Erdgasspeicher leeren sich, Preise schießen in die Höhe

VW-Chef Herbert Diess war zu Gast bei Markus Lanz. Neben Herbert Diess waren noch der Schriftsteller Frank Schätzing und die Bauexpertin Lamia Messari-Becker zugegen. Zeitweise war auch noch der bayrische Ministerpräsident Markus Söder zugeschaltet.

(Abbildung: Screenshot ZDF-Mediathek)

Die Sendung war durchaus sehenswert, vor allen Dingen für diejenigen, die davon ausgehen, dass die deutsche Autoindustrie nur aus unfähigen Managern besteht und ausschließlich Elon Musk in der Lage ist, Elektroautos zu bauen. Sie werden hier eines Besseren belehrt. Herbert Diess scheint sehr genau zu wissen, was er mit VW vorhat. Er erklärte Frank Schätzing, der ganz offen mit Fridays For Future (FFF) sympathisiert und mit “Der Schwarm” einen Ökothriller geschrieben hat, warum Wasserstoff in einigen Bereichen nicht funktionieren wird. Frank Schätzing plädierte vorher vehement für Wasserstoff.

Herbert Diess führte aus, wo Batterien im mobilen Bereich sinnvoll sind und wo nicht. Er meinte damit Schifffahrt und Flugverkehr. Dort werden u.a. E-Fuels die Lösung sein. Immerhin fährt laut Diess etwa die Hälfte aller Schiffe auf der Welt mit MAN Motoren. Das Unternehmen gehört zum VW Konzern.

Wasserstoff ist ein gutes Stichwort. Rechargeablenew.com listet in einem Artikel die Kosten für die Herstellung auf. Selbst dort, wo es hervorragende Sonnen- bzw. Windbedingungen gibt, sind die Kosten immer noch sehr hoch. Interessant sicherlich auch der Platzbedarf, der angeben wird.

“Each day, it would take a football field of solar panels to produce 25 kilograms of hydrogen or the equivalent of filling the tanks of just five Toyota Mirai cars.”

Vielleicht wird dann auch etwas klarer, warum Herbert Diess im PKW-Bereich nicht auf Wasserstoff setzt. Der VW-Manager geht übrigens auch davon aus, dass wir in Zukunft nicht weniger Fahrzeuge auf den Straßen haben werden. Die Sendung ist noch bis zum 28.07.2022 in der ZDF-Mediathek abzurufen.

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Das Bündnis Ende Gelände hat zum Protest in Brunsbüttel aufgerufen. Den Aktivisten sind die Flüssiggas- (LNG) Terminals an der schleswig-holsteinischen Westküste ein Dorn im Auge. 2000 Demonstranten folgten dem Aufruf und kamen. Sie blockierten in der Nacht u. a. Bahngleise, dummerweise welche, auf denen nur Güterzüge fahren und dieses selten nachts. Vielleicht sollte irgendjemand den Aktivisten einmal erklären, dass LNG eine wichtige Rolle bei der Minderung von Emissionen im Schifffahrtsbereich werden kann. Gas verbrennt deutlich sauber und es entsteht viel weniger CO2 bei der Verbrennung als bei Schweröl. Terminals wie der in Brunsbüttel können daher ein wichtiger Baustein bei der CO2 Minderung sein. Einer der zahlreichen Widersprüche der Klimaaktivisten. Der NDR berichtete über die Proteste.

Zum Thema Gas berichtet Herbert Saurugg über sehr geringe Speicherstände von Erdgas in Österreich und Europa. Der Autor versucht auch Erklärungen dafür zu finden und er spricht von einer Krise, die sich anbahnt.

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Gegensätzlicher könnten die Temperatur-Anomalien in Europa kaum sein. Während es im Norden und Westen von Europa deutlich kühler als im Mittel sind, kommt es Südosten zu erheblich höheren Temperaturen als im Mittel.

(Abbildung: Screenshot Ventusky)

Die Aussichten für Deutschland für den August 2021 gehen nicht von überdurchschnittlich warmen Temperaturen aus. Wir dürfen dann Schlagzeilen eines Bibbersommers erwarten, vorzugsweise von den Medien, die zuvor die Klimakrise beschworen haben.

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Wie war das Wetter im Juli 2021in Deutschland? Laut dem Deutschen Wetterdienst DWD lag die Durchschnittstemperatur bei 18,3 Grad Celsius. Das ist nahezu der Mittelwert der Jahre 1991-2020. Gegenüber dem nicht mehr geltendem Mittelwert 1961-1990 waren es 1,4 Grad Celsius mehr. 110 Liter pro Quadratmeter fielen in Deutschland. Das sind fast 40% mehr als im Mittel. Dieser Niederschlag verteilte sich aber sehr ungleichmäßig. Berchtesgaden hatte 350 Liter pro Quadratmeter, in der Magdeburger Börde gerade einmal 20 Liter. Sehr gut zu sehen auf der Karte der Monatsregenmenge bei Kachelmannwetter. Weiterlesen hier beim DWD.

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Der Start des dritten Blocks des finnischen Kernreaktor Olkiluoto verschiebt sich auf November 2021. Für März 2022 wird mit dem Regelbetrieb gerechnet. Geplant war ursprünglich 2009. Zum Artikel geht es hier.

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Die Grünen wollen einen Klimafolgen-Fond. Er soll mit 25 Mrd. Euro ausgestattet werden. Die Tagesschau berichtete.

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Pressemitteilung der Horváth AG (via pressetext.com):

Studie: Hersteller in Europa rechnen mit weiteren zweistelligen Preissteigerungen bei Rohstoffen

Holz könnte sich noch bis Jahresende um ein Drittel verteuern

Stuttgart (pts009/22.07.2021/10:00) – Die Corona-Krise hat das Verhältnis von Angebot und Nachfrage bei Rohstoffen zur Produktion langlebiger Güter stark aus dem Gleichgewicht gebracht. Während die Hersteller Produktion und Lagerbestände pandemiebedingt herunterfahren mussten, stieg die Nachfrage nach Möbeln und anderen Einrichtungsgegenständen sowie Bau- und Renovierungsmaterialen für Innenräume und Außenanlagen an. Dazu kamen gerade in jüngster Vergangenheit ungünstige Naturereignisse wie extreme Trockenheit oder durch Borkenkäfer verursachte Schäden, die zu Engpässen führen.

Lieferketten, die durch Lockdowns unterbrochen oder gestört waren, mussten sukzessiv reaktiviert werden. Als „i-Tüpfelchen“ gab es den Stau im Suezkanal-Stau sowie die Blockade eines der weltweit größten Container-Häfen in China. Die Folge: die Rohstoffpreise sind nahezu explodiert. Im Durchschnitt gab es Preissteigerungen um 30 Prozent seit Herbst 2020 beziehungsweise 20 Prozent seit Jahresbeginn – mit Spitzen von 65 Prozent beispielsweise bei metallischen Sekundärrohstoffen. Den stärksten Anstieg verzeichnet Holz, hier hat sich der Preis in Deutschland seit September verdoppelt.

„Alle zwei bis drei Tage werden die Rohstoffpreise nach oben angepasst. Den Trend geben Nordamerika und China vor, wo die Preise bereits um ein Drittel höher sind als in Europa“, sagt Pricing-Experte Danilo Zatta von der Managementberatung Horváth. „Es geht sogar so weit, dass immer mehr Handwerksbetriebe ihre die Arbeit einstellen und Kurzarbeit beantragen müssen, weil trotz hoher Auftragslage einfach zu wenig Rohstoffe am Markt zu beschaffen sind, selbst zu überteuerten Preisen.“

Wie jetzt eine aktuelle Horváth-Studie unter mehr als 1.000 Führungskräften aus produzierenden Unternehmen in zwölf europäischen Ländern zeigt, rechnen auch die Hersteller mittelfristig nicht mit einem Ende der Preisspirale. Ganz im Gegenteil: Ob Holz, Stahl oder Kunststoff, Gas oder Methanol – bei nahezu allen Rohstoffgruppen gehen die betroffenen Branchen von weiteren Preissteigerungen im zweistelligen Bereich aus. „Leere Läger, ein eingeschränktes Angebot und eine anhaltend hohe Nachfrage führen zur langfristigen Überstrapazierung der Rohstoffmärkte“, so Zatta.

Holzpreis könnte im Dezember Rekordhoch erreichen

Für Holz erwarten die befragten Hersteller einen Anstieg von bis zu 33 Prozent bis Jahresende. In Großbritannien, wo der Brexit die Holzbeschaffung besonders erschwert, geben die Befragten sogar mögliche Erhöhungen von bis zu 180 Prozent für bestimmte Holzarten an. Als stärkster Treiber wird die anhaltend hohe Nachfrage nach Holzprodukten genannt. Mit den Lockerungen scheint die wirtschaftliche Krise final überwunden, die Investitionsbereitschaft der Bevölkerung steigt wieder. Gefragt sind vor allem Innen- und Gartenmöbel sowie Terrassen, Balkone, Zäune, Carports bis hin zu vollständigen Holzfertighäusern.

„Die Menschen verbringen durch Homeoffice und Kontaktbeschränkungen mehr Zeit zu Hause und wollen dieses verschönern. Dazu kommt der Nachhaltigkeitstrend, der das Material Holz besonders attraktiv macht“, sagt Danilo Zatta von Horváth. 42 Prozent der Teilnehmenden verweisen zudem auf einen Angebotsrückgang. „Einige geografische Gebiete wie Schweden, Deutschland, Irland, die Vereinigten Staaten und Kanada mussten ihre normalen Produktionsaktivitäten vorübergehend reduzieren oder unterbrechen. Darüber hinaus haben Grenzsperren zur Begrenzung von Infektionen durch COVID-19 den kommerziellen Transport eingeschränkt und damit Lieferungen verzögert“, so Zatta.

Als Beispiel führt der Experte die sibirische Lärche an, die auch in Deutschland sehr gefragt, aber aktuell Mangelware ist. Mit der exponentiell steigenden Delta-Variante befürchten die Befragten nun auch weitere Lockdowns in Europa und somit die Fortsetzung der starken Nachfrage, mit dem Ergebnis eines neuen Rekordhochs beim Holzpreis bis Dezember 2021.

18-prozentige Preissteigerung für Warmstahl prognostiziert

Bei einem weiteren Rohstoff, Warmstahl, sind die Preise pro Tonne bereits seit Jahresbeginn um 60 Prozent gestiegen. Die Branche rechnet mit einem weiteren Anstieg um 18 Prozent bis Jahresende. „Aufgrund von massenhaften Auftragsstornierungen zur Coronakrise haben die Stahlproduzenten teilweise komplette Produktionsstätten stillgelegt und die Zwangspause für langwierige Wartungsarbeiten genutzt“, so Zatta. „Dann hat sich die Wirtschaft schneller erholt als die Produktionsmengen wieder hochgefahren werden konnte. Dem eingeschränkten Angebot stehen Kunden gegenüber, die ihre Lagerbestände nahezu aufgebraucht haben, um in der Krise bestmöglich liquide zu bleiben, und jetzt wieder füllen wollen.“

Preis für Kunststoff wieder auf Rekordhoch – mit Trend nach oben

Die unerwartet schnelle konjunkturelle Erholung hat auch die Kunststoffpreise stark in die Höhe getrieben, da dieser Rohstoff in großen Mengen für nahezu alle langlebigen Güter wie Immobilien, Autos, Möbel und Haushaltsgeräte benötigt wird, die allesamt eine sprunghaft angestiegene Nachfrage verzeichnen. Auch für kurzlebige Konsumgüter werden trotz Nachhaltigkeitstrend große Mengen an Plastik benötigt, da aus hygienischen Gründen zur Ansteckungsvermeidung vermehrt auf Plastikverpackungen für Lebensmittel und Take-away-Produkte gesetzt wird.

Dazu kommen Lieferungsengpässe durch Extremwetter in den USA, deren Energieversorgung durch eine Kältewelle gestört war. In der Folge sind Kunststoffmaterialien wie Polyethylen (PE) oder Polypropylen (PP) so teuer wie seit Jahr 2015 nicht mehr. Zu weiteren Rohstoffen, die von starken Preissteigerungen betroffen sind, gehören Kupfer, Eisenerz, Öl, Palladium und Rhodium. Und auch Materialien sowie Halbfertigprodukte verzeichnen starke Preisanstiege, was vor allem die Möbelindustrie hart trifft.

Hersteller müssen sich an Preissprünge gewöhnen – und kurzfristig handlungsfähig sein

Plötzliche Preissteigerungen für Rohstoffe werden Horváth-Experte Zatta zufolge auch nach der Pandemie an der Tagesordnung sein, da Extremwetterereignisse, Infrastrukturstörungen, Finanzmarktentwicklungen, Handelskonflikte und Logistikprobleme auf den zunehmend strapazierten Verkehrsadern zunehmen und sich die Folgen durch den hohen Grad an Globalisierung unmittelbar und stark auswirken.

„Die Erhöhungen werden weiterhin oft so plötzlich kommen, dass sich Hersteller in der Zange von Lieferanten wiederfinden, die höhere Preise verlangen, mit Kunden auf der anderen Seite, an die eine Erhöhung nicht unmittelbar weitergegeben werden kann“, so Zatta. „Kurzfristige Handlungsoptionen bestehen beispielsweise darin, Preise auf Grundlage von vorausschauenden Preisindizes anzupassen, das Angebot zu segmentieren, um die Preise zu differenzieren, sowie mit Zuschlägen zu arbeiten.“

Bei Preisanpassungen sollten dem Experten zufolge drei Regeln beachtet werden: Erstens sollten sie gezielt und systematisch geplant werden. Zweitens sollten Erhöhungen differenziert und selektiv an die Kunden weitergegeben werden, beispielsweise nach Marktsegment, Vertriebskanal oder Produktgruppe. Drittens ist eine frühzeitige und transparente Kundenkommunikation notwendig. Mindestens die wichtigsten Kunden sollten gezielt über die Preiserhöhungen und ihre Hintergründe aufgeklärt werden. Über das Controlling sind dann die unmittelbaren Auswirkungen zu überprüfen, um bei negativen Kundenreaktionen schnell gegensteuern zu können.

Über die Studie
Für die „Internationale Marktstudie zum Anstieg der Rohstoffpreise“ der Managementberatung Horváth wurden von März bis Juli 2021 insgesamt 1.041 Führungskräfte produzierender Unternehmen aus Europa befragt, darunter 145 Hersteller aus Deutschland. Weitere Befragte stammen aus Italien, Groß-Britannien, Frankreich, Spanien, der Schweiz, Österreich, den Niederlanden, Belgien, Schweden, Norwegen und Dänemark. Zu drei Vierteln handelt es sich bei den Befragten um Chief Executive Officers (CEOs), Chief Financial Offices (CFOs), Chief Sales Officers (CSOs) sowie Chief Procurement Officers (CPOs). Die Branchen teilen sich auf in Automotive, Möbel und Einrichtung, Haushaltsgeräte und weitere Elektronik sowie Verpackung.

Die Studie steht hier zum Download zur Verfügung: https://bit.ly/3wUF1Sz

Über Horváth
Horváth ist eine international tätige, unabhängige Managementberatung mit mehr als 1.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern an Standorten in Deutschland, Österreich, der Schweiz, Ungarn, Rumänien, den USA, Saudi-Arabien und den Vereinigten Arabischen Emiraten. Wir stehen für ein ausgeprägtes Branchenverständnis sowie höchste fachliche Expertise in sämtlichen Unternehmensfunktionen – mit Fokus auf Performance Management und Transformation. Für unsere international agierenden Kunden führen wir weltweit Projekte durch. Dabei stellen wir auch durch die Zusammenarbeit mit unseren Partnern innerhalb der Beratungsallianz „Cordence Worldwide“ die genaue Kenntnis und Berücksichtigung der jeweiligen lokalen Gegebenheiten sicher.

Unsere Spezialisten unterstützen Unternehmen und Führungskräfte mit umfassender Kompetenz in Geschäftsmodellen, Organisationsstrukturen, Prozessen und Systemen dabei, ihre Organisationen erfolgreich auf die Zukunft auszurichten. Mit Leidenschaft und Umsetzungsstärke verhelfen wir Veränderungen zum Erfolg, für das Gesamtunternehmen, für einzelne Unternehmensbereiche oder für Funktionen wie Vertrieb, Operations, Einkauf, Controlling & Finanzen, HR und IT. Horváth steht für Projektergebnisse, die nachhaltigen Nutzen und Wert schaffen. Deshalb begleiten unsere Beraterinnen und Berater ihre Kunden von der betriebswirtschaftlichen Konzeption über die Verankerung in Prozessen und Systemen bis zum Change Management und Training von Führungskräften und Mitarbeitern.

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Technische Universität Berlin am 13.7.2021:

TU Berlin: Kernenergie-Geschichte sichtbar machen

Einladung zur Eröffnung der digitalen Ausstellung über die Geschichte des Kernkraftwerks Rheinsberg

Deutschland wird sich in wenigen Jahren endgültig von der Atomenergie verabschiedet haben. Dennoch ist die Atomtechnik Teil der deutschen Geschichte: Das Kernkraftwerk Rheinsberg war 1966 die erste Einrichtung der zivilen nuklearen Energiegewinnung auf deutschem Boden und wurde 1990 vom Netz genommen. Mittlerweile ist das KKW Rheinsberg eine der ersten Anlagen in Europa, welche in einigen Jahren nahezu vollständig zurückgebaut sein wird. Es stellt sich daher die Frage nach einer technikgeschichtlich adäquaten Repräsentation der Kernenergie und einer musealen Darstellung der DDR-Kernkraftgeschichte.

Im Master-Seminar „Geschichte und Zukunft der Technik“ an der Technischen Universität Berlin beschäftigten sich im Wintersemester 2020/21 daher Studierende und Dozent*innen interdisziplinär mit der Geschichte, Gegenwart und Zukunft der Atomenergie und des ehemaligen KKW Rheinsberg. Das Seminar richtete sich primär an Studierende des Fachgebiets Arbeitslehre, Technik und Partizipation und angehende Lehrkräfte der Berliner Sekundarschulen. Zusammen mit Zeitzeug*innen und Wissenschaftler*innen anderer Einrichtungen wurde eine virtuelle, interaktive Ausstellung mit Videos, Podcasts und Fotos sowie eine Publikation zur Geschichte des ehemaligen DDR-Kernkraftwerks Rheinsberg erarbeitet. Realisiert werden konnte das Projekt durch die im Frühjahr 2020 gewonnene, vom BMBF geförderte Ausschreibung der Hochschulrektorenkonferenz (HRK) „Kleine Fächer sichtbar innovativ!“.

Die virtuelle Ausstellung finden Sie hier: https://www.nuclear-landscapes.de/

Die Projektteilnehmenden setzten sich nicht nur mit der Technikgeschichte von Kernenergie auseinander, sondern folgten auch den politischen und gesellschaftlichen Debatten der Zeit im geteilten Deutschland, und später in der Bundesrepublik sowie in den Nachbarländern. Zeitzeugen berichteten von Protesten in Ost und West, schilderten Arbeit und Alltag in einer Zeit, in der Atomenergie gesellschaftlichen Fortschritt bedeutete. Die Bauwerke, heutzutage nur noch Relikte in der Landschaft und Mahnmale einer vergangenen Zeit, umgab ein dubioser Charme von Ästhetik, Macht und architektonischer Meisterleistung während des Kalten Krieges. Trotzdem setzte sich das Projektteam auch mit den größten, folgenschweren Unglücken der Kerntechnologie auseinander: Three Mile Island (USA), Tschernobyl (heutige Ukraine) und Fukushima (Japan).

Ein enger Kooperationspartner für das Projektteam war der Verein Stadtgeschichte Rheinsberg. Seine Mithilfe wurde durch inhaltliche Beiträge folgender Einrichtungen ergänzt: Bundesstiftung Aufarbeitung, Fachgebiet Denkmalpflege, Institut für Stadt- und Regionalplanung der TU Berlin, Fachgebiet Wirtschafts- und Infrastrukturpolitik (WIP), Institut für Volkswirtschaftslehre und Wirtschaftsrecht der TU Berlin, Fachgebiet Medizingeschichte, Institut für Anatomie der Medizinischen Hochschule Brandenburg, Bundesamt für Strahlenschutz, Gemeinsames Krebsregister der Länder Berlin, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen-Anhalt und der Freistaaten Sachsen und Thüringen, Umweltinstitut München e.V. sowie das Deutsche Technikmuseum Berlin. Die virtuelle Ausstellung wurde durch den Informatiker Mathias Brunacci und die Grafikerin Tina Wilke erstellt.

zum Projekt begleitenden Lektüre: Kernkraftwerk Rheinsberg. Geschichte und Zukunft einer Technik, Andreas Jüttemann und Martin Schlecht (Hrsg.), ISBN 978-3-946438-11-3, 10 EUR im Buchhandel erhältlich.

Zur Voransicht auch als Download (nur für interne Zwecke): https://www.dropbox.com/s/7pkrsdi8a569yvi/mk_rheinsberg_projekt_04.pdf?dl=0

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Im Mai 2021 ist von Frank Henning das Buch „Klimadämmerung: Vom Ausstieg zum Abstieg – ein Plädoyer für mehr Vernunft in der Energiepolitik“ erschienen. Mit einem Vorwort von Fritz Vahrenholt.

Aus der Inhaltsbeschreibung:

Das deutsche Projekt der Energiewende wird nach wie vor mit viel Eifer, aber ohne wissenschaftlich fundierte und verständliche Erklärungen betrieben. Risiken werden ausgeblendet. Zugunsten des Klimaschutzes bleibt der Umweltschutz auf der Strecke. Sachliche und offene Diskussionen finden kaum statt. Frank Hennig verschafft interessierten Lesern einen Überblick über die technischen Voraussetzungen der Energiewende: Wie funktioniert ein Stromnetz? Wie ist es entstanden und welche globalen Entwicklungen gibt es? Lässt sich Energie speichern? Und er hinterfragt, inwiefern diese technischen Fakten im politischen Diskurs berücksichtigt werden.

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Science Media Center Germany am 13.7.2021:

Wie wird Mobilität klimafreundlich: Die Zukunft des Verbrenners

146 Millionen Tonnen Kohlendioxid hat der Transport im Pandemie-Jahr 2020 zurückgelassen, ein Jahr zuvor waren es noch rund 160 Millionen. Zwei Drittel dieser CO2-Emissionen gehen auf den Pkw zurück, daher hatte das Homeoffice so einen großen Effekt. Sobald die Bürgerinnen und Bürger sich mit zunehmender Rückkehr zur Normalität wieder hinter die Lenkräder setzen, dürften die Emissionen jedoch wieder steigen. Für Deutschland ein Problem, denn es hat sich wie alle Mitgliedsstaaten gegenüber der EU verpflichtet, den CO2-Ausstoß bis 2030 auf 85 bis 90 Millionen Tonnen zu reduzieren. Hält es diese Verpflichtung nicht ein, müsste es Emissionsrechte von den anderen Staaten erwerben – falls die überhaupt vorhanden sind – und das würde teuer werden [I].

Vor diesem Hintergrund ergibt es Sinn, dass die Bundesregierung viel Geld in die Hand nimmt, um vor allem den Kauf von Elektroautos anzukurbeln. Die Frage ist nur: reicht das? Das haben wir einen kleinen Kreis von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern gefragt, die mit Hilfe von Computermodellen simulieren, wie sich die Treibhausgasemission im Verkehr bis 2030 oder darüber hinaus entwickeln können.

Dabei zeigte sich, dass ein e-Auto die Klimabilanz der Straße um rund 1,5 bis 2 Tonnen Kohlendioxid pro Jahr entlasten kann. Falls wirklich, wie erhofft, 14 Millionen E-Autos bis 2030 verkauft würden, summierte sich das auf eine Ersparnis von rund 22 Millionen Tonnen CO2 im Jahr. Das wäre gut, würde aber bei weitem nicht reichen, um die Klimaziele für 2030 zu erreichen.

Die Hoffnung, bis 2030 noch mehr über e-Fuels [II, III] zu erreichen, dämpfen die Forschenden: Die Produktionsanlagen für die erforderlichen Mengen gibt es noch nicht, und es wird lange dauern, diese aufzubauen. Ob e-Fuels für die anschließenden Jahre eine Dekarbonisierungs-Option für den womöglich schrumpfenden Bestand von Verbrennern wären, ist offen: Es könnte sich als nicht wirtschaftlich erweisen, langlebige Anlagen mit großen Kapazitäten für eine vergleichsweise kurze Übergangsfrist zu bauen. Zudem würden die Treibstoffpreise durch e-Fuels wohl noch weiter steigen.

Der Strom zum Laden der E-Autos wird übrigens in der EU dem Stromsektor voll angerechnet. Das ergibt durchaus Sinn, denn der Stromsektor zahlt für die Emission von Kohlendioxid und reduziert daher bereits seine Emissionen durch die Energiewende.

Die Redaktion des SMC hat folgende Fragen gestellt:

1. Inwiefern reicht es für einen schnellen Übergang zu einer klimaneutralen Mobilität aus, vor allem auf einen Austausch der Verbrenner durch alternative Antriebe zu setzen?

2. Wie lange wird der Ersatz des Pkw-Bestands durch alternative Antriebe dauern? Wie stark sinkt dadurch der CO2-Ausstoß im Verkehrssektor?

3. Inwiefern wäre es für eine Übergangzeit sinnvoll, auch den schmelzenden Bestand der Verbrenner durch den Einsatz von e-Fuels zumindest teilweise zu dekarbonisieren?

4. Inwiefern ist ein Verbot des Verkaufs oder des Betriebs von Verbrennerfahrzeugen sinnvoll, um den Übergang zu klimafreundlicher Mobilität zu beschleunigen?

5. Was wird aus Ihrer Sicht das größte Problem beim Übergang zur klimaneutralen Mobilität in den kommenden Jahren werden?

Zu weiteren Plänen oder Vorschlägen, mit denen die Emissionen im Verkehr noch weiter gesenkt werden können, um damit die Klimaziele einzuhalten – etwa die Förderung von Busverkehr, Fahrradfahren, Oberleitungs-Lkw – werden wir in den kommenden Wochen Statements oder Fakten zusammenstellen und in einer losen Serie herausgeben.

Weiterlesen beim Science Media Center Germany

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