Deutschland wird ein Energie-Importland bleiben

Der Videotipp in dieser News ist ein Interview mit dem ehemaligen Motorenchef von Audi, Ulrich Baretzky. Er spricht über Motoren, Effizienz und ein mögliches Comeback des 2-Takters. Seine Ausführungen sind extrem spannend. Baretzky geht grundsätzlich davon aus, dass Europa auch in Zukunft 70% seiner Energie importieren wird. Allerdings sollten es in erster Linie Grüner Wasserstoff oder daraus gewonnene Stoffe sein. Nur so wird man Abhängigkeiten von Russland oder dem Mittleren Osten verringern.

Beim Verweis auf die Wirkungsgradverluste bei der Herstellung von Wasserstoff zeigt er auf Gegenden der Erde, wo die kWh Strom für einen Cent oder weniger produziert werden kann. Bei solchen Werten sind auch Verluste hinnehmbar. Europa hat seiner Meinung nach die Voraussetzungen nicht, weder bei Wind noch bei Solar, andere Gegenden der Welt allerdings schon. Baretzky hat nichts gegen Elektromobilität, spricht aber über die Probleme der Reichweite und der Infrastruktur, ganz abgesehen von den höheren Kosten der E-Autos. Sein Credo sind Verbrennung von Wasserstoff in Motoren und E-Fuels. Nur so wird man die Weltflotte an Fahrzeugen CO2-neutral fahren können. Aber selbst Beimischungen von solchen E-Fuels könnten seiner Meinung nach helfen und zwar ohne, dass bereits vorhandene Fahrzeuge umgerüstet werden müssen.

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Wie war der Juli 2022? Zu warm und zu trocken, das sagt die Tagesschau und benutzt dabei die Daten des Deutschen Wetterdienstes DWD. Nach wie vor rechnet der DWD mit zwei Vergleichsperioden. Nach der derzeit gültigen Periode war der Juli 0,9 Grad zu warm. Der Monat erreicht damit Platz 14 der wärmsten Juli Monate, laut Kachelmannwetter.

Ein Problem sind die geringen Niederschläge. Sie bedeuten erhöhte Waldbrandgefahr. Sehr löblich, dass die Tagesschau der Dürre die Schuld gibt an Bränden und nicht den Temperaturen. Man liest es häufig anders. Ohne Funken kein Feuer, wir hatten das schon öfter hier. Tragisch wird es allerdings, wenn ein Feuerwehrmann verdächtigt wird, Feuer gelegt zu haben. So geschehen in Frankreich – wie msn.com berichtet.

“The man, a volunteer fireman from the Herault region, was arrested on Wednesday, regional prosectors said.
The case of the man dubbed in media as the „pyromaniac fireman“ has sparked a keen interest in France, which was shocked by a swathe of wildfires in last week’s heatwave that forced the evacuation of thousands of people.

Montpellier prosecutor Fabrice Belargent said in a statement that the man had admitted starting fires with a lighter on May 26, July 21 and most recently over the night of July 26-27.

„Asked about his motive, he declared that he had done this in order to provoke an intervention by the fire brigade to save him from an oppressive family environment and because of the excitement these interventions caused him,“ said Belargent.

„Adrenaline he called it — these are his own words,“ said the prosecutor. „He also said he had a need for social recognition.””

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Deutschland wird zum Batteriezentrum Europas. Das berichtet die Deutsche Welle.

“Deutschland könnte bei der Produktion von Batteriezellen für Elektroautos der wichtigste Standort in Europa werden. Analysen des Fraunhofer-Instituts für System- und Innovationsforschung ISI in Karlsruhe sagen für Ende des Jahrzehnts mögliche Fertigungskapazitäten von bis zu 1,5 TWh in ganz Europa voraus. Mit knapp 0,4 TWh könnten Produktionsstätten in Deutschland den größten Anteil liefern.

„Wir betrachten die Planungen von Fabriken für die Fertigung von Batteriezellen auf der ganzen Welt“, sagt Lukas Weymann vom Fraunhofer ISI im Gespräch mit der DW. „Seit 2014 beispielsweise im Rahmen der Energiespeichermonitoring-Studien, in denen wir die Länder China, Deutschland, Frankreich, Japan und Südkorea genauer beleuchtet hatten. Mittlerweile erfolgt das Monitoring global.“”

Thematisch dazu passend ein Artikel aus Tech for Future über Abhängigkeiten in Deutschland. Dabei wird ein weiter Bogen gespannt und letztlich kommt man dort zu den Erkenntnissen, die auch Ulrich Baretzky – siehe oben- hatte:

“Stell dir vor, wir bauen Wind und Solar um ein Vielfaches aus. Müssen wir dann in Zukunft keine Energieträger mehr importieren?

Die Antwort ist ein klares “Nein”. Deutschland wird dauerhaft Energie-Importeur bleiben, wenn wir ausschließlich auf Wind und Solar setzen.

Ein Drittel bis zwei Drittel unseres Energiebedarfs werden wir nur durch Importe decken können – laut den “Big 5”-Szenarien mit 100% Erneuerbaren Energien.

Kurz- und mittelfristig steigern Wind und Solar sogar unsere Importabhängigkeit. Erdgaskraftwerke als Backup der Energiewende haben uns erst von Putin abhängig gemacht.

Je mehr Wind und Solar wir zubauen, desto abhängiger werden wir außerdem von der Werkbank China und von Rohstofflieferanten für Kupfer, Aluminium, Nickel, uvm.”

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Einer interessanten Frage geht Focus nach. Kann Russland seine Gasfelder bzw. Produktion einfach runter- und wieder hochfahren?

“”Das zeitweise Abschalten von Öl- oder Gasquellen ist etwas, dass Konzerne um jeden Preis zu verhindern versuchen“, erklärt der kanadische Wissenschaftsjournalist Philippe Gauthier. Der Grund: Unterirdische Gasfelder stehen meist unter großem Druck. Werden sie einmal angezapft, schießt das Gas durch die Bohrungen an die Oberfläche – kontinuierlich.

Der Rohstoff liegt dabei in der Erde wie auch Öl nicht in einem großen Becken, sondern in den Ritzen und Löchern des Gesteins, meistens in Sandgestein. Wurde daraus einige Zeit Gas gefördert, lässt der Druck langsam nach. Bleibt die Pumpkraft durch das Bohrloch aus, sickern Sand, Wasser, andere Kohlenwasserstoffe und lockeres Gestein in das Sandgestein und verstopfen Poren und Adern. Wird das Feld später wieder angezapft, ist die Leistung deswegen meist niedriger, schlimmstenfalls halbiert sich die tägliche Produktion.”

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Wir haben kein Stromproblem sondern ein Wärmeproblem. Oft gehört aus Grünem Mund und so machen sich Konsumenten daran, elektrische Heizlüfter zu kaufen, denn das löst das Wärmeproblem. Vor dem massenhaften Einsatz der Geräte warnt nun laut n-tv die Bundesnetzagentur.

“Ein Sprecher der Bundesnetzagentur riet ebenfalls von der Nutzung elektronischer Heizgeräte ab. „Strom statt Gas zur Wärmeversorgung zu nutzen ist – auch bei den aktuellen Gaspreisen – wirtschaftlich wenig attraktiv“, sagte er der Funke Mediengruppe.

Der „Tagesspiegel“ hatte kürzlich berichtet, dass der Verkauf von strombetriebenen Heizlüftern in Deutschland stark gestiegen sei: Von Januar bis Juni 2022 wurden laut dem Marktforschungsunternehmen GfK in Deutschland rund 600.000 Einheiten verkauft – das entspricht einem Plus von knapp 35 Prozent verglichen mit dem Vorjahreszeitraum.”

Was mag wohl passieren, wenn noch mehr E-Autos Strom benötigen, da bereits Heizlüfter das System ins Schwanken bringen? Die Verbände VDE und DVWG sehen die Netze in Sachen Heizlüfter in Schwierigkeiten. Auch berichtete n-tv.

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Sie fahren ein KfZ? Genießen Sie das, solange es noch geht. ARD-Wettermann Sven Plöger möchte KfZ am besten ganz abschaffen. Individualverkehr soll es nach seinem Willen nicht mehr geben.

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Was ist eine Hitzewelle? Fragen wir die schlaue Wikipedia:

„Eine Hitzewelle wird festgestellt, sobald an mindestens drei Tagen in Folge die Maximaltemperatur 30 °C überschreitet und hält so lange an, wie die mittlere Maximaltemperatur über die gesamte Periode über 30 °C bleibt und an keinem Tag eine Maximaltemperatur von 25 °C unterschritten wird.“

Diese Definition geht auf den tschechischen Meteorologen Jan Kysely zurück. Sie scheint Karsten Schwanke von der ARD offensichtlich nicht ganz bekannt zu sein. In seiner Wetter-vor-Acht-Vorhersage für KW 31 2022 wird nämlich eine Hitzewelle angekündigt. Nun, heiß dürfte es schon werden mit mehr als 30 Grad Celsius, allerdings nur 2 Tage. Bereits am Freitag, denn 05.08.2022 werden die Temperaturen in Leipzig (das war sein Beispiel) sinken. Brauchen heiße Tage tatsächlich noch etwas mehr Drama?

(Abbildung: Screenshot ARD-Mediathek)

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Leserpost von Reinhard Storz:

Liebes Kalte Sonne Team,

wenn ich die heutigen Pressetexte Revue passieren lasse, in denen die Notwendigkeit Thema war niedrige und mittlere Einkommen von zumindest einem Teil der durch die Kostensteigerungen bei den Erdgaspreisen verursachten Mehrkosten durch öffentliche Zuwendungen zu entlasten, frage ich mich, was denn in Zukunft passieren soll, wenn das schon heute sehr teure Edgas durch Wasserstoff ersetzt werden soll, der seinerseits aus teurem Solar- und Windstrom hergestellt, sicherlich um ein mehrfaches teurer sein wird als zukünftig das Erdgas.

Als Rentner kann ich dann mit meinem Einkommen vermutlich meine Wohnung nicht mehr heizen. Millionen Arbeitnehmer werden ihren Arbeitsplatz verlieren, da ein Export in Deutschland hergestellter Güter, wegen zu hoher Preise, nicht mehr möglich sein wird. Unser Lebensstandard wird gewaltig sinken, da wir uns unsere eigenen Produkte nicht mehr in dem Maße leisten können, so meine Befürchtung.

Was ist die Ursache dieses Dilemmas? Beginnen wir mit Grundsätzlichem. Wir Menschen sind, da wir weder Photosynthese noch Chemosynthese beherrschen, Schmarotzer. Wir leben von dem was Pflanzen, und darauf aufbauend Tiere, an Nahrungsmitteln erzeugen.

Aber das ist ja nur ein kleiner Teil der für viele Zeitgenossen unangenehmen Wahrheit. Der überwiegende Anteil der, von der Bevölkerung für ein angenehmes Leben benötigten Energie, wurde, bis ins Mittelalter durch Nutztiere bereitgestellt. Mit der zunehmenden Industrialisierung durch preiswerte Energie stieg weltweit der Lebensstandard und die Menschheit vermehrte sich von einigen hundert Millionen auf fast 8 Milliarden. Inzwischen werden an die 95% unseres Energieverbrauchs durch die Energiewirtschaft in Form von Strom Erdgas, Treibstoffen etc. zur Verfügung gestellt und von uns genutzt.

Energie ist in Allem, in mehr oder weniger großem Anteil, enthalten. Nehmen wir als Beispiel ein Brötchen vom Bäcker. Zum Anbau von Getreide auf dem Acker muss mit dem Traktor, der Dieselöl verbraucht, gepflügt, gesät , gedüngt werden. Der Dünger enthält aus der Herstellung auch wieder Energie und wird mit Energie zum Acker transportiert. Energie ist nötig das Getreide zu ernten, zu Mehl zu verarbeiten und es zum Bäcker zu transportiern, wo mit Energie der Teig angerührt und geknetet wird bevor er mit Energie bei hohen Temperaturen gebacken wird. Da verwundert es nicht, wenn die Preise für Brot steigen sobald der Preis für Strom und an der Tankstelle nach Oben geht.

Fast alle Lebensmittel werden transportiert, vielemit Energie gekühlt, die Geschäfte brauchen weiterhin Strom für Beleuchtung, die Registrierkassen etc. Die steigenden Kosten für diesen Bereich werden natürlich an die Kunden weitergegeben.

Ähnlich ist es bei den Verbrauchsgütern, im öfentlichen Personennahverkehr, bei Medikamenten usw. Was Erkennen wir, kurzgefasst, aus diesen Zusammenhängen? Steigende Energiepreise, vor Allem im Verhältnis zu anderen Ländern, machen uns ärmer. Nicht nur persönlich. Durch fallende Konkurrenzfähigkeit  nimmt die Arbeitslosigkeit zu. Die Steuereinnahmen sinken und die Ausgaben für Soziales steigen.

Der Druck auf den Staat an öffentlichen Einrichtungen zu sparen wächst. Vereine, Theater, Museen etc, bekommen weniger öffentliche Gelder und müssen teilweise ihren Betrieb einstellen, so meine Befürchtung. Ich habe keinen Zweifel, dass den Lesern noch weitere unangenehme Folgen einfallen werden.

Viele Grüße
Reinhard Storz

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Leserpost von Torsten Gürges:

Bezüglich der am 29.7. 22. verlinkten Webseite der „Max Planck Gesellschaft“ zur Windkraft.

Es ist erfreulich, dass der Energieerhaltungssatz endlich einmal thematisiert wird: Doppelt so viele Windräder, gerade in einem Gebiet wo es bereits viele gibt, bedeuten nicht doppelt so viel elektrische Energie. Eigentlich eine Binsenweisheit, die man einer 7. Klasse vermitteln kann. Aber bisher wurde das zumindest öffentlich kaum thematisiert.

Viel dramatischer sind aber die Aussagen auf eben dieser Webseite zur Fotovoltaik.

Dort wird plakativ und fettgedruckt behauptet, die BRD hätte eine potentielle „Stromleistung“ von 8600 Gigawatt (GW) an Fotovoltaik. Schon beim ersten Blick fragt sich jeder, der auch nur minimale Ahnung von Größenordnungen und Energie/Leistung hat, wie die – laut Webseite – „Forschenden“ auf derartige, astronomische Zahlen kommen.

Die „Forschenden“ (oder die Marketingabteilungen hinter den „Forschenden“?) sind wohl so vorgegangen:

Die 3390 TWh/Jahr (das entspricht in etwa dem gesamten Primärenergiebedarf der BRD im Jahr 2021 laut Umweltbundesamt) sollen durch 387 GW an „erneuerbaren Energien“ bereitgestellt werden können. Das ist korrekt, da ein Jahr 8760h hat: 387 GW * 8760h = 3.390.120 GWh = 3.390 TWh (gerundet). Des Weiteren ist im Text zu lesen, dass man, wolle man diese Energiemenge mit Photovoltaik bereitstellen, ca. 4,5% der Fläche Deutschlands benötigen würde.

Wie das? Nun, eine Photovoltaikanlage stellt pro kWp (= Kilowattpeak, also eine Leistung von einem Kilowatt bei optimalen Bedingungen) eine elektrische Energiemenge von ca. 1000 kWh (pro Jahr) zur Verfügung. An ausgewählten Orten in Süddeutschland bis 1200 bis 1300 kWh, an schlechten Standorten in Norddeutschland nur ca. 800 kWh.

Für ein kWp benötigt man bei Dachflächen ca. 5,5 Quadratmeter. Verrechnet man all diese Angaben ergibt sich Folgendes:

3390 TWh entsprechen 3,39 Billionen kWh (deutsche „Billionen“, keine englischen „billions“!).

Da man 5,5 Quadratmeter benötigt um ca. 1200 kWh zu generieren (in einem Jahr! In Süddeutschland!) benötigt man für die 3,39 Billionen kWh dann ca. 15,54 Milliarden Quadratmeter bzw. umgerechnet 15.540 Quadratkilometer. Da die BRD eine Fläche von ca. 357.500 Quadratkilometer hat, kommt man tatsächlich auf ca. 4,3% der Fläche. Um relativ genau auf 4,5% zu kommen, muss man oben von ca. 1159 kWh statt 1200 kWh ausgehen. Auch das ist noch ein guter Wert aus Süddeutschland.

Soweit…und wie kommen die „Forschenden“ dann auf die potentielle „Stromleistung“ von 8600 GW? Wie eben gezeigt, gehen sie von 387 GW für 4,5% der Fläche aus. Bestellt man jetzt 100%(!) der Fläche Deutschlands mit Photovoltaik erhält man auch ca. die 22-fache (genau: die 22,222… – fache) Leistung: 387 GW * 22,22222…. = 8600 GW!

Die „Forschenden“ gehen also davon aus, dass 100% der Fläche Deutschlands mit Fotovoltaik bestellt ist und bezeichnen das als „potentielle Stromleistung“. Man könnte allenfalls die erhöhte Ausbeute von 1159 kWh in Abrede stellen wenn man wirklich ganz Deutschland nutzen will, denn dieser Wert gilt, s. oben, eher für Süddeutschland. In ganz großem Stil ändert das die Rechnung aber nicht.

Formal also alles korrekt. Oder?

Nein, nicht einmal das! Es ist eine Irreführung der Öffentlichkeit. Einmal von der einleuchtenden Tatsache abgesehen, dass 100% Fläche der BRD für Fotovoltaik absurd sind, werden folgenden Punkte vernachlässigt:

1.) Die angegebenen 1159 kWh pro 5,5 Quadratmeter Fotovoltaikfläche sind ein Durchschnittswert über das ganze Jahr. Der Löwenanteil fällt im Zeitraum von April bis September an. In den vier kritischsten Monaten November – Februar fallen nur (im Durchschnitt mehrerer Jahre) 12 bis 15% der Jahresgesamtmenge an. Das ist aber gerade die Jahreszeit in der am meisten Energie benötigt wird.

2.) Wollte man also auch in der kalten Jahreszeit genug Energie aus Fotovoltaik haben, müsste die Fläche entsprechend größer sein. Viel größer! Aufgrund der o.g. Zahlen mindestens 6 bis 7 mal so groß. Um einen gewissen Puffer zu haben, falls das Wetter wirklich lange Zeit schlecht ist, auch noch mehr. Damit wären wir dann bereits im Bereich von mindestens einem Drittel der Fläche der BRD, was wieder absolut absurd ist, nur um die Energiemenge bereitzustellen, die wir 2021 gebraucht haben. Zudem: Die 5,5 Quadratmeter für die 1159 kWh im Jahr gelten für Dachflächen. Für Freiflächen oder anderen Flächen, wie Gebäudeseiten, ist der Wert deutlich größer (eher 10 – 14 Quadratmeter)

Wollte man das machen, stellt sich zudem die Frage: Was macht man im Sommer mit der dann viel zu hohen Leistung? Abregeln? (Die Kosten würden absolut explodieren!) Verkaufen? (Nur an wen bei diesen Größenordnungen?). Ins Netz speisen würde in jedem Fall zum Kollaps führen.

3.) Um das Problem zu umgehen, müsste man speichern. Die Problematik dabei sind die Kosten und/oder der nochmal erhöhte elektrische Energiebedarf aufgrund von Wirkungsgradverlusten bzw. Verlusten über die Zeit. Das wird nicht einmal angesprochen.

Sicher gibt es in kleinen und mittleren Maßstäben Möglichkeiten Energie zu speichern. Aber eben nicht um ein gesamtes Land dieser Bevölkerungsdichte und dieses Entwicklungsstandes sowie dieses Breitengrades im Winter über Monate mit Energie zu versorgen, die zu 100%(oder auch nur zu 50%) aus erneuerbaren Quellen stammt.

4.) Auch wenn das im Artikel nicht direkt erwähnt wird: Das Sinken des Primärenergieverbrauches auf weniger als 60% des Wertes von 2021, wie es das Umweltbundesamt für 2050 vorsieht, ist aus dem in 3.) genannten Grund äußerst unwahrscheinlich. Es sei denn, wir wollten in einem GANZ(!) anderen Land leben als heute.

All diese Probleme werden auf der Webseite der Max Planck Gesellschaft nicht einmal angesprochen. Durch die Darstellung wird für Laien (und Halbinformierte) der Eindruck erweckt, dass es kein Problem sei auf „100% Erneuerbare“ umzusteigen.“

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Martin Schlumpf berichtet am 1. August 2022 im Nebelspalter: 

Mit Kohle, Öl und Gas gegen Armut und Tod – Schlumpfs Grafik 50

Wir kennen die Litanei: Nach Profit strebende Menschen belasten mit ihrem masslosen Energieverbrauch die Umwelt. Steigende Treibhausgasemissionen aus fossilen Quellen verursachen eine Erderwärmung mit verheerenden Folgen. Als einziger Ausweg bleibt nur der rasche und vollständige Verzicht auf Kohle, Öl und Gas: Nur mit Netto-Null-CO2 hat unsere Spezies noch Überlebenschancen.

Auch wenn es nicht immer so drastisch formuliert wird, bleibt das offizielle Narrativ im Kern doch ähnlich: Der sündhafte Mensch greift in die unberührte Natur ein, zerstört und verschmutzt die Umwelt, plündert Ressourcen und entfesselt immer schlimmere Naturkatastrophen.

Was wichtig ist:

–Dank des Einsatzes von Kohle, Öl und Gas haben sich die Lebensumstände der Menschen beispiellos verbessert

–Die bisher erfolgreiche Bekämpfung der negativen Folgen des Klimawandels wäre ohne die Fossilen nicht möglich gewesen

 –In Zukunft braucht es noch mehr fossile Energie, damit Milliarden von Menschen aus Hunger und Armut finden

Todesfälle wegen Naturkatastrophen haben massiv abgenommen

Doch diese meist ohne Begründung ständig wiederholte Erzählung ist fast in allen Aspekten falsch. Eine umfassende Widerlegung hat der amerikanische Philosoph und Energie-Experte Alex Epstein im Mai dieses Jahres in seinem Buch «Fossil Future» vorgelegt (siehe hier). Dabei kommt er zum Schluss, dass wir mit der wachsenden Nutzbarmachung fossiler Energieträger seit dem 19. Jahrhundert nicht nur unsere Lebensbedingungen im globalen Massstab beispiellos verbessert, sondern auch fast alle negativen Auswirkungen des Klimawandels abgemildert oder sogar ganz zum Verschwinden gebracht haben.

Weiterlesen im Nebelspalter. Auch verfügbar auf schlumpf-argumente.ch.

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