Der Aufschwung und das unrühmliche Ende der Elektromobilität vor 100 Jahren

Von Reinhard Storz

Schon vor mehr als 100 Jahren gab es in Deutschland zahlreiche Firmen die Kraftfahrzeuge mit Elektroantrieb herstellten. Auch Hybridfahrzeuge wurden schon damals gebaut. Hersteller waren nicht nur große Firmen wie Siemens, die den PKW Protos bauten, sondern auch zahlreiche kleinere Firmen. So auch die folgenden Unternehmen im Bereich Köln.

ABAM = Allgemeine Betriebs-Aktiengesellschaft für Motorfahrzeuge in Köln am Rhein

Die erste Kölner Automobilfirma beruhte auf der 1898 von Louis Welter erworbenen Lizenz zum Bau französischer Elektrowagen. Die ABAM stellte bis 1907 Fahrzeuge her und wurde dann aber bereits aufgelöst.

Ernst Heinrich Geist Elektrizitäts AG

Schon im Jahre 1900 baute die Firma Geist den ersten benzinelektrisch getriebenen Lastkraftwagen, der „Dyna-Geist“ genannt wurde. Im Jahre 1904 entwickelte die Firma Geist ein Hybridfahrzeug, das sogenannte „Dynamobil“. Das Fahrzeug war sowohl mit einem Benzinmotor als auch mit einem Elektromotor ausgestattet. Diese Technik war kompliziert, das Fahrzeug wurde kein großer Erfolg. 1906 beschloss die Stadt Köln die Einführung einer Buslinie.

Trotz mehrerer günstiger Angebote beauftragte die Stadt Köln die einheimische Firma Ernst Heinrich Geist Elektrizitäts AG mit dem Bau eines Mix-Fahrzeugs, also Antrieb mit Benzin und Elektro. Ende 1907 wurde die erste Buslinie in Köln eröffnet, und zwar mit dem „Geist-Dynamobil“. Wegen zahlreicher Defekte im Laufe der Zeit, die offensichtlich nicht abgestellt werden konnten, wurde die Linie 1909 wieder eingestellt.

Kölner Electricitäts-AG

Die Kölner Electricitäts-AG (KEW) waren Hersteller von Elektromobilen in Köln. 1896 erhielt der Kölner Elektroingenieur Louis Welter die Genehmigung zum Nachbau der französischen Krieger-Elektromobile. Noch im gleichen Jahr gründete er die Allgemeine Betriebsgesellschaft für Motorfahrzeuge (ABAM). Daraus entstand die Kölner Electricitäts-AG (KEW). Beteiligt hieran waren auch die Ehrenfelder Waggon-Fabrik P. Herbrand & Co. und die Accumulatorenhersteller Gottfried Hagen in Köln-Kalk. Der Hauptteil der Herstellung bestand aus Nutzfahrzeugen, zum Teil auch aus Personenwagen mit Elektroantrieb.

Maxwerk Harff & Schwarz

Die Maxwerke waren als Betriebsteil der Kölner Elektrizitäts- und Automobilgesellschaft  Harff & Schwarz AG ein deutscher Automobil- und Nutzfahrzeughersteller mit Sitz in Köln. Zwischen 1900 und 1903 wurden hochwertige Motorkutschen gebaut, angetrieben von Benzin- und Elektromotoren.

Firma KAW

1898 wurde die KAW gegründet und stellte um 1900 bereits den ersten Elektrowagen her, der bis 1908 weiter gebaut wurde. 1911 folgte der erste Elektro-Lastwagen, 7 PS stark. Personenwagen und Lastwagen wurden unter der Bezeichnung KAW;  Nutzfahrzeuge, Omnibusse usw. unter der Bezeichnung URBANUS angeboten. Die PKW fuhren schwerpunktmäßig als Taxi. Mit der Zunahme der benzinbetriebenen Fahrzeuge waren die Elektrofahrzeuge chancenlos. 1908 wurde die Produktion eingestellt.

Firma Heinrich Scheele

Heinrich Scheele war ein deutscher Firmengründer des ausgehenden 19. Jahrhunderts. Er war der Pionier des deutschen Elektrofahrzeugbaus. Von 1899 bis 1906 wurden elektrisch angetriebene Lastkraftwagen und Feuerwehrautos gebaut. Nachfolgegesellschaft war von 1906 bis 1924 die „Kölner Elektromobil-Gesellschaft Heinrich Scheele“. Neben den o.g. Fahrzeugen wurden später dann auch schwere Nutzfahrzeuge, Müllwagen und kleine Omnibusse, teils mit zwei Elektromotoren, unter dem Namen „Scheele“ und „KEW“ bis 1928 gebaut.  Die Motoren wurden von den Kölner Firmen „Schuckert“ und „Geist“ bezogen. 1928 zu Beginn der Weltwirtschaftskrise wurde das Unternehmen aufgegeben.

Das damalige Ende der Elektromobilität

Im Verlauf der Zeit wurden Kraftfahrzeuge mit Verbrennungsmotoren immer preiswerter. In den 1920er Jahren, so wird berichtet, kostete ein elektrisch angetriebener PKW etwa dreimal so viel wie ein vergleichbarer Wagen mit Verbrennungsmotor. Wer ein Elektromobil fuhr galt im Volksmund als Reicher Pinkel. So gingen die Verkaufszahlen zurück und die letzten Firmen gaben die Produktion auf.

Teilen: