Ex-Umweltministerin Schulze plädiert für ein Ende von Biokraftstoffen

Die Schweiz hat fast identische Probleme in Sachen Stromgewinnung wie Deutschland. Zwar haben die Eidgenossen einige Vorteile gegenüber Deutschland, wie z. B. mehr Wasserkraft, aber die Logik bei der Erzeugung von Strom bleibt identisch oder soll man besser sagen, die Denkfehler sind identisch? Die beiden Autoren Markus Häring und Markus Sauer beschrieben Denkfehler, unredliche Spielregeln und kollektive Verantwortungslosigkeit.

“Mit den neuen erneuerbaren Energien (NEE) hat sich alles radikal verändert. Im Gegensatz zu Wasser- und Kernkraft produzieren Wind und Sonne weder Band- noch Regelenergie. Die Stromproduktion erfolgt stochastisch, also kaum oder gar nicht planbar. Sie kann jedenfalls keineswegs bedarfsgerecht gesteuert werden. Dazu sind ganz andere Betriebs- und Geschäftsmodelle nötig. Da der Wert von Strom je nach Angebot und Nachfrage stark variiert und nicht vorausbestimmt werden kann, funktionieren nur Geschäftsmodelle mit einer garantierten Abnahmeverpflichtung. Das heisst, wenn Strom produziert wird, muss er zu einem garantierten Preis ins Netz eingespeist werden können – jedoch ohne Lieferverpflichtung!  Nur mit einem solchen Abnahmevertrag, den es so in einem freien Markt sicher nicht geben würde, wird die Investition in eine Windturbine oder einen Solarpark einigermassen plan- und damit finanzierbar. Die garantierten Preise werden regulatorisch-zwangsweise über Netzentgelte einfach auf die Stromverbraucher überwälzt. Das Geschäftsrisiko der NEE-Produzenten ist minimal. Die grossen Energiekonzerne wie Axpo, Alpiq, BKW und Konsorten nutzen das verständlicherweise aus und investieren fleissig im Ausland in solche Projekte, wo ebenfalls staatliche Absicherung erfolgt.

Aber in dieser Sache liegt ein ganz grosser Haken. Für Investoren in Wind und Sonne ist sie interessant, für konkurrierende Energieproduzenten mit zuverlässig produzierenden Kraftwerken hingegen geradezu verheerend. Letztere müssen mit ihrem Strom beim Einspeisen ins Netz hintenanstehen. Und aus der Sicht des gesamten Netzes ist es mit der planbaren Netzbelastung vorbei.“

“Wo liegt der Fehler?

Er liegt beim unredlichen Vergleich der Produktionskosten. Bei aller Sympathie zur Photovoltaik – die direkte Umwandlung von Lichtquanten in Strom ohne mechanische Teile ist faszinierend – sind Solarzellen leider nur die halbe Geschichte der Stromproduktion. Solarpaneele sind wie Wasserturbinen. Sie wandeln fliessendes Wasser zuverlässig in Elektrizität um. Doch niemand würde je in eine Wasserturbine investieren, ohne einen Staudamm zu bauen. Erst damit kann Strom bedarfsgerecht produziert und ins Netz eingespeist werden. Genau dann, wenn er am andern Ende des Netzes in der gleichen Millisekunde verbraucht wird. Deshalb ist zufällig produzierter Wind- und Solarstrom von minderer Qualität. Es kann nicht sein, dass ein Produkt minderer Qualität Einspeisevorrang vor einem Produkt höherer Qualität hat, nur weil es «eben gerade da ist». Konkret passiert das, wenn aufgrund von zu viel produziertem Wind- und/oder Solarstrom, bei Laufwasserkraftwerken das Wasser über das Wehr abgelassen werden muss, statt durch die Turbinen zu laufen. Das ist sträfliche Energie- und Wertvernichtung.

Die Produktion muss sich dem Bedarf anpassen, umgekehrt funktioniert das nicht, bzw. führt das durch Abschaltungen, Rationierung und weiteren Massnahmen zu exorbitanten Schäden in Wirtschaft und Gesellschaft”

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Obwohl Wirtschaftsminister Habeck einen astreinen Diener bei seinem Besuch in Katar dargeboten hat, scheinen die Verhandlungen um das Flüssiggas gerade zu stocken. Das jedenfalls berichtet das Handelsblatt. Das grundsätzliche Problem ist die Tatsache, dass Erdgas ein Nachfragemarkt ist. Die Anbieter können sich die Kunden quasi aussuchen und da zählt am Ende der Preis und idealerweise ein langer Liefervertrag. Und die Lieferanten in Katar möchten halt gern Verträge über 20 Jahre abschließen. Das berichtet Reuters jedenfalls.

Im Jahr 2042, so haben wir ja gelernt, haben wir doch längst alle Gaskraftwerke abgestellt und die Grundstoffindustrie ist längst ausgewandert. Habeck könnte daher gerade ein Problem haben. Allerdings weniger mit dem tatsächlichen Bedarf, der dürfte auch in 20 Jahren noch da sein, sondern mit den eigenen Anhängern.

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Was für eine wichtige Erkenntnis der Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin! Nutzer wollen Steckersolargeräte einfach und mit mehr Leistung. Die nächsten Studienergebnisse könnten lauten:
Kunden wollen Brötchen knusprig und lecker.
Käufer wollen Autos sparsam und komfortabel.
Gäste wollen Hotelzimmer sauber und freundlich.

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Ein Wasserstoffzug soll das Problem der langen Ladezeiten bei Akkuzügen lösen. Das berichtet Trends der Zukunft. In dem Bericht fehlt allerdings der Kostenfaktor. Wasserstoff ist in der Herstellung erheblich teurer als der Betrieb eines Zuges über Oberleitungen.

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Eine Nachricht, die wir in der nächsten Zeit sicherlich häufiger lesen werden. Die UN-Weltwetterorganisation WMO geht von einer 50% Chance aus, dass in Zeitraum 2022-2026 die globale Durchschnittstemperatur erstmals 1,5 Grad über dem vorindustriellen Niveau liegt. Eine Passage der Meldung dürfte übersehen werden, die Meteorologen halten sich alle Türen offen. Wir erinnern uns an Schnee und Eis und Mojib Latif, der 20 Jahre später klarstellte, dass er die Zeit nach 2050 meinte. In der Meldung heißt es:

“Das heißt aber nicht, dass die 1,5-Grad-Marke in diesem Fall dauerhaft überschritten wird. In den Folgejahren könne der Wert auch wieder niedriger liegen. Im Schnitt rechnen die WMO-Experten für die kommenden Jahre aber mit weiter steigenden Temperaturen.”

Weiterlesen bei der Tagesschau.
Die Meldung verleitet ohnehin ja zum Missverständnis, wie Reuters es prompt bereits gemacht hat. Danach erwärmt sich die Welt um weitere 1,5 Grad in den nächsten 5 Jahren. Möglicherweise ist es aber auch so gewollt. Über die in den nächsten Jahren mit großer Wahrscheinlichkeit auftretenden El Niños werden wir vermutlich wenig lesen.

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Axel Bojanowski veröffentlich bei Substack regelmäßig Artikel zum Thema Klima und Umwelt. Sein neuestes Werk heißt “Die Macht der Friseure” und hat entgegen dem Titel einiges mit Klima zu tun. Die Artikel lassen sich abonnieren.

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Die ins Abklingbecken Entwicklungsministerium abgeschobene ehemalige Umweltministerin Schulze plädiert für ein Ende von Biokraftstoffen. Bei n-tv können wir lesen:

“Das Ausmaß des Einsatzes von Biokraftstoffen sei zudem enorm: „Wir kippen in Deutschland Kraftstoff aus Pflanzenölen im Umfang von 2,7 Milliarden Litern pro Jahr in die Autotanks. Das entspricht fast der halben Sonnenblumenölernte der Ukraine“, kritisierte die Ministerin und gab zu bedenken: „Niemand will beim Tanken dafür verantwortlich sein, dass der Hunger auf der Welt verschärft wird. Es muss aufhören, dass wir Lebensmittel in den Tank packen.“”

Die Frage ist, was man unter einem Tank versteht. Auch Biogasanlagen haben Tanks…

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Südafrika vor Ägypten und Ghana. So lautet nicht das Ergebnis der letzten Fußballmeisterschaft von Afrika, sondern die Rangliste bei der Entwicklung von Kernenergie auf dem Kontinent.

“Ghana is ready to invite bids towards the negotiation of a contract to set up the first nuclear power plant, according to the International Atomic Energy Agency (IAEA). The country’s current position falls within Milestone 2, the penultimate milestone to commissioning and operating a nuclear plant in Ghana. This places her behind only Egypt and South Africa, and ahead of Nigeria, in the latest Africa Nuclear Development Race rankings. The Ghana Nuclear Power Programme formed in 2012, seeks to ensure the smooth implementation of the Ghana Nuclear Power Road Map towards the commissioning of the first Nuclear Power Plant in Ghana by 2030 to support baseload power demand and provide cheap power for industrialization.”

Beim Fußball gewann übrigens Senegal vor Ägypten und Kamerun im Februar 2022.

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Justin Rowlatt ist Klimajournalist bei der BBC. Offenbar nahm er es mit der Wahrheit nicht sehr genau. Dailymail berichtet über einige Falschaussagen, die Rowlatt in der BBC gemacht hat. Eine davon betraf Madagaskar. Vielleicht liegt es an den familiären Verhältnissen, die Schwester von Rowlatt legt gerne den Straßenverkehr im Vereinigten Königreich lahm als Klimaprotest.

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