Extremwetter-„Experte“ Frank Böttcher kennt die neueste Literatur nicht: Aktuelle Forschungsergebnisse zur globalen Wirbelsturmentwicklung schaden seinem klimaalarmistischen Geschäft

Der IPCC wird sich von Bericht zu Bericht immer sicherer, dass der Mensch in eine selbstverschuldete Klimakatastrophe schliddert. Im Jahr 1990 war man „confident“, dass der Mensch die Hauptursache für den Klimawandel ist. 1995 steigerte man auf „increased confidence“. 2001 hieß es likely. 2007 very likely und 2013 extremely likely (Abbildung 1).

Abbildung 1: Der IPCC wurde sich in der anthropogenen Zuordnung der Hauptursache des Klimawandels von Bericht zu Bericht immer sicherer. Abbildung: IPCC.

 

The Energy Advocate hat nun einmal diese angebliche Steigerung der Gewissheit mit der sich immer weiter öffnenden Schere zwischen Modellvorhersagen und realer Temperaturentwicklung verglichen. Eine überraschend gute Korrelation (Abbildung 2). Offenbar wird sich der IPCC immer sicherer, je schlimmer die Modelle danebenliegen. Das hat Stil! Nun kann man eine weitere Prognose bereits jetzt mit großer Gewissheit wagen. Nach dem Gesetz der Serie wird sich die Gewissheit der menschengemachten Klimakatastrophe im nächsten IPCC-Bericht auf schwindelerregende >99% erhöhen. Denn dies ist nach IPCC-Schema die nächste Kategorie in der Wahrscheinlichkeitsskala (Abbildung 3). Auch der Klarname hierfür ist beeindruckend: „Virtually certain“. Die schöne virtuelle Welt der Klimamodelle…

Abbildung 2: Vergleich von Modellvorhersagen und realer Temperaturentwicklung (Roy Spencer) und Auftragung der IPCC-Wahrscheinlichkeiten für die Hypothese, dass der Mensch der Hauptsschuldige am Klimawandel ist. Quelle: The Energy Advocate

 

Abbildung 3: Wahrscheinlichkeitsskala nach IPCC.

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Im September-Heft 2013 von Geo erschien ein Artikel zum Klimawandel in Mexiko:

Klimawandel: Rätsel um den Regen
In Mexikos Sierra Madre Oriental hängen Mensch und Natur am Tropf. Und der tropft inzwischen immer unregelmäßiger.
Alles in La Plazuela dreht sich ums Wasser. Denn das Wasser ist in dem mexikanischen Dorf über die Jahre immer knapper geworden. Es regnet nicht mehr so viel wie früher, hier im Biosphärenreservat Sierra Gorda de Querétaro in Zentralmexiko. „Und es regnet anders“, sagt Don Tacho. Der 61-Jährige ist so etwas wie der Dorfälteste und die höchste Autorität in La Plazuela. „Früher gab es richtige Regengüsse, heute nieselt es“, sagt er. Und: Früher regnete es im August und September, heute regnet es schon im Mai und Juni.[…] Nicht nur dem Dorf macht der Klimawandel zu schaffen. Betroffen ist ein ganzer Gebirgszug, der sich in einigem Abstand zur Ostküste über etliche Bundesstaaten Mexikos erstreckt: die Sierra Madre Oriental. In der ganzen Sierra sei es heißer geworden, sagt Alejandro von Bertrab, Koordinator des vom Bundesumweltministerium (BMU) beauftragten Programms „Klimawandel und das Management von Naturschutzgebieten“ bei der Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) in Mexiko. Seit Beginn der Wetteraufzeichnungen vor 60 Jahren ist die Temperatur im Jahresdurchschnitt um ein Grad Celsius gestiegen.

Die Erwärmung Mexikos während der letzten 60 Jahre um ein Grad möchte man gerne glauben. Gemeint ist die Zeit ab den 1950er Jahren bis heute, einer Zeitspanne, während der sich die Erde in der Tat aufgeheizt hat. Aber warum geht der BMU-Projektbeauftragte nicht gleich noch weiter zurück, zum Beispiel 80 Jahre, also mit Beginn der 1930er Jahre? Dazu schauen wir uns die offizielle NOAA-Temperaturkurve für New Mexico an, also des US-Bundestaates, der direkt nördlich der mexikanischen Region liegt, die der Geo-Beitrag behandelt. Die Überraschung ist groß: Zwischen 1930-1950 lagen die Temperaturen zum Teil auf dem heutigen Niveau (Abbildung 4). Da wundert es nicht, dass diese Warmphase gerne im klimaalarmistischen Singsang ausgeklammert wird.

 

Abbildung 4: Temperaturentwicklung von New Mexico während der letzten 100 Jahre. Quelle: NOAA.

 

Kümmern wir uns nun um die Klage des Dorfältesten, dass es „heute anders regnen würde als früher“. Könnte dies möglicherweise ein Zeichen für den menschengemachten Klimawandel sein? Ein Blick auf die vorindustrielle Niederschlagsentwicklung zeigt, dass diese Beweisführung nicht ganz so einfach ist. Denn die Vergangenheit war stets durch einen Wechsel von Dürre und regenreichen Phasen gekennzeichnet. In der weiteren Umgebung konnte sogar ein Zusammenhang mit der Sonnenaktivität nachgewiesen werden (siehe unsere Blogartikel „Neue Studie im Journal of Quaternary Science: Dürren in der Karibik häufen sich während solarer Schwächephasen“ und „Millenniumszyklen vor Florida: Neue Arbeit dokumentiert bedeutenden Einfluss der Sonne auf das Klima vor 7000 Jahren„).

Hierdurch ermutigt, begeben wir uns auf die Suche nach Hinweisen aus Mexiko selbst. Und wir werden fündig. Im Jahr 2006 erschien im Journal of Climate von Blanca Mendoza, Victor Velasco und Ernesto Jáuregui von der Ciudad Universitaria eine Studie zur vorindustriellen Dürrehäufigkeit in Südost-Mexiko ab dem 16. Jahrhundert. Die Forscher fanden eine starke Variabilität, wobei sie in der Phase 1760-1899 mehr Dürren fanden als in der Zeit von 1550-1760. Die Ursachen für die Schwankungen sehen Mendoza und ihre Kollegen im El Nino, Ozeanzyklen und solaren Aktivitätsschwankungen. Würde man also einen Dorfältesten zu einem beliebigen Zeitpunkt während der vergangenen 500 Jahre gefragt haben, wie es in seinem Dorf mit den Niederschlägen stehen würde, hätte er genau das Gleiche geantwortet wie sein Nachfahre zur heutigen Zeit, nämlich dass es „heute anders regnen würde als früher“. Gerne hätte GEO in seinem Beitrag hierauf hinweisen können. Es sind scheinbar harmlose Auslassungen wie diese, die die öffentliche Klimadiskussion und subjektive Wahrnehmung der Situation durch die Bevölkerung in die Irre führen.

Im Folgenden ein Auszug aus der Kurzfassung des Mendoza et al.-Papers:

The highest drought frequency occurred around the years 1650, 1782, and 1884; no droughts were reported around 1540, between 1630 and 1640, along the largest time lapse of 1672–1714, and between 1740 and 1760. From 1760 until the end of the period of study [1899] droughts definitively occur more often than they did from 1550 to 1760. In addition, most droughts lasted for 1–2 yr. Analyzing the frequencies of the drought time series it is found that the most conspicuous cycles are 3–4 and 7 yr, although cycles of 12, 20, 43, and 70 yr are also evident. The relation between droughts and El Niño events indicates that 38% of droughts are associated with El Niño. Sea surface temperature changes, the Southern Oscillation index, and solar activity leave their signals in the southeastern part of Mexico, with the signs in Oaxaca clearer than in the Yucatan Peninsula. However, the dominance of some phenomena over others depends on the time scales considered.  

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Frank Böttcher lebt von der Extremwettergefahr. Alljährlich richtet er mit Gleichgesinnten in Hamburg einen Extremwetterkongress aus, auf dem man sich klimaalarmistische Schauermärchen erzählt – das Ganze mit freundlicher finanzieller Unterstützung der Versicherungsindustrie. Man muss kein Hellseher sein, um zu ahnen, dass die Extremwetterversicherungen nach derartigen Veranstaltungen beim entsprechend konditionierten Publikum besonders gut nachgefragt werden. Ende Oktober 2013 wurde Böttcher von Reimar Paul auf web.de zum Einjahres-Jubiläum des New Yorker Sandy-Sturms befragt. Hier einige Auszüge:

EIN JAHR NACH WIRBELSTURM „SANDY“ – WETTER-EXPERTE BÖTTCHER IM INTERVIEW
„Es gibt einen Zusammenhang zwischen Klimawandel und Hurrikanen“ – Ein Jahr nach dem Wirbelsturm „Sandy“ äußert sich der Extremwetter-Experte Frank Böttcher im Interview.

Herr Böttcher, lässt sich denn belegen, dass die Zahl schwerer Hurrikane und Taifune in den vergangenen Jahrzehnten zugenommen hat?

Frank Böttcher: Ja. Für eine der umfangreichsten Studien wurden 2005 die tropischen Stürme weltweit im Zeitraum 1970 bis 2004 auf Basis von Satellitendaten untersucht. Das Ergebnis zeigt eine deutliche Steigerung bei den schweren tropischen Stürmen. Gab es anfangs jährlich etwa 50 Stürme, die  eine der beiden höchsten Kategorien 4 und 5 erreichten, so waren es in den letzten Jahrzehnten im Jahresmittel etwa 90 schwere Stürme. Die Anzahl der Hurrikane in den Kategorien 1-3 hat sich in diesem Zeitraum indes kaum verändert. Weitere Untersuchungen im Jahre 2008 bestätigten diese Ergebnisse und konnten ebenfalls zeigen, dass die starken Stürme noch stärker geworden sind.

Böttcher arbeitet hier offenbar mit veralteten Studien von vor 8 Jahren. Neuere Studien konnten keine Steigerung schwerer tropischer Stürme feststellen (Abbildung 5). Mitte 2012 veröffentlichte ein hochkarätiges Forscherteam bestehend aus Jessica Weinkle, Ryan Maue und Roger Pielke Jr. im Journal of Climate eine Arbeit mit dem Titel „Historical Global Tropical Cyclone Landfalls“. In der Kurzfassung stellen die Autoren nüchtern fest:

The analysis does not indicate significant long-period global or individual basin trends in the frequency or intensity of landfalling TCs of minor or major hurricane strength.

 

Abbildung 5: Keine statistisch signifkante globale Zunahme starker tropischer Wirbelstürme in den letzten 40 Jahren. Quelle: Weinkle et al. 2012.

 

Böttcher kennt diese Arbeit natürlich. Trotzdem entschied er sich, der Öffentlichkeit etwas Anderes zu erzählen, das wissenschaftlich nicht mehr dem aktuellen Wissensstand entspricht. Was steckt dahinter? Würde die MunichRe möglicherweise ihr Sponsoring für seinen Extremwetterkongress einfrieren, wenn die Wahrheit ans Licht käme? Wie kann Böttcher überhaupt nachts ruhig schlafen, angesichts dieser bewussten Irreführung der Öffentlichkeit? Schauen wir, was Böttcher noch so alles fabuliert:

Wo haben schwere Stürme denn besonders zugenommen?

Frank Böttcher: Vor allem im Nordatlantik haben sich die tropischen Stürme in den letzten Jahrzehnten verstärkt. Spannend ist in diesem Zusammenhang auch, dass es schon Hurrikane in Europa gegeben hat und es durchaus möglich erscheint, dass solche Stürme im Südwesten Europa in Zukunft häufiger an die Tore klopfen.

Wiederum schauen wir in der Arbeit von Jessica Weinkle und Kollegen aus dem Vorjahr hinein. Wir haben Glück, es gibt darin eine gesonderte Statistik für den Nordatlantik („NATL“) (Abbildung 6): Die leichte Steigerung in den letzten 20 Jahren hat wohl eher mit der positiven Phase der Atlantischen Multidekadenoszillation (AMO) zu tun, als mit anthropogenen Einflüssen. Unter Berücksichtigung der Daten für die letzten 70 Jahre stellen die letzten Jahrzehnte keine außergewöhnliche Entwicklung dar, sondern sind Teil eines langspannigen Ozeanzyklus. Weinkle et al. schreiben hierzu:

The NATL basin has been in an active period since about 1995, which some have attributed to the positive phase of the Atlantic multidecadal oscillation (Goldenberg et al. 2001). A linear trend analysis shows a significant upward trend in NATL activity (R2 5 0.13; p 5 0.011) during the past several decades (1970–2010); consideration of the longer period of 1944–2010 exhibits no secular trend in hurricane landfalls (and even longer periods show no increasing trend; see, e.g., Pielke 2009).

Abbildung 6: Hurrikan-Entwicklung im nordatlantischen Becken während der letzten 40 Jahre. Quelle: Weinkle et al. 2012.

 

Böttcher ist Geschäftsmann. Man muss ihm diese kleinen Flunkereien und Blödeleien daher nachsehen. Schlimmer ist jedoch, dass keiner der mit deutschen Steuergeldern bezahlten Klimawissenschaftler die Sachlage geraderückt und sich öffentlich von Böttcher distanziert. Sind die Verbandelungen in die Wissenschaft vielleicht bereits so eng, dass hier keine kritische Distanz mehr möglich ist?

 

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