Ganz sicher keine Erwärmungspause! Die Daten dazu haben wir aber leider verloren…

In den USA bringen viele Klimawissenschaftler derzeit ihre Daten in Sicherheit. Sie haben Angst, dass US-Präsident Trump die Messergebnisse löscht. Ausgenommen davon ist eine Gruppe der National Oceanographic and Atmospheric Administration (NOAA) um ihren ehemaligen Chef Thomas Karl. Sie haben ihre Daten bereits „verloren“, und das offenbar sogar vorsätzlich. Karl und Kollegen hatten kurz vor dem Pariser Klimagipfel 2015 ein Paper im Fachblatt Science herausgebracht, dass die Staatenchefs zur Unterschrift unter das Klimaabkommen motivieren sollte. Ihre Hauptaussage: Die Erwärmungspause existiere gar nicht. Tausende von Wissenschaftlern sollten sich geirrt haben. Entgegen den wissenschaftlichen Geflogenheiten versäumten es die Autoren des „Pausebuster-Papers“ jedoch, die in ihrer Analyse verwendeten Daten öffentlich zu archivieren. Selbst auf Nachfrage stellten sie die Datenreihen interessierten Kollegen nicht zur Verfügung. Als der öffentliche Druck zur Verifizierung der Ergebnisse immer größer wurde, suchte man bei der NOAA den Computer und die Software, mit dem die Science-Untersuchung durchgeführt wurde. Die Überraschung war groß als die Wissenschaftler erklärten, der Computer musste samt Programm „wegen technischer Defekte“ entsorgt werden. Es gäbe somit keine Möglichkeit, den Wahrheitsgehalt der wichtigen Studie zu überprüfen, we are very sorry for this.

Würde es sich um eine esoterische Nischenwissenschaft handeln, könnte man einfach mit der Schulter zucken und die Sache auf sich beruhen lassen. In diesem Fall jedoch geht es um nichts anderes als einen Teil der Begründung für den Totalumbau der Industriegesellschaft. Unter diesem Hintergrund ist das Fehlen der Daten schlichtweg unakzeptabel. Im Sport entspräche dies einer bewusst verpassten Dopinprobe, was zur Sperrung des Athleten führen würde. Nicht so jedoch in den Klimawissenschaften, wo scheinbar Sonderregeln gelten. Die Zeitschrift Science hätte das Paper umgehend zurückziehen müssen. Dies ist bis heute nicht passiert. Der Präsident der American Association for the Advancement of Science (AAAS) – unter dessen Aufsicht Science erscheint – erklärte am 7. Februar 2017, dass er keine Veranslassung sehe, das Paper zurückziehen zu lassen, alles wäre bestens. Allerdings beschäftigt sich nun immerhin der US-Kongress mit dem Vorfall und fordert von der NOAA die Übergabe wichtiger Dokumente zur Studie. Während sich die NOAA unter dem ehemaligen Präsident Obama noch in Sicherheit wog, könnte die fortwährende Verweigerung zur Kooperation nun ernsthafte Konsequenzen nach sich ziehen. Auch die NOAA selber kündigte eine interne Untersuchung der Vorwürfe an, wobei hier vermutlich keine echten Resultate erwartet werden können. Man darf gespannt sein, wie dieser Krimi ausgeht. Die NASA scheint ihre Zuständigkeit für die Klimawissenschaften bereits auf Betreiben der neuen US-Regierung verloren zu haben. Schlechte Nachrichten insbesondere für das NASA-eigene GISS-Institut, das in der Vergangenheit vielfach mit schwer nachvollziehbaren Temperaturdatenveränderung aufgefallen war und das von einem bekennenden Klimaaktivisten geleitet wird.

Weshalb dieses Katz-und-Maus spiel? Gibt es hier vielleicht etwas, was besser nicht ans Licht kommen sollte? Wie haben es Thomas Karl und NOAA-Kollegen eigentlich geschafft, die akzeptierte Erwärmungspause zu durchbrechen? Ein ehemaliger NOAA-Wissenschaftler durchbrach nun die Mauer des Schweigens und wandte sich mit pikanten Interna an die Öffentlichkeit. John Bates ging erst kürzlich in Ruhestand, was ihm nun ermöglicht, frei über die Abläufe zu Paper hinter den Kulissen zu sprechen. Er verriet, dass das Karl-Manuskript im Hause eine Sonderbehandlung erfuhr und von der ansonsten bei der NOAA üblichen fachlichen Überprüfung ausgespart wurde. Kritik einiger Mitarbeiter an seiner Studie ignorierte der ehemalige NOAA-Direktor Thomas Karl einfach und drückte das Paper mit Hochdruck zur rechtzeitigen Publikation für die Pariser Klimakonferenz durch. Dabei waren offenbar alle Mittel recht. Es war egal, dass das Berechnungsprogramm noch gar nicht richtig getestet und freigegeben war. Es war ebenso egal, dass das Korrekturverfahren der Temperaturwerte hochfragwürdig ist und einem normalen Peer Review eigentlich nicht standhalten würde.

Insgesamt wurden die Temperaturen dadurch um 0,12°C künstlich heraufgesetzt, und zwar mit dem folgenden Kniff: Bis 2005 wurden vornehmlich Messungen der Meerestemperatur durch Schiffsdaten ermittelt, zunächst per Eimer, später im Zulauf der Pumpen für die Kühlung der Schiffsmotoren. Es stellte sich heraus, dass die Schiffsmessungen um durchschnittlich 0,12 Grad wärmer waren – was nachvollziehbar ist – als die Bojenmessungen, die seit 2005 weltweit vorgenommen werden. 4000 Meeresbojen (ARGO) messen seither die Meerestemperatur deutlich präziser als die veralteten Schiffsmessungen. Die ARGO- Bojen zeigten seit 2005 keinen signifikanten Erwärmungstrend. Um die Bojenmessungen mit den Schiffsmessungen vergleichbar zu machen, wurden nun die guten Bojenmessungen um 0,12 ° C auf das Niveau der schlechten Schiffsmessungen angehoben. Man stellt sich natürlich sofort die Frage, warum  man nicht einfach die schlechten alten Schiffsmessungen nach unten korrigierte, was zu einer Absenkung von 0,07 °C (aufgrund eines komplizierten Umrechnungsmodus -0,07°C anstatt -0,12 °C) geführt hätte. Der langfristige Anstieg wäre ähnlich gewesen, aber die Pause wäre gemäss den Rohdaten der Bojen ein ärgerliches und beeindruckendes Argument gegen jegliches CO2- Katastrophenszenario gewesen. Man entschied sich also für die Verschlechterung der guten Daten und die Obama-Administration nutzte diese Daten im Vorfeld der diplomatischen Vorbereitungen des Pariser Gipfels. Ginge man so mit Börsendaten um, würde man wahrscheinlich im Gefängnis landen. Nun soll es bald eine neue wieder korrigierte Messreihe geben. Hier wird ein kleiner Teil der Erwärmung der Vorgängerreihe ab  2000 wohl wieder zurückgerechnet werden, vertraut man den vorläufigen Verlautbarungen. Da reibt man sich schon die Augen.

Vieles deutet in diesem Fall auf eine politische Einflußnahme und Instrumentalisierung der NOAA hin. Es ist zu wünschen, dass die Untersuchungen des US-Kongresses hier weiteres Licht in den Vorfall bringen. Im englischsprachigen Raum haben die Insider-Enthüllungen von John Bates hohe Wellen geschlagen. In Deutschland blieben die Zeitungsredaktionen (mit wenigen Ausbahmen, z.B. MZ) jedoch auffällig stumm. Der Fall war zu unbequem als dass man ihn der Öffentlichkeit zumuten wollte. Man könnte fast auf den Gedanken kommen, dass dies das Produkt einer verabredeten Selbstzensur sein könnte.

Zwischenzeitlich suchen NOAA und Anhänger der harten Klimalinie händeringend nach Erklärungen für die aufgedeckten Missstände (z.B. Washington Post) – bisher allerdings ohne überzeugendes Ergebnis. Judith Curry ging auf die Verteidigungsargumente der NOAA in einem Blogpost vom 6. Februar 2017 detailliert ein.

 

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