Die Energiewende frisst ihre Eltern

Im Weltbuch-Verlag ist vor kurzem ein neues Buch erschienen, das Sie unbedingt lesen sollten. Thema: Die missratene deutsche Energiepolitik aus Sicht eines Unternehmers. Eine Abrechnung, die es in sich hat. Autor ist Dr. Lutz Peters, promovierter Betriebswirt. Als geschäftsführender Gesellschafter hatte er jahrzehntelang maßgeblichen Einfluss auf die Entwicklung eines mittelständischen Unternehmens zum internationalen Konzern der Nahrungsmittelindustrie. Anfang der 2000er Jahre wurde die operative Führung auf die nächste Generation übertragen. In den folgenden 20 Jahren war Peters´ unternehmerische Erfahrung in einer Reihe von Aufsichts- und Beiräten gefragt. Unter anderem kam Peters in Kontakt mit einer Firma in Freiberg (Sachsen), die erstmalig im praktischen Betrieb einer großtechnischen Versuchsanlage synthetische Treibstoffe aus Biomasse herstellte. Synthetischer Diesel hat zum Beispiel den Vorzug, frei von Teer, Ruß und Schwefel zu sein. Partikelfilter werden überflüssig. Ausgerüstet mit den Grundkenntnissen der Kohlenwasserstoffchemie wuchs die Skepsis des Autors gegenüber einer Politik, die nur mit Strom aus Wind und Sonne auf lange Sicht sämtliche Energieprobleme „klimaneutral“ lösen will und veranlasste ihn, sich gründlich mit diesem Thema auseinanderzusetzen.

Dr. Lutz Peters lädt alle interessierten Leser zur Lektüre seines spannenden Sach-Taschenbuchs ein und fasst den Inhalt für unsere Blogleser wie folgt zusammen:

Energiewende gescheitert. Und nun?

Sichere, preiswerte und umweltfreundliche Energie ist ein Pfeiler unseres Wohlstands. Auf Kernenergie und Kohlekraftwerke sollen wir allerdings, meint die Ampelkoalition, verzichten. Nach dem russischen Überfall auf die Ukraine ist nun auch noch die Versorgung mit Erdgas gefährdet. Dennoch schwört die deutsche Politik allein auf Wind und Sonne und will die deutsche Energieversorgung bis 2045 „klimaneutral“ transformieren.

Die Preise für Strom und Gas explodieren. Um den Zorn der Bevölkerung zu besänftigen, bastelt die Ampel an einem Entlastungspaket nach dem anderen. Sie kuriert nur an den Symptomen. Die einzige wirksame Entlastung wären sinkende Strom- und Gaspreise. Die könnte die Regierung schlagartig verwirklichen, wenn sie die Laufzeit der Kernkraftwerke verlängert, stillgelegte modernste Kohlekraftwerke reaktiviert bzw. wieder instand setzt, das Verbot von Fracking in Deutschland aufhebt und die Förderung des eigenen Schiefergases sofort massiv anschiebt. Der Amtseid der Regierenden schreibt zwingend vor „Schaden vom deutschen Volk abzuwenden“. Das gelingt nicht mit Entlastungspaketen, sondern ausschließlich mit sinkenden Preisen. Das ist das Gebot der Stunde.

Der Anteil der Erneuerbaren am deutschen Energieverbrauch 2021 beträgt 17%, Wind und Sonne davon 8,5%. Die Regierung schenkt der Bevölkerung keinen reinen Wein ein, weil sie nicht sagt, wie die anderen 83% fossiler Energie für Strom, Wärme, Verkehr und Industrie je mit Wind und Sonne gedeckt werden können. Da muss eine neue Zauberformel her: grüner Wasserstoff soll alle Lücken füllen. Den aber gibt es in der Natur nicht. Er muss künstlich hergestellt werden und ist deswegen knapp und teuer. So knapp, dass er keine einzige der Lücken füllen kann. Das kümmert offensichtlich niemanden, die Regierung nicht und auch nicht den Mainstream der Medien. Die Bevölkerung weiß von nichts, woher auch.

Alternativen werden verhindert: Flüssiggas-Terminals erst abgelehnt, jetzt unter Druck gebaut, Kohlekraftwerke stillgelegt, Erdgas-Fracking verboten, Kernkraft verboten, CO2-Abscheidung und ‑speicherung verboten. Zur Überwindung der erwarteten Dunkelflauten setzt die Ampelkoalition auf zig neue Gaskraftwerke. Jetzt aber ist der Gashahn abgedreht. Diese Politik führt unvermeidlich in die Sackgasse. Es gibt nur einen Ausweg: Aufhebung aller erwähnten Verbote sowie verstärkte Förderung der CO2-Abscheidung und -speicherung insbesondere für die Kohleverflüssigung, um von Öl- und Gasimporten unabhängiger zu werden. Und das ist möglich, wie das Buch in der Anlage beschreibt.

Mit freundlichen Grüßen
Lutz Peters

Das Vorwort zum Buch hat übrigens kein Geringerer als Prof. Dr. Fritz Vahrenholt verfasst. Das Buch ist im Weltbuch-Verlag zum Preis von € 14,90 erhältlich. Hier kann man es bestellen. Es lohnt sich.

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Es ist schon bizarr, wenn ein Hersteller von Spezialteilen für Windkraftanlagen wegen gestiegener Energiekosten Insolvenz anmelden muss. Hier hilft dann auch nicht mehr die Standardaussage, dass es schuld einer Bundesregierung wäre. Die Windkraftindustrie sei „platt gemacht“ worden.  Dieses Argument wird ja gern verwendet. Deutschland als selbsternannter Vorreiter in Sachen Energiewende hat seit Jahren z. B. die höchsten Strompreise der ganzen Welt. Diese Preise sind politisch gewollt. Dass sie auch auf Hersteller der Windkraftindustrie durchschlagen ist daher kein Wunder. Es geht um den Hersteller Heger und einen entsprechenden Artikel dazu.

“Nach Mitteilung des Unternehmens sind alle vier Firmen der Heger-Gruppe von der Insolvenz betroffen. Das Unternehmen beschäftigt in Enkenbach-Alsenborn 130 Menschen. Als Grund für die Insolvenz nannte das Unternehmen die hohen Energiekosten. Seit Jahresbeginn seien die Energiekosten von rund 100.000 Euro monatlich auf 700.000 Euro gestiegen. Da die Kosten nicht an die Kunden weitergegeben werden können, ist ein wirtschaftlicher Betrieb der Gießerei nicht mehr möglich.”

Ein Profiteur günstiger Energie ist China. Focus berichtet, dass der Autoverleiher Sixt gerade einen Großauftrag beim chinesischen PKW-Hersteller BYD platziert hat.

“Der Angriff von China-Herstellern wie BYD, Niooder Lynk & Co auf Europa ist – nach früheren Flops mit dem Landwind oder Brilliance- diesmal deutlich substanzieller. Was die Fahrzeugproduktion angeht, hat China gerade bei Elektroautos zwei riesige Vorteile:

Das Land sitzt auf dem wahrscheinlich größten weltweiten Anteil der Rohstoffe, die für die E-Mobilität benötigt werden – Kobalt, Lithium, seltene Erden und andere Rohstoffe.

Während in Europa die Energieknappheit sowie die Abkehr von fossilen Brennstoffen die Strompreise explodieren lässt, ist China weder von kurzfristigen CO2-Zielen und Vorgaben der Politik an die Industrie geknebelt noch verzichtet das Land in absehbarer Zeit auf den wichtigste Energieträger – die Kohle. Im Zweifel werden Ziele über Bord geworfen oder zumindest ausgesetzt. Beispielsweise wurde zur Ankurbelung der Wirtschaft sogar vorübergehend der Kauf von Benzin-PKW staatlich gefördert statt nur der von E-Fahrzeugen.”

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Machtlos in die Rotglut. So lautet der Titel eines Beitrags von Axel Bojanowski auf seinem Blog. Es geht um politische Botschaften von Wissenschaftlern. In diesem speziellen Fall geht es um den IPCC-Report und wie einige politischen Botschaften es dennoch in den Report schafften, obwohl dieser keine Wertungen enthalten sollte. Einer der Strippenzieher dafür war seinerzeit Hans Joachim Schellnhuber.

“Bei den Verhandlungen zum vierten Klimareport im April 2007 in Brüssel drohten unter anderem die Delegierten der USA, den Bericht zu blockieren, sofern die Burning Embers nicht herausgenommen würden, erzählte der Klimaforscher Stephen Schneider, der an den Verhandlungen beteiligt war.

Während Europa, Kanada, Neuseeland und die Inselstaaten sich für die Grafiken eingesetzt hätten, opponierten die USA, Russland, China und Saudi-Arabien. Den Kritikern wären die Burning Embers „zu sehr ein Urteil gewesen“, berichtete Schneider. Der IPCC aber ist zur Deskription gehalten.

Stephen Schneider hat erzählt, wie er für die Burning Embers kämpfte: Bereits seinerzeit (2007) bei einer Erwärmung von 0,8 Grad, wären Auswirkungen zu erkennen auf Tiere und Pflanzen, sagte er. „Stellen Sie sich nur das Durcheinander im Ökosystem vor, das wir bei mindestes zwei Grad bekommen, oder gar bei sechs Grad!“

Es wäre unverantwortlich, die potentielle Anfälligkeit der Natur nicht zu kennzeichnen. Er verwies auf Artikel 2 der UN-Klimarahmenkonvention, die vorsah, dass es Ökosystemen erlaubt sein soll, sich „auf natürliche Weise anzupassen“.”

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Wer die Einschätzung der Lage in Sachen Stromversorgung auf der Pressekonferenz der Netzbetreiber und des Bundeswirtschaftsministeriums gesehen hat, der kann sich über die Reaktionen des Ministeriums nur noch wundern. Die Netzbetreiber zeigen verschiedene Szenarien auf und in allen! fehlt Strom. Das scheint das Ministerium aber wenig zu kratzen. Stattdessen gibt es eine Kampagne, die der Presse vorwirft zu fahrlässig mit dem Wort Blackout zu verfahren. Das Ministerium preist sich lieber selbst.

“Das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz ist maßgeblich für diese verantwortlich. Das BMWK nimmt diese Verantwortung wahr unter anderem durch neue Gesetze und Verordnungen sowie Eingriffe in das Marktgeschehen und verfolgt dabei folgende Ziele: Kurzfristig die Sicherstellung unserer Energieversorgung auch durch fossile Energieträger und eine Verringerung der Abhängigkeit vom Import fossiler Energieträger, vor allem aus Russland. Langfristig geht es um die vollständige Dekarbonisierung unserer Energieversorgung durch die Umstellung auf saubere Energie aus Wasser, Wind, Sonne, Biomasse und Geothermie. Dafür wurden bereits viele Schritte unternommen und diesen Weg werden wir fortsetzen.”

Experten scheinen die Blackout-Gefahr etwas anders zu sehen, wenn es nach diesem Welt-Artikel geht:

“Die Sorge wegen eines möglichen Stromausfalls steigt. Es sei wichtig, dass sich Bürgerinnen und Bürger mit dem Thema auseinandersetzten, sagte der Einsatzleiter und Präsident des Medizinischen Katastrophen-Hilfswerks (MHW), Robert Schmitt am Samstag bei einem Selbsthilfe-Kurs mit rund 80
im oberbayerischen Tuntenhausen. „Jeder, der vorbereitet ist und vielleicht auch seinem Nachbarn helfen kann, entlastet uns Einsatzkräfte. Um den müssen wir uns nicht kümmern.“ Der Staat könne „nicht für alles Vorsorge treffen“.”

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Das Manager-Magazin interviewt die Professorin Lamia Messari-Becker und die verteilt gleich einige Ohrfeigen an die Regierung.

“manager magazin: Frau Prof. Messari-Becker, die Preise für Gas und Strom explodieren, Deutschland fürchtet den Energienotstand im Winter. Rächt es sich jetzt, dass die Energiewende lange vor allem darin bestand, Windräder und Solaranlagen zu bauen?

Lamia Messari-Becker: Deutschland hat in der Energiepolitik grobe Fehler gemacht. Die Abhängigkeit von russischem Gas ist der eine, aber ebenso kurzsichtig war der ausschließliche Fokus auf Strom. Deutschland hat 2020 einen Endenergiebedarf von rund 2330 Terawattstunden. Davon macht Strom als Energieform nur 20 Prozent aus, der Rest verteilt sich auf Wärme und Treibstoffe. Viele Politiker und Experten haben das Bild vermittelt, dass wir nicht nur die bestehende Stromerzeugung durch Wind- und Solarkraft ersetzen können, sondern dass Strom auch die Funktion aller anderen Energieformen übernimmt, also die Versorgung von Industrie, Gebäuden und Verkehr. Das ist Wunschdenken.”

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Nochmal die Erinnerung an die Petition zur „Stuttgarter Erklärung“ – Aufhebung der Atomausstiegs-Paragraphen (insbesondere § 7 Atomgesetz) vom 26.07.2022:

Mit der Petition „Stuttgarter Erklärung“ vom 25.07.2022 fordern 19 erstunterzeichnende aktive Professorinnen und Professoren deutscher Universitäten, vor dem Hintergrund der sich verschärfenden Energiekrise sowie der vom IPCC und der EU als CO2-arm und nachhaltig eingestuften Kernenergie, die sofortige Aufhebung der Atomausstiegs-Paragraphen (Insbesondere § 7 Atomgesetz) und eine Prüfung der sicherheitstechnischen Betriebserlaubnis, um deutschen Kernkraftwerken den Weiterbetrieb zu ermöglichen.

Das pdf gibt es hier. Die Petition ist noch 5 Tage online. Bislang haben mehr als 30.000 Menschen unterzeichnet. Es fehlen noch Mitzeichner, um die Petition zum Erfolg zu führen. Machen Sie mit! Hier geht’s zur Petition.

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