Die Sonne im Januar 2018 und der GroKo-Vertrag klimatisch

Von Fritz Vahrenholt und Frank Bosse

Unsere Sonne (Sie ahnen schon was kommt…) war auch im Januar 2018 unterdurchschnittlich aktiv. Die festgestellte SSN (SunSpotNumber) betrug 6,7 und war damit den dritten Monat in Folge nur einstellig. Für den aktuellen Zyklusmonat (Nr. 110 seit dem Beginn des 24. Zyklus im Dezember 2008) ergibt sich damit eine Aktivität, die nur 19% der zu diesem Monat üblichen (als Mittelwert des 110. Monats über alle bisher systematisch beobachteten Zyklen) Sonnenfleckenzahl ausmachte. An 15 der 31 Tagen des Januars 2018 war die Sonne gänzlich fleckenlos. Im letzten Monatsdrittel war fast an jedem Tage das Wort „spotless“ zu lesen.

Abb.1: Der aktuelle Zyklus 24 (Solar Cycle: SC 24,rot) im Vergleich zu einem mittleren Zyklus als Mittelwert der Zyklen (blau) und dem recht ähnlichen Zyklus 5.

 

Die Zyklen untereinander:

Abb.2: Die aufsummierten monatlichen Abweichungen der einzelnen Zyklen bis zum aktuellen 110. Monat des SC24.

 

Bei diesem Bild beachten Sie bitte, dass die Zahlen mit Unsicherheiten behaftet sind. Besonders vor 1880, also vor dem SC12 der 1879 begann, können sich größere Abweichungen ergeben. Daher ist ein Vergleich z.B. mit den Zyklen des Dalton-Minimums (SC 5,6,7) mit Unsicherheiten verbunden. Die Community der Sonnenexperten ist sich da recht einig. So bleibt festzuhalten: Der laufende Zyklus ist der mit der geringsten Aktivität bei halbwegs gesicherter Kalibrierung bis zurück zu 1880. Das mit Bezug auf Dauer und Amplitude aufgetretene Maximum ab Mitte des vorigen Jahrhunderts ist unstrittig, der dramatische Absturz der Aktivität ab dem Beginn des Zyklus 24 (2009) ebenso.

Wie wird sich ein weiterer schwacher Zyklus (davon ist mit hoher Sicherheit auszugehen, wir berichteten in den letzten Ausgaben unserer Kolumne) auf das Klima auswirken? Wenn es nach den bisher fast ausschließlich berücksichtigten Strahlungsdaten geht, sollten nur marginale Spuren im Klimageschehen zurückbleiben. Dabei betrachtet man unmittelbare Antriebsänderungen, vergleichbar mit einer etwas zurückgeregelten Heizplatte, die die Temperatur einer Flüssigkeit darauf fast sofort folgen lässt.

Das Klima besteht jedoch aus vielen Rückwirkungen, viele sogenannte „Teleconnections“ auch mit langen Verzögerungen beispielsweise durch Beteiligung tieferer Ozeanschichten sind schon nachgewiesen. Nur bei der Sonne bleibt man häufig bei „Heizpattenklimatologie“. Wir jedenfalls sind gespannt auf weitere Jahre verminderter Aktivität unseres Zentralgestirns.

 

Der GroKo-Vertrag und Eulenspiegeleien

Die globalen Temperaturen fielen im Laufe des vergangenen Jahres wieder auf das Vor-El Nino Niveau von 2015 zurück, vgl. unsere Darstellung in der letzten Ausgabe. Sie sinken  also  und sogar die Ober-Alarmisten Gavin Schmidt und James Hansen vom NASA-GISS-Institut „befürchten“ einen 10 -jährigen Stopp der Erwärmung.  Der Koalitionsvertrag von CDU und SPD (Groko-Vertrag) propagiert derweil immer noch das „Grüne“-Mantra der notwendigen Vorreiterrolle Deutschlands zur Einhaltung der nationalen und internationalen Klimaziele für 2020, 2030 und 2050. Das ist schon ganz schön mutig, dem Klima Ziele zu setzen.

Die große Koalition will die CO2 -Emissionen um 60 % bis 2030 reduzieren (die Zahl steht klugerweise nicht im Koalitionsvertrag , sondern man muss sie sich im Internet aus dem Klimaschutzplan herauspicken) und dann wird das Klima schon sehen , wo es längs geht und sich an das Pariser Klimaabkommen halten und sich nicht mehr als 2 Grad, besser noch 1,5 Grad erwärmen.

Wie soll denn das neue System aussehen? (S.73) Aus Erneuerbaren, Energieeffizienz, einem beschleunigtem Ausbau der Stromnetze und einer forcierten Nutzung der Digitalisierung. Da weder Einsparungen, Netze noch Digitalisierung Strom erzeugen können, ruht die Erzeugung allein auf Erneuerbaren, und in der Tat ruht sie des Nachts, was die Photovoltaik betrifft und bei Windflaute – immerhin zwei Drittel des Jahres. Aber die Lösung der Versorgung mit Flatterstrom ist in Sicht: die Bundesregierung wird eine Batteriezellproduktion (S.14) unterstützen! Da wird richtig Geld in die Hand zu nehmen sein, denn Batterieherstellung ist eine der stromintensivsten Produktionen und das kostet viel Steuergeld im Land mit den mittlerweile zweithöchsten Strompreisen ( nach Dänemark)  in Europa. Anders ausgedrückt: Wir haben uns aus dem Markt stromintensiver Produkte selbst herausgeschossen, und zwar auf Dauer.

Aber es gibt auch einen Hauch von Realismus. Wurde noch in der letzten Koalitionsvereinbarung  von 2013 die Energiewende gefeiert, Arbeitsplätze in Deutschland zu sichern, so weiß man mittlerweile, wo die Arbeitsplätze der Solarindustrie hin gewandert sind ( zwischen 2010 und 2015 gingen über 70% der Arbeitsplätze verloren, siehe hier ) und wohin die Arbeitsplätze der Windindustrie hinwandern werden. Daher sind die Koalitionäre bescheiden geworden und wollen nur noch zusätzliche Wachstumschancen. (S. 71) Aber dafür gibt man aber auch gerne das Geld der Bürger aus, die über die EEG -Umlage jede neue Photovoltaik -oder Windkraftanlage bezahlen, bislang fast 30 Milliarden € pro Jahr, ein Kleinwagen pro Haushalt.

Grund für eine Verstärkung des Zubaus in 2019 und 2020 von jeweils 4000 MW Photovoltaik und Wind (S. 71) ist die Nichterreichung der CO2 Minderungsziele von 2020. Dann macht man zum Ausgleich ein bisschen mehr Wind. Dann folgt aber ein kluger Satz, der mit Sicherheit in keinem Jamaika-Papier gestanden hätte: „Voraussetzung ist die Aufnahmefähigkeit der entsprechenden Netze“.  Da muss ein Eulenspiegel am Verhandlungstisch dabei gewesen sein, der das hereingeschmuggelt hat. Denn schon heute ist die Aufnahmefähigkeit des Netzes bei Starkwind nicht mehr gegeben. Für Redispatch- Maßnahmen oder Abregelung von Windkraftanlagen wurden im letzten Jahr rund 1 Milliarde € bezahlt. Der Netzbetreiber schaltet also Windkraftanlagen bei zu viel Wind ab, um den Zusammenbruch des Netzes  zu vermeiden und der Windkraftbetreiber bekommt Geld, als ob das Windrad gedreht hätte. Die 4000 MW zusätzlicher Windenergiekapazität führen also nur dazu, dass bei Starkwind bestehende Windkraftanlagen in dieser Größenordnung abgeschaltet werden. Wie gesagt: Eulenspiegelei.

Eine Reform der Netzentgelte soll die Kosten „unter angemessener Berücksichtigung der Netzdienlichkeit verteilen“. (S.72) Wer weiß schon, worum es dabei geht? Heute bezahlen diejenigen Bürger, in deren Gegend mehr Windkraftanlagen stehen, als die Netze und der regionale Bedarf verkraften können, die Kosten der Abschaltung sowie die Kosten der Eingriffe über die Netzkosten. Das ist ein brisantes Thema in Ostdeutschland – viel Windkraft, wenig Verbrauch führt zu den höchsten Netzkosten. Brandenburg hat daher mittlerweile die höchsten Stromkosten in Deutschland. Und wenn der Ministerpräsident nicht aufpasst, entsteht dort eine explosive Stimmung durch die Zerstörung der Landschaft und der Natur, Entwertung der Grundstücke und die höchsten Stromrechnungen.

Vielleicht steht auch deswegen der Satz auf Seite 72: „Wir werden beim weiteren Ausbau der Windenergie an Land einen besseren Interessenausgleich zwischen Erneuerbaren-Branche einerseits und Naturschutz- und Anwohneranliegen andererseits gewährleisten“. Wohlgemerkt nicht  „Wir wollen“ sondern „wir werden“.  Wenn aber die bayerische Regelung  – 10 mal Höhe des Windrads gleich Abstand zur nächsten Bebauung ( also zwischen 1,5 und 2 Kilometer) – zum Ansatz käme und die Forderung der Staatlichen Vogelschutzwarten von 1 Kilometer Abstand zum nächsten Horst eines Rotmilans ( oder 6 km beim Schreiadler) realisiert würde, gäbe es in ganz Ostdeutschland keinen einzigen neuen Standort mehr. Vielleicht war da ja jemand am Tisch, der weiß, wie stark die Anti-Windkraftbewegung geworden ist. 1000 Bürgerinitiativen sind im ländlichen Raum mittlerweile eine stärkere „pressure group“ als die Anti AKW Bewegung in ihren besten Tagen.

Wie groß die Not der politisch Handelnden ist, sieht man an folgendem Prüfauftrag: „Wir werden prüfen, inwieweit zukünftig nicht mehr benötigte Kraftwerksstandorte für große thermische Speicher-Kraftwerke genutzt werden können.“ (S.73) Da will man also überschüssigen Strom nehmen, zu Wärme degenerieren (indem man die Entropie erhöht!)  und über Nah-oder Fernwärmenetze zur Beheizung einspeisen.  Vielen Energiefachleuten sträuben sich da die Nackenhaare.

Auf S. 73 ist dann auch das Kernstück der Klimapolitik, über das so viel berichtet wurde, nachzulesen:

„Wir werden eine Kommission „Wachstum, Strukturwandel und Beschäftigung“ unter Einbeziehung der unterschiedlichen Akteure aus Politik, Wirtschaft, Umweltverbänden, Gewerkschaften sowie betroffenen Ländern und Regionen einsetzen, die auf Basis des Aktionsprogramms Klimaschutz 2020 und des Klimaschutzplans 2050 bis Ende 2018 ein Aktionsprogramm mit folgenden Elementen erarbeiten soll:

— Maßnahmen, um die Lücke zur Erreichung des 40 Prozent-Reduktionsziels bis 2020 so weit wie möglich zu reduzieren,

— Maßnahmen, die das 2030-Ziel für den Energiesektor zuverlässig erreichen, einschließlich einer umfassenden Folgenabschätzung,

— einen Plan zur schrittweisen Reduzierung und Beendigung der Kohleverstromung, einschließlich eines Abschlussdatums und der notwendigen rechtlichen, wirtschaftlichen, sozialen und strukturpolitischen Begleitmaßnahmen und

— die finanzielle Absicherung für den notwendigen Strukturwandel in den betroffenen Regionen und einen Fonds für Strukturwandel aus Mitteln des Bundes“.

Das Ganze soll in ein Gesetz im Jahre 2019 münden. Zu begrüßen ist das Eingeständnis, dass das 2020er Ziel um 25 % verfehlt wird. Das war noch unter Jamaika für Frau Göring-Eckhardt („Kampf gegen die Klimaerhitzung“) und ihrem Hofreiter inakzeptabel und sollte zur sofortigen Stilllegung von 7000 MW (die Forderung der Grünen waren 12000 MW) führen. Frau Merkel hätte das mitgemacht, Herr Lindner dankenswerterweise nicht. Wir werden uns an ihn wohlwollend erinnern im Jahre 2022, wenn das letzte Kernkraftwerke vom Netz geht und die Versorgungssicherheit auch ohne grün-schwarzen spielerischen Umgang mit dieser so essentiellen Frage auf dem Prüfstand steht.

Der oben genannte Eulenspiegel hat dann auch noch folgenden Satz reingeschmuggelt. „Die laufende Hochtemperatur-Plasmaforschung in Deutschland wollen wir angemessen finanziell absichern.“ (S.35)  Das wäre der erhitzten Karin Göring-Eckhardt und ihrem Hofreiter nicht durchgeflutscht. Denn dahinter versteckt sich schamhaft, aber immerhin, die Fusionsforschung in Greifswald und Garching, die weltweit exzellenteste Wirkungsstätte hunderter Forscher, die sich um die Verwirklichung der Zukunftsenergie Fusion bemühen -und das erste Plasma erfolgreich zünden konnten. Und dann gibt es noch den schönen Satz: „Wir stehen weiterhin für eine wissenschaftlich fundierte, technologieoffene und effiziente Klimapolitik“. Das weiterhin sagt alles.

Wir werden jedenfalls weiterhin dafür sorgen, dass die im wissenschaftlichen Gewande propagierten Glaubenssätze einiger alarmistischer Klimaforscher  mit den realen empirischen Messungen und Ergebnissen konfrontiert werden.

 

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