. Die können sich gerade genüsslich zurücklegen und genießen, wie die Themen bei Twitter trenden und die Umfragewerte der Grünen sinken.

(Abbildung: Screenshot Twitter)

Da Baerbock und ihr Team die Salamitaktik schon in Sachen Lebenslauf anwendeten, dürfte das Thema auch noch eine ganz Zeit im öffentlichen Fokus stehen. Eigentlich kann einem Robert Habeck bei diesem Schauspiel echt leidtun. Dem kann unmöglich entgangen sein, wen er da an seiner Seite hat und wer statt seiner als Kandidatin in den Wahlkampf geht. Das ist also sehenden Auges passiert. Oder aber, Habeck ist derartig gewieft, dass er das alles hat kommen gesehen. Vielleicht hat er damit gerechnet, dass Baerbock diesem Druck nicht standhält und hinwirft oder aber, dass sich bei einer Wahlniederlage der Grünen das Thema Baerbock erst einmal erledigt hat.

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Alter schützt vor Torheit nicht. Das musste gerade Ruprecht Polenz erfahren als er einen bestürzten Tweet über Unwetter in Süddeutschland absetzen musste.

(Abbildung: Screenshot Twitter)

Ihm las Jörg Kachelmann auf Twitter die Leviten. Das ist sehr lesenswert.

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Eine Nominierung für den Auweiha Award 2021 hat sich Simone Peter verdient. Eigentlich ist die Frau ja Wissenschaftlerin und daher sollte ihr doch eigentlich klar sein, dass man weder die Physik, noch die Chemie noch die Mathematik austricksen kann. Bei Twitter beruft sie sich auf die Deutsche Umwelthilfe. Der traurige Zirkelschluss einer Lobbyistin.

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Christian-Albrechts-Universität zu Kiel am 17.6.2021:

Geologische Energiespeicher können Beitrag zu erfolgreicher Energiewende in Schleswig-Holstein leisten

Das neue Klimaschutzgesetz sieht bis 2030 eine Reduzierung der CO2-Emissionen um 65 Prozent vor. Bis 2045 soll Deutschland dann komplett klimaneutral sein. Um diese Ziele zu erreichen, müssen sehr schnell regenerative Energiequellen in erheblichem Ausmaß erschlossen werden, damit fossile Energiequellen in den Sektoren Strom, Verkehr und Wärme ersetzt werden können. Einen Beitrag zu dieser Energiewende leistet das Projekt ANGUS II (Auswirkungen der Nutzung des Geologischen Untergrundes als thermischer, elektrischer oder stofflicher Speicher). Unter Leitung von Professor Sebastian Bauer und Professor Andreas Dahmke vom Institut für Geowissenschaften an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU) hat das Verbundprojekt die Potenziale untertägiger Energiespeichertechnologien im Modellgebiet Schleswig-Holstein ausgelotet. Die Erkenntnisse und entwickelten Methoden stellten die Projektverantwortlichen, -träger und -beteiligten heute (Donnerstag, 17. Juni) der Fachöffentlichkeit im Rahmen des digitalen Symposiums „Energiespeicher im geologischen Untergrund“ vor. Im Zentrum des Forschungsprojektes standen die Integration saisonaler geologischer Wärme- und Gasspeicher in bestehende und zukünftige Energienetze sowie deren potenzielle Umweltauswirkungen.

Begrüßt wurden die Teilnehmerinnen und Teilnehmer unter anderem von Johannes Grützner, Ministerium für Energiewende, Landwirtschaft, Umwelt, Natur und Digitalisierung des Landes Schleswig-Holstein: „Wir stehen insbesondere bei der Wärmewende noch vor sehr großen Herausforderungen. In Ballungsgebieten können saisonale (Untergrund-) Wärmespeicher gemeinsam mit Wärmenetzen verschiedene Erneuerbare Energien und Abwärme langfristig und stabil nutzbar machen. Das ANGUS-Projekt hat in hervorragender Weise wesentliche Grundlagen entwickelt und wichtige Fragestellungen für solche Lösungen bearbeitet. Nun kommt es darauf an, die Ergebnisse in die Praxis umzusetzen.“

Den Impulsvortrag hielt Professor Georg Teutsch vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung in Leipzig. Teutsch: „Der Klimawandel und seine Folgen sind globale Phänomene mit weltweiten Auswirkungen, die jedoch vor allem auf nationaler, regionaler und lokaler Ebene bewältigt werden müssen. Dabei sind wir alle gefordert, Klimaschutz aktiv voranzutreiben, indem Expertise gebündelt wird, Mitigationsstrategien und Anpassungsmaßnahmen gemeinschaftlich entwickelt und in der Praxis umgesetzt werden. Zukünftig werden Dürreperioden und Extremereignisse zunehmen und das ‚neue Normal‘ werden. Die Nutzung von thermischen Speichern im Untergrund ist hier eine wertvolle Maßnahme, die Auswirkungen des Klimawandels für intelligente Anpassungsmaßnahmen zu verwenden“. Als eine Lösungsstrategie beschreibt Teutsch dabei quantitative System-Managementmodelle, die den saisonalen Wasser- und Wärmehaushalt des natürlichen Systems für eine Region insgesamt detailliert und prognosefähig abbilden, eine Technik die auch als „Digitaler Zwilling“ bekannt ist.

Nutzungspotenziale des geologischen Untergrundes

„Wir sind am Beispiel von Schleswig-Holstein der Frage nachgegangen, ob und wie der geologische Untergrund für die Energiespeicherung genutzt werden kann“, erklärt Andreas Dahmke. Dafür war zunächst die Beschreibung des in der Beispielregion Schleswig-Holstein zur Verfügung stehenden Geosystems notwendig. Auf dieser Basis konnten von den ANGUS II-Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern gekoppelte Modelle erstellt und validiert werden, die zukünftige Energiesysteme mit Berücksichtigung von erneuerbaren Erzeugungskapazitäten wie z.B. Windparks oder Solaranlagen, energietechnische Anlagen wie etwa Kraftwerke oder Wärmepumpen sowie die untertägigen geologischen Speicher und deren Speicherpotenziale quantitativ abbilden. „Mit so einem integrierten Ansatz lassen sich plausible Szenarien zur Transformation unseres Energiesystems in den kommenden Jahrzehnten entwickeln“, ergänzt Sebastian Bauer.

Geotechnische Energiespeicher bieten sowohl große Speicherkapazitäten als auch die Möglichkeit, Energie über Monate oder sogar Jahre zu speichern. Sebastian Bauer erläutert weiter: „Mit der im Projekt neu entwickelten Kopplung von Energiesystemmodell, Anlagenmodell und Geospeichermodell kann systematisch die Integration der Geospeicher in die Energienetze detailliert untersucht und die im zukünftigen Energiesystem erforderlichen Leistungen und Kapazitäten konsistent bestimmt werden. Damit ist ein flexibles Planungsinstrument für die Auslegung und Dimensionierung von geologischen Energiespeichern geschaffen worden.“

Umweltverträglichkeit geologischer Speichersysteme

Ein Untersuchungsschwerpunkt im ANGUS II-Vorhaben war zudem die Untersuchung der Umweltauswirkungen von untertägigen saisonalen Wärmespeichern, die zwischenzeitlich in anderen Forschungsvorhaben noch weiter vertieft werden konnte. „Es treten bei unterirdischen Wärmespeichern thermisch induzierte, hydrochemische Veränderungen sowie Veränderungen der Funktionalität des Aquiferbioms, also der mikrobiologischen Lebensgemeinschaften im Untergrund, auf. Diese lassen sich jedoch gut in ihrer räumlichen und zeitlichen Dynamik prognostizieren. Mithilfe unserer Ergebnisse stehen nun Ansätze bereit, um bei geplanten Vorhaben für geologische Wärmespeicher im Vorwege mögliche Umweltauswirkungen einzugrenzen“, erläutert Andreas Dahmke.

Einen Teil der erarbeiteten Prognosemethoden konnten die Forschenden auf dem eigenen experimentellen Testfeld der CAU verifizieren. Die Ergebnisse der Projektarbeiten zeigten demnach auch, dass untertägige saisonale Wärmespeicher für viele Betriebsszenarien und Wärmebedarfsdichten nur einen relativ geringen Anteil des untertägigen Raums thermisch stark verändern würden. Bauer: „Geologische Energiespeicher für Gas und Wärme können in allen betrachteten Ausbauszenarien unseres zukünftigen Energiesystems einen Beitrag zur Stabilisierung der Energieversorgung leisten und so den notwendigen Übergang zu 100 Prozent erneuerbaren Energien unterstützen.“

Sehr hohe Speicherpotenziale im schleswig-holsteinischen Untergrund

Für Schleswig-Holstein wurden anhand der im ANGUS II Projekt entwickelten Methodik große geologische Speicherkapazitäten für tiefe Porengasspeicher für Wasserstoff, synthetisches Methan beziehungsweise Druckluft erfasst. „Aufgrund der sehr großen geeigneten untertägigen Räume werden wir auch bei hohen Speicherbedarfen nur einen sehr geringen Anteil für geologische Energiespeicher benötigen“, so Projektleiter Andreas Dahmke. Damit stünden für Energiespeicher im Untergrund ausreichend Speichertechnologien, große potenzielle Kapazitäten und eine große Spannbreite an erreichbaren Speicherraten zur Verfügung.

Auch für Wärmespeicher, die näher an der Erdoberfläche liegen, gäbe es große Potenziale, sagt Bauer: „Mittels der in ANGUS II entwickelten numerischen Methoden lassen sich saisonale untertägige Wärmespeicher systematisch in komplexe zukünftige Wärmeversorgungskonzepte von Städten integrieren und im Hinblick auf ihre Effektivität, Effizienz und dem damit verbundenen untertägigen Raumbedarf und die Wärmeverteilung bewerten.“ Da hierbei der Wärmebedarf eine große Rolle spielt, wurden zur Abschätzung des gebäudespezifischen Wärmebedarfs in Schleswig-Holstein neue GIS-Methoden entwickelt, anhand von Messdaten überprüft und angewendet. Diese werden nun beispielsweise in Kooperation mit der Landeshauptstadt Kiel und dem MIT in Cambridge, USA, genutzt, um effiziente Ansätze für eine energetische Gebäudesanierung zu ermitteln.

Die im ANGUS-Projekt entwickelten Methoden und Ansätze werden bereits bei der Planung und dem anschließenden Bau von Demonstrationsvorhaben zu großtechnischen geologischen Wärmespeichern in Hamburg im Rahmen der Reallaborvorhaben IW3 und Tiefstack bzw. im Rahmen der Entwicklung eines neuen Energiekonzepts der CAU eingesetzt.

Über das Projekt
Das Verbundprojekt ANGUS II wurde vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) von 2016 bis 2021 mit rund 6,6 Millionen Euro gefördert. Es wurde durch das Institut für Geowissenschaften der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU) koordiniert und den Projektträger Jülich umgesetzt. Die Verbundpartner kommen von der Hochschule Flensburg, von der Europa-Universität Flensburg, von der Johannes Gutenberg-Universität Mainz und vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung Leipzig.

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Unerwünschte Wahrheiten zum Klimawandel am 28.6.2021 auf JF TV. Mit dabei: Sebastian Lüning:

Dazugehöriger Beitrag in der JF ist hier.

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Handelsblatt am 18.6.2021:

Wegfall von Kohle- und Kernkraftwerken: Netzbetreiber warnt vor Energie-Engpässen

Weil Deutschland in Rekordzeit konventionelle Kraftwerke stilllegt, schwindet die kalkulierbare Energiemenge. Die Energiebranche fordert Anreize zum Bau von Gaskraftwerken.

Der Ausstieg aus der Atomenergie ist Ende nächsten Jahres vollzogen, gleichzeitig gehen reihenweise Kohlekraftwerke vom Netz. Zwar steigt der Anteil des Stroms aus erneuerbaren Quellen. Doch Windräder und Photovoltaikanlagen liefern nur Strom, wenn der Wind weht und die Sonne scheint. Das führt zu Problemen. „Wir brauchen auch langfristig regelbare Kraftwerke, um die Versorgungssicherheit in Deutschland zu gewährleisten“, sagte Stefan Kapferer, Chef des Übertragungsnetzbetreibers 50Hertz, am Freitag.
Mit dem Ausstieg aus der Kernenergie und der Kohleverstromung verliere Deutschland über 50 Gigawatt (GW) gesicherte und regelbare Leistung, sagte Kapferer. In der politischen Diskussion über das Erreichen der Klimaschutzziele müsse die Versorgungssicherheit einen höheren Stellenwert bekommen, forderte Kapferer.

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