Die Sonne im Mai 2019 und die steigende Wetterfühligkeit von Klima-Aktivisten

Von Frank Bosse und Fritz Vahrenholt

Unsere Sonne war im Mai 2019 ein weiteres Mal unternormal aktiv. Die festgestellte SSN (für SunSpotNumber) betrug 10,1, das sind nur 52% des mittleren Wertes im ausgewerteten Zyklusmonat 126 seit dem Start des 24. systematisch beobachteten Zyklus im Dezember 2008. Hier ist zu beachten, dass die Anzahl der Zyklen, die überhaupt so lange währten, immer kleiner wird. Wir berichteten im Vormonat vom „Verlust“ der Zyklen 21, 18, 16, 15, 8 und nun kommt auch noch SC (für Solar Cycle) 17 hinzu, nächsten Monat „erwischt“ es SC 7. Der Mittelwert wird also nicht mehr so aussagefähig zum Ende des Zyklus hin. Aus alter Gewohnheit wollen wir ihn dennoch als Vergleich beibehalten. Die Aktivität war im abgelaufenen Monat sehr asymmetrisch zur solaren Nordhemisphäre hin verschoben, die Südhemisphäre war den ganzen Monat über fleckenlos, der Sonnen-Norden war dies nur an 15 Tagen. Die Gesamtaktivität graphisch:

Abb.1: der Verlauf des aktuellen SC24 (rot) im Vergleich zu einem mittleren Zyklus (blau), errechnet aus dem Mittelwert der Zyklen 1…23, sowie der über weite Strecken recht ähnliche SC5 (schwarz).

 

Wir dümpeln also weiter bei sehr geringer Aktivität im solaren Minimum seit 20 Monaten und dies wird wohl noch etwa 1 Jahr so anhalten, wie wir bereits vor 2 Monaten darlegten. Die Flecken des neuen Zyklus (erkennbar an der umgekehrten Polarität ihrer Magnetfelder), die im Minimum stets gemeinsam mit denen des alten vorkommen, machen sich weiterhin rar. Ganze 4 waren es im Vormonat. Bevor sie nicht die Mehrheit an den insgesamt beobachteten Flecken ausmachen ist der neue Zyklus physikalisch nicht angekommen. Der Vergleich der Zyklen untereinander:

Abb.2: Die Fleckenaktivität der einzelnen Zyklen seit dem Beginn des Zyklus 1 im Jahre 1755. Die Zahlen im Diagramm entstehen, wenn man die monatlichen Differenzen  der beobachteten Zyklen jeweils zum Mittelwert aufaddiert, bis zum aktuellen Zyklusmonat 126.

 

Der jähe Absturz seit Ende des SC23 ( 2008) ist sehr deutlich sichtbar. Davor sahen wir 7 Zyklen mit überdurchschnittlicher Aktivität, von 1933 (Start SC17) bis 2008 (Ende SC23). Dass auch SC25 unterhalb der Nulllinie abschließen wird, darüber gibt es kaum Zweifel in der „Sonnen-Community“.   Wie wirkt sich der „Dauerversuch“ mit geringer Sonnenaktivität-es wäre der erste seit SC15, dessen Beginn im Jahre 1915 lag- bringen wird für uns Bewohner des dritten Planeten aus? In der Vergangenheit  gab es eine Reihe von Parallelen zwischen Rückgang der Sonnenaktivität und der globalen Temperatur. Wie es  diesmal kommt,  wir wissen es nicht genau.

 

Die Wetterfühligkeit der Aktivisten

Ist es Ihnen auch aufgefallen? In den letzten Jahren (leider im förmlichen Stakkato seit einigen Monaten) hören wir: Es ist der Klimawandel, der an allem schuld ist. Ob es stürmt oder schneit, ob es nicht stürmt oder nicht schneit, ob es gewittert mit viel Regen oder es trocken ist: alles ist Klimawandel, so wird suggeriert. Welches Wetter würde auf keinen Klimawandel hindeuten? Nur das langjährige Mittel? Das wird doch aber gebildet durch den Durchschnitt über eine lange (meist 30 jährige) Periode. Jetzt ist also jede Abweichung vom Mittel ein Zeichen des Klimawandels? Es gibt einige, die sich dieser Logik widersetzen.

Der Meteorologe Jörg Kachelmann ist ein leuchtendes Beispiel. Bei Twitter wird er dafür überzogen mit Anschuldigungen, er würde den „Klimaleugnern“ Munition liefern. Dieser Artikel könnte das Gegenteil bezeugen, denn auch wir sind der Überzeugung, dass der Mensch das Klima verändert, die Nutzung von Kohle, Gas und Öl in der gesamten Wertschöpfungskette der Industriegesellschaft hat es mit sich gebracht. Auf der anderen Seite wäre der Mensch heute nicht da wo er ist ohne die wohlfahrtsstiftenden Wirkungen des Kohlenstoffs bei der Ernährung der Menschheit, der Energieversorgung, der Mobilität, der Eindämmung von Armut, der Bekämpfung von Krankheiten mit Medikamenten und vielen anderen Errungenschaften, die wir den vereinten Anstrengungen auch den Generationen vor uns verdanken. Und es wird einige Anstrengung kosten, die Auswirkungen unseres Tuns bis etwa 2100 in den Griff zu bekommen. Jeder Termin vorher für ein Armageddon ist Fiktion, da ist sich ernsthafte Wissenschaft einig.

Wir möchten noch einmal auf das verweisen, was wir im Juli 2017 abgeleitet hatten: Wie hoch kann die Konzentration an CO2 in der Atmosphäre anwachsen, um das 2°C- Ziel nicht zu reißen: es sind um die 600ppm. Geht man von aktuell (2017) 407 ppm CO2 aus und einem augenblicklichen Wachstum von 2,11 ppm im Mittel pro Jahr, wären die 600 ppm im Jahre  2108 erreicht. Natürlich wäre es notwendig, bis  Ende dieses Jahrhunderts die globalen CO2-Emissionen auf nahe Null zu senken – eine Aufgabe für drei globale Generationen und nicht für drei deutsche Legislaturperioden.

Das sehen Aktivisten anders. Sie lassen verkünden, dass in 12 Jahren die schwarz/weiß karierte Flagge kommt für die Menschheit: The race is over! Es ist schwierig, dies zu begründen, daher wird versucht, jedes Wetter zu nutzen. So kann es auch in Finnland warm werden, wenn der Wind von Süden weht im Sommer. Das sollte nicht wundern bei der hohen Sonneneinstrahlung, aber es wird immer wieder agitatorisch ausgenutzt, das Wetter zu Klima gemacht.  Man kann es recht einfach nachrechnen, an wie vielen Tagen überschritt die tägliche Maximaltemperatur dort 26 °C?

Abb.3: Die Anzahl der Tage über ganz Finnland mit einer Maximaltemperatur von über 26°C. Daten: E-OBS (KNMI)

 

Man erkennt leicht, dass sowas immer mal wieder vorkommt, in der Tendenz könnte es mehr werden, und signifikante Aussagen sind kaum zu treffen. Es besteht kein Grund, über heiße finnische Tage in Panik zu verfallen. Ein weiterer oft kolportierter Zusammenhang: Der Klimawandel sorge für mehr / stärkere tropische Stürme wie Hurrikans (im Atlantik) und Taifune ( im Pazifik). Immer wenn ein solcher tropischer Sturm auftrat in den letzten Jahren lasen wir Artikel wie diesen. Es wird der simple thermodynamische Schluss gezogen: Wärmeres Wasser enthält mehr Energie und die macht Stürme schlimmer. Eine aktuelle Arbeit von weltweit führenden Forschern zu diesem Thema stellt klar, dass es eben nicht so einfach ist. Sie finden viele Unsicherheiten und insbesondere die atlantischen Hurricans sind nicht dem Klimawandel zuzuschreiben, noch nicht einmal die damit verbundenen extremen Niederschläge:

„To date, there is not convincing  evidence of a detectable anthropogenic influence on hurricane precipitation rates,…“

Da 2019 eine recht aktive Hurrikan-Saison werden könnte , müssen wir auf die Zuweisung zum Klimawandel durch Aktivisten gefasst sein. Dabei ist dieser Schluss, folgt man der Wissenschaft, nicht gerechtfertigt. Simple Panikmache! Aber wir kennen ja Greta Thunbergs Aussage: Wir wollen Panik! Auch oft vermeldet: Waldbrände hierzulande sind stark der „Klimakrise“ (starkdeutsch für  –wandel)  geschuldet. Dabei sind Waldbrände Folgen von Trockenheit. Nicht die Wärme ist daran schuld,  sondern der Niederschlagsmangel. Und wie sieht es damit im Sommer aus, in Deutschland?

Abb.4: Der Niederschlag in Deutschland im Sommer seit 1880. Quelle.

 

Der DWD stellt fest: kein Trend seitdem gemessen wird. Es war im Vorjahr ungewöhnlich trocken, daher gab es mehr Waldbrände, das ja. Nur ein Klimasignal zeichnet sich dadurch aus, dass es einen Langzeittrend gibt. Niente! Alle, die ein Wetterereignis ausnutzen für ihre Agenda müssen sich fragen lassen: Was ist das für eine Agenda, für die man so lügen muss?

Ein anderes Beispiel ist die Häufung von persistenten (man könnte auch weniger geschraubt formulieren: länger anhaltenden) Wetterlagen, die „Tod und Verderben bringen“ infolge des Klimawandels.  Schuld daran sei der „verebbende Jetstream“, das ist ein „Schweizer Messer“ für den Aktivisten. Man kann damit alles begründen: Zu viel Kälte, zu viel Wärme, zu viel Niederschlag, zu wenig, einfach alles was nicht dem Mittelwert entspricht. In einer Kolumne zeigt Prof. Rahmstorf warum das so ist, und am Ende zitiert er einen Artikel in „Science“ und zeigt ein Diagramm…

 

Abb.5: Der fallende Trend in den zonalen( West-Ost)  Winden über Europa im Sommer (JJA), Quelle

 

…und legt dar: “Die Daten zeigen u.a. eine Verlangsamung des Jet Stream.“

Werfen Sie bitte einen Blick auf die Geschwindigkeiten des zonalen Windes auf der Ordinate: Im Mittel keine 30 km/h. Und das soll der Jetstream, der „Starkwindgürtel“,  sein? Wir machen uns auf Spurensuche und finden in der Originalarbeit die Bildunterschrift: „ …Variables are calculated at 500 mb and averaged over 35°N-70°N…“. 500 mb Luftruck entsprechen einer Höhe von ca. 5500 m. Eine beliebte Höhe in der Meteorologie: Es ist recht genau der halbe Luftdruck als auf dem Boden. Und wo  ist der Jetstream?

Wir werden fündig beim britischen Metoffice:  In einer Höhe von 5-7 Meilen über der Erdoberfläche bläst er, das sind 8-11 km Höhe! Ein fallender Trend der zonalen Winde in 5500 m Höhe um 3,3% in 35 Jahren (!) – vgl. die angegebene Trendsteigung in Abb. 3 – soll also was genau sagen? Dass die Winde da ein klitzekleines Bisschen nachlassen, bei weiter Streuung der Messwerte ohne  Signifikanz (95% Konfidenz) wo der Jetstream laut MetOffice gar nicht ist? Wir haben dahin geschaut, wo der Jetstream am heftigsten weht, in der Höhe von nahe 12 km Höhe (200mb Luftdruck) wo die Jets wirklich fliegen, und die gleichen Daten dort ausgewertet wie die Autoren der von Rahmstorf zitierten Arbeit, ERAinetrim .

 

Abb.6: Die zonale Geschwindigkeit des echten Jetstreams über Europa im Sommer: ohne Trend (dick schwarz).

 

Es gibt keinen fallenden Trend im Jetstream. So ist es wohl so, dass sich die zonalen Winde in 5 km Höhe ein ganz klein wenig verlangsamt haben, eine gesicherte Aussage hierzu jedoch nicht möglich ist und der eigentliche Jetstream in viel größerer Höhe unbeeindruckt (mit recht hoher Variabilität von Jahr zu Jahr) seine Bahnen zieht in West-Ost Richtung. Die von Rahmstorf zitierte Arbeit orakelt zum Jetstream wo er gar nicht ist!

Das sind beliebte Mittel, die Leserschaft zu verunsichern und solche Sätze wie:“…sind konsistent mit Modellerwartungen“ sind nicht das Papier wert, auf dem sie gedruckt wurden!  Denn Modelle wie sie bisher verwendet werden, wurden  „angepasst“ aus dem Bauch heraus,:

„Climate scientists have become so used to explaining how their models are based on fundamental laws and physical principles, we sometimes ourselves forget the crude approximations and seat-of-the-pants reasoning that underpins many of their important aspects.”

wie ein führender Modell-Experte, Björn Stevens vom Hamburger Max Planck Institut für Meteorologie, unumwunden erklärt und bessere Modelle anstrebt, was aller Ehren wert ist. Lassen Sie sich also nicht ins Bockshorn jagen. Panik ist ein schlechter Ratgeber für das was vor uns liegt. Technologie und Erfindungsreichtum ist gefragt. Prüfen sie immer kritisch was Ihnen vorgesetzt wird: Vieles ist Lüge für eine vermeintlich gute Sache. Solche Art von Lügen sind  jedoch besonders verhängnisvoll.

 

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