Die sibirische Steppe brennt – weil sie angezündet wurde

Martin Schlumpf berichtet am 23. Mai 2022 im Nebelspalter: 

Immer weniger Waldzerstörung – Schlumpfs Grafik 44

In den letzten 10’000 Jahren ging ein Drittel der Wälder verloren – vor allem wegen der Landwirtschaft. Doch weil die Anbaumethoden immer effizienter werden, nimmt der Pro-Kopf-Bedarf an Boden seit Jahrzehnten ab. Möglicherweise kann die Waldzerstörung bald ganz gestoppt werden.
Seit der Agrarrevolution vor etwa 10’000 Jahren ist der Wald immer mehr unter Druck der Landwirtschaft geraten, die sich ausbreitete. Mit der Sesshaftigkeit wurde einerseits Holz als Baumaterial immer wichtiger. Andrerseits erforderte die Umstellung auf Ackerbau und Viehzucht immer mehr Landwirtschaftsland, das teilweise durch Feuerrodungen gewonnen wurde.  
Bereits ein Drittel der Wälder zerstört
In der folgenden Grafik von der Webseite «Our World in Data» ist die veränderte Bodennutzung in diesen letzten 10’000 Jahre dargestellt (siehe hier). Wenn man von der gesamten Landfläche der Erde alle Gletscher, Berge, Wüsten und anderen unfruchtbaren Regionen abzieht, gelangt man zu einem 106 Millionen Quadratkilometer grossen «fruchtbaren» Landteil, wo Pflanzen und Tiere leben können. Diese 71 Prozent der gesamten Landfläche sind in der Grafik als 100-Prozent-Bezugspunkt gesetzt: Alle Prozentangaben über den Anteil von Wald, Landwirtschaft, Buschland und Siedlungsgebiet beziehen sich darauf.

Weiterlesen im Nebelspalter. Auch verfügbar auf schlumpf-argumente.ch.

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Leserpost von Dipl. Ing. Martin Krohn:

Betreff: Offshore Windturbinen, Anpassung an den Klimawandel

Sehr geehrte Damen und Herren,

einige Anmerkungen zum Blog vom 24. 02. 22. In einem Artikel wird (in englisch abgedruckt) wird über die positive Auswirkungen von schwimmenden Windturbinen gegen negative Auswirkungen des Klimawandels berichtet. Danach sollen durch Turbulenzen der Windkraftanlagen die darunterliegenden Wasserschichten besser durchmischt, was zu einer verbesserten Nährstoffversorgung kommt und was ansonsten durch den Klimawandel gestört wird.

Doch ich habe mit dieser Beschreibung so meine Probleme. Die derzeitige Erwärmung ist alles andere als außergewöhnlich. Während des „Atlantikums“ (ca. 8.000 – 4.000 Jahre vor heute) lagen die Temperaturen deutlich höher als heute. Auch während des römischen Klimaoptimums war es deutlich wärmer als heute. Das mittelalterliche Klimaoptimun entsprach etwa den heutigen Temperaturen, vielleicht war es damals etwas wärmer als heute. In all diesen Zeiten ist die Welt nicht untergegangen – im Gegenteil es kam zu einem Aufblühen, insbesondere auch in den menschlichen Gesellschaften. Heute wird eine ziemlich mäßige Erwärmung als Katastrophe dargestellt. Doch man muss dazu sagen: Klimawandel ist Normalzustand.

In einem weiteren Bericht (auch in englisch) geht es um Fehlanpassungen auf die Klimaänderungen. Der Artikel beginnt mit: „Laut einer bahnbrechenden UN-Bewertung der Auswirkungen des Klimawandels, die diese Woche veröffentlicht wurde, überholen tödliche Wetterextreme die Vorbereitungen auf eine vom Klima verwöhnte Welt“. In diesem Satz sind bereits mehrere Aussagen enthalten, die mir die Nackenhaare sträuben. „Tödliche Wetterextreme“ werden erwähnt und dem Klimawandel zugeschrieben. Führt diese mäßige Erwärmung bereits zu massiven, tödlichen Wetterextremen, müssten aus dem Mittelalter Unmengen von Berichten vorhanden sein, die von extremen Wetterereignissen berichten. Doch meines Wissens fehlen solche Massen von Katastrophenberichten.

Weiter heißt es in dem Satz (siehe oben) „Vorbereitungen auf eine vom Klima verwöhnte Welt“. Ich glaube hier eher, die Welt steht Kopf. Soll wirklich die Welt von der Zeit vor der aktuellen Erwärmung vom Klima verwöhnt gewesen sein? Das sollte man einmal jemandem erklären, der während der kleinen Eiszeit gelebt und gelitten hat. Als nach dem mittelalterlichem Klimaoptimum (als die Menschen tatsächlich vom Klima verwöhnt waren) die kleine Eiszeit hereinbrach, wussten die Menschen nicht, wie es zu einer solchen Verschlechterung der Lebensbedingungen kam. Es wurde eine Strafe Gottes oder das Wirken von Hexen als Gründe herangezogen. Das führte auch zu den massiven Hexenverfolgungen. Die Menschen wussten noch nichts von Variationen des Klimas.

Heute ist (oder sollte) die Wissenschaft eigentlich weiter sein. Es sind vergangene Klimaphasen erforscht und natürliche Rhythmen ermittelt worden. Doch irgendwie werden diese Erkenntnisse beiseite geschoben. Es wird behauptet, dass natürliche Prozesse unbedeutend sind und der Mensch alleine für die Erwärmung verantwortlich ist. Und dabei wird die Erwärmung (welche in früheren Zeiten einen Glücksfall für die Menschen darstellte) heute als Katastrophe dargestellt. Man hat den Eindruck, dass die Menschheit einer fortschreitenden Verdummung unterliegt.

Viele Grüße
Dipl. Ing. Martin Krohn

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Die Süddeutsche Zeit berichtet über Brände in Russland. Wir haben ja schon einige Male über Brände berichtet, die in erster Linie zwei Faktoren brauchen: Trockenheit und jemanden, der das Feuer anzündet. In Meldungen rund um den Klimawandel hat man allerdings oft den Eindruck, Wälder und Steppen würden sich selbst entzünden und brauchen nur hohe Temperaturen. Das ist natürlich Quatsch. Insofern ist es schon bedeutsam, dass die Süddeutsche Greenpeace zitiert, die sehr genau benennen, warum es brennt.

“Die Feuerquellen sind laut Greenpeace oft Land- und Forstwirte, die altes Gras, Unkraut oder Holz auf diese Weise loswerden wollten, oder Gartenbesitzer, die ihre Abfälle verbrennen. Wenn landwirtschaftliche Flächen zuwuchern, schreibt Greenpeace, dann drohten Eigentümern und Pächtern hohe Strafen. „Das zwingt sie, Flächen auf einfachste und billigste Weise zu säubern – mit Feuer.“”

In Kalifornien waren es übrigens marode Stromleitungen, die mittels Funkenbildung für Brände sorgten. Auch darüber haben wir bereits berichtet.

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Ein echter Longread, was hier zum Thema Klimawandel und Tornados in Deutschland zusammengetragen wurde. Meteo Error analysiert die Situation am 20.05.2022, als es in Deutschland zahlreiche Tornados und schwere Gewitter gab. Dort wird auch untersucht, was Klimawandel und was Wetter war an dem Tag.

“Einzelereignisse werden immer wieder in Zusammenhang mit der Klimaerwärmung gesehen. Wir haben diese Diskussion schon oft geführt, bzw. hab ich es schon oft auf meinem Blog thematisiert, bei den Rekordschneefällen Anfang Jänner 2019, beim Tornado am 24. Juni 2021 in Tschechien, beim Tornado in Niederösterreich Anfang Mai diesen Jahres, bei den Sturmtiefs Xavier (Oktober 2017) und Friederike (Jänner 2018), sowie bei der Flutkatastrophe in Westdeutschland Mitte Juli 2021.

Die Aussagen zu einem möglichen Zusammenhang klingen immer wieder ähnlich: Das gab es schon früher, aber die Wahrscheinlichkeit steigt.

Das sagt im Grunde nichts aus, solange keine tatsächliche Häufung registriert werden kann. Bei Tornados ist das besonders schwierig zu messen, weil erst seit etwa 25 Jahren durch Internet, Smartphones, Stormchaservereinen und Forschungseinrichtungen wesentlich mehr Bewusstsein und Nachverfolgung herrscht als davor.”

Es ist aber nicht gesagt, dass wir diese Wetterlagen häufiger erleben werden. In den vergangenen Jahren traten sommerliche Rekordhöchstwerte eher in Zusammenhang mit antizyklonalen Nordwestlagen auf – staubtrocken, gewitterarm und die Trockenheit und Waldbrandgefahr fördernd. Heißer bedeutet eben nicht zwangsläufig, dass es mehr Tornados gibt.

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Toyota setzt auf Wasserstoff beim Fahrzeugantrieb. Das berichtet Trends der Zukunft.

“Vor einigen Jahren noch setzte Toyota verstärkt auf Hybridfahrzeuge und forcierte stark die Wasserstofftechnik. Nach einigem Zögern jedoch wandte sich der Konzern dann den reinen Stromern zu, obwohl die Wasserstoffmobilität noch immer ein besonderes Anliegen schien. Jetzt kommt die alte Leidenschaft wieder hervor, und zwar gleich mehrdimensional. Denn es geht nicht nur um die Herstellung von Wasserstoffautos, sondern auch darum, die Grundlagen für deren Verbreitung zu schaffen.”

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“Deutschland verliert die Kontrolle über seine Energieversorgung.”

Das sagt Axel Bojanowski in einem Interview bei der Welt. Ein Comeback der Kernenergie hält er nicht für ausgeschlossen.

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n-tv stellt die in einem Hintergrundbericht die Situation um die Versorgung von Kernkraftwerken mit russischen Brennelementen dar.

“Die Verflechtungen vieler europäischer Länder mit dem russischen Staatskonzern seien daher enorm, sagt Quaschning. 2007 von Wladimir Putin gegründet, untersteht Rosatom direkt dem Kreml und hat mittlerweile eine Spitzenposition im globalen Uran- und Nukleargeschäft inne: Mehr als 350 Unternehmen gehören heute zu dem russischen Staatskonzern – unter anderem die deutsche Kerntechnik-Firma Nukem Technologies. Durch seine Beteiligung an Uranminen in Kanada, den USA und Kasachstan ist Rosatom direkt hinter Kasachstan der zweitgrößte Uranproduzent der Welt. Mehr als 30 Prozent der weltweiten Exporte an angereichertem Uran stammen aus Russland. Der weltweit zweitgrößte Lieferant des Brennstoffs, die Niederlande, kommt nicht einmal auf die Hälfte von Russlands Ausfuhren, wie aus Daten des Think Tanks Bruegel hervorgeht.”

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Der Klimawandel hat es jetzt auch in die Popmusik geschafft. Sänger Max Giesinger will laut T-Online einen Song dazu veröffentlichen.

“Der Song spielt in der Zukunft: Giesinger muss sich bei seinem Kind im Teenager-Alter für die ausufernde Lebensweise seiner Generation rechtfertigen. „Ich fliege auch gern mal in den Urlaub und bin nicht frei von Schuld. Dafür hab ich meinen Fleischkonsum ordentlich runtergefahren“, sagte der in Hamburg lebende Musiker. „Es geht ja weniger darum, dass es ein paar wenige Leute perfekt machen, sondern dass viele Menschen einen Ticken bewusster leben. Damit wäre ja schon was geschafft.“”

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Die spanische Zeitung El Pais berichtet über Pläne der EU für den Fall eines Lieferstopps von russischem Gas. Die Punkte hat Blackout News zusammengefasst.

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Nach Bränden von Elektrobussen hat Paris seine Flotte mit solchen Fahrzeugen zunächst stillgelegt. Le Monde berichtete:

“Following a second blaze on Friday morning, in which no one was hurt, „RATP has taken the decision to suspend use of 149 electric buses“ of manufacturer Bollore’s Bluebus 5SE model, the state-owned company said.

The number 71 bus that caught fire in southeast Paris early Friday released thick clouds of black smoke and a strong smell of burning plastic, according to an AFP journalist on the scene.

„The bus driver immediately evacuated all the passengers. Nobody was hurt,“ RATP said, while the city fire service said the blaze was put out by around 30 firefighters.”

Der Vorfall ist insofern interessant, weil der französische Hersteller Bollore auch andere Bushersteller mit seinen Feststoff-Batterien beliefert.

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