Eine Mehrheit der Deutschen für Kernenergienutzung über den April 2023 hinaus

Ein sehr ausführliches Interview hat Axel Bojanowski von der Welt mit dem Blog Blingbling geführt. Es geht dabei um die Debatte, ganz speziell beim Thema Klimawandel aber auch um Gut und Böse.

“Kannst Du einmal konkretisieren: Was wissen wir wirklich sicher über den Klimawandel?

Zunächst einmal: Man kann sich bei komplexen Phänomenen nie wirklich sicher sein. Wenn man genau hinsieht, entdeckt man immer Probleme. Sehr überzeugend aber ist bisher dargelegt worden, dass menschengemachte Treibhausgase die Erderwärmung beitragen. Das ist höchst wahrscheinlich bis sicher. Die Belege dafür sind sehr gut. Darauf aufbauend ist ziemlich sicher, dass das Eis schmilzt und der Meeresspiegel ansteigt.

Was nun aber schon wieder nicht so sicher ist, wie groß der Anteil des Menschen an diesen Phänomenen ist. Derzeit gibt es eine Debatte über dekadische Klimaschwankungen, die wesentlich vom Pazifik ausgehen. Die lassen sich nicht so leicht von der menschengemachten Erwärmung unterscheiden. Das ist sehr interessant, und in den kommenden zehn Jahren werden wir mehr wissen.

Es kommt mancherorts auch vermehrt zu Starkregen, weil die Luft sich aufheizt und mehr Feuchtigkeit erhalten kann. In manchen Erdgegenden kommt es auch öfter zu Dürre. Ob das in Mitteleuropa auch so ist, ist unklar.”

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Laut ZDF-Politbarometer will eine Mehrheit der Befragten eine Nutzung der Kernkraftwerke über den April 2023 hinaus.

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Florian Blümm analysiert in seinem Blog Tech for Future die aktuelle Energiekrise. Sein Fazit:

“Habeck gibt sich gerne als Pragmatiker. Beim Atomausstieg richtet er sich aber nach Interessen seiner Partei statt denen der Bürger.

Statt zu handeln, schiebt er auf und vertröstet auf Experten, nur um deren Ratschläge dann zu ignorieren. Merkel hätte wahrscheinlich im März die Laufzeitverlängerung beschlossen, ohne den unnötigen Stresstest.

Viele Deutsche haben es Habeck zugetraut, über seinen Schatten zu springen, zugegeben: ich war einer davon. Er hat uns leider enttäuscht. Vielleicht war es schon immer Wunschdenken, dass ein grüner Minister den Atomausstieg rational bewerten würde.

Habeck spricht gerne von der abstrakten “Hochrisikotechnologie Atomkraft”. Aber bei seiner Risikoabwägung vergisst er die ganz realen Gefahren, die sich aus einer verhinderten Laufzeitverlängerung ergeben.

Es gibt nun mehrere Szenarien:

Blackout durch Strommangel (unwahrscheinlich)

Strompreise sinken (unwahrscheinlich)

Strompreise bleiben hoch (höchstwahrscheinlich)

Mit seinem Fokus auf unwahrscheinliche Blackouts übersieht Habeck die eigentliche Gefahr der hohen Strompreise über Monate und Jahre. Bei einer Insolvenzwelle oder sozialen Unruhen wird die Schuld auf ihn zurückfallen.

Habeck hat durch die grundlose Verhinderung der Laufzeitverlängerung den schwarzen Peter bereitwillig an sich gerissen. Er kann nicht mehr behaupten, er hätte alles getan, um Schaden vom deutschen Volk abzuwenden.”

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Der österreichische Automobil- Motorrad- und Touringclub ÖAMTC hat sich die Ladeverluste bei verschiedenen E-Autos angesehen.

“Die AC-Ladetests zeigten deutliche Effizienzunterschiede bei den in den Testfahrzeugen verbauten On-Board Chargern. Mit Abstand am besten hat hier das Tesla Model 3, vor dem VW ID.3, dem Hyundai Ioniq 5 und dem Peugeot e-2008 abgeschnitten. Beim Model 3 und dem für die AC-Ladung wirklich sehr effizienten OBC waren es Ladeverluste von nur 6,69 %.

Bei den übrigen drei Testfahrzeugen fielen die Ladeverluste bei der AC-Ladung deutlich höher aus, was die immensen Effizienzunterschiede in der Gleichrichtung des Strom im Fahrzeug verdeutlichte. Der VW ID.3 verbuchte beim Ladetest Verluste von 8,25 %. Obwohl der Hyundai Ioniq 5 bei der DC-Ladung im Vergleich zu den anderen Testfahrzeugen über eine modernere 800V-Ladetechnologie verfügte, fielen die Ladeverluste bei der AC-Ladung mit 8,79 % im Vergleich zum Tesla recht hoch aus. Mit einem nachgemessenen Ladeverlust von 9,92 % zwischen Ladestation und Fahrzeug-Antriebsbatterie schnitt der Peugeot e-2008 bei der AC-Ladung im Vergleich zu den anderen Testfahrzeugen am schlechtesten ab.”

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Die EU ruft dazu auf, alle verfügbaren Reserven an Energie zu mobilisieren. Der Unmut über Deutschland wächst laut Euractiv.

“It’s the responsibility of any countries to do whatever we can regarding the availability of energy production,” the EU’s internal market Commissioner Thierry Breton said on Thursday (8 September) after a meeting with the German government in Berlin.

Breton’s declarations came on the same week as Germany took the final decision to shut down its three remaining nuclear reactors.

And while he declined to “comment on the energy mix of countries,” Breton praised Belgium for delaying its own nuclear exit.

“I want to make sure that we can provide everything to pass the winter,” he said. “I think it’s important that every country, which has a capacity to do it for this very period, that they do whatever they can. And that’s also a matter of solidarity.”

In July, Breton told German paper Handelsblatt that it would be “extremely important to keep the three German nuclear power plants that are still in operation running longer.”

Immerhin halten die Franzosen noch zu Deutschland. Eine stillgelegte Gaspipeline soll wieder geöffnet werden, das berichtet der Spiegel.

“Am Montag hatten sich Deutschland und Frankreich auf Energielieferungen in der Krise verständigt und dabei gemessen an den Erwartungen ein ungewöhnliches Ergebnis erzielt. So erhält Frankreich Strom aus Deutschland, weil die AKW im Lande den Bedarf nur unzureichend sicherstellen: Viele Meiler sind derzeit abgeschaltet wegen geringer Wasserstände und hoher Temperaturen in den Flüssen und auch wegen eines großen Wartungsstaus. Umgekehrt soll Gas nach Deutschland durch eine Leitung fließen, die ursprünglich für den Transport des Brennstoffs nach Frankreich gedacht war.”

Die Liste der Länder, die Deutschland unterstützen wollen in Sachen Gas, ist überschaubar, wenn man der FAZ folgt.

“Laut Schreiben gestaltet es sich mit einigen EU-Ländern gegenwärtig schwierig, diese Notfall-Gaslieferverträge abzuschließen. Deutschland habe bis dato mit Dänemark und Österreich ein Solidaritätsabkommen dieser Art abgeschlossen, heißt es. „Demgegenüber entziehen sich Belgien, Luxemburg, Niederlande sowie Polen den konstruktiven Verhandlungen und Abschlüssen der bilateralen Solidaritätsverträge mit uns.“

In den Solidaritätsverträgen sollen Prozesse und gegenseitige Verpflichtungen über Lieferungen von Erdgas geregelt werden, die „zur Gewährleistung der lebenswichtigen Erdgasversorgung geschützter Kunden (Haushaltskunden, soziale Dienste, im weiteren Sinn: Netzstabilität gewährleistende Gaskraftwerke)“ gebraucht würden, heißt es in dem Papier.”

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Kalifornien versucht die Quadratur des Kreises. Die Grüne Energiewende hat dem Bundesstaat erhebliche Probleme eingebracht. Immer wieder müssen Stromnutzer abgeschaltet werden, weil Strom fehlt. Kalifornien hat das auch seiner Energiewende zu verdanken, versucht jetzt aber durch Forcieren dieser Energiewende das Problem zu lösen. Mittlerweile wird der Klimawandel für die Entwicklung verantwortlich gemacht, höhere Temperaturen bedeuten mehr Stromverbrauch durch Klimaanlagen. Nachzulesen bei der Washington Post.

“California has to be coldly realistic about matching its loads and resources,” said Bob Foster, a former chair of the board governing California’s grid operations. “You can’t just wish it to be so. You have to be very realistic. They are on the right path, but maybe in a little bit too much of a hurry.”

The state’s energy infrastructure is under unprecedented stress. Aging transmission lines are fraying and unreliable, hydroelectric power is in short supply amid drought, and neighboring states that California has looked to for supplemental power have less to spare as heat domes settle over them, too.

“The root of the problem here is that climate change keeps surprising us and being worse than we thought,” said Severin Borenstein, a faculty director of the Energy Institute at the University of California at Berkeley’s Haas School of Business. “People who live in areas where we never thought air conditioning would be needed are now installing it. That is where all the problems are coming from on days like these.”

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