Die Sonne im Dezember 2012 – nur ein Drittel so aktiv wie im Durchschnitt

Von Frank Bosse

Pünktlich zu Neujahr gegen Mittag erschienen die neuen offiziellen Sonnenflecken (SSN)-Zahlen des SIDC zur Sonnenaktivität des Dezembers 2012: Gesamt 40,8 wobei die Nordhalbkugel der Sonne mit SSN= 29,8 etwas aktiver war als die Südhalbkugel. Wenn wir das mit einem durchschnittlichen Zyklus (als monatliche Mittelwerte der bisherigen 23 vollendeten Zyklen, blaue Linie) vergleichen, ergibt sich dieses Bild:

Die Abweichung im 48. Monat seit Beginn des Sonnenfleckenzyklus 24 (Solar Cycle 24, SC 24) betrug -72 und damit nochmals mehr als im Vormonat, der bei -63 ( SSN= 61,4 im November 2012) lag. Die Sonne hat gegenwärtig nur etwa 1/3 ihrer „normalen“ monatlichen Aktivität bei einem Maximum. Was wir auch sehen: ein aktuelles Unterbieten der Aktivität des SC5, der der erste des „Dalton Minimums“ mit Beginn um 1800 war.

 

Sonnenfleckenentwicklug der vergangenen 400 Jahre. Quelle: Wikipedia.

 

Der detaillierte Vergleich zu den vorangegangenen solaren Zyklen:

 

Alle SSN-Zahlen sind nach einer Arbeit von Leif Svalgaard korrigiert, indem die historischen Werte vor 1945 mit 1,2 und vor 1880 mit 1,4 multipliziert wurden. Der rapide Absturz der Aktivität seit dem Maximum des SC23 (Mitte 2000) ist sehr deutlich. Wird die Aktivität in den kommenden Monaten nochmals sehr ansteigen? Wahrscheinlich nicht, wir haben wohl das Maximum bereits gesehen (vergleichen Sie mit der Novemberausgabe der monatlichen Sonnenkolumne), nach den monatlichen Werten war es der November 2011, mit den geglätteten SSN-Zahlen des Februar 2012.

Welche Auswirkungen kann das auf uns Erdlinge haben? Die solare Gesamtstrahlung (Total Solar Irradiance, TSI) hat sich seit 2003 kaum verändert:

 

Quelle: Laboratory for Atmospheric and Space Physics, University of Colorado.

 

Das Instrument an Bord des Satelliten Sorce misst mit sehr hoher Langzeitstabilität, indem es regelmäßig mit Hilfe bekannter Sterne konstanter Helligkeit kalibriert wird. Zwischen dem Minimum und dem Maximum sehen wir weniger als 1 W/qm Unterschied und beim jetzigen schwachen Maximum nicht weniger als vor 10 Jahren. Damit allein ist eine Einflussnahme der Sonnengesamtstrahlung  auf unser Klima über 0,1 Grad hinaus nicht zu erwarten.

Was aber, wenn tatsächlich ein großes Minimum der Marke „Maunder“ kommt?

Es scheint so, dass die Sonnenflecken immer mehr verschwinden, die Radiostrahlung der Sonne auf der Wellenlänge 10,7 cm jedoch nicht in diesem Maße. Das fanden die Sonnenforscher Livingston und Penn gemeinsam mit Leif  Svalgaard heraus. Sie korrelierten die Radiostrahlung mit den SSN-Zahlen und ermittelten deren Abweichung vom erwarteten Wert ermittelt aus der 10,7 cm-Radiostrahlung über die Zeit. Das Ergebnis überrascht:

Quelle: Abbildung 4 aus Livingston et al. 2012, veröffentlicht Ende Ausgust 2012 im Astrophysical Journal.

 

Es erscheinen nur noch etwa 60% der Sonnenflecken, die wir entsprechend der Radiostrahlung erwarten. Auch hier der scharfe Abstieg ab 2000. Offensichtlich verschwinden die Flecken und alles was davon abhängt: Der Sonnenwind (auch der hierfür verwendete Ap-Wert* halbierte sich nochmals seit November 2012, aktuell 3,3 !), die hellen Faculae** um die Flecken herum als Quelle von UV-Stahlung,  die großen Sonnenexplosionen (Flares). Im niederenergetischen Bereich (Radiostrahlung) ist jedoch keine so markante Änderung zu vermelden, ebenso wie bei der Gesamtstrahlung.

Es scheint daher so, dass mögliche Auswirkungen auf unser Klima nur von „Solarverstärkern“ herrühren können: Die SSI (die spektrale Zusammensetzung der Sonnenstrahlung) und die GCR (galactic cosmic rays, die galaktische Strahlung), die der Stärke des Sonnenwindes umgekehrt proportional ist, kommen infrage. Wirken die erst dann so richtig intensiv, wenn die Sonne länger Pause macht? Wir werden es in nicht so ferner Zukunft wohl genau wissen.

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*AP-Wert:  der Ap-Index gibt die Störungen des Erdmagnetfeldes wieder, ausgelöst durch unterschiedlich starke Sonnenwindstärken.

** Faculae: Sonnenfackeln, Regionen mit erhöhter Helligkeit und Temperatur auf der Sonne. Sie befinden sich typischerweise in der Nähe der Sonnenflecken und breiten sich flächig und in langen Lichtlinien aus.

 

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