Deutschlandfunk: „Chinas Beitrag zur globalen Erwärmung ist in den letzten drei Jahrzehnten annähernd gleich geblieben, obwohl das Land seinen CO2-Ausstoß fast verdreifachte“

Das Climate Council ist eine australische Klimaaktivisten-Vereinigung, die von Wikipedia wie folgt beschrieben wird:

The Climate Council is an Australian independent non-profit organisation formed to provide independent, authoritative climate change information to the Australian public. It was formed by former members of the Climate Commission after it was abolished by the federal government. It is funded by donations from the public.

Am 8. März 2016 erschien auf der Webseite des Climate Council ein Artikel mit dem Titel:

19 climate champions, who also happen to be women

Die ungerade Zahl von neunzehn verwundert etwas. Warum nicht 15, 20 oder 25? Wenn man sich die Webadresse der Seite näher anschaut, scheint sich das Rätsel aufzulösen:

https://www.climatecouncil.org.au/20-climate-champions

In der Webadresse (die man nur ungern ändert, wenn ein Artikel erst einmal veröffentlicht ist), ist von 20 weiblichen Klimachampions die Rede. Wo ist die Originalversion zu finden? Ein Hinweis über dem Artikel leitet uns den Weg:

This article originally appeared on the International Council for Science’s Road to Paris website.

Dort schauen wir nach und finden eine ganz andere Überschrift:

20 women making waves in the climate change debate  

Die Webseite mit dem Originalartikel wird vom International Council for Science (ICSU) betrieben, die offenbar etwas offener gegenüber anderen wissenschaftlichen Ansichten ist:

Founded in 1931, the International Council for Science (ICSU) is a non-governmental organization representing a global membership that includes both national scientific bodies (121 National Members representing 141 countries) and International Scientific Unions (30 Members).

Kommen wir zur nächsten Frage: Wen haben die Aktivisten des Climate Council hier herausgeschnitten? Der Vergleich der Artikel zeigt schnell: Judith Curry wurde aus dem Beitrag entfernt. Im ICSU-Beitrag steht über Curry:

Judith Curry
Blogger and scientist favoured by sceptics

Judith Curry is fast becoming the go-to scientist favoured by the more sceptical ends of the climate debate, though she is more than capable of making a name for herself in her own right. An established climate scientist, well known for her research on hurricanes and Arctic ice, Curry is currently Chair of the School of Earth and Atmospheric Sciences at the Georgia Institute of Technology. Troubled by the way those who do not fit with scientific consensus are treated by the scientific community and broader environmental discourse she regularly speaks up for the role of dissent and free speech in climate science. It is fair to say this doesn’t always win her friends in either science or the green movement. Curry is an active blogger, reflecting her commitment to transparency of the debate within science, and can be found on Twitter @curryja.

Durfte das Climate Council den Originalbeitrag einfach so verkürzen? Hatten sie die Genehmigung der ICSU hierzu oder handelten die Klimaaktivisten eigenmächtig?

Mit Dank an Tony Thomas, der die Diskrepanz aufspürte und auf Quadrant Online diskutierte.

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Am 17. März 2016 überraschte der Deutschlandfunk mit unerwartetem Klimarealismus:

Positive Studien zum Klimawandel Bäume sind stärker als gedacht
Wenn es um Klimawandel geht, sind gute Nachrichten rar. Das Wissenschaftsmagazin „Nature“ hat nun jedoch verkündet, dass Bäume sich viel besser an steigende Temperaturen anpassen als gedacht. Im selben Heft wird auch Chinas Beitrag zum globalen Klimawandel beleuchtet – mit einem überraschenden Ergebnis. […] „Die Bäume haben ihren Stoffwechsel mit der Zeit viel stärker an die Wärme angepasst als vermutet. Ihre Respiration stieg lediglich um fünf Prozent. Für Bäume, die sich nicht anpassen, hätte man ein Plus von fast 25 Prozent erwartet. Man darf also annehmen: Der Klimawandel wird die Respiration von Landpflanzen und die damit verbundenen CO2-Emissionen vermutlich gar nicht so sehr steigern wie angenommen.“

Ganzen Beitrag beim Deutschlandfunk lesen.

Eine Woche später stand es dann auch in Spektrum der Wissenschaft:

Bäume verkraften Klimawandel wohl doch besser
Wird die Vegetation zur Kohlenstoffquelle, wenn die Temperaturen deutlich steigen? Ein Freilandexperiment gibt Entwarnung.

Weiterlesen in Spektrum der Wissenschaft

Hier die dazugehörige Pressemitteilung der University of Minnesota vom 16. März 2016:

Plants’ ability to adapt could change conventional wisdom on climate change, U of M study finds
Plants speed up their respiratory metabolism as temperatures rise, leading to a long-held concern that as climate warms the elevated carbon release from a ramped-up metabolism could flip global forests from a long-term carbon sink to a carbon source, further accelerating climate change.

However, a new University of Minnesota study with more than 1,000 young trees has found that plants also adjust – or acclimate – to a warmer climate and may release only one-fifth as much additional carbon dioxide than scientists previously believed, The study, published today in the journal Nature, is based on a five-year project, known as “B4Warmed,” that simulated the effects of climate change on 10 boreal and temperate tree species growing in an open-air setting in 48 plots in two forests in northern Minnesota.  Scientists measured how much carbon dioxide the artificially warmed plants respired – released into the air via their leaves – and learned that over time, the trees acclimated to warmer temperatures and increased their carbon emissions less than expected.

Researchers increased temperatures at the test plots by 3.4 degrees C, an increase that might happen by the end of the 21st century, and learned that plants grown and measured at those higher temperatures increased their leaf respiration by an average 5 percent, compared to plants in ambient temperatures. Had the juvenile plants not been acclimated to the higher temperatures, their respiration would have increased by 23 percent over the plants in ambient temperatures.

The findings are important to climate change research because prior research with tiny plants in laboratory settings had found that warming over a period of weeks accelerated plants’ release of carbon much more than the Minnesota team found in the more realistic long-term forest experiment, which measured change from 2009 through 2013 and considered both experimental and seasonal temperature variations.

“This work is important because most global C cycle models ignore this respiratory adjustment and project accelerated climate warming because of elevated respiratory CO2 release,” says Peter Reich, professor of forest resources at the University of Minnesota, who led the project and is the paper’s lead author. “Now, with better data we can make those models more realistic. ”

“Although these results are ‘good news’ in the sense that the underlying physiology of plants is not going to make the warming of the planet radically worse, the problem we have created in the first place with our greenhouse gas emissions from fossil fuel burning still exists,” he says. “So, we very much still need to cut our carbon emissions in the coming decades by enough to stop climate change.”

Da wundert es doch sehr, dass die WAZ am 24. März 2016 schon wieder schonungslosen Klimaalarm schürte:

Der Klimawandel wird zum Pflanzenkiller
Der Klimawandel und dessen Folgen für unsere Breitengerade sind keine düstere Zukunftsprognose von Pessimisten, sondern längst Wirklichkeit und ein gewichtiges Thema auch in Schwelm. Der Beleg dafür: unsere Stadtbäume.

Hier nutzen Aktivisten offenbar ihre Position schamlos aus. Die Wirklichkeit sieht nämlich ganz anders aus:

In dem eingangs erwähnten Deutschlandfunk-Beitrag wird auch ein überraschendes Ergebnis zu Chinas Treibhausgasemissionen angekündigt. Um welche Kuriosität könnte es sich handeln? Der Deutschlandfunk erklärt:

Auch eine andere Klimastudie in der neuen Ausgabe von „Nature“ hält eine Überraschung bereit. Demnach ist Chinas Beitrag zur globalen Erwärmung in den letzten drei Jahrzehnten annähernd gleich geblieben, obwohl das Land seinen CO2-Ausstoß fast verdreifachte. Wie kann das sein? Der Atmosphärenforscher Dominick Spracklen von der Universität Leeds in England: „China hat in dieser Zeit auch den Ausstoß von Schwefel-haltigem Schwebstaub erheblich gesteigert. Er stammt vorwiegend aus Kohlekraftwerken ohne Rauchgasreinigung. In der Atmosphäre entstehen daraus Schwefel-Aerosole. Sie reflektieren das Sonnenlicht und kühlen so das Klima. Das hat den Erwärmungseffekt durch CO2 zum Teil wieder aufgehoben.“

Das ist absolut verrückt. Nun werden auch noch Länder dafür belohnt, dass sie ihr CO2 mit höchst gesundheitsschädlichem Schwefeldioxid klimatisch ausgleichen. Auch Spiegel Online tut sich sichtlich schwer, die chinesische Entwicklung schönzuschreiben:

China bläst bereits doppelt so viel CO2 in die Luft wie die Nummer zwei der CO2-Rangliste, die USA – der Ausstoß pro Person freilich beträgt nur ein Drittel von dem der US-Amerikaner. CO2 gilt als Hauptantrieb der Klimaerwärmung. Eine neue Studie aber zeigt, dass China gemessen an diesen Zahlen vergleichsweise wenig Verantwortung zukommt. Was für eine Aufholjagd: Obwohl Chinas Aufschwung erst in den Neunzigerjahren Fahrt aufnahm, wird das riesige Land schon in wenigen Jahren insgesamt mehr CO2 ausgestoßen haben als die Europäische Union seit Beginn ihrer Industrialisierung im 18. Jahrhundert. Bereits jetzt liegt China in der Rangliste des historischen CO2-Ausstoßes durch Energieerzeugung nach den USA und Russland auf Platz drei.

[…]

Eine neue Studie liefert Auskunft: China trage derzeit zu etwa einem Zehntel zur globalen Erwärmung bei, berichten Forscher im Wissenschaftsmagazin „Nature“ – obwohl es fast ein Viertel der Emissionen erzeugt. Hauptgrund für die Abweichung: Treibhausgase bleiben lange in der Luft, noch heute wirken also auch jene, die vor Jahrzehnten vor allem von westlichen Staaten in die Luft geblasen wurden. Die Studie zeigt zudem, dass es bei Weitem nicht nur auf Treibhausgase ankommt, wenn es um Chinas Beitrag zum Klimawandel geht. Chinas immense Luftverschmutzung entscheidet wesentlich, wie stark China die Luft erwärmt: Abgase aus Kraftwerken, Fabriken und Autos enthalten nicht nur wärmendes Treibhausgas, sondern auch kühlende Schwefelgase.

Gänzlich absurd wird das Ganze, wenn man Dagmar Dehmer im Tagesspiegel Glauben schenkt:

Klimawandel: Weltweiter CO2-Ausstoß sinkt
Der deutsche Treibhausgasausstoß dagegen stieg 2015 wieder an. Internationale Energieagentur erklärt die globale Stagnation mit dem Ausbau erneuerbarer Energien und geringerem Kohleeinsatz in China und den USA.

Lob für China, obwohl es bereits doppelt so viel CO2 in die Luft pustet wie die USA? Sehr sino-romantisch, Frau Dehmer. Weiter im Tagesspiegel:

Die IEA erklärt die stagnierenden Treibhausgasemissionen mit dem erneut gesunkenen Einsatz von Kohle in China und dem Umstieg der USA von Kohle auf Gas in der Stromerzeugung. In China sanken die Treibhausgasemissionen demnach um 1,5 Prozent, in den USA sogar um zwei Prozent. In Deutschland stiegen sie dagegen wieder an. Der Förderverein ökologische Steuerreform (Foes) hat im Auftrag der grünen Bundestagsfraktion den deutschen Treibhausgasausstoß 2015 abgeschätzt. Er lag demnach um zehn Millionen Tonnen über dem Niveau von 2014. Gründe waren vor allem ein kälterer Winter mit einem um 4,7 Prozent gestiegenen Gasbedarf und ein um ein Prozent erhöhter Einsatz von Braunkohle bei der Stromproduktion.

Der Elefant im Raum: Deutschland gibt so viel Geld für Erneuerbare Energie aus wie kein anderes und trotzdem steigen die CO2-Emissionen. Frau Dehmer schweigt hierzu. Der Hinweis auf den kalten Winter ist insbesondere skurril, weil der Deutsche Wetterdienst doch gerade gemeldet hatte, der Winter wäre außergewöhnlich warm gewesen. Hier ist etwas im Busch, liebe Freunde. Siehe auch „Um Antwort wird gebeten: Weshalb erhöhte kühlere Witterung 2015 den Energieverbrauch in Deutschland, wenn der DWD das Jahr als ungewöhnlich warm beschrieb?

 

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