Ein erstes Opfer der Energiepreisentwicklung: Die deutsche Glasindustrie

Ein Youtube-Video beschreibt die Situation für die Hersteller von Glas. Der Bedarf an Glas wird nicht sinken, wenn in Deutschland Hersteller die Segel streichen, dann bedeutet es, dass an anderer Stelle unter weitaus schlechteren Bedingungen Glas produziert wird. Bedenken sollte man dabei, dass die Entwicklung teilweise politisch gewollt ist.

(Abbildung: Screenshot YouTube)

Thematisch dazu passend die Welt. 200.000 Jobs in der Stahlindustrie stehen auf dem Spiel.

“Wie gigantisch die Mengen dann in der Endstufe sind, zeigt das Beispiel Thyssenkrupp. Derzeit benötigt der deutsche Marktführer für sein Werk am Standort Duisburg – im Übrigen das größte Stahlwerk Europas – rund 4,5 Terawattstunden Energie. „Wenn wir klimaneutral produzieren, verzehnfacht sich dieser Bedarf“, kündigt Stahlsparten-Chef Osburg an. Zum Vergleich: Die dann benötigten 45 Terawattstunden entsprechen nach Unternehmensangaben dem 4,5-fachen Strombedarf der Stadt Hamburg.”

Es sieht fast so aus, als wenn die deutsche Energiepolitik ein Konjunkturprogramm für die Mitbewerber in anderen Ländern ist.

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Klimaschützer wollen radikaler werden. Das berichtet RND. Neu sind Sabotage und Zerstörungen.

“Mehrere Klimaschützer in Deutschland planen oder erwägen, ihre bisherigen Proteste auf radikalere Aktionsformen auszuweiten. So wollen Aktivisten der Gruppe „Aufstand der letzten Generation“ künftig Häfen und Flughäfen blockieren sowie Industrieanlagen und andere Maschinen, die den Klimawandel befördern, sabotieren oder zerstören. Das schrieb die Gruppe laut der „Frankfurter Allgemeinen Sonntags­zeitung“ (FAS) in einer Mitteilung vom Freitag.”

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Die Frühjahrsstürme 2022 dominierten die Medien in den letzten Tagen. Löblich der Deutsche Wetterdienst, der in einem Artikel schon einmal denjenigen den Wind aus den Segeln nahm, die sonst stets behaupten, es war noch nie so schlimm.

(Abbildung: Screenshot DWD.de)

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Interestingengineering.com sieht Kernenergie im Kommen, um Emissionen langfristig zu senken.

“Renewable energy sources like wind and solar are great for reducing carbon-emissions,” said in statementstudy author Lei Duan of the Carnegie’s Department of Global Ecology. “However, the wind and sun have natural variation in their availability from day to day, as well as across geographic regions, and this creates complications for total emissions reduction.”

Currently, gaps created when the sun is not shining, and the wind is not blowing, are filled with natural gas. But this is not a solution for a net-zero emissions scenario. Nuclear is therefore considered as a viable, if not vital, option.

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“Wir brauchen einen Welthandel für erneuerbare Energie”

Das sagt Max-Plank-Direktor Robert Schlögl in einem Interview.

“Herr Prof. Schlögl, wir können nicht einmal den derzeitigen Strombedarf mit Windkraft und Fotovoltaik decken. Wo sollen all die erneuerbare Energie und der grüne Wasserstoff für den klimafreundlichen Umbau der Wirtschaft herkommen?

Einen Großteil des erneuerbaren Stroms und des Wasserstoffs werden wir nicht in Deutschland erzeugen, sondern in Ländern, in denen es mehr Wind und Sonne gibt. Da könnte dann eventuell das Wasser knapp sein, sodass man mit Meerwasserentsalzung arbeiten müsste – was einen kleinen Teil der Energie kostet. Und mit Meerwasser Elektrolyse zu betreiben ist technisch schwierig.  Aber in Deutschland und Europa können wir die Wasserstoffmengen, die wir benötigen, nicht produzieren.”


“Der wichtigste Faktor beim Wandel hin zu einer klimafreundlichen Gesellschaft ist wahrscheinlich der Mensch. Wir müssen unser Verhalten ändern. Kann Wissenschaft Erkenntnisse bringen, wie sich solch eine Verhaltensänderung bewirken lässt?

Energie wird natürlich von Menschen für Menschen gemacht, und der Mensch greift massiv in die Kreisläufe des Lebens ein. Deshalb muss der Mensch an den Transformationsprozessen partizipieren. Modelle könnten uns auch hier helfen, das System von Klima, Energie und Gesellschaft besser zu verstehen. Dafür müssen wir nicht nur verschiedene Wissenschaften wie die Naturwissenschaften und die Sozialwissenschaften, die bislang beliebig weit auseinander liegen, zusammenbringen. Das ist unendlich komplex und aufwendig. Wenn wir das angehen, müssen wir uns auch von dem gängigen Ansatz in der Grundlagenforschung verabschieden, dass Modelle möglichst einfach sein sollen. Solche Modelle haben mit den Realbedingungen dann wenig zu tun. Deshalb müssen wir die ganze Komplexität von solchen Systemen berücksichtigen, wenn wir zu praktisch nutzbaren Ergebnissen kommen wollen. Das wäre auch eine große Aufgabe für die Max-Planck-Gesellschaft.”

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Braucht Europa ein neues Stromsystem? Ja, meint Eurativ. Die Diskussionen um die EU-Taxonomie hätten es gezeigt.

“Some dream that massive electricity storage via batteries or hydrogen production (Power to Power, with a very poor efficiency), will be the solution. This dream seems more like a myth.

The dash for intermittent renewables is in fact a dash for gas, as in Germany and Belgium. Each Member State for sure decides, based on its democratic processes, on its energy mix.

But that principle, enshrined in Article 194 of the European Treaty (TFEU) must be fully applied: if a member state decides to rely on zero-carbon nuclear energy instead of carbonised gas, and to limit its use of intermittent renewables for electricity production to a manageable fraction, this should be fully respected.”

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Äthiopien nimmt laut Tagesschau die Stromproduktion am Grand-Ethiopian-Renaissance-Staudamm auf. Das Projekt gilt als umstritten, weil die Länder Ägypten und Sudan, die abwärts des Nils liegen, befürchten, in Zukunft nicht genügend Wasser zu erhalten.

“Nach äthiopischen Angaben soll der Damm künftig bis zu 6500 Megawatt Strom aus Wasserkraft erzeugen. Addis Abeba will mit der Talsperre den für die wirtschaftliche Entwicklung benötigten Strom erzeugen, und 60 Prozent der Bevölkerung mit Elektrizität versorgen.

„Dieser großartige Damm wurde von Äthiopiern, aber nicht nur für Äthiopier gebaut“, sagte ein Regierungsmitglied während der Einweihungsfeier. Von dem Wasserkraftwerk würden „alle afrikanischen Brüder und Schwestern profitieren“.

Für den Bau des Wasserkraftwerks musste Äthiopien enorme Summen aufbringen – nach Expertenschätzungen insgesamt 4,2 Milliarden Dollar. Jeder Staatsbedienstete wurde aufgerufen, für das Vorhaben auf einen Monatslohn zu verzichten. Außerdem wurde die Wirtschaft des Landes mit der Aufnahme zahlreicher Kredite durch den Staat belastet. Lange Zeit stand das Projekt auch wegen Verzögerungen bei den Bauarbeiten kurz vor dem Aus.”

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Auf Twitter kommt man an den Meldungen über den hohen Anteil der Windkraft an der Stromproduktion in Deutschland momentan kaum vorbei. Die Freude ist nachvollziehbar, hatte der Wind im Jahr 2021 doch ein sehr schwaches Jahr. Wind bleibt allerdings eine Laune der Natur und wann sollte er kräftig wehen, wenn nicht im Frühjahr?

(Abbildung: Screenshot Twitter)

Es gibt aber eben auch die andere Seite der Medaille und die ist die CO2-Emission. Selbst bei günstigen Windbedingungen wie aktuell kommt Deutschland kaum unter 150 g/kWh. Unser Nachbarland Frankreich liegt bei 45 g/kWh.

(Abbildung: Screenshot Electrictymap.org.)

Die Frage dürfte sein, was passiert, wenn der Wind, wie im Jahr 2021 wieder für Tage einschläft, erhalten wir dann ähnliche Meldungen wie die vom Fraunhofer-Institut? Konsequent wäre es ja.

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