Der unerklärliche Slowdown: Veröffentlichung in Nature Geoscience kritisiert unzulängliche Klimamodelle

Die gebremste Erwärmung der letzten 20 Jahre bereitet immer noch vielen Klimawissenschaftlern Kopfschmerzen. Während einige Forscher die Realität schlichtweg leugnen, machen sich andere Gedanken über die Ursachen. Am 19. Juni 2017 erschien in Nature Geoscience ein Paper einer Gruppe um Benjamin Santer, die einen Teil der fehlenden Erwärmung in den Ozeanzyklen sieht, einen Faktor, den man offenbar in den Modellen unterschätzt hatte. Trotzdem bleibt aber immer noch ein Rest unrealisierter Wärme, deren Ursache unklar ist. Die Autoren nehmen daher an, dass die Klimantriebe in den Modellgleichungen systematische Schwächen aufweisen. Bemerkenswert. Hier der Abstract:

Causes of differences in model and satellite tropospheric warming rates
In the early twenty-first century, satellite-derived tropospheric warming trends were generally smaller than trends estimated from a large multi-model ensemble. Because observations and coupled model simulations do not have the same phasing of natural internal variability, such decadal differences in simulated and observed warming rates invariably occur. Here we analyse global-mean tropospheric temperatures from satellites and climate model simulations to examine whether warming rate differences over the satellite era can be explained by internal climate variability alone. We find that in the last two decades of the twentieth century, differences between modelled and observed tropospheric temperature trends are broadly consistent with internal variability. Over most of the early twenty-first century, however, model tropospheric warming is substantially larger than observed; warming rate differences are generally outside the range of trends arising from internal variability. The probability that multi-decadal internal variability fully explains the asymmetry between the late twentieth and early twenty-first century results is low (between zero and about 9%). It is also unlikely that this asymmetry is due to the combined effects of internal variability and a model error in climate sensitivity. We conclude that model overestimation of tropospheric warming in the early twenty-first century is partly due to systematic deficiencies in some of the post-2000 external forcings used in the model simulations.

Siehe auch Beitrag in The Australian (via GWPF).

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Das österreichische Industriemagazin brachte am 28. Juni 2017 bösen Klimaalarm, vermutlich einen der schlechtesten Artikel zum Thema seit langem. Michael Donhauser von dpa behauptet darin, dass fast alle Probleme Alaskas auf den Klimawandel zurückgehen: Alkoholismus, triste Siedlungen, Krebs, Bakterien. Der Artikel suggeriert, dass durch den Klimawandel der Permafrostboden auftaut, aus dem dann unbekannte Bakterien emporsteigen und die Walrösser und Menschen krank machen. Früher wäre alles gut gewesen, tausende von Jahren lang:

Wer an den Klimawandel nicht glaubt, sollte nach Alaska reisen
Während die Industrie jenseits der immerwährenden Jagd nach mehr Wachstum und mehr Produktion keine Lösung erkennen kann, schlägt der vom Menschen verursachte Klimawandel auf dem ganzen Planeten immer stärker durch. Besonders drastisch sind schon heute die Auswirkungen in dem hoch im Norden gelegenen amerikanischen Bundesstaat Alaska. […] Die Polarregion ist wie keine andere auf der Welt von dem betroffen, was Donald Trump noch immer nicht wahrhaben will – die Temperatur steigt bedrohlich. Wenn es noch wärmer wird, sagen Einheimische, haben sie bald nichts mehr zu essen. Vor allem die Ureinwohner, die zur Wahrung der Würde ihrer Völker nur ungern auf Nahrungsimporte zurückgreifen wollen, leiden schon jetzt. In Savoonga, einer der wohl isoliertesten Siedlungen Alaskas auf der St.-Lorenz-Insel in der Bering-Straße haben die Einheimischen vor ein paar Jahren noch 500 Walrosse gefangen. Im vergangenen Winter waren es fünf, erzählt Vi Waghivi, eine Einheimische, die inzwischen in Anchorage lebt. […] Bernadette Dementieff ist heute Mitglied des Steuerkreises. Die 40-Jährige stammt aus Fort Yukon. Wie Tausende andere aus den Dörfern Alaskas hat sie ihre Heimat nach dem Schulabschluss verlassen und lebt jetzt in der Stadt. Die Lage ihrer Landsleute sieht sie wegen des Klimawandels als dramatisch an. „Wir haben da oben Tausende Jahre überlebt“, sagt sie. „Jetzt werden die Menschen krank, weil die Tiere krank sind.“ Der zurückgehende Permafrost gebe Bakterien frei, die jahrhundertelang im Eis eingeschlossen waren. Jetzt gelangen sie ins Meer und von dort in die menschliche Nahrungskette. „Alaska hat eine irrwitzig hohe Krebsrate„, beklagt Dementieff. „Das Wasser gefriert nicht mehr, die Fischeier werden mit Bakterien verseucht – wir haben ernsthaft ein Problem.“

Ganzen Artikel im Industriemagazin lesen.

Das hört sich alles ziemlich wundersam an, was uns Michael Donhauser da erzählt. Daher hier ein Faktencheck, der die Thesen aus dem Artikel näher unter die Lupe nimmt:

1) Temperaturentwicklung: Laut NOAA-Daten folgte auf eine Abkühlung von 1920-1970 eine Wiedererwärmung (Abb. 1). Die Idee, dass das Klima in  Alaska stets konstant war und erst in den letzten Jahrzehnten nach oben schnellte, ist eindeutig falsch.

 

 

Abb. 1: Temperaturentwicklung Alaskas seit 1925. Graphik: NOAA.

 

2) Ebenso falsch ist die Vorstellung, dass das Klima jahrtausendelang in Alaska konstant und angenehm war. Bereits vor 1000 Jahren gab es dort eine ähnliche Wärmephase wie heute. Klicken Sie einmal auf die Punkte in Alaska auf unserer MWP-Karte. Hier ein Beispiel der historischen Temperaturentwicklung aus Nordalaska für die vergangenen 6000 Jahre. Die Zeitskala gibt „Jahre vor heute“ an.

Abb. 2: Temperaturentwicklung von Kurupa Lake, Alaska. Abbildung aus Boldt et al. 2015.

 

Gut zu erkennen: In Alaska kam es in den letzten 6 Jahrtausenden immer wieder zu Warmphasen, die zum Teil sogar die heutigen Temperaturen überschritten.

3) Schließlich ist auch noch die Verknüpfung der Walroßpopulation mit dem Klimawandel großer Quatsch. Richtig ist vielmehr: Heute leben in der pazifischen Region Alaskas wohl etwa 200.000 Walrosse, etwa doppelt so viele wie in den 1950er Jahren. Offensichtlich geht es den Walrossen heute besser als noch vor 60 Jahren, trotz Klimaerwärmung um ein halbes Grad. Da macht es dann einfach keinen Sinn, den Klimawandel als Gefahr für die Walrosspopulation darzustellen. Siehe auch unseren Beitrag „Klimatische Walross-Katastrophe des WWF in Alaska entpuppt sich als Ente: Ähnliche Treffen hat es bereits früher gegeben, unabhängig von der Meereisbedeckung„.

Fazit: Der Autor Michael Donhauser erzählt hier riesengroßen Schmarrn, ein lupenreines Aktivistenstück. Von der nüchternen Faktenrecherche hält Donhauser offenbar nichts, schreibt lieber munter von der Leber weg. Ein Muster ohne Wert, schade. Übrigens: Bereits im Februar 2017 gab es offenbar Ärger um einen fragwürdigen Artikel von Michael Donhauser, wie in der Jerusalem Post nachzulesen ist.

 

 

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