Detlef Flintz (ARD): „Nur wenn Öl und Gas spürbar teurer werden, kriegen wir die Erderwärmung in den Griff“

E.On schließt vorerst keine neuen Gasverträge ab. Offenbar ahnt man das dicke Ende, dass sich aus den explodierenden Gaspreisen ergeben könnte. Für Ingrid Nestle von den Grünen der Schuldige schnell gefunden, es ist der (noch) Wirtschaftsminister Altmeier.

(Abbildung: Screenshot Twitter)

Halten wir kurz fest, am Mittwoch, den 13.10.2021 um 08:00 hatte Deutschland einen Strombedarf 66,64 GW – da ist Energie Wärme nicht enthalten, was ja viele gern vergessen. Windstrom erbrachte zu dem Zeitpunkt eine Leistung von ca. 10 GW, das ist gemessen an den letzten windarmen Tagen sogar sehr viel. Solar lieferte ca. 2 GW. Glaubt man nun Experten wie dem Grünen Jürgen Trittin, dann müsste Deutschland lediglich eine Verdoppelung der Windkraftanlagen erreichen und alles wäre in Butter.

In diesem Fall würden bei gleichen Windverhältnissen also 20 GW Leistung durch Wind produziert. Das würde aber keineswegs ausreichen, um Kernenergie (ca. 7 GW) und Kohle (ca. 27 GW) auch nur annähernd auszugleichen, selbst wenn man großzügig Biomasse noch einbezieht, bleiben immer noch fast 30 GW. Wer soll das zuverlässig liefern in Zukunft?

(Abbildung: Screenshot Electricitymap)  

Weiterlesen in der WELT.

Auch andere Medien beschäftigen sich mit den stark steigenden Energiepreisen, die es nicht nur in Deutschland gibt. Die Deutsche Welle berichtet über Kohlemangel in Indien. Outdoor Chiemgau warnt in einem YouTube Video vor einem Blackout. Auf YouTube äußert sich Russlands Präsident Putin zu den Preisen, die seiner Meinung nach eine Folge der EU-Politik sind, die keine langfristige Lieferverträge wollte und stattdessen auf Börsenpreise setzte. Hinweis: Das 2 Minuten Video lässt sich auch mit deutschen Untertiteln ansehen. Der Kanalbetreiber des Videos ist VGTRK, welches ganz oder teilweise von der russischen Regierung finanziert wird. Heise.de erklärt wie die Gaspreise zustande kommen. Spoiler: Es ist nicht der böse Iwan, auch wenn mancher Experte sich so äußert bis hin zu wilden Verschwörungen.

“Das Problem in Europa ist ein Stück weit hausgemacht. Die Europäische Union verfolgt das Ziel, LNG trotz umweltschädlicher Fördermethoden wie „Fracking“ als Alternative zu russischem Pipeline-Gas zu etablieren. Doch dabei hat die EU offenbar die langfristige Entwicklung des LNG-Marktes nur unzureichend berücksichtigt. Denn vor allem in Asien lassen sich besonders hohe Preise für LNG erzielen, weshalb die Tanker aus Russland, den USA oder Katar auch bevorzugt dahin unterwegs sind.”

Und nochmal Energie: Laut Welt setzt man bei Bosch auf Gasheizungen, die auch Wasserstoff verbrennen können. Der Artikel steht hinter einer Bezahlschranke. Und natürlich trommelt die Lobby, in diesem Fall der Bundesverband der Erneuerbaren Energien BEE, dass bitte nichts an den Subventionen gerüttelt werden darf. Vielleicht hat man dort gerade etwas Angst, dass die jährlichen EEG Zahlungen in Frage gestellt werden könnten?

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Schnelles Laden senkt Akku-Kapazität vorzeitig. Das haben Forscher der Universität Oslo herausgefunden.

„Wenn man mit doppelter Geschwindigkeit lädt, muss man die gleiche Menge an Ionen und Elektronen in der Hälfte der Zeit bewegen. Wenn man vier- oder sechsmal so schnell lädt, sind die negativen Folgen natürlich noch größer“, beschreibt Wragg das Problem. Die Anoden, die beim Laden Ionen aufnehmen, bestehen aus Graphit, das aus dünnen Kohlenstoffschichten besteht. Die Anode besteht aus mehreren Millionen solcher Schichten. Beim Laden der Batterie werden die Lithium-Ionen in das Graphit gedrückt. Ist der Ladestrom hoch, müssen die Ionen also schneller als üblich einen Platz finden, was laut dem Experten zu Engpässen führt.”

Zur Meldung.

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Deutschland ist zu früh aus der Kernenergie ausgestiegen. So äußert sich in einem Interview Anna Veronika Wendland.

“Man hat zwar im Jahr 2000 ein Erneuerbare-Energien-Gesetz aufgelegt, aber vergessen, dass man Stromspeicher braucht, wenn man die Stromversorgung ausgerechnet auf jene beiden Erzeuger umstellen will, die tageszeit-, jahreszeit- und wetterabhängig produzieren, Sonne und Wind nämlich. Das wurde jahrzehntelang verpennt und stellt uns ein großes Problem.”

Das gesamte Interview gibt es hier.

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Die Seite Erneuerbareenergien.de berichtet über die Herstellung von CO2-freiem Kerosin.
Bei einem Preis von 5 Euro pro Liter scheint es nur schwer vorstellbar, dass es für solches Kerosin einen Markt gibt. Es ist umgerechnet 13-mal teurer als gewöhnliches Kerosin.

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Deutschland braucht intelligentes Wassermanagement. Ein gleichlautender Artikel von Dirk Asendorpf beim Deutschlandfunk ist hier abrufbar.

“Immerhin: Wasser gibt es genug in Deutschland. Von den 188 Milliarden Kubikmetern, die im Durchschnitt jedes Jahr durch Regen und Flüsse ins Land kommen, wird nur ein Bruchteil verwendet, im Durchschnitt sind es weniger als 15 Prozent. Von Wasserstress spricht man international erst ab einem Wert von über 20 Prozent, viele europäische Länder vor allem rund ums Mittelmeer liegen weit darüber. Trotz mancher Dürrejahre: Woran es in Deutschland wirklich fehlt, ist nicht das Wasser, sondern ein intelligenter Umgang damit.”

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Vattenfall stellt einen Windbaum vor. Anders als große Windräder arbeiten hier sehr viele kleine Rotoren in vertikaler Ausrichtung. Sie sollen angeblich geräuschlos arbeiten. Weiterlesen hier.

Mit 11 Metern Höhe könnte es eine Lösung für Privatleute sein, wie Business Punk berichtet. So weit so schön. Es gibt allerdings auch kritische Stimmen zu der Berichterstattung der Windbäume. Hier wird der Windbaum einem Faktencheck unterzogen. Es sei allerdings gesagt, dass die Seite Kleinwindanlagen, die den Check durchgeführt hat, offenbar nur horizontale Windkraftanlagen als Lösung ansieht.

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Wie würden wohl die Sondierungsgespräche laufen, wenn Oskar Lafontaine noch etwas zu sagen hätte in der SPD? Der ehemalige Vorsitzende der SPD hatte bereits 2013 in der FAZ seine Bedenken gegen Windräder in einem Gastkommentar in der FAZ zu Papier gebracht.

“Die Windkraftbranche hat, wenn es um die Beeinflussung, besser um die Käuflichkeit politischer Entscheidungen geht, viel von der Wirtschaftslobby gelernt. Im harmloseren Fall werden Zuschüsse an Kindergärten oder Sportvereine in Aussicht gestellt, um die Genehmigung eines Landrates, Bürgermeisters, Gemeinderates oder Ortsrates zu erreichen. Bis die Bürger von diesen Vorgängen Kenntnis erhalten, ist es oft zu spät, da das Genehmigungsverfahren schon zu weit fortgeschritten ist. Daher sollten Bürgerentscheide in den Gemeinden, in denen Windräder errichtet werden sollen, verbindlich vorgeschrieben werden.”

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Kommt synthetisches Liquid Natur Gas (LNG) als Brennstoff bei Schiffen in Betracht? Bei Golem gibt es einen Artikel dazu.

In jedem Fall dürften solche Schiffe und auch der Betrieb dieser Schiffe teurer sein als konventionelle Schiffe. Das könnte sich auch der Reeder Erk Rickmers gedacht haben, stattdessen gründete er lieber einen Thinktank, den er mit Geld aus der Schifffahrt speist: The New Institute TNI. Allemal günstiger als die eigene Flotte umzurüsten und sich dann in den scharfen Wettbewerb zur fossilen Schifffahrt zu stellen. Bis zum Sommer 2021 arbeitete die Nachhaltigkeitsforscherin Maja Göpel für das Institut. Warum sie es verließ, ist unklar, vielleicht hat sie auch einfach einmal über die Finanzierung von TNI nachgedacht?

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Eine Normierung für den Auweiha Award 2021 geht an den ARD-Kommentator Detelf Flintz.

(Abbildung: Screenshot Twitter)

Der gut bezahlte Ressortleiter Detlef Flintz (Jahreseinkommen ca. 120.000 Euro) freut sich über die steigenden Energiepreise. Nur so ändern wir unser Verhalten. Wir? Mit dem Gehalt dürfte Flintz die steigenden Preise in etwa so merken, wie ein Elefant die Fliege auf seinem Rücken, nämlich gar nicht. Dass ein Großteil der Bevölkerung nicht mit einem solchen Gehalt ausgestattet ist wie der ARD-Mann, das kommt ihm vermutlich nicht in den Sinn.

Für jeden Durchschnittsverdiener bedeuten die Preissteigerungen, dass an anderer Stelle gespart werden muss, weil 30.000 Euro für ein neues Elektroauto für Flintz eine Bagatelle sein mögen, für viele Menschen ist es unerreichbar. Als Wirtschaftswissenschaftler sollte Flintz auch wissen, dass die Einsparungen, die nun an anderer Stelle gemacht werden müssen, Auswirkungen auf ganz andere Bereiche der Wirtschaft haben. Jeder Euro kann nur einmal ausgegeben werden. Vielleicht ist das aber zu hoch für ihn?

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