Ehemaliger Chefredakteur des Greenpeace Magazins arbeitet jetzt für den Spiegel

Unser neues Buch „Unerwünschte Wahrheiten: Was Sie über den Klimawandel wissen sollten„ ist weiter auf dem Bestseller-Rang 1 der Amazonliste für Ingenieurwissenschaft & Technik. In der Kategorie „Bücher“ sind wir von Rang 49 (17.9.2020) auf nun 32 (18.9.2020) gestiegen. Hier der Amazon-Eintrag (Stand 18.9.16:30 Uhr):

Screenshot aus der Amazon-Bestsellerliste:

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Philipp Lengsfeld veröffentlichte kürzlich auf re:look eine Analyse zur Rolle der Deutschen Physikalischen Gesellschaft in der Klimadiskussion:

Die DPG – Statements zum Thema Einfluss des Menschen auf das Klima (1971 – 1985 – 2019)

Die Deutsche Physikalische Gesellschaft, die DPG, ist wohl eine der unterschätzten Kräfte hinter der globalen Klimadiskussion. Im letzten Jahr hat die DPG mit der Wiederveröffentlichung zweier Statements aus dem Jahre 1971 und 1985 ergänzt um eine aktuelle Stellungnahme einen hochinteressanten Einblick in den Verlauf der Klima-Großdebatte gegeben, der hier kurz nachgezeichnet werden soll.

DPG – Statement 1971 „Machen Menschen das Wetter?“ – Visionär und vergleichsweise nüchtern

Das DPG-Statement von 1971 „Machen Menschen das Wetter? Industrialisierung und Bevölkerungswachstum beeinflussen das Klima“ ist ein kompaktes praktisch zweiseitiges Dokument mit fünf Warnungen. Es bezieht sich auf einen Vortrag des bedeutenden deutschen Meteorologen und Klimatologen Hermann Flohn – die 36. Physikertagung 1971 in Essen wurde gemeinsam mit dem Verband Deutscher Meteorologischer Gesellschaften veranstaltet.

Als erster Punkt wird tatsächlich das Thema CO2 als Treibhausgas abgehandelt. Es ist faszinierend zu lesen, dass die Kernthesen schon 1971 prägnant formuliert werden: Der CO2-Anstieg (der vor allem der Verbrennung von fossilen Brennstoffen zugeschrieben wird) wird präzise beschrieben und punktgenau vorhergesagt (Vorhersage für 2000: 370-380 ppm – der Mauna Loa – Wert für 2000 liegt ungefähr bei 365 ppm). Für die Verdoppelung des CO2-Gehalts wurde die Zunahme der mittleren Erdoberflächentemperatur um 2,2° angenommen.

Interessanterweise wird aber gleich als zweiter Punkt über die Zunahme der globalen Trübung diskutiert, als Folge des Emittierens von großem Mengen Aerosolpartikeln in Industriegebieten und ein Phänomen der Abkühlung – diese Thematik stellt sich natürlich in den modernen Industriestaaten nicht ansatzweise mehr so, wie es in den 70ziger Jahren wirkte, ist aber immer noch ein riesiges Problem, was auch vom IPCC immer wieder erwähnt wird.

Weiterlesen auf auf re:look

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Die Schweiz kann sich glücklich schätzen, 60% des erzeugten Stroms kommen aus Wasserkraft. Dieser Anteil soll steigen bzw. er muss es sogar, weil das Land aus der Atomkraft aussteigt. Grüne und Linke in der Schweiz wollen diesen Ausbau der Wasserkraft allerdings verhindern. Die Aargauer Zeitung berichtet über das großes Ringen um die Zukunft der Schweizer Wasserkraft.

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Die CSU im Bundesstag twittert über das Vorangehen Deutschlands in Sachen Kohle und Kernenergie. Ernst gemeint oder ist es ironisch gemeint? Wann kommt ein schickes Bild, das das Problem thematisiert, wie die volatilen Erneuerbaren Energien ausgeglichen werden sollen? Oder geht die CSU davon aus, dass die Backups über Gas geregelt werden (müssen)? Es bieten sich dann Gasröhren an als Bild. Der deutsche Nachbar, die Tschechische Republik, geht offenbar einen anderen Weg.

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Sensible Menschen kommen nicht vor im Leben von Energiewende-Aktivist Professor Volker Quaschning. Wer wegen Infraschall körperliche Beschwerden hat, der ist dann wohl ein Simulant, weil es das nach den Worten von Quaschning gar nicht gibt. Auf 10-30 Prozent der Bevölkerung wird der Anteil der „Simulanten“ geschätzt, die sich Schlafstörungen, Kopfschmerz oder Schwindel sicherlich nur ausgedacht haben, um die Energiewende in Deutschland irgendwie auszubremsen, obwohl es natürlich auch andere Infraschallquellen gibt als Windräder.

Es ist schon bemerkenswert, dass weder die Natur noch die Menschen offenbar irgendeinen Wert oder eine Wertschätzung durch Menschen wie Quaschning zu haben scheinen. Ohne jegliche Rücksicht auf Verluste wird die eigene Linie durchgepeitscht und wer tatsächlich leidet wird als Unwissender oder Halbwissender abgewatscht. Tiere, die wie in diesem Artikel in der WELT nachweislich Schäden bis zum Tod davontragen, denken sich die Phantomkrankheit wahrscheinlich auch nur aus.

Vielleicht kann sich jemand, der in einer großen Stadt wohnt auch einfach nicht vorstellen, wie es sich neben Windrädern lebt? Die Diskussion wäre vermutlich eine ganz andere, wenn auch die härtesten Fans der Erneuerbaren Energie die nötige Erkenntnis hätten, dass jede Form der Stromproduktion immer Nebenfolgen hat.  Stattdessen wird aus einer vermeintlich moralischen Überlegenheit agiert. Man will doch schließlich etwas Gutes. Oder es kommen solche basta Argumente wie von Herrn Quaschning.

Sehr schön zu sehen ist es auch bei dem Thema getötete Greifvögel durch Windkraftanlagen, wo allen Ernstes mit durch Katzen, Autos oder Glasscheiben getötete Sing- und Gartenvögel aufgerechnet wird. Spätestens bei getöteten Fledermäusen bricht der Versuch von Ablenkung dann aber in sich zusammen, weil die weniger Opfer von Katzen, Autos oder Glasscheiben sind.

Dieser Whataboutism bringt den Diskurs nicht einen Millimeter weiter. Den Angehörigen eines im Straßenverkehr Getöteten tröstet man ja auch nicht damit, dass auch sehr viele Menschen bei Badeunfällen ums Leben kommen. Windkraft-Lobbyisten würden das vermutlich genauso machen. Statt also Basta-Mentalität wäre Empathie angesagt. Die scheint einigen Zeitgenossen aber komplett zu fehlen.

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Arbeitet Christian Stöcker noch beim Spiegel? Oder ist er nur gerade im Urlaub? Wenn man sich den Ausstoß vom Kollegen Kurt Stukenberg ansieht, kann man schon auf den Gedanken kommen. Der ehemalige Greenpeace Mitarbeiter liefert offenbar genau wie bestellt. Die Bewohner des Westens der USA wissen es noch nicht, aber ihre Heimat ist bereits unbewohnbar, jedenfalls, wenn man dem Spiegel Glauben schenkt. Zweifelsohne sind es gewaltige Brände, die in den Teilen der USA wüten. Aus 9.000 km Entfernung lässt sich in der Speicherstadt von Hamburg sicherlich vortrefflich mit Blick auf die Elbe recherchieren, um eine weitere Katastrophe in die Alarm-Weltkarte einzuzeichnen.

Der Mensch sieht allerdings nur das, was er sehen will. Kurt Stukenberg macht da keine Ausnahme. Es gibt gute Quellen für alle möglichen Statistiken im Netz, z. B. die Seite des insurance information institute iii. Dort gibt es alle möglichen Statistiken über Waldbrände in den USA. So wie die verbrannte Fläche bis 2019.

Die Seite gibt die Zahl der durch Brände gefährdeten US-Amerikaner mit 4,5 Millionen an, die der Kalifornier davon sind allein 2 Millionen. Das sind gewaltige Zahlen, aber es bedeutet keineswegs, dass Kalifornien bereits unbewohnbar ist. 2% der dortigen Bevölkerung sind potentiell durch Brände in Gefahr, auf die USA betrachtet sind es mit 1,3% noch weniger. Die iii-Webseite schätzt die Brände bis zum 08.09.2020 auf ca. 10% höher als 2019 in Bezug auf die verbrannte Fläche. Das aber klingt beim Spiegel doch etwas anders vor allem, wenn man sich die Zahlen von 2015 und 2017 ansieht, wo fast doppelt so viel Fläche betroffen war wie im Jahr 2019.

Statt das durchaus bedeutende Thema mit allen Daten anzugehen, wird es beim Spiegel instrumentalisiert. Es wird auf Hitze verengt, obwohl es doch die Trockenheit ist, die Waldbrände begünstigt. Der Mensch, der auch in den USA immer noch der wesentliche Brandauslöser ist, kommt beim Spiegel allenfalls als Opfer aber nicht als Täter vor. Ohne Zündung, kein Brand, darüber haben wir in diesem Blog schon mehrfach geschrieben.

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