Ein Klassiker aus dem Bereich des Äpfel-mit-Birnen-Vergleichs

Abbildung: Für den Laien kaum zu unterscheiden: Links ein Apfel, rechts eine Birne. Beides wird bei Vergleichen gern verwechselt.

Bei Efahrer (gehört zur Computerzeitschrift Chip) widmet man sich den Kritikern von Windkraftanlagen. In erster Linie wird dem Verein Vernunftkraft vorgeworfen mit Lügen zu arbeiten. Das soll vor allem den Bereich der Gefahr von Vögeln durch Windkraftanlagen betreffen, sogenannter Vogelschlag. Was dann aber folgt ist eine sehr selektive Auswahl von Studien, genauer genommen eine einzige Studie, die sogenannte Progress Studie aus 2016, die aufgeführt wird. Sie geht davon aus, dass es ein Risiko für Kollisionen gibt, aber die Bestände von Arten wie dem Mäusebussard oder dem Rotmilan nicht gefährdet sind. Andere Studien, auf die wir hier auch schon hingewiesen haben, werden nicht erwähnt in dem Artikel.

Wäre es nicht journalistische Pflicht gewesen, hier etwas Zeit für eine Recherche zu investieren oder hätten anderslautende Studien nur gestört? Diese anderen Studien kommen nämlich zu ganz anderen Schlüssen und das Interessante ist, dass diese u. a. vom Naturschutzbund Nabu kommen. Eher unverdächtig, Maßnahmen für den Ausbau von Erneuerbaren Energien kritisch gegenüberzustehen. Aber dann wird es richtig toll. Der Artikel zitiert Stefan Holzheu, einem ausgewiesenen Fan der Windkraft. Ausweislich seines Twitterprofils ein Wissenschaftler aus tiefster Überzeugung. Für ihn zählen nach eigener Aussage nur nachvollziehbare Fakten.

(Abbildung: Screenshot Twitter)

Und der Infraschall-Experte fängt tatsächlich an, Garten- und Singvögel mit Greifvögeln zu vergleichen (verwechseln?), was in mehrfacher Hinsicht vollkommen irre ist. Wir erinnern uns an den Apfel und die Birne oben. Wir werfen Holzheu hier gar nicht vor, kein Vogel-Fachmann zu sein, aber den gesunden Menschenverstand könnte er dennoch einsetzen. Betrachten wir einfach mal einige Bestände wie die des Rotmilans mit geschätzten 30.000 Tieren mit beispielsweise der Amsel, vor der es ca. 9 Millionen Exemplare in Deutschland gibt, dann wird hier schon klar, dass es bei jedem getöteten Greifvogel ein deutlich größeres Risiko für den Bestand der Art ausgeht als bei einer getöteten Amsel.

Ebenso schräg ist die Aufzählung, wodurch Vögel denn sonst so getötet werden. Wir kennen das, es werden die Autos, Katzen, Fensterscheiben ins Feld geführt. Dummerweise sind das aber nicht die Tötungsarten, die für Greifvögel ausschlaggebend sind. Die weigern sich standhaft unter Autos zu geraten oder gegen Fensterscheiben zu fliegen und eine Katze dürfte bei einer Auseinandersetzung mit einem Greifvogel wohl eher den Kürzeren ziehen. Hier werden also Garten- und Singvögel mit Greifvögeln in einen Topf geworfen. Das ist höchst unseriös.

Es bleibt bei solchen Vergleichen sehr schwierig, von einer ernsthaften Debatte auszugehen. Wer mit solchen ungeeigneten Vergleichen arbeitet, will sich nicht mit dem Thema beschäftigen, weil es ganz einfach das eigene Narrativ zu sehr stört. Dann nerven nachvollziehbare Fakten nur und man lässt sie besser weg. Wissenschaftlich ist das nicht. Da nützt dann auch die tiefste Überzeugung nichts.

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Das Fraunhofer Institut für Solare Energiesysteme ISE rechnet in einer Studie vor, wie groß der Verbrauch von Ressourcen bei einer Ausweitung der Erzeugung von Strom aus Photovoltaik ist. Es klingt etwas wie das Pfeifen im Wald, denn die Ausbaupläne sind gewaltig (Faktor 100 bis zum Ende des Jahrhunderts) und folglich auch der Verbrauch von Fläche und Material. Um diesen Verbrauch nicht ins Unermessliche steigen zu lassen ist nach Meinung von ISE ein hohes Innovationstempo nötig. Die Studie gibt es hier.

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Kein El Niño in Sicht, sagt die Welt Meteorologie Organisation WMO für die nächsten Monate bis November voraus. Die größte Wahrscheinlichkeit hat eine neutrale Situation beträgt 60%, eine La Niña kommt auf 40% somit bleibt wie El Niño nichts mehr übrig. Beim Potsdam Institut für Klimafolgenforschung PIK scheint man nach der fehlgeschlagenen 2019er Prognose für das Jahr 2020 (es kam eine La Niña Situation statt des prognostizierten El Niño) vorsichtiger geworden zu sein. Es findet sich keine Prognose für dieses Jahr aus dem Jahr 2020, dabei wurde seinerzeit das Prognosemodell und die Hardware zur Berechnung gefeiert. Die Klimaschau Folge 1 berichtete über den Fehlschlag in Sachen Vorhersage.

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Der Weg zur Klimaneutralität kostet Billionen. Das rechnet die Kreditanstalt für Wiederaufbau KfW vor, die Tagesschau hat einen entsprechenden Artikel dazu.

“Den größten Teil der Investitionen sieht die Analyse im Bereich Verkehr mit 2,1 Billionen Euro. Größtenteils gehe es allerdings um eine Neuausrichtung ohnehin anstehender Reinvestitionen in diesem Bereich. Die eigentlichen Mehrinvestitionen seien mit 153 Milliarden Euro daher deutlich geringer.

Die zweithöchsten Investitionen werden demnach im Sektor Energie mit 840 Milliarden Euro benötigt. Auf die privaten Haushalte entfallen rund 636 Milliarden Euro. Davon sind den Berechnungen zufolge rund 254 Milliarden Euro Mehrinvestitionen, vor allem für einen klimagerechten Wohnungsbestand.

Auf den Industriebereich kommen 620 Milliarden Euro zu. Davon sind 462 Milliarden Euro tatsächliche Mehrinvestitionen. Produktionstechniken könnten vielfach nur mit großem Aufwand klimafreundlich umgestellt werden, hieß es zur Begründung.

Im Bereich Gewerbe, Handel und Dienstleistungen fallen mit rund 237 Milliarden Euro verhältnismäßig geringe Klimaschutzinvestitionen an, etwa 113 Milliarden Euro seien Mehrinvestitionen.”

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Laut dem RWE Blog Enformer verzeichnete der Ausbau der Windenergie in den USA im Jahr 2020 einen starken Ausbau. 16.800 MW Leistung wurden zusätzlich installiert. Damit liegt das Land nun bei 120.000 MW und damit weltweit auf Platz 2 hinter China, Deutschland kommt auf Rang 3 mit 63.000 MW. Texas liegt bei der Neuerrichtung weit vorn. Im Frühjahr 2021 kam es in dem Bundesstaat zu einer Energiekrise. Grund war damals eine Kältewelle, die z. B., Pipelines gefrieren ließ, aber auch Windkraftanlagen froren ein. Der Tagesspiegel berichtete seinerzeit.

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Universität Passau:

Tropische Bergwälder als unterschätzte Kohlenstoffspeicher: Passauer Forscherin steuert Daten zu „Nature“-Studie bei

Prof. Dr. Christine Schmitt, Geographin an der Universität Passau, ist Teil eines internationalen Forschungsteams, das in einem „Nature“-Artikel belegt, dass die tropischen afrikanischen Bergwälder mehr Kohlenstoff speichern als bisher gedacht.

Tropische Regenwälder stellen gigantische Kohlenstoffspeicher dar. Doch der Beitrag tropischer Bergwälder zum Klimaschutz wurde bislang unterschätzt. Das belegt eine breit angelegte, internationale Studie, die kürzlich in dem renommierten, britischen Wissenschaftsmagazin „Nature“ erschienen ist.

Aufgrund der Höhenlage war die Forschung davon ausgegangen, dass die tropischen Bergwälder weniger produktiv seien als Tiefland-Regenwälder. Der Weltklimarat IPCC gab in seinen Berichten für Afrika den durchschnittlichen Speicherwert von 89,3 Tonnen Kohlenstoff pro Hektar an.

Doch die internationale Studie zeigt, dass dieser Wert auf dem afrikanischen Kontinent um zwei Drittel höher liegt. Tatsächlich kann ein Waldstück in den tropischen Bergwäldern Afrikas im Durchschnitt etwa 149,4 Tonnen Kohlenstoff pro Hektar aufnehmen – das entspricht ungefähr dem Kohlenstoffspeicher der afrikanischen Tieflandregenwälder und liegt deutlich über dem Wert der Tiefland- und Bergwälder Südamerikas. Tatsächlich zeichnen sich die afrikanischen Regenwälder generell durch eine recht geringe Baumdichte, jedoch vielen großen Bäumen aus. Die Ursachen hierfür sind noch nicht ganz geklärt. Die Autorinnen und Autoren der Studie vermuten, dass das Vorkommen von großen Pflanzenfressern wie Waldelefanten eine Rolle spielen könnte, die auf die Waldstruktur einwirken; außerdem seien großflächige Störungen wie Wirbelstürme recht selten und die afrikanischen Gebirge nicht so extrem steil wie etwa die Anden.

Passauer Geographin liefert Daten aus Äthiopien und Kenia

Prof. Dr. Christine Schmitt, Inhaberin des Lehrstuhls für Physische Geographie mit Schwerpunkt Mensch-Umwelt-Forschung an der Universität Passau, hat Daten aus Äthiopien und Kenia zu der breit angelegten „Nature“-Studie beigesteuert. Vermessen wurden dafür 72.336 Bäume auf 226 Flächen, die sich auf 44 Regionen in 12 afrikanischen Ländern verteilen. Hauptautorin Dr. Aida Cuni-Sanchez, Umweltgeografin an der Norwegischen Universität für Umwelt- und Biowissenschaften (NMBU) und der britischen Universität York, hat die Arbeiten von 101 Kolleginnen und Kollegen zusammengetragen, die unabhängig voneinander Feldstudien in tropischen Bergwäldern durchgeführt haben.

„Mit Hilfe dieser übergreifenden Arbeit können wir zeigen, welches Potential Afrikas tropische Bergwälder für den Klimaschutz haben“, sagt die Passauer Geographin Prof. Dr. Schmitt, die sich damit bereits seit mehreren Jahren beschäftigt. Rasch voranschreitende Entwaldung gefährde dieses Potential. Schmitt nennt als Beispiel Äthiopien, wo möglicherweise Waldflächen, die sie im Rahmen ihrer Doktorarbeit von 2003 bis 2005 untersucht hatte, gar nicht mehr existierten. „Die Wälder werden gerodet, um Flächen für Landwirtschaft zu schaffen“, schildert die Wissenschaftlerin. Für viele Menschen sei dies die einzige Möglichkeit, um an Nahrungsmittel zu kommen. Die aktuellen Konflikte im Land verschärften die Situation.

Sorge um Kenias Biodiversität

Auch in Kenia sehe es kritisch aus für die Bergregenwälder, wo Prof. Dr. Schmitt seit 2016 mit Feldstudien aktiv ist. Gemeinsam mit deutschen und kenianischen Studierenden erhob sie im Rahmen eines vom DAAD geförderten Forschungsprojektes Daten zur Artenvielfalt und Waldstruktur in den Taita Hills im Süden Kenias. Die Daten, die sie im Projekt 2018 erhoben hatte, flossen in die „Nature“-Studie ein. Zwar sei die Abholzung dort zurück gegangen, allerdings seien nur noch sehr wenige Waldfragmente übrig. „Wir haben deshalb die Sorge, dass die Flächen zu klein sind, um die Artenvielfalt auf Dauer zu erhalten“, so Prof. Dr. Schmitt, die aktuell mit dem vom DAAD geförderten BioCult-Projekt weiter in Äthiopien und Kenia forscht.

Sie hofft, dass die „Nature“-Studie die internationale Gemeinschaft für die Bedeutung von Afrikas tropischen Bergwäldern für den Klimaschutz sensibilisiert. „Internationale Mechanismen und Abkommen können Anreize für den Schutz der Wälder schaffen und helfen, Maßnahmen zu finanzieren. Vor Ort kann Waldschutz aber nur gemeinsam mit der lokalen Bevölkerung erreicht werden, etwa über Bildungsarbeit und die Schaffung von alternativen Einkommensmöglichkeiten“, sagt die Passauer Forscherin.

Prof. Dr. Schmitt hat seit April 2021 den Lehrstuhl für Physische Geographie mit Schwerpunkt Mensch-Umwelt-Forschung an der Universität Passau inne. Sie ist studierte Landschaftsökologin mit Spezialgebiet Vegetationsgeographie und Erfahrung in der internationalen Politikberatung. Sie geht insbesondere der Frage nach, wie sich Klima- und Landnutzungswandel auf Artenvielfalt und Ökosystemdienstleistungen von tropischen und gemäßigten Wäldern und Waldlandschaften auswirken. Der geographische Schwerpunkt ihrer Forschung liegt in Europa und Ostafrika.

Paper: Aida Cuni-Sanchez et al.: High aboveground carbon stock of African tropical montane forests. Nature (2021). DOI: https://doi.org/10.1038/s41586-021-03728-4

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Focus Money:

Die dümmste Energiepolitik der Welt?

Im Jahr 2019 erschien im „Wall Street Journal“ ein Artikel über die deutsche Energiepolitik mit dem Titel „World’s Dumbest Energy Policy“ („Die dümmste Energiepolitik der Welt“). Im Artikel wird aufgezeigt, dass „unzählige Milliarden“ in „unzuverlässige Wind- und Sonnenenergie“ geflossen sind und dass Deutschland nach dem Abschalten von Atom- und Kohlekraftwerken „wahrscheinlich Kohlekraft aus Polen und der Tschechischen Republik importieren wird“. Europa will bis zum Jahr 2030 die Emission von Treibhausgasen um 40 Prozent im Vergleich zu 1990 reduzieren, Deutschland sogar um 55 Prozent. Die Autoren kommen jedoch zu dem Schluss, dass die Energiewende weder ökonomisch noch ökologisch Sinn macht.

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Golem.de am 18.9.2021:

Ersatz für Diesel: Batterie- statt Wasserstoffzüge in Sachsen

Im Leipziger Umland könnten die bisherigen Dieselzüge bald durch Akkuzüge ersetzt werden. Ein Wasserstoffantrieb konnte sich nicht durchsetzen.

Weiterlesen bei Golem.de

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