Enttäuschte Liebe – das nächste Kapitel

Australien ist abhängig von der Kohle. Oder soll man besser sagen, etliche Länder sind abhängig von der australischen Kohle? Der Ukraine-Krieg hat einiges verschoben und die Kohleindustrie boomt auf dem Kontinent. In einem kurzen Video in der ZDF-Heute Sendung wird das Thema behandelt.

(Abbildung: Screenshot ZDF-Mediathek)

Die große Frage wird sein, wie die neue australische Regierung mit der Kohle umgeht. Der zukünftige Regierungschef Albanese hat, wie die Zeit berichtet, eigene Pläne, was die Energiewende angeht.

“Albanese hatte im Wahlkampf versprochen, Australiens CO₂-Ausstoß bis 2030 um 43 Prozent im Vergleich zu 2005 zu senken. Zudem warb seine Partei für einen massiven Ausbau erneuerbarer Energien und Kaufprämien auf Elektroautos. Labor kündigte allerdings keine Schließungen von Kohleminen an. Australien ist einer der wichtigsten Kohleproduzenten weltweit und zudem zählt sein Pro-Kopf-Ausstoß an Treibhausgasen zu den höchsten weltweit.”

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Unlängst ging eine schwere Gewitterfront über große Teile von Deutschland. In der Gegend um Paderborn gab es Tornados. Was sagt die Klimaforschung zu dem Thema? Axel Bojanowski hat es in seinem Blog beschrieben. Klar ist, es ist nicht so einfach, wie viele es sich machen.

“Dass die Zahl der beobachteten Tornados gestiegen ist, liege “in der Zunahme und heutigen Verbreitung mobiler Endgeräte mit Foto- und Videofunktion und damit in der Abnahme der Dunkelziffer”, berichtet der DWD. Die Beobachtungsdaten ließen “keinen Schluss auf eine Veränderung der Zahl der Tornados in Folge des Klimawandels zu”.

Die Unwetterzentrale bestätigt: “Das steigende Interesse der Medien und der Bevölkerung, die Verbreitung von Handys und Digitalkameras sowie des Internets sind weitere Gründe. Ob sich Zahl und Stärke von Tornados durch den Klimawandel verändern, ist nicht bekannt”.

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Bundesregierung will deutsches Gasnetz schrittweise auflösen. Ja, richtig gelesen. Die Welt (Bezahlartikel) beschreibt die Pläne der Bundesregierung. Patrick Graichen zufolge braucht Deutschland ab 2045 doch kein Gas mehr. Daher kann man die Leitungen doch auch zurückbauen… Ob Graichen schon mal überlegt hat, dass es bis 2045 noch zahlreiche Wahlen gibt?

“Setzt sich das Bundeswirtschaftsministerium mit seinen Plänen durch, wäre das ein radikaler Einschnitt in die bisherige Struktur der deutschen Energieversorgung, vergleichbar etwa mit dem Ausstieg aus der Kernenergie und dem Ende der Kohleverstromung. Bislang ging die Energiewirtschaft davon aus, dass die Gaspipelines weiter genutzt werden und schrittweise auf den Transport von klimaneutralen Brennstoffen wie Wasserstoff, Biogas und synthetischem Methan umgerüstet werden.

Bei den Unternehmen stößt das Vorhaben daher auch auf heftige Gegenwehr. „Es ist nicht zielführend, so mir nichts, dir nichts den Rückbau der Gasverteilnetze in den Raum zu stellen“, kritisiert Ingbert Liebing, Hauptgeschäftsführer des Verbandes kommunaler Unternehmen (VKU), in dem mehr als 900 Stadtwerke organisiert sind. „Damit würde eine bestehende Infrastruktur entwertet, die mehrere Hundert Milliarden Euro wert ist.“”

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In Deutschland ist die CO2-Abscheidung verboten. Andere Länder wie die USA investieren in diese Technologie. Das berichtet der Standard.

“Die Herausforderung bei der Technik ist, große Mengen CO2 zu niedrigen Kosten einzulagern. Die vier wichtigsten Projekte des neuen US-Förderprogramms sollen in der Lage sein, mindestens eine Million Tonnen CO2 pro Jahr abzuscheiden und zu speichern. Die Biden-Regierung hält das Programm nach eigenen Angaben für notwendig, um bis Mitte des Jahrhunderts das Ziel von Null-Netto-Emissionen zu erreichen.

„Der jüngste UN-Klimabericht hat deutlich gemacht, dass die Beseitigung von bestehendem Kohlenstoff aus der Luft durch direkte Luftabscheidung und sichere Speicherung eine wesentliche Waffe in unserem Kampf gegen die Klimakrise ist“, sagte US-Energieministerin Jennifer Granholm.”

3,5 Mrd. Dollar wollen die USA in diesen Bereich nach einem Bericht bei energy.gov investieren.

“The U.S. Department of Energy (DOE) today released a Notice of Intent (NOI) to fund the Bipartisan Infrastructure Law’s $3.5 billion program to capture and store carbon dioxide (CO2) pollution directly from the air. The Regional Direct Air Capture Hubs program will support four large-scale, regional direct air capture hubs that each comprise a network of carbon dioxide removal (CDR) projects to help address the impacts of climate change, creating good-paying jobs and prioritizing community engagement and environmental justice.

In addition to efforts to deeply decarbonize the economy through methods like clean power, efficiency, and industrial innovation, the widespread deployment of direct air capture technologies and CO2 transport and storage infrastructure plays a significant role in delivering on President Biden’s goal of achieving an equitable transition to a net-zero economy by 2050.”

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Boris Johnson, der Premierminister des Vereinigten Königreichs, will die Kernenergie in seinem Land ausbauen. Bei n-tv können wir lesen:

“Es sind – wie eigentlich immer bei Johnson – ziemlich ambitionierte Pläne. Bis 2030 könnten 95 Prozent der Elektrizität im Land kohlenstoffarm sein, also aus Sonne, Wind, Wasser und Atom stammen, mehr als 40.000 neue Jobs könnten so entstehen, ließ der Premier ankündigen. Das Kernelement der „Energiesicherheitsstrategie“ sind acht neue Atomreaktoren bis 2030 – einer pro Jahr, wie Johnson vorrechnete. Damit will der Premier einen gewaltigen Teil des Energiebedarfs decken. Bis 2050 soll sich die Produktion durch Atomenergie auf 24 Gigawatt mehr als verdreifachen und bis zu 25 Prozent des erwarteten Strombedarfs ausmachen.”

Laut ORF findet auch in Österreich eine Debatte um die Kernenergie statt, mit erwartungsgemäß sehr unterschiedlichen Positionen.

“Die Entscheidung gegen die Atomkraft in Österreich hat Axel Greiner seinerzeit als richtig empfunden. Doch Zwentendorf sei 44 Jahre her, „und auch die Kernkraft hat sich weiterentwickelt, und es gibt mittlerweile Ideen, Konzepte und Ansätze, Kraftwerke so zu bauen, dass sie sicher sind und keine radioaktiven Reststoffe erzeugen.“

In Österreich gibt es ein Atomsperrgesetz im Verfassungsrang. Es ist nur mit Zweidrittelmehrheit veränderbar. In Europa haben zuletzt beispielsweise Großbritannien und Frankreich den Bau neuer Atomkraftwerke angekündigt. Der heimische Strommix beinhaltet auch Atomstrom aus dem Ausland, beispielsweise Tschechien. Österreich fährt in der EU einen strikten Anti-Atomkurs.”

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Wie wird russisches Gas ersetzt? Die FAZ widmet sich dem Thema. Es ist direkt erfrischend, dass man ausnahmsweise mal nicht liest, dass wir nur mehr Windkraft, Solar und Wärmepumpen brauchen, dann wird es schon klappen. Anders als viele der üblichen Protagonisten weiß der Autor, dass Deutschland eine Grundstoff-Industrie besitzt, die Gas benötigt. Ihr helfen weder Strom noch Wärmepumpen.

“Der Kölner Ökonom Eren Çam nennt als Hauptgrund andere Lieferquellen. „Die LNG-Lieferungen haben in diesem Jahr sehr stark zugenommen und helfen, das Gasangebot zu stützen“, sagt der Leiter für Energierohstoffe am Energiewirtschaftlichen Institut (EWI) der F.A.Z. Er merkt an, dass die LNG-Lieferungen in die Europäische Union von Januar bis April um 39 Prozent auf 411 Terawattstunden gestiegen sind. Im Durchschnitt vom 1. Januar bis zum 11. Mai erreicht russisches Gas einen Anteil von 28 Prozent und LNG mit 30 Prozent sogar etwas mehr.” […] „Je mehr die russischen Gaslieferungen zurückgehen, desto schwieriger wird es, die Gasspeicher entsprechend den vorgegebenen Füllständen zu befüllen“, sagt Sebastian Bleschke, Geschäftsführer von INES Initiative Energien Speichern, dem Zusammenschluss der Gasspeicherbetreiber. Derzeit füllen sich die Speicher, die ein Viertel des Jahresverbrauchs lagern können, leicht auf und sind nun zu 42 Prozent gefüllt. So gesehen helfen gerade die russischen Gaslieferungen dabei, Deutschland im Winter weniger erpressbar und damit unabhängiger von Russland zu machen.”

Ganzen Artikel in der FAZ lesen.

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Enttäuschte Liebe – das nächste Kapitel. Vor Kurzem haben wir über die große Enttäuschung von Professor Volker Quaschning und Tesla berichtet. Elon, was hast Du mir nur angetan? Vorbei die Zeiten als der Aktivist Tesla über den grünen Klee lobte und Jubel-Videos über die tollen Elektroautos des Herstellers bei YouTube hochlud. Nein, diese Liebe ist nun erloschen. Jetzt werden sich bei Twitter die Hände gerieben, wenn Tesla aus einem Nachhaltigkeitsindex fliegt, wie die taz berichtet.

“Am Mittwoch verkündete die Ratingagentur Standard & Poor’s (S&P) in einem Blogpost, dass der einstige Branchenprimus Tesla trotz seines Ziels, den Übergang zu nachhaltiger Mobilität zu beschleunigen, aus dem Nachhaltigkeitsindex S&P 500 ESG, den fünfhundert größten als nachhaltig eingestuften Dow-Jones-Unternehmen gestrichen wurde. Elon Musk bezeichnete daraufhin die Anlagekategorie als Schwindel und warf dem Indexanbieter vor, seine Integrität verloren zu haben.”

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Leserpost von Dipl. Ing. Martin Krohn:

Betreff: Klage gegen VW

Sehr geehrte Damen und Herren,

eine Anmerkung zum Blog vom 22.05.2022. In einem Beitrag wird berichtet, dass Landwirte gegen VW klagen wollen, weil sie den Konzern für ausbleibenden Regen erforderlich machen. Es ist schon erstaunlich, mit welchen Argumenten die Menschen heute vor Gericht  ziehen (oder es hat solche merkwürdigen Gründe für einen Zug zum Gericht schon immer gegeben, nur bislang wurden diese nicht publik). Doch bei einer solchen Klage müsste das Gericht den Antrag sofort zurückweisen. Ich bin zwar kein Jurist, doch nach meinem Kenntnisstand kann eine Verurteilung nur erfolgen, wenn dem Beklagten die Schuld klar nachgewiesen werden kann. Wie soll man aber dem VW-Konzern eine solche Schuld nachweisen? Es ist schon abenteuerlich. Doch nach Verfassungsgerichtsurteil zur CO2 Reduktion wundert mich nichts mehr. Was wir vorliegen haben, ist nicht mehr Rechtsstaat sondern eher mit der Inquisition zu vergleichen. Vielleicht wird die Erde auch bald  wieder zu einer Scheibe erklärt.

Viele Grüße
Dipl. Ing. Martin Krohn

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Oldies but Goldies. Hier ein interessantes Interview auf ERF.de aus dem Jahr 2011:

Was ist bloß mit dem Klima los?

Ein Interview mit Friedhelm Olschewski, Atmosphärenphysiker an der Universität Wuppertal, über Katastrophen, das Klima und Apfelbäumchen.

Das Wetter war einst der Deutschen liebstes Verlegenheitsgesprächsthema. Heute steht es ganz weit oben auf der Agenda. Klimaveränderung sagen die einen, Klimawechsel die anderen und manche sprechen gar von einer drohenden Klimakatastrophe. Was ist bloß mit dem Klima los? Michael Klein, Redakteur bei ERF Radio, hat diese Frage einem Experten gestellt, der sich beruflich mit den Vorgängen in der Erdatmosphäre befasst. Also dort, wo das Klima gemacht wird. Friedhelm Olschewski ist Atmosphärenphysiker an der Universität Wuppertal.

[…]

ERF: Welche Rolle spielt eigentlich der Mensch im Klimageschehen? Uns wird medial immer wieder suggeriert: Wir haben unser Klima selber in der Hand. Ist der Mensch nur ein Faktor von vielen oder ist er tatsächlich Hauptfaktor von Veränderungen im Wetter?

Friedhelm Olschewski: Erst einmal möchte ich sagen: Der Mensch ist Opfer des Klimas. Er muss sich einfach mit dem Klima abfinden. Ein Freund aus Florida war im Herbst einmal zu Besuch bei uns und fand das Wetter hier ganz schrecklich, weil es so kalt und regnerisch war. Er hat uns die Frage gestellt: Wie kann man nur freiwillig in so einem Land leben, wo es ein so schreckliches Klima gibt?

In wie weit der Mensch Möglichkeiten hat, in das Klima in negativer wie auch in positiver Hinsicht einzugreifen, ist noch offen. Natürlich gibt es Wechselwirkungen zwischen der Atmosphäre und der Biosphäre. Natürlich geht das CO2 als Produkt des Menschen in die Atmosphäre und beeinflusst das Geschehen dort. Das nun aber zu quantifizieren und zu fragen, wie groß der menschliche Anteil dessen, was das Klima ausmacht, ist, das ist die große Gretchenfrage über die bis heute sehr heftig gestritten wird.

Ganzes Interview auf ERF.de lesen.

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