Flutkatastrophen am bayerischen Ammersee vor allem während solarer Schwächephasen

Wie haben sich die Hochwässer in der Vergangenheit entwickelt, welche Faktoren nahmen Einfluss auf die Entwicklung? Die simplistische Verkürzung auf „mehr CO2 gibt mehr Hochwasser“ wird der Komplexität der Materie sicher nicht gerecht. Modellierungsstudien sollten zunächst versuchen, die Hochwassergeschichte der Vergangenheit zu reproduzieren. An Informationen zur Flut-Historie soll es nicht scheitern. Eine Reihe von Forschungsgruppen erhebt derzeit in zahlreichen Fallstudien entsprechende Kallibrierungsdaten. Eine dieser Studien fand am Geoforschungszentrum Potsdam (GFZ) statt, wobei Markus Czymzik im Rahmen seiner Doktorarbeit die Hochwasser-Entwicklung des drittgrößten bayerischen Sees, des Ammersees für die vergangenen 5000 Jahre anhand von Sedimentuntersuchungen ermittelte. Das pdf der Dissertation kann kostenlos heruntergeladen werden. In seiner Arbeit erläutert Czymzik, warum sich der Ammersee für diese Art der Untersuchungen besonders eignet:

Der Ammersee im Alpenvorland bildet ein ideales Archiv zur Rekonstruktion von Hochwassern. Detritisches Material wird durch nur einen Hauptzufluss, die Ammer, in das rinnenförmige Becken transportiert. Die warvierten Sedimente erlauben eine zuverlässige Detektion und Datierung selbst mikroskopischer Hochwasserlagen. Instrumentelle Hochwasserdaten der Ammer und Wetterzeitreihen des Meteorologischen Observatoriums Hohenpeißenberg ermöglichen eine Kalibration der Sedimentdaten.

Bereits 2010 hatte Markus Czymzik zusammen mit Kollegen einen Artikel im Fachmagazin Water Resources Research veröffentlicht (Paper ist auch in der Doktorarbeit ab S. 10 enthalten). Darin präsentierten die Forscher die Hochwasser-Häufigkeitsentwicklung am Ammersee für die vergangenen 450 Jahre. Zu ihrer Überraschung ergab sich eine ausgezeichnete Korrelation mit der Sonnenaktivität. Immer wenn die Sonne schwach war, kam es zu vermehrten Fluten am Ammersee. Auch in einem neueren Paper vom Februar 2013 in den Quaternary Science Reviews wiesen die Forscher erneut auf diesen erstaunlichen Zusammenhang hin.

 

Abbildung 1: Fluthäufigkeit der Ammersee-Region (unten) und Sonnenaktvität (oben) (aus Czymizik 2012, Dissertation). Phasen geringer Sonnenaktivität sind blau hinterlegt. Immer wenn die Sonne schwach war (hohe C14-Werte, Auschlag) kam es zu vermehrten Fluten.

 

Foto: Nino barbieri / Lizenz: This file is licensed under the Creative Commons Attribution-Share Alike 2.5 Generic license.

 

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