Die Zukunft des Autos

“Während wir Gasnotfallpläne schmieden, exportieren wir massenweise Erdgas nach Polen”

Ein Video von Nachdenkseiten betrachtet den Gastransit von Deutschland nach Polen und macht erstaunliche Entdeckungen. Offenbar sind die Speicher in Polen voll, weil Deutschland Gas nach Polen lieferte.

“Die Warnungen der Bundesnetzagentur vor einem „Gasnotstand“ im kommenden Winter sind schrill, aber leider auch gerechtfertigt. Wenn Deutschland seine Sanktionspolitik nicht überdenkt, wird das Gas im Winter nicht nur extrem teuer, sondern gar physisch knapp. Umso unverständlicher ist es, dass Deutschland gleichzeitig horrende Mengen an Erdgas an Polen exportiert, dass die deutschen Gaslieferungen als Teil seines Konzepts, vollkommen unabhängig von russischem Gas zu werden, fest eingeplant hat. Stand heute sind die Speicher in Polen randvoll – gefüllt mit russischem Erdgas, das für den deutschen Markt bestimmt war.”

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Die Staaten Deutschland und Frankreich greifen nun direkt in die Energiewirtschaft ein. Deutschland macht den Weg frei für den Einstieg bei Uniper, das berichtet das Handelsblatt.

“”Die Situation ist für uns nicht mehr lange tragbar, deswegen haben wir den offiziellen Antrag auf Staatshilfe heute gestellt. Die Bundesregierung hat die nötigen Instrumente dafür geschaffen, jetzt hoffen wir auf eine schnelle Lösung“, sagte Uniper-Chef Klaus-Dieter Maubach auf einer Pressekonferenz am Freitagnachmittag in Düsseldorf. Bei einem Totalausfall der russischen Gaslieferungen häufe man in den nächsten Monaten Verluste von bis zu zehn Milliarden Euro an.”

Währenddessen plant Frankreich die komplette Übernahme des zuvor teilstaatlichen Konzerns EDF plant, wie man bei der Tagesschau lesen kann.

“Doch es war nicht der desolate Zustand des bereits zu 84 Prozent dem Staat gehörenden Unternehmens, den die Premierministerin gestern als Grund für die komplette Wiederverstaatlichung angab. Elisabeth Borne sprach während ihrer Regierungserklärung von einer strategischen Entscheidung. „Wir brauchen die volle Kontrolle über unsere Stromproduktion und ihre Leistungskraft. Wir müssen angesichts des Krieges in der Ukraine unsere Souveränität behaupten“, sagte sie. „Deshalb werden wir EDF zu 100 Prozent verstaatlichen. So kann EDF die ehrgeizigen unerlässlichen Projekte umsetzen, die für unsere Zukunft wichtig sind.“

Das heißt: die sechs neuen Druckwasserreaktoren zu bauen, die Präsident Emmanuel Macron angekündigt hat. Darüber hinaus sollen bis 2050 acht weitere Reaktoren ins Auge gefasst werden. Kostenpunkt alles in allem: rund 50 Milliarden Euro. Auch in die Erneuerbaren soll der Konzern investieren.”

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Der Energiekonzern Eon geht nach Angaben der FAZ von erheblichen Investitionen in das Stromnetz aus. Die Meldung stammt zwar aus dem Jahr 2020, dürfte aber nichts an Bedeutung verloren haben.

“Die Energiewende macht nach Berechnungen für den Stromversorger Eon Investitionen in die Stromnetze in dreistelliger Milliardenhöhe erforderlich. Bis zum Jahr 2050 seien allein für den Ausbau und die Modernisierung der Verteilnetze in Deutschland rund 110 Milliarden Euro erforderlich, heißt es in einer am Donnerstag vorgestellten Studie für Eon. Davon fielen 32 Milliarden Euro bis 2030 an.

Unterblieben diese Investitionen, könnten durch überlastete Netze im Jahr Folgekosten von bis zu 4,2 Milliarden Euro anfallen. In die Netze müssten in den kommenden Jahren immer mehr Solaranlagen und Windräder integriert werden. Hinzu kämen der Ausbau der Ladeinfrastruktur für die Elektromobilität und die steigende Zahl von Wärmepumpen und Stromspeichern. An der Untersuchung war unter anderem die Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule Aachen beteiligt.”

Dazu thematisch passend eine Meldung des MDR über eine mögliche Überlastung des Stromnetzes durch Elektroautos.

“Die Sache ist kompliziert: Einerseits findet Dirk Sattur Elektroautos ja gut. Andererseits ist er als Technikgeschäftsführer von Mitnetz dafür verantwortlich, dass der Strom auch in Zukunft immer da zur Verfügung steht, wo er gebraucht wird. Und das bereitet ihm einiges an Kopfzerbrechen.

Sattur hat mal ausrechnen lassen, was der Boom der Elektroautos für sein Netz bedeutet: „Wenn man mal annimmt, dass wir bis 2030 eine ungefähre Durchdringung von 30 Prozent aller Fahrzeuge hätten, die sich im Netzgebiet mit Hybrid oder voll-elektrischen Fahrzeugen bewegen – dann würde das bedeuten, dass wir bei einer hohen Gleichzeitigkeit, zu der Kunden laden wollen, fast eine Veranderthalbfachung der Last in unserem Netz haben und enorme Lastspitzen in unserem Netz erhalten.”

“Teuer und planlos zusammengeschustert”. So nannte die Wirtschaftswoche 2012 die Ideen der Bundesregierung. Interessant sind die damaligen Auswirkungen der deutschen Energiewende auf unsere Nachbarn in Europa.

“Polen halten deutschen Strom von ihren Netzen fern

Doch die Realität sieht anders aus. Die Windräder in Deutschlands Norden drücken so viel Strom ins Netz, dass deren Saft wegen ungenügender Nord-Süd-Verbindungen über die Grenzen nach Holland und Polen strebt. Folge: Die polnischen und holländischen Netze ächzen unter zeitweiser Höchstbelastung im Herbst und drohen durchzuknallen. Warschau äußerte sich bereits in Berlin besorgt über den stürmischen Stromexpansionismus, der die Netze östlich der Oder bedroht. Die Polen bauen deshalb Schieber in ihre Kuppelstellen, die deutschen Strom vom polnischen Netz fernhalten.”

Ob sich seitdem viel geändert hat? Der Artikel liest sich mit einem Abstand von 10 Jahren immer noch sehr interessant. Damals glaubte man noch die Kohle über teure Verschmutzungsrechte abzudrehen. Wie sich die Zeiten ändern können. Weil alles mit allem zusammenhängt, ist auch das kein Wunder: Die Kohlefrachter werden knapp. Das berichtet die Welt. Ob man im Hause des Wirtschaftsministers Habeck über die Konsequenzen des eigenen Handels wirklich nachgedacht hat?

“Binnenschiffer und ihre Verbände schlagen jetzt Alarm.

Ihre Befürchtung lautet: Wenn die Kraftwerksbetreiber gleichzeitig die Anlagen hochfahren, können nicht alle mit Kohle versorgt werden. „Es gibt keine Notfallreserve an Schiffsraum“, sagt Jens Schwanen, Geschäftsführer des Bundesverbands der Deutschen Binnenschifffahrt. Schon jetzt herrsche auf dem Rhein Vollbeschäftigung. „Alles was schwimmen kann, ist im Einsatz“, sagt Schwanen.

Branchenunternehmen bestätigen die Einschätzung. „Seit dem ersten Quartal dieses Jahres fahren viele Industriestandorte und Kraftwerke die Kohle bereits wieder hoch, so dass die Situation auf dem Rhein durchaus als angespannt zu bezeichnen ist“, sagt Steffen Bauer, Vorstandschef der HGK Shipping.”

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Leserpost von Carsten Leimert:

Die Zukunft des Autos:

Für die massenhafte Produktion von größeren Elektroautos mit Lithiumbatterien reichen die weltweiten Vorräte an Lithium nicht auch nur ansatzweise aus.* Ebenso wenig die Vorräte an Cobalt.

Man könnte jedoch massenhaft ultraleichte 1-Mann-Kleinstfahrzeuge (von der Größe eines Go-Karts) für die Städte mit Bleiakkus bauen. Die Vorräte an Blei würden auch für Milliarden solcher Fahrzeuge reichen. Für Langstrecken wäre es möglicherweise sinnvoll, diese „Go-Karts“ so zu bauen, dass man die Akkus schnell und einfach – ähnlich wie Gasflaschen – an Tankstellen gegen aufgeladene Akkus austauschen kann.

Lkws können zum Großteil durch Güterzüge ersetzt werden. Die restlichen Lkws, die man nicht ersetzen kann, und die landwirtschaftlichen Nutzfahrzeuge könnten betrieben werden mit Wasserstoff oder vorübergehend mit Erdgas oder mit Öl, das man – wenn die Ölquellen versiegt sein sollten – aus Kohle (mittels Kohleverflüssigung) gewinnen kann.

*: Quelle: Die freie Welt, Artikel: „Globale Lithium-Reserven reichen für nur 25 Millionen E-Autos weltweit – Es gibt nicht genug Lithium für Elektroautos“ vom 4.7.2022.

Mit freundlichen Grüßen
Carsten Leimert

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Leserpost von Dr. Hugo Vogel:

RBB berichte über einen Wärmespeicher mit Speicherelementen aus Stahlstäben oder Stahlplatten. Die nicht näher beschriebene Anlage (Prototyp) kann 2.4 MWh (2400KWh) Energie Speichern.

Vergleich: Die Firma Jenni Energietechnik in Oberburg (Schweiz) liefert schon seit Jahrzehnten Energiespeicher mit Wasser als Speicherelement. Diese werden in derRegel durch thermische Solarkollektoren beheizt, können aber auch mit el. Energie beheizt werden. Meist werden zylindrische Speicher gebaut, wobei praktisch jeder Durchmesser möglich ist. Ein Speicher mit 30 m3 Inhalt speichert so bei 95°C bei Abkühlung auf 35° ca 2100 KWh (2.1MWh). Die Firma ist in der Lage, Speicher bis zu 300 m3 und mehr Inhalt zu liefern. Solche Speicher sind kaum viel grösser pro MWh als der von RBB beschrieben, aber vermutlich deutlich günstiger. Sie werden ebenfalls in Deutschland bei Neubauten und Haussanierungen eingesetzt, leider aber in der Öffentlichkeit kaum beachtet.

Freundliche Grüsse
Hugo Vogel
Dr.sc.nat ETH

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