Die Zombie-Gletscher der Alpen: Nach jeder Beerdigung stiegen sie stets wieder aus ihren kalten Gräbern

Nachdem man in Island neulich ein grosses TamTam um einen angeblich „verstorbenen“ Gletscher machte, der notabene erst durch die kleine Eiszeit vor rund 700 Jahren (wieder) entstanden war, mussten die Schweizer Klima-Alarmisten natürlich in die gleiche Kerbe schlagen und erklärten den kleinen und relativ tief-gelegenen Pizol-Gletscher zum Klimawandelopfer, bzw. frei nach Emil Steinberger, „Überraschung für Mami: Bin soeben verstorben…“. SRF vom 15. September 2019:

Zu klein für die Vermessung – Abschied vom Pizolgletscher

Regelmässig untersucht Glaziologe Matthias Huss den Pizolgletscher. Nun gibt es nichts mehr zu vermessen: Der Gletscher ist zu klein geworden.

Natürlich schwieg sich des SRF-Sängers Höflichkeit über die klimatische Vorgeschichte der Alpengletscher wieder einmal aus, so dass mit der Story dem Publikum suggeriert wird, dieser Gletscherschwund sei etwas ganz Aussergewöhnliches, das nur mit dem modernen anthropogenen Klimawandel erklärt werden könnte. Dabei hätte eine kurze Recherche in der wissenschaftlichen Literatur schon genügt, um festzustellen, dass es im Holozän mindestens 8 Epochen gab, in denen der kleine und wenig stabile Pizolgletscher gleichfalls, und aufgrund ganz natürlicher Ursachen, ebenfalls das Zeitliche gesegnet haben dürfte. Siehe z.B. diesen Artikel von Anne Hormes und Kollegen von 2001:

The Alps with little ice: evidence for eight Holocene phases of reduced glacier extent in the Central Swiss Alps
Glacially deformed pieces of wood, organic lake sediments and clasts of reworked peat have been collected in front of Alpine glaciers since AD 1990. The palaeoglaciological interpretation of these organic materials is related to earlier phases of glacier recession surpassing that of today’s shrunken glaciers and to tree growth and peat accumulation in the valleys now occupied by the glaciers. Glacial transport of the material is indicated by wood anatomy, incorporated silt, sand and gravel particles, missing bark and deformed treerings. A total of 65 samples have been radiocarbon dated so far, and clusters of dates provide evidence of eight phases of glacier recession: 9910-9550, 9010-7980, 7250-6500, 6170-5950, 5290-3870, 3640-3360, 2740-2620 and 1530-1170 calibrated years BP. Allowing for the timelag between climatic fluctuations, glacier response and vegetation colonization, these recession phases may lag behind climatic changes by 100-200 years.

Im Jahr 2005 berichtete auch die Webzeitung der ETH-Zürich über die starken Schwankungen der Gletscher im Verlauf der letzten Jahrhunderte und Jahrtausende:

Holz- und Torffunde aus den Alpen: Klimabild gerät ins Wanken: Grüne Alpen statt ewiges Eis

Gletscher gelten als Indikatoren für die globale Klimaerwärmung. Nun stellen gleich mehrere Gletscher- und Klimaforscher brisante Untersuchungen vor. Das aktuelle Gletschersterben soll demnach kein Einzelfall sein. Mehr noch: Die Alpen waren in den letzten 10’000 Jahren schon mehrfach grün.

[…] Schlüchter hat unter anderem in den Hochflutablagerungen eines Gletscherbaches im unmittelbaren Vorfeld des Unteraargletschers im Berner Oberland 30 bis 60 Zentimeter dicke Holzstücke und Überbleibsel eines Moors gefunden. „Die Fundstücke wurden durch die grossen Schmelzwasserausbrüche unter dem Gletscher hervorgespült. Das Material stammt also von dort, wo heute Eis liegt“, erklärt Christian Schlüchter. Das ist aussergewöhnlich, denn Bäume und sogar ein Moor kann es an diesen Stellen nur gegeben haben, wenn das „ewige Eis“ zu früheren Zeiten deutlich kleiner war und die Baumgrenze höher lag.

Um Klarheit zu schaffen, hat der Geologieprofessor die Proben im Labor mit Hilfe der Radiokarbonmethode untersucht und datiert. Dabei hat er Erstaunliches festgestellt: „Die bestimmten Alter bildeten keine chaotische Datenwolke über die letzten 10’000 Jahre, sondern fallen in definierte Zeitfenster“, sagt Schlüchter. „Bisher konnten zehn Zeitfenster bestimmt werden. Über die letzten 10’000 Jahre gerechnet, ergibt das etwas über fünfzig Prozent der Zeit mit kürzeren Gletschern als heute.“ Im Klartext: Unsere Gletscher waren nach der letzten Eiszeit selten so stark ausgebildet wie heute.

Der Berner Christian Schlüchter zieht aus den Ergebnissen noch einen weiteren Schluss: „Vor 1900 bis 2300 Jahren lagen die Gletscherzungen mindestens 300 Meter höher als heute. So wurden in der Römerzeit die Gletscher kaum als solche erlebt, aus dem einfachen Grund, weil sie weitab von den damals benutzten Alpenübergängen lagen und somit auch nicht als Hindernis empfunden wurden.“ Dies würde auch erklären, weshalb in den sonst sehr detaillierten Beschreibungen der römischen Chronisten kaum ein Wort über die Gletscher zu finden ist. Schlüchter fordert: „Auf Grund dieser Funde muss die bisher gängige Vorstellung von den seit der Eiszeit durchgehend relativ stark vergletscherten Alpen entscheidend revidiert werden. Denn die Alpen waren mehrheitlich grüner, als sie es heute sind“.

Das Wissen um die Gletschergeschichte scheint jedoch wieder verloren gegangen zu sein. Schulschwänzende Klimaaktivisten zelebrieren heute Weltuntergangszeremonien auf den schrumpfenden Alpengletschern, völlig ahnungslos, dass es nicht die erste Gletscherbeerdigung ist…Lassen wir ihnen den Irrglauben, wenn es sie doch so schön gruselt…Tagesanzeiger vom 22. September 2019:

Aktivisten erweisen dem Pizol-Gletscher die letzte Ehre

Klimaschützer haben in schwarzer Kleidung einen Trauermarsch für den abgeschmolzenen Pizol-Gletscher veranstaltet.

Übrigens: Für den Titel in Bildzeitungsmanier möchten wir uns bei unseren Lesern entschuldigen. Ziel des Autors: „Ich will, dass ihr in Panik geratet“. Vielleicht ist der Einstieg in die Klimageschichte wirklich für viele Zeitgenossen einfacher, wenn wir ein bisschen Angst verbreiten und schlaflose Nächte provozieren. Die Zombie-Gletscher gehen um. Schuhu schuhu.

Sie schmunzeln zu Unrecht. Den Bewohnern eines französischen Alpendorfes hatte das Zombie-Eis vor 380 Jahren böse mitgespielt. Der Montblanc-Gletscher hatte sich in der Mittelalterlichen Warmzeit vor 1000 Jahren weit zurückgezogen. Ein zur Warmzeit nahe Chamonix gegründetes Dorf (Le Chatelard?) lebte jahrzehntelang in Frieden. Dann setzte jedoch die Kleine Eiszeit ein, und die Temperaturen stürzten ab. Der Mer de Glace-Gletscher legte kräftig zu und marschierte schnurstracks in das Tal hinab. Im Jahr 1643 war es dann soweit. Der Mer de Glace-Gletscher „überfuhr“ das Dorf und Hinterließ pure Vernichtung. Ende Gelände. Der Gletschervormarsch ging dann noch zwei Jahrhunderte weiter. Um 1860, am Ende der „Kleinen Eiszeit, erreichte das Mer de Glace seine größte Ausdehnung. Danach schmolz der Gletscher wieder und verkürzte sich auf das heutige Maß. Mal kurz, mal lang, mal kurz, mal lang. Die pulsierende Gletscher-Geschichte können Sie übrigens auf Arte in einer Doku anschauen.

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