Die Hölle friert schon wieder zu

Die USA überlegen Öl aus Venezuela und dem Iran zu importieren. Vor 3 Wochen wäre so etwas noch undenkbar gewesen, nun nehmen die Pläne Gestalt an laut Tagesschau. Wenn die USA ein Stopp des Imports von russischem Öl umsetzen wollen, dann muss Ersatz her, zur Not halt auch von Erzfeinden. Venezuela lässt zeitgleich zwei US-Bürger frei.

“Das Pikante dabei: Sowohl Venezuelas Präsident Nicolas Maduro, als auch die Führung in Teheran, hatten sich zuletzt im Ukraine-Konflikt auf die Seite Putins geschlagen. Dass Washington mit beiden das Gespräch gesucht hat, belegt einmal mehr, für wie bedrohlich die Biden-Regierung die Energiepreis-Explosion im Parlamentswahl-Jahr hält.”

Auch Wallstreet Journal (Bezahlartikel) berichtet über Treffen von Offiziellen der USA und von Venezuela.

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Deutschland scheint Energie, ganz besonders Strom, im Überfluss zu haben. Wie schon vermutet, war die Diskussion um eine Verlängerung der Laufzeit von Kernkraftwerken ein Scheingefecht. Es ging wohl eher darum zu beruhigen und einen Diskurs zu simulieren. Eine Verlängerung wird es nach t-online nicht geben, eher bereitet man sich in Deutschland auf das Verfeuern von Braunkohle vor.

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“Anne braucht eine glaubwürdige Rolle”

Es gab Zeiten, da wären Minister nach solchen Vorfällen sofort zurückgetreten. Als die Flutkatastrophe das Ahrtal erreichte, war Anne Spiegel, aktuelle Familienministerin des Bundes, noch für den Bereich Umwelt in Rheinland-Pfalz zuständig. Focus hat nun Informationen veröffentlicht, die nur schwer zu begreifen sind. Es hat sich gezeigt, dass die Politik lieber mit den Achseln zuckt und alles auf den Klimawandel schiebt, statt Vorsorge und Maßnahmen zu treffen.

Spiegels Ministerium hat bei dem Ereignis komplett versagt, wie der Focus darlegt. Schleppende Meldungen, fehlende Meldeketten, falsche Einschätzung der Lage, sogar noch als bereits Menschen zu Tode kamen. Diese Angelegenheit geht noch ein Schritt weiter. Statt sofort und umgehend das Heft das Handels an sich zu reißen, war Frau Spiegel der eigene Ruf wichtiger. Man suchte nach Formulierungen, dass man rechtzeitig gewarnt hätte. Das ist zynisch, denn wären dann aber so viele Menschen ums Leben gekommen?

“Nur eine Stunde nach der fatalen Hochwasser-Entwarnung aus dem Hause Spiegel ruderte ihr Staatssekretär um 18 Uhr am 14. Juli in einer Handy-Nachricht an die Pressesprecherin zurück. Die Pressemitteilung habe sich überholt, hieß es. „Wir haben ein Extremereignis an der Ahr. Dort wurde ein Campingplatz aus der Luft evakuiert“, so die Nachricht.

Dass es bereits weitaus schlimmer aussah, wusste man nicht. Die Rückfrage der Pressestelle, auch per SMS: „Müssen wir jetzt was machen?“ Antwort Staatssekretär Erwin Manz: „Heute nicht.“ Bei Fragen zu Pegelständen solle man bitte auf das Landesumweltamt verweisen. Dass man dort meist völlig veraltete Daten vom Deutschen Wetterdienst herausgab und später dann auch wichtige Messstationen ausfielen, schien den Verantwortlichen nicht bewusst zu sein. Vom späten Nachmittag bis in die Nacht tobte die Flut das Ahrtal hinunter. Viele Anwohner wurden vermisst, die ersten Toten geborgen.”

“Die Spitzenpolitikerin sinnierte darüber, wie man die Schuld an dem Flutdesaster von sich lenken und etwaige Attacken durch den sozialdemokratischen Koalitionspartner abfedern könnte. Spiegels Aussagen machten deutlich, dass die Regierungsspitze in Mainz genau wusste, dass vieles in der Flutnacht schief gelaufen war: „Lieber Dietmar, dass deckt sich mit meinen Überlegungen, plus: das Blame-Game (Schuldzuweisungen Anm. der Red.) könnte sofort losgehen, wir brauchen ein Wording, dass wir rechtzeitig gewarnt haben, ich im Kabinett.“ Zudem wollte die Ministerin herausstreichen, dass „ohne unsere Präventions- und Vorsorgemaßnahmen alles noch viel schlimmer geworden wäre etc.“”

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Offensichtlich sitzen in der EU-Experten mit einer anderen Meinung als das Postergirl der deutschen Energiewende Claudia Kemfert. Die will von heute auf morgen ohne russisches Gas auskommen, Wärmepumpen und Verzicht sollen es schon richten. Wir berichteten. Die EU sieht laut Tagesschau einen deutlich längeren Zeitraum, den es benötigen wird. Möglicherweise sitzen in der EU tatsächlich Experten und keine Ideologen?

“Die EU-Kommission plant, die Einfuhren von Gas aus Russland bis Ende des Jahres um zwei Drittel zu reduzieren. Bis „deutlich vor 2030“ soll die EU komplett unabhängig von russischen fossilen Brennstoffen sein.

Wegen der schweren Spannungen mit Russland will die EU so schnell wie möglich unabhängig von russischem Gas werden. Die EU-Kommission legte einen Plan mit Maßnahmen vor, um russische Gasimporte innerhalb von einem Jahr um zwei Drittel zu reduzieren. Es geht demnach darum, den Ausbau erneuerbarer Energien zu beschleunigen, neue Quellen für Gaslieferungen zu erschließen und den Energieverbrauch zu senken.”

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Im Vereinigten Königreich hat Rolls-Royce sein Konzept für einen Small Modular Reactor (SMR) eingereicht zur Prüfung. Die Anlagen sollen eine Leistung von 470 MW haben. World Nuclear News stellt die Pläne vor.

“A Rolls-Royce-led UK SMR consortium aims to build 16 SMRs. The consortium – which includes Assystem, Atkins, BAM Nuttall, Jacobs, Laing O’Rourke, National Nuclear Laboratory, the Nuclear Advanced Manufacturing Research Centre and TWI – aims to complete its first unit in the early 2030s and build up to 10 by 2035.”

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Der Chef-Erkenntnis-Philosoph des Spiegels, Christian Stöcker, ist wieder in seinem Element. In einer Kolumne kann er nun den Krieg in der Ukraine und die Themen Energie und Klima zusammenbinden. Er fordert eine Kriegswirtschaft und wiederholt brav, was bereits einige Protagonisten wie Kemfert und Fell seit Tagen vorkauen. Es wirkt in Teilen naiv, nach dem Motto, man muss nur wollen, dann geht auch alles. Auch bei ihm sind Wärmepumpen die neue Allzweckwaffe. Er vergisst nur dummerweise, dass die Herstellung Know How benötigt, Rohstoffe und am Ende auch Personal, die Pumpen einzubauen.

Stöcker setzt auch auf Wunderspeicher. Die Erforschung neuer Speicher wäre schon vor 20 Jahren notwendig gewesen. Geld wurde aber lieber in Form von üppigen Subventionen ausgeschüttet an die Betreiber von Solaranlagen und Windkraftanlagen. Ohne bezahlbare Speicher sind die Erneuerbaren Energien, wie ein Hausbau, bei dem das Fundament vergessen wurde. Kann man machen, aber dann darf man sich nicht wundern, wenn plötzlich Mauern absacken oder das ganz Haus in sich zusammenkracht. Und so wirkt jeder Punkt seiner Aufzählung wie zu kurz gesprungen.

Ein Ausbauprogramm für Wärmepumpen und Geothermie, an dem sich ja zur Not auch andere Industrien beteiligen können – wenn Automobilhersteller Beatmungsgeräte für Krankenhäuser herstellen können, warum sollten sie dann keine Wärmepumpen bauen können?

Eine rasche Veränderung bei Abstandsregeln und Genehmigungsverfahren für Windkraft, On- wie Offshore

Eine zügige Vereinfachung und gesenkte Hürden bei Genehmigungsverfahren für- und gewaltige Investitionen in den Netzausbau. Mit Nimbyism a lá Horst Seehofer muss Schluss sein. Es geht schließlich ums Ganze.

Ein Stromnetz, das dezentrale Einspeisung durch lokale Stromproduzenten und Bürgerenergie-Projekte viel effektiver einbindet, als das momentan der Fall ist

Ein europaweites Fotovoltaik-Förderpaket, das alles bisher Dagewesene in den Schatten stellt, inklusive der Möglichkeit für Privatanwender und Vermieter, Solaranlagen auf den Dächern mit Speichertechnologie im Keller zu verbinden, sodass der Strom vom Dach auch nachts noch genutzt oder weitergegeben werden kann – dann bleibt im Sommer etwas übrig, das anderswo gespeichert werden kann.

Gewaltige Investitionen in Forschung und Entwicklung im Bereich Speichertechnologien

Gewaltige Investitionen in den Bereich Power-to-X, sodass die an windigen und sonnigen Tagen bald massenhaft vorhandene überschüssige Energie in speicher- und transportfähige Substanzen umgewandelt werden kann, die dann etwa in der Industrie und entsprechenden Kraftwerken zum Einsatz kommen können.

Ganzen Artikel auf spiegel.de lesen.

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Leserpost von Gustav Tilmann:

Vor wenigen Tagen war im Weserkurier ein Interview mit Özden Terli („Wir leben in der Krise“ 27.1.2022). Hier mein nicht veröffentlichter kurzer Leserbrief dazu:

Herr Terli scheint sich der Unfehlbarkeit des behaupteten wissenschaftlichen Klimakonsenses nach dem Motto „science is settled“ sicher zu sein. Bedenkenswert ist da die Mahnung des Physikers Dr. Steven Koonin, wissenschaftlicher Energieberater in der Obama-Regierung. Koonin schreibt in dem 2021 erschienenen Buch „Unsettled“: „Politische Entscheidungsträger und die Öffentlichkeit mögen sich den Komfort der Gewissheit in der Klimawissenschaft wünschen. Aber ich befürchte, dass die rigide Verbreitung der Idee, dass die wesentlichen Fragen dort ein für allemal beantwortet sind (…), die Klimawissenschaft abwertet, passiv macht und damit den Fortschritt der wissenschaftlichen Forschung in wichtigen Angelegenheiten verzögert. Ungewissheit ist ein Beweger und Motivator der Wissenschaft und muss frontal angegangen werden“. (eigene Übersetzung aus dem Engl., BenBella Books Inc. , S.4, G.T.)“

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Trends der Zukunft:

HVO100: Biodiesel aus Speiseresten spart 90% CO2 – und ist in Deutschland nicht erlaubt

HVO100 besteht zu 100 Prozent aus nachwachsenden Rohstoffen, die jedoch nicht direkt für die Kraftstoffherstellung verwendet werden. Sie gehen den Umweg über die Küche und gelangen in Form von Speiseresten in die Produktion. Nachhaltiger geht es kaum, gegenüber dem fossilen Diesel spart HVO100 sogar 90 Prozent CO2 ein. In Deutschland steht das Produkt trotzdem wenn nicht auf der Abschuss-, dann zumindest auf der verlängerten Warteliste.

Weiterlesen bei Trends der Zukunft

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Historische Darstellung der Sonne vom 21. März 1571, deren besonderer „Look“ vielleicht durch einen starken Sahara-Staub-Event verursacht wurde. Möglicherweise war die Sonne damals aber auch durch stratosphärischen Vulkanstaub geschwächt und rötlich verfärbt, was zur Tatsache passen würde, dass der Winter von 1570/71 extrem kalt war, wodurch der Bodensee teilweise zufror und im Schweizer Unterland der Schnee die ersten 100 Tage von 1571 liegen blieb.

Quelle: Wikipedia

Ein Leser schreibt dazu:

Es ist interessant, dass die riesige Abbildungs- und Berichts-Sammlung des Zürcher Geistlichen Johann Jakob Wick aus dem 16. Jahrhundert auch „Wickiana“ genannt wird. Es handelt sich also um eine kuriose Namensähnlichkeit zum heutigen Wikipedia, was Sinn macht, denn diese Sammlung war ja so eine Art von Wikipedia des 16. Jahrhunderts. Übrigens war die Wickiana bei politischen Themen auch genau so einseitig und manipulativ, wie die moderne Wikipedia, denn Johann Jakob Wick betrachtete die Welt ausschliesslich aus der Perspektive eines überzeugten Calvinismus-Aktivisten. Wobei die damaligen Calvinisten den heutigen Woke- und Klima-Jüngern weltanschaulich sehr nahe standen, denn beide Gruppe waren/sind Reinheits-Fanatiker, die keine Widerrede dulden (Bibelleugner = Klimaleugner, Einzig wahrer Glaube = Haltung zeigen) und beide erwarten den baldigen Weltuntergang: Die frühen Calvinisten in Form der Apokalypse beim jüngsten Gericht und die Klimaaktivisten den baldigen Hitzekollaps der Erde als Strafe für unsere Klimasünden.

Vielleicht kann man diese vielsagenden Parallelen zwischen der Wickiana und dem heutigen Wikipedia bei einem passenden Thema (z.B. bei Cancel-Culture gegen Klimarealisten oder der Analyse von einseitiger Wikipedia-Propaganda) mal im DkS-Blog verwenden. Bezeichnend für den fanatischen und intoleranten Tunnelblick des Johann Jakob Wick ist übrigens auch dessen grosse Begeisterung für Hexenverbrennungen, die er in erstaunlich grosser Zahl und ohne kritische Distanz zu Papier brachte. 

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