„Es gibt ein Recht auf den Zugang zu sauberer und verlässlicher Energie für alle Menschen dieser Erde, sagt Claudia Kemfert vom DIW – doch der Weg dorthin muss sich ändern.“
Dieses Zitat stammt von der Seite debate.energy. Für diese Seite macht Claudia Kemfert gerade Werbung auf Twitter bzw. ihr Konterfei wird dafür benutzt. Den Widerspruch, warum die grünen Energiequellen eben gerade nicht verlässlich sind, klärt die Ökonomin leider im Interview nicht auf. Vielleicht kennt sie die Zahlen auch einfach nicht oder sie hat sie vergessen, genauso wie sie bei Ihren Berechnungen zur Energiewende mal eben einige Hundert Milliarden EURO „vergessen“ hat.
(Abbildung Screenshot Twitter)
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Elon Musk lobt den Vorstoß der Großen Koalition zur Einschränkung des Verbandsklagerechts. Ob ihm und der Koalition bekannt ist, dass es sich um Europarecht handelt, das die Mitgliedstaaten umsetzen mussten? Weiterlesen im Handelsblatt.
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Holz ist die neue Kohle. In einem Gastbeitrag bei der LA Times schreibt Tim Searchinger, warum Holzverbrennung nicht der richtige Weg ist.
„Burning wood for energy is accelerating with alarming speed in Europe. One study in the journal Nature found a 70% increase in Europe’s tree-cutting since 2015. And much of Europe’s wood is coming from the U.S. If the world tried to pursue this strategy at even a small scale, the consequences would be dire for the world’s forests. To replace just 2% of the world’s fossil fuels with more wood would require doubling the commercial harvest of trees.“
Mehr dazu in der LA Times.
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Achgut am 29.12.2020:
Der Lauterbach-Plan
Karl Lauterbach macht sich bereits über seine Anschlussverwendung Gedanken, irgendwann wird das Corona-Thema politisch ein lahmer Gaul sein und nicht mehr für große Sprünge taugen. Laut Wikipedia war das Markenzeichen Lauterbachs lange Zeit die Fliege, die er des Öfteren anstelle einer Krawatte trug. Und insofern ist es nachvollziehbar, dass er ein weiteres mal die Fliege machen möchte.
Und da kommt ihm selbstverständlich das Nächstliegende in den Sinn: Die „Klimakrise“, was auch immer man im Näheren darunter zu verstehen hat. Hauptsache Krise. Wobei die Corona-Krise einen kleinen Nachteil hat: Wenn die Endabrechnung kommt, weilen die Verantwortlichen höchstwahrscheinlich noch unter den Lebenden, womöglich sogar in Ihren Ämtern, deshalb sind sie ja so nervös. Sie müssen damit rechnen, mit dem Erfolg oder Misserfolg, Risiken und Nebenwirkungen ihrer Massnahmen konfrontiert und je nach Ausgang sogar zur Verantwortung gezogen zu werden.
Das verhält sich beim Klima praktischerweise anders: Es handelt sich ja bislang um eine hypothetische Katastrophe, die unser Menschengeschlecht irgendwann in ferner Zukunft heimsuchen soll. Die Erfolgs- respektive Misserfolgskontrolle erfolgt also erst, wenn die Protagonisten betriebssicher tot sind. Politisch ist die Klimakrise somit ein Perpetuum mobile.
Greta & Friends sind auch schon darauf gekommen, da muss Karl der Alarmierte auf den Zug aufspringen, bevor die erste Klasse besetzt ist. Im Interview mit „Die Welt“ vom 27. Dezember lässt er schon mal wissen: „[…] Somit benötigen wir Maßnahmen zur Bewältigung des Klimawandels, die analog zu den Einschränkungen der persönlichen Freiheit in der Pandemie-Bekämpfung sind.“
Weiterlesen auf Achgut
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Am 30.12.2020 berichteten wir an dieser Stelle über eine Südamerikareise von Charles Darwin. Hierzu erreichte uns der folgende Leserkommentar:
Die Dürreperiode in Argentinien fand auch Erwähnung in seinem berühmten Werk „Die Entstehung der Arten durch natürliche Zuchtwahl“. Während Millionen Rinder starben, gab es im gleichen Zug ein enormes Anwachsen der Mäusepopulation. Die explosive Vermehrung einer Art unter günstigen Bedingungen, hat zu einer wichtigen Erkenntnis im Rahmen seiner Evolutionstheorie geführt. Es gibt in der Regel sehr viele hemmende Faktoren, die in der Regel das Vermehrungspotential einer Art unterdrücken. Dies führt zu einer Konkurrenz innerhalb der Population, bei der der Fittesten am Ende eine Vermehrungsvorteil haben.
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Alfred Brandenberger berichtet auf seiner Webseite über die Gefahren des Wasserstoffs.
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Dem Ingenieur ist nicht zu schwör. Ingenieur.de von 2019:
Öko-Diesel nur aus Wasser und CO2
Kohlendioxid und Wasser aus dem Hahn – mehr ist nicht nötig, um einen beinahe klimaneutralen Treibstoff für Autos oder Flugzeuge zu erzeugen. Nötig sind nur Wasser und emissionsfrei hergestellter Strom. In Deutschland und Norwegen entstehen Großprojekte.
Weiterlesen auf Ingenieur.de
Aber bereits 2001 hatte man bei ingenieur.de eine Idee wie „Esel streck Dich“:
Aus Stroh wird Sprit
Die Fachhochschule Wismar entwickelte ein kostengünstiges Verfahren zur Verzuckerung von Bio-Abfällen. Am Ende steht Alkohol als umweltschonender und vor allem stets verfügbarer Kraftstoff.
20 Jahre später fragt man sich, weshalb es noch immer nicht so toll klappt…
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Schwansener Nachrichten am 23.12.2020:
Rückblick 2020 – wo stehen wir? 15 Mio. Photovoltaikanlagen und 200.000 Windkraftanlagen für Deutschland – ist das der Plan?
Das Jahr 2020 nähert sich seinem Ende. Anlass genug, einmal eine Bilanz zu ziehen. Deutschland kann derzeit mit erneuerbaren Energien (EE) etwa 250 GWh pro Jahr erzeugen. Das ist relativ beachtlich und etwa 42% der augenblicklich benötigten Stromerzeugung. Es zeigt andererseits, welches Risiko wir eingehen, wenn bei Dunkelflaute Sonne und Wind nicht zur Verfügung stehen. Da Kernkraft ab Ende 2022 und Kohlekraftwerke nach neuesten Forderungen schon im Laufe der 20-er Jahre abgeschaltet werden sollen, muss dringend Ersatz geschaffen werden, um nicht unvermittelt im Dunkeln zu sitzen. Die gerade überall in Europa aufflammende Euphorie für aus Sonne und Wind erzeugten Wasserstoff, der in Kavernen eingelagert werden kann und dann über Gaskraftwerke wieder in Strom verwandelt wird, ist großtechnisch auf Jahre noch nicht verfügbar. Dazu ist die von der Bundesregierung verabschiedete Wasserstoffstrategie einerseits zu spät auf den Weg gebracht und viel zu schwammig. Weiterhin haben regulatorische Hindernisse diese Strategie bisher eher ausgebremst als befördert. Auch die notwendigen Gaskraftwerke fehlen.
Weiterlesen bei den Schwansener Nachrichten
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Deutsche Wirtschafts Nachrichten am 25.12.2020:
Es werde Stein: Kohlendioxid-Speicherung im Meeresboden soll die Menschheit vor dem Klimawandel retten
Wissenschaftler auf der ganzen Welt erforschen Methoden zur Reduktion der als wärmetreibend geltenden Kohlendioxid-Emissionen. Ein neuer Ansatz geht sogar noch einen Schritt weiter: Vorhandenes Kohlendioxid (CO₂) soll in Gesteinsform gespeichert und damit komplett aus dem Verkehr gezogen werden. Die Kohlendioxid-Versteinerung hat enormes Potential, bringt aber auch massive Kosten und Risiken mit sich.
Weiterlesen bei den Deutsche Wirtschafts Nachrichten (paywalled)
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„Ich halte es für nicht sinnvoll, dass ausgerechnet das Land mit den sichersten Atomkraftwerken die friedliche Nutzung der Atomenergie einstellt. Deutschland macht sich lächerlich, wenn es sich dadurch ein gutes Gewissen machen will, dass Atom und Kohlekraftwerke stillgelegt werden und gleichzeitig Strom, der aus denselben Energieträgern erzeugt worden ist, aus Nachbarländern importiert wird.“
Bundeskanzlerin Angela Merkel am 23. Mai 2008 auf dem Deutschen Katholikentag. Quelle: FAZ.
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Pressemitteilung des Max-Planck-Instituts für Marine Mikrobiologie, des MARUM – Zentrum für Marine Umweltwissenschaften der Universität Bremen vom 25.5.2020:
Zucker macht Braunalgen zu guten Kohlenstoffspeichern
Braunalgen speichern große Mengen an Kohlendioxid und entziehen das Treibhausgas so der Atmosphäre. Der mikrobielle Abbau abgestorbener Braunalgenreste und die damit verbundene Rückgabe dieses gespeicherten Kohlendioxids in die Atmosphäre dauert länger als bei anderen Meerespflanzen. Forschende des Max-Planck-Instituts für Marine Mikrobiologie, des MARUM – Zentrum für Marine Umweltwissenschaften der Universität Bremen und weiterer Institute haben sich den Abbau-Prozess genau angesehen und sind dabei auf hochspezialisierte Bakterien gestoßen, die über hundert Enzyme nutzen müssen, um die Algen kleinzukriegen.
Man kann sie schön finden oder auch nicht, aber fast jeder kennt sie: die Braunalge Fucus vesiculosus, auch Blasentang genannt. Sie wächst fast überall entlang der deutschen Nord- und Ostseeküste. Andere Braunalgen wie Macrocystis bilden entweder ganze Wälder entlang der Pazifikküste oder so wie Sargassum Algenblüten, deren Aggregate den Atlantik von West nach Ost bedecken. Ein produktives Ökosystem, das manche Ökologinnen und Ökologen als marines Gegenstück zu den Regenwäldern an Land sehen. Durch Braunalgen werden hohe Mengen an Kohlendioxid gespeichert, dadurch sind sie ein wichtiger Teil des globalen Kohlenstoffkreislaufs.
Andreas Sichert vom Max-Planck-Institut für Marine Mikrobiologie widmete sich in seiner Doktorarbeit der Frage, warum Braunalgen ein so guter Kohlenstoffspeicher sind: „Hauptbestandteil der Algenbiomasse sind ihre dicken Zellwände – ein enges Netzwerk aus Eiweißen und langkettigen Zuckern. Wenn die Alge stirbt, wissen wir kaum, was mit dieser Biomasse im Meer eigentlich passiert, zum Beispiel welche Bestandteile schnell oder langsam abgebaut werden.“
Fest und flexibel
Braunalgen sind dabei an den rauen Lebensraum der Atlantikküsten angepasst. Die Gezeiten, Wind und Wellen fordern von den Bewohnern dieser Gegend besondere Fähigkeiten. So haben die Braunalgen eine spezielle Zellwandstruktur entwickelt. Diese ist gleichzeitig fest und flexibel und ermöglicht es der Pflanze, den Wellen und den Gezeitenströmungen erfolgreich standzuhalten. Ein wichtiger Bestandteil der Zellwände ist dabei der langkettige Zucker Fucoidan, der rund ein Viertel des Trockengewichts einer Braunalge ausmacht. Fucoidan kann vermutlich, ähnlich einem Gel, den Wassergehalt der Zellwand regulieren und die Braunalgen so bei Ebbe vor dem Austrocknen schützen.
Welche Rolle dieser Zucker Fucoidan im langwierigen Abbauprozess der Braunalgen spielt, untersuchte Andreas Sichert zusammen mit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern der Forschungsgruppe Marine Glykobiologie des Max-Planck-Instituts für Marine Mikrobiologie und des MARUM – Zentrum für Marine Umweltwissenschaften der Universität Bremen. Außerdem beteiligt waren Forschende des Massachusetts Institute of Technology, der Universität Greifswald und der Universität Wien. „Man wusste bereits, dass Fucoidan langsamer von mikrobiellen Gemeinschaften abgebaut wird als andere Algenzucker und daher als Kohlenstoffsenke wirken könnte“, sagt Andreas Sichert, einer der beiden Erstautoren der Studie, die jetzt im Fachmagazin Nature Microbiology erschienen ist. „In der Regel sind langkettige Zucker eine beliebte Nahrung für Bakterien, aber warum gerade Fucoidan besonders schwer verdaulich ist, war unklar.“
Nur Spezialisten verdauen diesen Zucker
Bislang waren die Stoffwechselwege zum Abbau von Fucoidan nur teilweise bekannt, es gab aber Hinweise auf die Beteiligung einer hohen Anzahl von Enzymen, die entweder innerhalb einer mikrobiellen Gemeinschaft verteilt oder in einzelnen hochspezialisierten Bakterien untergebracht sind. Für die Untersuchung des Abbaus von Fucoidan verfolgten die Forschenden aus Bremen letztere Theorie und analysierten neu isolierte Bakterien der Gattung Lentimonas, die zum Stamm der Verrucomicrobia zählen. Allein die Isolation dieser Lentimonas Bakterien war nervenaufreibend. „Anfangs hatte ich über tausend Isolate, doch am Ende konnte nur eines Fucoidan wirklich abbauen“, erinnert sich Christopher H. Corzett vom Massachusetts Institute of Technology, neben Sichert Erstautor der Studie.
„Wir haben bei diesen Bakterien einen bemerkenswert komplexen Weg für den Abbau von Fucoidan entdeckt, bei dem etwa hundert Enzyme verwendet werden, um den Zucker Fucose freizusetzen – einen Bestandteil von Fucoidan“, sagt Jan-Hendrik Hehemann, Leiter der Forschungsgruppe Marine Glykobiologie. „Hierbei handelt es sich wahrscheinlich um einen der kompliziertesten bisher bekannten biochemischen Abbauwege für einen Naturstoff.“ Fucose wird anschließend über einen isolierten Bereich in den Bakterien abgebaut. Das von einer eiweißhaltigen Hülle umgebene Abteil schützt die Zelle vor dem toxischen Nebenprodukt Lactadehyd. „Die Notwendigkeit einer solch komplexen Zersetzung zeigt, dass Fucoidan für die meisten Meeresbakterien unverdaulich ist und nur durch hochspezialisierte Bakterien im Ozean effektiv abgebaut werden kann“, sagt Hehemann. „Das kann den langsamen Abbau von Braunalgen in der Umwelt erklären und lässt vermuten, dass Kohlenstoff im Ozean durch Fucoidan relativ lange gebunden wird.
Potenziell pharmakologisch wirksam
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sind auch deshalb an Enzymen für Fucoidan interessiert, weil es ein potenziell pharmakologisch wirksames Molekül ist, welches ähnliche Wirkung wie Heparin in der Blutgerinnung aufzeigt. „Enzyme, die spezifisch Fucoidan fragmentieren und somit helfen, dessen Strukturen aufzuklären, sind von großem wissenschaftlichem Interesse, um die Wirkung von Fucoidan besser zu verstehen und diese marinen Zucker für biotechnologische Anwendungen zu erschließen“, sagt der beteiligte Greifswalder Mikrobiologe Thomas Schweder.
Originalveröffentlichung: Andreas Sichert#, Christopher H. Corzett#, Matthew S. Schechter, Frank Unfried, Stephanie Markert, Dörte Becher, Antonio Fernandez-Guerra, Manuel Liebeke, Thomas Schweder, Martin F. Polz, Jan-Hendrik Hehemann: Verrucomicrobia use hundreds of enzymes to digest the algal polysaccharide fucoidan. Nature Microbiology, Mai 2020. DOI: 10.1038/s41564-020-0720-2