Europa geht die Luft aus

Europa geht die Luft aus. Gemeint ist nicht der ausbleibende Wind in den Sommermonaten, sondern die Lage der Hersteller von Windkraftanlagen. Die Zeit berichtet in einem Bezahlartikel über die Schwierigkeiten der Branche. Sie gehen auf einen ruinösen Unterbietungswettkampf und immer weiter steigende Rohstoffpreise zurück. Bereits im Mai war es ein Thema im Manager-Magazin (ebenfalls ein Bezahlartikel), ganz besonders das Paradoxon, dass die Firmen volle! Auftragsbücher haben.

“An Nachfrage mangelt es der Branche nicht. „Die Auftragsbücher sind prall gefüllt, aber die Unternehmen können sie nicht profitabel abarbeiten“, sagt Tim Koenemann, Bereichsleiter des Kompetenzzentrums erneuerbarer Energien bei der Commerzbank. Viele Windkraftanlagenhersteller schrieben in den vergangenen Jahren bereits kaum schwarze Zahlen, so der Experte. Jetzt kommen die Effekte der hohen Inflation noch erschwerend hinzu.

So rutschten einige Windkraftanlagenhersteller nun noch tiefer in die Verlustzone. Siemens Gamesa verbuchte zum Jahresauftakt unter dem Strich einen Fehlbetrag von 377 Millionen Euro nach einem Nettoverlust von 66 Millionen Euro im Vorjahr. Eine Prognose wagte das Unternehmen nicht. Wind- und Solaranlagenhersteller GE machte im Bereich erneuerbare Energien fast doppelt so viel Verlust wie im Vorjahresquartal. Auch Vestas meldete einen überraschend hohen operativen Quartalsverlust von 329 Millionen Euro für das erste Quartal.”

Natürlich wird momentan an allen möglichen Dolchstoßlegenden gebastelt bis hin zu angeblichen Plänen der alten großen Koalition, die deutsche Windkraftindustrie zu zerstören. Offensichtlich gelingt es nicht eine Branche zu etablieren, die wirtschaftlich erfolgreich sein kann. Die Abnehmer der Produkte dieser Industrie, die Betreiber der Anlagen, werden mit üppigen Subventionen bedacht und dennoch werden Verluste bei der Herstellung der Anlagen geschrieben. Es wird sicherlich nicht mehr lange dauern, bis auch hier der Ruf nach Subventionen laut wird. Ins Bild passt daher die Meldung, dass es trotz aller Subventionen es offenbar nicht genügend Investoren für ausgeschriebene Windkraftprojekte gibt.

“Der Ausbau der Windenergie kommt weitaus langsamer voran als von Wirtschaftsminister Habeck geplant. Bei der Ausschreibung im Mai bekamen alle Bewerber einen Zuschlag. Das Problem dabei: Es war viel mehr Leistung ausgeschrieben als Zuschläge an Investoren geplant waren. Nach Informationen der Bundesnetzagentur erhielten 114 Gebote mit einer Gesamtleistung von 931 Megawatt einen Zuschlag zum Bau einer oder mehrere Windkraftanlagen. Ausgeschrieben war allerdings eine Gesamtleistung von 1320 Megawatt. Für die restlichen 389 MW gab es keine Interessenten, die bereit waren für den garantierten Abnahmepreise von 5,85 Cent pro Kilowattstunde Geld in eine Windkraftanlage zu investieren. Dabei lag der Preis für den Strom nahe dem bisherigen Höchstwert für die Gebote.”

Die Bezeichnung “Freiheits-Energie” (© FDP) für die Erneuerbaren Stromquellen mag vor dem Hintergrund das Gasabhängig von Russland zwar nett gemeint sein. Sie verkennt allerdings, dass der neue Boss keinen Deut besser ist als der alte Boss. Wir tauschen nur Russland gegen China aus.
Das berichtete im Mai 2022 auch der NDR.

Apropos Windkraft. Im Mai 2022 war der Onshore Wind mit 16.3% an der deutschen Stromerzeugung beteiligt. Offshore waren es 3,8%. Zusammen macht es etwa 20% bei der Stromerzeugung. Erstaunlicherweise erlebt die Braunkohle gerade ein Comeback. Obwohl, so erstaunlich ist das gar nicht, wenn man sich die Liefersituation von Gas und Steinkohle ansieht sowie die Preise.

(Abbildung: Screenshot En-former.com)

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Studie bestätigt: Technologieoffener Ansatz spart am meisten Emissionen. Die Studie hat der Baumaschinenhersteller Liebherr in Auftrag gegeben.

“Ziel der Analyse war es, die Emissionen der Maschinen und ihrer Antriebe ganzheitlich zu erfassen, um zu erkennen und zu bewerten, auf welche Weise am meisten Treibhausgase eingespart werden können. Wichtig dabei ist der Blick auf den gesamten Lebenszyklus der Maschinen. Dieser reicht vom Abbau und Transport der Rohstoffe über die Produktion und den eigentlichen Betrieb der Maschine bis hin zu Entsorgung und Recycling: „Emissions-Analysen beschränken sich meist auf die reine Betriebsphase. Das reicht für unsere Produkte nicht aus, denn auch in den vor- und nachgelagerten Lebensphasen von Baumaschinen entstehen Treibhausgas-Emissionen“, sagt Stephen Albrecht, Mitglied des Direktoriums der Liebherr-International AG.

„Um ein vollständiges Bild zu bekommen, haben wir alle Stufen des Lebenszyklus unter die Lupe genommen, inklusive der Energieherstellung und Bereitstellung der Infrastruktur.“ Zusammengeführt werden diese Ergebnisse dann im sogenannten Product Carbon Footprint, der die Emissionen eines Produkts über den gesamten Lebenszyklus hinweg beschreibt.”


“Aufgrund der Ergebnisse der Lebenszyklus-Analyse spricht sich Liebherr für ein technologieoffenes Vorgehen bei der Transformation der Bauindustrie aus. „Wirksame Klimaschutzvorgaben und -anreize für den Baumaschinensektor müssen Technologievielfalt ermöglichen, damit je nach Leistungsanforderung die klimaschonendste Technologie verwendet werden kann“, so Albrecht. Elektromobilität dürfe vor diesem Hintergrund nicht als Universallösung, sondern als ein wichtiger Baustein im Antriebsmix der Zukunft betrachtet werden.

Genauso wichtig sei es, neben Elektroantrieben auch das Thema Wasserstoff im Blick zu behalten. Außerdem müssten die Rahmenbedingungen für die Erzeugung von Wasserstoff und E-Fuels, die aus erneuerbaren Quellen hergestellt werden, geschaffen werden. Denn erst das Zusammenspiel all dieser Technologien ermöglicht es, optimale Lösungen für alle Einsatzszenarien im Baumaschinensektor zu etablieren.”

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Ein schönes Beispiel für die Wahrnehmungsregel, dass der Mensch immer nur das sieht, was er sehen will, kommt jetzt. In diesem Fall geht es um Windkraftanlagen. Aktivist Volker Quaschning ist in seinen Tesla gestiegen, hat sich die Probleme vor Ort angesehen und ein YouTube-Video dazu gemacht. Alles nicht so wild, sagt er und benutzt konsequent nur die Quellen, die in sein Narrativ passen. Das ist aber wissenschaftlich eher zweifelhaft, besonders vor dem Hintergrund, dass er sich oft auf die Wissenschaft beruft.

Zweifelhaft ist auch der Strohmann, dass behauptet, es würden Millionen Vögel jedes Jahr durch Windkraftanlagen getötet. Keine Ahnung, wie Quaschning auf solche Zahlen kommt. Greifvögel kann er nicht meinen, deren Population ist in der Regel viel geringer. Nehmen wir das Beispiel des Rotmilans. Dem würde es doch prächtig gehen, sagt Quaschning. Dabei hatte der Nabu in einer Studie nachgewiesen, dass die Tiere sich vor allem dort in den Beständen erholen, wo es nur einen geringen Ausbau von Windkraft gibt.

“Insgesamt führt dies zu einem bundesweit betrachtet stabilen Rotmilan-Bestand, was die Windindustrie bereits im August zu einer Jubelmeldung über die angeblich konfliktfreie Koexistenz von Windenergieanlagen und dem aufgrund seines gegabelten Schwanzes auch als „Gabelweihe“ bekannten Greifvogel veranlasste.

Stärkste Rückgänge in Sachsen-Anhalt, Ost-Westfalen und Mittelhessen

Dieser Fehlinterpretation hatte der NABU in einer Stellungnahme bereits deutlich widersprochen, und dabei darauf hingewiesen, dass die Rotmilanbestände insbesondere im Nordosten Deutschlands, wo sehr viele Windräder stehen, deutlich abnehmen, während sie im windradarmen Südwesten des Landes zunehmen. Die Studie des DDA bestätigt diesen Effekt und kann ihn sogar Landkreis für Landkreis nachweisen. Die größten Abnahmen gab es demnach in Sachsen-Anhalt, Ost-Westfalen und Mittelhessen, jeweils dort, wo sich auch Windenergieanlagen konzentrieren.”

Eigentlich hätte nur noch gefehlt, dass er bei seinen Dreharbeiten zu dem Video in der Nähe keinen einzigen getöteten Rotmilan gefunden hätte. Das wäre dann der ultimative wissenschaftliche Beweis gewesen, dass keinerlei Gefahr für die Tiere ausgeht.

Es ist auch kein rein deutsches Problem, sondern in ganz Europa zu verzeichnen, wie wir Geo entnehmen können. Man muss schon fast dankbar sein, dass die völlig irrelevante Statistik über die Rolle von Katzen, Autos und Fensterscheiben beim Vogeltod diesmal außen vorbleibt. Vielleicht hat Herr Quaschning ja mittlerweile den Unterschied zwischen Garten- und Singvögeln mit Beständen von einigen Millionen in Deutschland und Greifvögeln, die nur auf einen Bruchteil kommen, ja tatsächlich verstanden. Schön wäre es ja, wenn dieser Apfel/Birnen-Vergleich endgültig in der Mottenkiste bleibt.

Das Thema Fledermäuse lässt der Windkraft-Aktivist aus guten Gründen außen vor. Spätestens da wäre die Katzen/Autos/Scheiben-Theorie komplett obsolet geworden. Auch das Argument Schall versucht er per Selbstversuch zu entkräften. Ihn störe das Geräusch der Anlagen nicht, das wäre zudem ja wohl auch völlig subjektiv. Autos und Flugzeuge würden ja auch Lärm erzeugen. So so.

Und das zieht so durch. Waldflächen kahlschlagen für Windkraftanlagen? Kein Problem, die Bäume sind doch sowieso fast alle hin. Und nur, wenn Deutschland noch viel mehr Windkraftanlagen in seinem Land platziert, haben die Bäume überhaupt eine Chance in Zukunft. Welche Auswirkungen die Anlagen und noch viel mehr die Zuwegungen zu ihnen haben, hat der Waldexperte Wohlleben in einem Video erklärt. Er hält Windkraft im Wald für Irrsinn. All diese Aspekte spielen keine Rolle in dem Video des Windkraft-Fanboys.

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