Die letzte Generation versteht die Welt nicht mehr

Die Aktivistin Aimee van Baalen von den Aktivisten “Die letzte Generation” meldet sich per Twitter dramatisch aus einem Gefangentransporter. Ja richtig gelesen. Ob das Video tatsächlich aus so einem Transporter aufgenommen wurde, lässt sich nicht verifizieren. Handschellen trug sich offenbar nicht. Möglicherweise wurde das Video von einem Dritten aufgenommen. Nach eigenen Angaben war sie die letzten 5 (fünf!) Tage in Gewahrsam, was immer das auch heißt. Sie sagt ausdrücklich nicht, dass sie von der Polizei festgehalten wurde.

Auch ohne den Sachverhalt jetzt juristisch einwandfrei beurteilen zu können, aber eine 5 Tage Haft wäre, bei der ihr unterstellten Straftat, sehr ungewöhnlich und alles andere als verhältnismäßig. Die Situation wirkt daher eher wie inszeniert. Ein Akt der Verzweiflung mit der Komponente, dass man gern Mitleid erhaschen möchte.

Mehrer Dinge sind tragisch, wenn man sich das Video ansieht. Da ist zunächst das Unverständnis der Aktivistin, dass wir in einem Rechtstaat leben. Dieser definiert Straftaten und auch, welche Strafen drohen, wenn man sie begeht und ertappt wird. Die Gefährdung des Straßenverkehrs gehört dazu. Es folgt das Unverständnis, dass ziviler Ungehorsam als Mittel nicht den Zweck heiligt. Eine Straftat bleibt eine Straftat, auch wenn sie dem eigenen subjektiv betrachtet gutem Ziel galt. Ansonsten wäre ein Raubmord gerechtfertigt, solange man das Geld danach Bedürftigen gibt. So aber funktioniert Recht nicht.

Von Aimee van Baalen gab es erst kürzlich ein Video, das zeigt die junge Frau festgeklebt auf der Straße, sie bestätigt es auch hier. Der Gipfel des Dramas ist der verzweifelte Aufruf an die Bevölkerung nun doch endlich mitzumachen. Gepaart mit dem Klassiker, wir hätten noch 2-3 Jahre und gesprochen mit einer den Tränen nahen Stimme. Gut möglich, dass die Mitglieder der RAF auch mal so gedacht haben und auch nicht verstanden haben, warum niemand ihnen folgte in ihrem Kampf.

(Abbildung: Screenshot Twitter)

Weitere Straftaten der Aktivisten sind offenbar in Planung, es wurde bereits angekündigt, dass man Pipelines abdrehen wolle. Ob das so einfach möglich ist, steht auf einem anderen Blatt. Es könnte ähnliche Video aus der ”Gefangenschaft” geben, wenn diese Vorhaben scheitern, und die Aktivisten gefasst werden bei dem Versuch.

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Sehr interessanter Artikel in der Wirtschaftswoche über die Erdgasproduktion in den USA. Die Anlagen laufen auf Hochtouren, trotz bereits zahlreicher Erweiterungen.

“Auch hier wieder die Ambivalenz: Deutschland hat kein Problem mit Frackinggas, solange es in anderen Ländern gefördert wird. Seit 2016 holen Konzerne wie Shell und BP das Gas in großem Stil aus dem amerikanischen Boden. Allein zwischen 2020 und 2021 stiegen die Ausfuhren um 50 Prozent. Seit der Fertigstellung und Erweiterung der Werke am Sabine Pass und am Calcasieu Pass verschifft nun der US-Energiebehörde EIA zufolge kein Land der Welt mehr LNG. Die Satellitenfotos zeigen die Expansion der gigantischen Industrie in Texas – und den Ausbau der LNG-Terminals am Golf von Mexiko.”

Vor allem die Bereiche am Golf von Mexico boomen aktuell.

„Texas stieg zum wirtschaftlichen Schwergewicht auf. Die Landschaften um die Städte herum sind heute übersät mit Bohrlöchern. Vom Öl, vor allem aber vom Fracking für LNG. In den vergangenen 20 Jahren hat sich Zahl der Fracking-Anlagen verzehnfacht.”

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Solares Geo-Engineering, das ist Nachahmen, was Vulkane vormachen. Nach einem Ausbruch kann Asche, die weit in die Atmosphäre vordringt, das Sonnenlicht dimmen. Temperaturrückgänge nach großen Vulkanausbrüchen sind gut dokumentiert. Allerdings weisen Forscher jetzt darauf hin, dass solches durch Menschen herbeigeführtes Dimming eine unerwartete Auswirkung haben könnte. Malaria könnte sich ausbreiten laut eines Artikels in The Atlantic.

“A new study hints that solar geoengineering is going to be even more complicated than its proponents realize: It could expose tens or even hundreds of millions of people to malaria every year. “There’s a lot of research on the potential of geoengineering to reduce hazards, like extreme heat and sea-level rise,” Christopher Trisos, a co-author of the study and the director of the Climate Risk Lab at the University of Cape Town, in South Africa, told me. “But you can’t just assume that geoengineering universally reduces risks to people.”

In an extreme, worst-case scenario, in which humanity raises global temperatures by several degrees by 2070 before trying to bring them back to a 2020 level, geoengineering could put perhaps 1 billion people at an increased risk of malaria. The study found that geoengineering can reshuffle major risks around the world even in less extreme scenarios. In a more moderate simulation, where humanity achieves net-zero carbon pollution by the middle of the century, but still seeks to restore temperatures to 2020 levels, the tricky questions remain. In this world, countries in West Africa, such as Nigeria and Ghana, would see increased malaria risk for about 100 million people total. But in East African countries, such as Ethiopia and Kenya, geoengineering would reduce malaria risk for about 100 million people.”

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Der Wochenblick aus Österreich thematisiert die negativen Begleiterscheinungen bei der Energie- und Mobilitätswende.

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Die Tagesschau analysiert die Situation rund um die Erdgas-Förderung in Deutschland.

“Die Grünen lehnen eine Ausweitung der Erdgasförderung in Deutschland hingegen ab. Sie kritisieren, dass die Erdgasförderung gegen das landeseigene Klimagesetz verstoße, das bis 2045 Klimaneutralität vorsieht. Auch Umweltverbände sind gegen eine Erdgasförderung in der Nordsee. Zum Antrag von One-Dyas hatte etwa der Naturschutzbund Deutschland (Nabu) erklärt, der vorgesehene Standort der Förder- und Aufbereitungsplattform grenze direkt an den Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer, der als Weltnaturerbe besonderen Schutz genieße.

Für die Genehmigung des Antrags von One-Dyas ist auf deutscher Seite die Landesregierung Niedersachsens zuständig, die das Projekt des niederländischen Unternehmens bislang ablehnte. „Vor dem Hintergrund der neuen geopolitischen Realitäten und der damit einhergehenden Frage der deutschen Energieversorgungssicherheit haben wir das Thema neu bewertet“, so Wolfgang Steiger, Generalsekretär des Wirtschaftsrats der CDU. Auch Finanzminister Christian Lindner spricht sich für die Gasförderung in der Nordsee aus. „Um es klar zu sagen: Ich halte die Festlegung des Koalitionsvertrages, dass wir in der Nordsee nicht mehr Öl und Gas fördern wollen und keine neuen Felder explorieren wollen, für aus der Zeit gefallen“, sagte er dem Magazin „The European“.”

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Vestas und die Probleme der Windenergiebranche. So titelt die FAZ und zeigt anhand des dänischen Unternehmens, welche Probleme eine Branche hat, bei der eigentlich gerade die Sektkorken knallen müssten. Die Rohstoffpreise steigen schneller als man die Preise erhöhen kann. Das Fatale an der ganzen Situation ist aber, dass sich all das am Ende auf die Strompreise für die Verbraucher auswirken wird. Die werden die Zeche bezahlen.

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Leserbrief von Reinhard Storz zum Blog vom 20.4.2022:

Dort heißt es wie folgt: „Laut Winfuture bremst die Kernenergie in Frankreich die deutsche Energiewende aus. ‚Das größte Problem ist dabei die mangelnde Flexibilität der Atommeiler. Diese können bei einem Stromüberschuss im Netz nicht einfach kurzfristig heruntergeregelt werden.‘“

Das wird zwar immer wieder behauptet obwohl es völlig falsch ist. Die Atommeiler, um bei dieser Bezeichnung zu bleiben, sind in ihrem Laständerungsverhalten flexibler als Kohle- und Gaskraftwerke. Das ist keine Theorie sondern tägliche Praxis. Die Reaktoren in Deutschland werden seit vielen Jahren rauf und runtergefahren um die täglichen Schwankungen durch volatile Eispeisung der Solaranlagen und Windrädern auszugleichen. Wer dazu an Detailwissen interessiert ist sollte dieses pdf auf VGB.org lesen.

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JF-TV: on Klima bis Energie: Damit das Gas nicht ausgeht (JF-TV THEMA mit Fritz Vahrenholt)

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The Conversation am 20.4.2022:

What the invasion of Ukraine means for the IPCC’s latest climate change report

The UN’s new IPCC report on the mitigation of climate change says that immediate and deep emissions reductions are needed to limit global warming, along with removing carbon dioxide back out of the air in future. Meanwhile, the world’s governments are urging fossil fuel companies to drill for more oil and gas as fast as possible to make up for sanctions on Russia. What on earth is going on?

Weiterlesen auf The Conversation

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