DIE ZEIT: Deutsche Energiewende: 20 Jahre Pfusch

Deutsche Energiewende: 20 Jahre Pfusch. So beschreibt Michael Thumann in der Zeit die deutsche Politik.

“Bei Energie hatten wir in den vergangenen 20 Jahren ein Haltungsproblem. Diversifikation und Versorgungssicherheit waren nie Priorität deutscher Energiepolitik. Stattdessen beherrschten Ideologie (Grüne), Wahlkampfpanik (CDU/CSU) oder schlicht Korruption und persönliche Verstrickungen (SPD) die Entscheidungen. Wenn jetzt die Parteien aufeinander zeigen, ist das einfach nur erbärmlich. Die gescheiterte Energiepolitik ist ein verpfuschtes Gesamtkunstwerk der drei größten Parteien. Und eine unglaubliche Geschichte der Verengung von Optionen.”

Der Kommentator rechnet schonungslos ab, und zwar mit allen Parteien, besonders aber mit der SPD.

“Alle anderen Optionen – Flüssiggas aus aller Welt, deutsche LNG-Terminals, Erdgas per Pipeline vom Kaspischen Meer oder per Schiff aus Nahost und den USA – wurden von der Gasallianz aus Konzernen und SPD systematisch verhindert. Wer kritisch nach mehr Diversifizierung fragte, bekam die Antwort: Russland sei ja seit den Siebzigerjahren ein „verlässlicher“ Lieferant. Und: „Die Amis fracken, wie schrecklich!“”

Etwas verklausuliert liebäugelt Thumann offenbar auch mit der Kernenergie.

“Drei Dinge sind von den anderen zu lernen. Erstens: Nicht Russland schönreden, sondern andere Quellen suchen. Zweitens: In der Energiekrise keine Form der Energieerzeugung kategorisch oder ideologisch ausschließen. Drittens: Den zügigen Weg in die Klimaneutralität nicht aus den Augen verlieren. Deshalb ist neben Öl und Kohle auch das fossile Gas mittelfristig ein Auslaufmodell.”

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Werner Köppen präsentiert auf seiner Webseite „Klima: Die große Transformation“ wieder eine ganze Reihe spannender Themen. Unter anderem schaut er nach Südwesten:

Der andere Weg: Umwelt-Energie-und Wirtschaftspolik in Frankreich im Vergleich mit Deutschland.

Während die steigenden Preise für Erdgas, Öl, Benzin und Erdgas das Einkommen der Verbraucher kräftig belasten melden sich in der Presse und im öffentlich rechtlichen Fernsehen Journalisten zu Wort, die ungehemmt verkünden, dass für das Gelingen der Energiewende weitere Verteuerungen wünschenswert seien. Eine eingehende Analyse der Energiekrise und die verfehlte Politik der EU die Energiesicherheit zu gewährleisten, finden Sie in  (Kapitel 7.12) des Hauptteils.

Reflexartig wird von den Grünen und der Energiewendelobby (u.a. Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung, Berlin) der fachlich nicht begründete Vorwurf geäußert,  dass Deutschland  zu wenig in die Erneuerbaren Energien investiert hat und darum die Abhängigkeit von den fossilen Energien zu stark ist. Solange es nicht gelingt effiziente und erschwingliche Speichermethoden zu entwickeln wird jedes neue Windrad bei gleichzeitiger Stilllegung der Kohlekraftwerke die Energiesicherheit reduzieren, also die Gefahr  eines Blackouts vergrößern. Genau diese Politik hat im Lauf des letzten Jahres 2020/2021 zu zwei blackouts in Kalifornien und Texas geführt, die die beiden US-Bundesstaaten Hunderte  von Milliarden Dollar kosteten.

In Deutschland kann diese Unsicherheit  nur dadurch verringert werden, indem man Erdgas zumindest als Brückentechnologie  verwendet. Mit Erdgas betriebene Kraftwerke haben den  Vorteil  weniger CO2 auszustoßen als leistungsgleiche Kohlekraftwerke.

Hier allerdings hat Deutschland kurzsichtig die notwendige Entwicklung verschlafen, da die 12  Erdgas-Grosskraftwerken die bis zum endgültigen Kernenergieausstieg Ende 2022 notwendig sind, noch nicht einmal in der Projektierungsphase sind und Projektierung und Errichtung etwa  8 Jahre benötigen.

Die wirklich effektive Lösung ist die Errichtung von Atomkraftwerken, die einen verlässlichen und relativ preiswerten Strom liefern. Relativ preiswert, wenn man die Strompreise für Deutschlands Haushalte (31,9Cent/kWh) mit Frankreich (19,3 Cent/kWh) vergleicht, wo 70% des Stroms durch Atomenergie erzeugt werden. Zur Zeit kämpft die deutsche Politik verstärkt gegen die Anerkennung der Atomenergie als grüne Energie, um die Entwicklung der Atomenergie von der finanziellen Förderung  der sog Taxonomie-Verordnung  auszuschließen. In Deutschland wird der Protest der Franzosen mit einer Reaktion der französischen Kernenergielobby zu erklären versucht, aber in der Realität dürfte es genau umgekehrt sein.  Teile der deutschen Politik und die Energiewendelobby versuchen die Subventionstöpfe ausschließlich für Windkraft, Solarenergie und Biokraftstoffanlagen zu sichern und auch den Kardinalfehler zu vertuschen nicht auf die Nuklearenergie zu setzen.

Weiterlesen auf der Webseite „Klima: Die große Transformation“

Weitere Themen:

  • 100% Erneuerbare Energien, oder wie die Stromkosten ständig steigen.
  • Zur McKinsey-Studie „Net-Zero Deutschland“, Chancen und Herausforderungen auf dem Weg zur Klimaneutralität bis 2045

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Der März war in den ersten 10 Tagen des Monat sehr niederschlagsarm. Wer sich den Rückblick des Monats bei Wetterkontor ansieht, wird feststellen, dass es bundesweit nach der ersten Monatsdekade 0% Niederschlag zum langjährigen Mittel gab. Das Ganze ist verbunden mit zu kühlen Temperaturen, bis zu 5 Grad war es die ersten 10 Tage zu kalt im Vergleich zum Mittelwert, z. B. in München.

Was jetzt passiert wird diejenigen verunsichern, die Waldbrände ausschließlich in Verbindung mit hohen Temperaturen sehen. Wir kennen es aus der Vergangenheit zur Genüge. Dabei ist die Abwesenheit von Niederschlag entscheidend. Folglich sind selbst nach einem relativ nassen Februar und kühlem März laut Deutschem Wetterdienst viele Teile Deutschlands auf Stufe 3 und 4 beim Waldbrandgefahren-Index, der bei 5 endet. Punktuell wird das noch auf 5 (hohe Gefahr) steigen bevor die nächsten Niederschläge kommen. Die fehlende Vegetation in Form von Blättern kommt erschwerend hinzu. Dichtbelaubte Wälder halten den Waldboden durch Beschattung feucht, das fehlt noch.

(Abbildung: Screenshot DWD)

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Weiter geht das Surfen auf der Welle des Krieges in der Ukraine. Framing ist heutzutage sehr wichtig. Und so ein Framing ist der Begriff des “fossilen Krieges” durch Luisa Neubauer. Bei der Welt ging sie noch etwas weiter und stellte die Frage:

„Wollen wir, dass Putin weiter Krankenhäuser beschießt – mit unseren fossilen Energien?“

Nun, fossile Energien schießen nicht. Offenbar meint Neubauer hier die Finanzierung von Russland, welches Einnahmen aus dem Verkauf von Öl und Gas für seine Militärausgaben nutzt. Nun, nach dieser Logik beschießt Putin auch Krankenhäuser mit Stahl, der aus Russland u.a. für Windkraftanlagen in Deutschland gebraucht wird, oder mit Nickel, welches für E-Autos benutzt wird, genauso wie Aluminium.

Nach Corona ist der Ukraine-Krieg das zweite Ereignis, dass den Friday-For-Future-Aktivisten nicht gefallen dürfte. Ihnen kommt ihr Thema abhanden und was noch viel gravierender ist, es werden alte Zöpfe wie das Verfeuern von Kohle abgeschnitten. Schwere Zeiten, schrille Worte.

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Stichwort Nickel. Der Preis dieses Metalls geht momentan ebenfalls durch die Decke, wie Trends der Zukunft berichtet.

Traditionell wird Nickel vor allem zur Veredelung von Stahlprodukten eingesetzt. Gleichzeitig ist der Rohstoff aber auch bei Batterien von Bedeutung. Hier erhöht Nickel die Energiedichte. Rund fünf Prozent der weltweiten Produktion wird daher inzwischen für die Produktion von E-Auto-Batterien verwendet.

Experten gehen zudem davon aus, dass dieser Wert in den nächsten Jahren noch stark ansteigen könnte. Doch genau dies könnte für die Auto- und Batteriehersteller zum Problem werden. Denn der Preis für Nickel ist in den letzten Tagen extrem stark gestiegen. Alleine am gestrigen Dienstag vermeldeten die Rohstoffbörsen einen Anstieg um mehr als fünfzig Prozent.

Zeitweise musste für eine Tonne Nickel mehr als 100.000 Euro gezahlt werden. Sollten die Preise dauerhaft auf diesem Niveau verbleiben, würde dies die Produktion von Batterien für Elektroautos deutlich verteuern. Schon heute ist der Akku aber das mit Abstand teuerste Bauteil eines E-Fahrzeugs.

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DEA Wintershall will im Wattenmeer vor Schleswig-Holstein laut Welt die Ölförderung erhöhen. Niedersachsen überlegt der Gasförderung nahe der niederländischen Grenze zuzustimmen.

“Derzeit laufen Planungen des niederländischen Unternehmens, das Erdgas aus einem Feld zwischen den Inseln Schiermonnikoog und Borkum fördern und dazu eine Plattform auf See errichten will. In dem Vorkommen werden 60 Milliarden Kubikmeter förderbarer Erdgasreserven geschätzt. Die Hälfte wird auf deutschem Hoheitsgebiet verortet.”

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(Abbildung: Screenshot ARD-Mediathek)

Es gab einmal Zeiten, da war der Journalismus das, was er immer sein sollte: kritisch. So eine Zeit war 2008. Damals erschien ein Buch von Claudia Kemfert und Dirk Assendorpf hat es in der Zeit besprochen oder soll man sagen zerpflückt?

“Doch sobald sie zu ihrem Kernthema kommt, überrascht Kemfert mit erstaunlich schludriger Arbeit.

Das beginnt schon mit den Zahlen und Fakten. Da werden Milliarden mit Millionen verwechselt und Billionen mit Milliarden. Der Handel mit CO2-Emissionsrechten an der Amsterdamer European Climate Exchange wird mit absurden „bis zu 34 Milliarden Tonnen pro Tag“ angegeben. Das wäre mehr als der weltweite CO2-Ausstoß pro Jahr. Ein kurzer Blick auf die Börsen-Website zeigt, dass 2008 höchstens 15 Millionen Tonnen und im Durchschnitt unter sieben Millionen Tonnen Emissionsrechte am Tag gehandelt wurden.

Dass Katar 770.000 Einwohner haben soll, steht zwar in der Google-Trefferliste auf Platz eins – und so auch in Kemferts Buch. Nur stimmt es leider ebenso wenig wie ihre Behauptung, damit habe das Emirat am Golf genau so viele Bewohner wie das Land Bremen. Und China gehört keineswegs, wie von Kemfert behauptet, zusammen mit den USA zu den Staaten, die das Kyoto-Protokoll nicht ratifiziert haben. China tat das schon 2002.”

Diese kritischen Zeiten sind vorbei. Mittlerweile kommt kaum eine TV-Sendung, die sich mit dem Thema Klima und Energie beschäftigt, ohne ein Statement von Kemfert aus, allerdings wird das, was sie sagt nicht mehr hinterfragt. Es wird als gottgegebene Wahrheit übernommen. Dabei gäbe es genügend Anhaltspunkte auch im Jahr 2022 ihre Aussagen kritisch zu hinterfragen. Es sei denn den Journalisten kommt das wie Gotteslästerung vor.

Assendorpf machte es anders und er hinterfragte. Aussagen über die Kosten der Energiewende sind ja immer so eine Sache. Die berühmte Eiskugel von Jürgen Trittin dürfte mittlerweile so groß sein wie ein Basketball. Auch Kemfert arbeitete mit so etwas. Bei ihr wird Deutschland für 70 Cent pro Tag und Person klimaneutral.

“Derartige Fehler hätte der Murmann Verlag mit einem gründlichen Lektorat verhindern können. Für ihre steile Eingangsthese trägt Claudia Kemfert dagegen allein die Verantwortung: „Wir können klimaneutral leben. Wenn wir wollen, sofort! Und das für etwa 70 Cent pro Tag und Person.“

Die überraschende Zahl steht schon auf Seite 13 und wird bis zum Ende des Buches mehrmals wiederholt. Ein Flüchtigkeitsfehler kann das nicht sein, aber einen Hinweis, woher sie die Zahl nimmt, gibt Kemfert erst auf Seite 237. Sie hat einfach den durchschnittlichen CO2-Ausstoß jedes Deutschen (10,4 Tonnen pro Jahr) mit dem derzeitigen Börsenpreis für CO2-Emissionsrechte (23 Euro pro Tonne) multipliziert und durch 365 Tage geteilt.”

Nun sollte man meinen, dass eine Ökonomin das Rechnen beherrscht. Kollegen von ihr haben ihr allerdings elementare Fehler nachgewiesen wie das “Vergessen” der Marktprämie für Strom. Sie deklariert auch Kosten einfach als Investitionen um, schon ist es geritzt. Jeder Kaufmann wird wissen, dass auch eine Investition Geld kostet. Sie werden bilanziel  lediglich anders dargestellt.

Im Übrigen können sich die Stromkunden für die Investitionen in Erneuerbare später nichts kaufen. Sie zahlen dem Investor brav sein Geld zurück und dürfen dann auch noch eine doppelte Infrastruktur bezahlen. Diese Kunden investieren aber nicht, genauso wenig, wie Käufer von Haribo Lakritz in eine neue Fabrik investieren, wenn die gebaut wird. Sie kaufen ein Produkt. Nur weil das Kind einen anderen Namen hat, kostet es dennoch Geld. Das Geld der Kunden.

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Wir werden sie sicherlich wieder in Kürze überall lesen: die Wind- und Sonne-Erfolgsmeldungen. Für 10 Tage war es relativ ruhig an der Front solcher Meldungen, im Gegensatz zu der Zeit davor. Der Grund ist klar, es gab kaum Wind in den ersten 10 Tagen des Märzes 2022. Die fossilen Energieträger mussten brav einspringen. Höchste Zeit für ein Immer-Wind-und-Sonne-Gesetz, denn bei Gesetzesnamen sind wir Deutschen mittlerweile echt gut.

(Abbildung: Screenshot Agora Energiewende)

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In Mainz fand die erste Befragung der ehemaligen Umweltministerin von Rheinland-Pfalz Spiegel im Zuge des Untersuchungsausschusses zur Flutkatastrophe im Ahrtal 2021 statt. Die Antworten, die sie laut SWR dem Untersuchungsausschuss gab, lassen nur einen Schluss zu: Es wurden offenbar keine Holzbalken in dem Gebäude verbaut, in dem die Befragung stattfand, die hätten sich sonst vermutlich gebogen.

“Manz war zuvor im Untersuchungsausschuss dem Vorwurf entgegengetreten, Spiegel habe nicht auf einen Anruf am späten Abend reagiert. Nach einem vergeblichen Anrufversuch seinerseits um 22:34 Uhr am 14. Juli 2021 habe ihn Spiegel wenig später zurückgerufen. „Wir standen im Austausch miteinander“, sagte Manz. Spiegel sei bei Anrufen „immer zuverlässig“ gewesen. Sie habe sich immer sofort zurückgemeldet.

In den Anruflisten von Manz, die dem Ausschuss vorliegen, sind aber keine Telefonate mit Spiegel vermerkt. Spiegel, inzwischen Bundesfamilienministerin, steht seit Tagen durch öffentlich gewordene Chat-Protokolle in der Kritik. Demnach war sie am Flutabend telefonisch nicht mehr erreichbar.”

Es hat also laut Spiegel ein Telefonat mit den Staatssekretär Manz am 14.07.2021 nach 22:34 gegeben, welches sich nicht in der Anrufliste von Manz befindet. War es Magie?

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