Fritz Vahrenholts Sonnenkolumne 2/16: Die aktuellen Wärmerekorde

Sehr geehrte Damen und Herren,

es vergeht kaum ein Tag, an dem nicht die aktuellen Wärmerekorde als Hinweis oder gar Beweis für die anthropogen bedingte Klimaerwärmung herhalten müssen. So berichtet die heutige FAZ am Sonntag unter der Überschrift „Abschied vom Winter“vom Winter 2015 , der „eher als grau angestrichener Sommer daherkommt“. Es fehlt natürlich nicht der Verweis auf die menschengemachte Erwärmung. Doch was sagen die Messungen ? Seit etwa 30 Jahren stagnieren die Wintertemperaturen in Deutschland (siehe hier). Das Wettergedächtnis der Menschen ist kurz. Immerhin waren die Winter 2003, 2006, 2009, 2010, 2011 und 2013 kälter als der 30- jährige Durchschnitt.

Tatsächlich ist der letzte Winter durch eine außerordentlich starke Erwärmung geprägt. Die Februartemperaturen waren global um markante 0,8  wärmer als der Februar 2015. Wie wir im Monatsbeitrag erläutern, ist dies auf den besonders ausgeprägten El Nino zurückzuführen, der sein Maximum im November letzten Jahres hatte und sich gegenwärtig auflöst. Dieser natürliche Vorgang führt im übrigen nicht nur zu einer exorbitanten Erwärmung des Wassers vor der nord- und südamerikanischen Westküste sondern gleichzeitig auch zu einer enormen Abkühlung des Indischen und westpazifischen Ozeans. Diese Meere haben sich um 1 °C abgekühlt.  Dabei wird eine Energie frei, die etwa dem entspricht, was die gesamte Erde in 4 Tagen von der Sonne an Strahlungsfluss erhält. Diese Energie erhöht die globale Oberflächentemperatur und das führt zu vermehrtem Abstrahlen eines Gutteils der Wärme in den Weltraum.

Ein ElNino führt am Ende also dazu, dass dem System Erde Wärmeenergie entzogen wird. Die Erwärmung, die wir gegenwärtig sehen, ist eine Begleiterscheinung dieses natürlichen Prozesses. Die aktuellen Rekorde haben also viel mehr mit dem natürlichen Zyklus von ENSO (ElNino/LaNina) zu tun als mit der darunter liegenden moderaten Erwärmung von vermutlich ca. 0,01°C/ Jahr durch die Wirkung von Treibhausgasen. Anders ausgedrückt etwa 1 % der Erwärmung dieses Winters können wir den Treibhausgasen zuschreiben, der Rest ist ein zyklischer natürlicher Prozess, den wir ab Winter 2016/17 möglicherweise in der Form des abkühlenden LaNina Effekt erleben werden.

Und was macht die Sonne? Unsere Sonne war auch im Februar 2016, wie in fast jedem Monat  des aktuellen Zyklus, deutlich unternormal aktiv. Die festgestellte SSN ( SunSpotNumber) betrug 57,2. Das Mittel der Zyklen 1…23 für diesen Monat  dagegen errechnet sich zu 80,8. Beobachtet wurde also 71% des Mittelwertes im aktuellen Zyklus 24. Er gehört zu den vier schwächsten Zyklen seit 1749. Wie könnte es nach dem aktuellen Sonnenzyklus 24 weitergehen? Sporadisch (letztmalig hier) machten wir darauf aufmerksam, dass der erste Fingerzeig für den kommenden Zyklus die Stärke der polaren Felder der Sonne im Minimum der Aktivität vor Beginn des Zyklus ist.

Bemerkenswert ist, dass im gesamten Zyklus seit 2008 die Felder der Südhälfte stärker waren als die der Nordhälfte und wir aktuell die größte Differenz der Felder seit 1976 verzeichnen.  Mit einem solchen Phänomen beschäftigten sich mehrere Arbeiten, z.B. Munoz-Jaramillo et al. (2013) und Ashish Goe et al. (2007). Sie verbinden eine Asymmetrie der polaren Felder mit einer hemisphärischen Entkopplung des solaren Dynamos. Die letztere Arbeit diskutiert auch die These, dass eine starke Asymmetrie des solaren Dynamos eine der Ursachen des Maunder Minimums (eine Phase sehr geringer Sonnenaktivität 1645 bis 1715) war. Zumindest ist ein Blick auf die unterschiedlichen Feldstärken der polaren Felder angebracht. Wir werden diese Anomalie für Sie im Auge behalten und  sehen, was die nächsten 1 bis 2 Jahre hier bringen, denn dann sollten sich die  polaren Felder bereits in ihrem Maximum ( nahe des Minimums der Sonnenflecken)  befinden und die Vorhersage des folgenden Zyklusses müsste recht robust möglich sein. Wenn Sie das auch spannend finden, empfehlen Sie diesen newsletter gerne weiter.

Herzlichst
Ihr Fritz Vahrenholt

 

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