Das ZDF verwechselt beim Wetter die Jahre

Das Jahr 2021 geht zu Ende. Natürlich wird Bilanz gezogen, auch beim Wetter. Es sei zu warm gewesen und es gab Starkregen, so bilanziert die Heute-Sendung für Deutschland. Kaum ein Wort darüber, dass es 2021 gegenüber 2020 einen Rückgang der durchschnittlichen Temperatur in Deutschland gab von fast 1 Grad. Es hört sich halt besser an, dass das Jahr 2021 erneut zu warm war. Es werden in dem 1-minütigen Beitrag einige dramatische Bilder von Waldbränden gezeigt mit einer weiblichen Stimme aus dem Off, es hätte Waldbrände in Sibirien gegeben.

Vielleicht ist dem ZDF nicht bekannt, dass Sibirien ein riesiger Teil Russlands ist. Es ist mit ca. 13 Millionen km2 größer als ganz Europa. Sibirien hat kontinentales Klima. Das kann zweierlei bedeutet. Im Sommer kann sich die Luft, sofern sie aus Süden kommt, über Land stark erwärmen, es sind lange Tage, im Winter kann genau das Gegenteil passieren, wenn der Wind aus Norden kommt. Es gibt keine Gebirge wie die Alpen, die in Ost/West-Richtung laufen als Bremse und auch keine großen Gewässer, über denen sich Luft abkühlen oder erwärmen kann. Waldbrände gehören in Sibirien jährlich dazu, sie sind also keine wirkliche Sensation, für das ZDF aber offenbar schon. Eine Sensation ist allerdings die Temperatur von 38 Grad Celsius für den Ort Werchojansk in Nordsibirien. Es ist die höchste dort jemals gemessene Temperatur.

Die Off-Stimme sagt daher auch, so warm (38 Grad) war es dort noch nie. Doof nur, dass diese Temperatur aus dem Jahr 2020! stammt und vor Kurzem von der WMO bestätigt wurde. Man kann da bei den ganzen Schreckensmeldungen schon mal etwas durcheinanderkommen mit den Jahren, oder? Da der Beitrag von der Wetter-Redaktion des ZDF stammt, dürfte die Botschaft klar sein: Es wird immer schlimmer. Özden Terli, Meteorologe und Moderator des Wetters in den Heute-Sendungen, hat ebenfalls einen Auftritt in dem kurzen Film. Eigentlich hätte der Redaktion (vermutlich mit Terli?) der Fehler mit den Jahren auffallen müssen, aber vielleicht wollte das nicht gut zum Tenor der Sendung passen? Die höchste Temperatur für Werchojansk wurde in 2021 am 27.06.2021 erreicht, sie betrug 32 Grad Celsius. Das klingt allerdings nicht nach Drama sondern nach sibirischem Sommer.

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Klaus Kleber hatte am 30.12.2021 seine letzte Heute-Journal Sendung als Moderator. Der Zeit hat er ein Interview gegeben, die Welt zitiert daraus. Ideologie vergiftet den Journalismus sagt Kleber darin. Streng genommen wären dann weite Teile der deutschen Medienlandschaft vergiftet. Immerhin scheint es bei Kleber so etwas wie Selbstkritik zu geben. Nach dem katastrophalen Hochwasser in Westdeutschland im Sommer 2021 waren sehr schnell Schuldige ausgemacht und einer davon war der Klimawandel.

Erst später fiel Kleber ein, dass er wohl doch etwas vorschnell war, aber da war seine Animation mit dem schwächer werdenden Jetstream schon längst gesendet. Online, berichtete Kleber später, hätte man es korrigiert, aber eine nachträglich verbesserte Meldung ist in etwa so viel Wert wie eine Zeitung von letzter Woche. Man kann darin noch den Fisch einwickeln. Vielleicht hätte Kleber einfach andere befragen sollen. Sollte es die ZDF-Wetterredaktion gewesen sein, die ihm die Jetstream-Geschichte aufgetischt hat, denn das wäre nicht verwunderlich, siehe Wärmerekord aus dem falschen Jahr. In Spektrum.de wurde Reto Knutti zu der These befragt, der Kleber auf den Leim gegangen ist.

“Im ZDF haben Nachrichtenmoderator Claus Kleber und Meteorologe Özden Terli die Hypothese über den schwächelnden Jetstream bereits als Fakt dargestellt. Ist das nicht unlauter?

Ich würde das nicht als Fakt darstellen. Es ist ein möglicher Effekt, doch gesichert ist er nicht. Man kann nicht eine Publikation hernehmen und daran glauben und sich einzig darauf berufen. In wissenschaftlich komplexen Fragen ist eine Publikation keine Publikation. Das Vertrauen ist immer graduell. Sobald wir bei komplexen Fragen sind, geht es nicht um Wahrheit, sondern immer um Anhäufung von Evidenz.

Ich würde daher unterscheiden zwischen etwas, was von einzelnen Personen, von einzelnen Modellen und von einzelnen Studien gesehen wird, und auf der anderen Seite von einem Konzept, wie es in den UN-Klimaberichten steht. Dort bezieht man sich auf dutzende, wenn nicht hunderte Studien – dagegen kann man keine Gegenargumente mehr haben.”

Dieser Blog hat schon sehr früh nach der Ahrtal-Katastrophe zu den möglichen Ursachen geschrieben. Dem Jetstream ging es zum Zeitpunkt der Starkregenfälle prächtig. Er wehte nur sehr weit nördlich und er hat im Sommer ohnehin weniger Kraft als im Winter. Das Problem war seinerzeit ein abgeschnittenes Höhentief. Die Jetstream-Theorie gehört jedenfalls zum festen Bestandteil des Narratives der Klimabewegten. Sie musste auch hier herhalten, aber Kleber sieht seinen Fehler immerhin ein.

Zur Vergiftung des Journalismus passt auch der Campaigner Jürgen Döscher vom WDR sehr gut. Der hat den Luxus vom gut bezahlten WDR-Posten aus auf alles zu schimpfen, was ihm in Sachen Umwelt und Energie nicht passt. Sein Verhältnis zu gewalttätigen Aktionen erscheint dabei sonderbar, wie wir hier schon einmal feststellen durften. Wer sich die Zeiten seine Postings bei Twitter ansieht kann nur neidisch werden bei einem derartig toleranten Arbeitgeber. Kürzlich haben wir über einen Kommentar von Alan Posner in der Zeit berichtet. Posner beschreibt darin die Änderung seiner Einstellung zur Kernenergie. Döschner beschimpft Poser nun auf Twitter als Alt-Maoisten:

Posner wehrt sich:

Vermutlich freut man sich in Erneuerbare-Energien-Lobbykreisen jeden Tag über den ehrenamtlichen Mitarbeiter Döschner, der nicht einmal Geld kostet und trotzdem brav versucht alles wegzubeißen, was irgendwie kritisch sein könnte. Das Gehalt geht auf den WDR, somit auf alle Beitragszahler. Es ist schon erstaunlich was so alles möglich ist.

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Kölnische Rundschau:

Jugendforscher kritisiert „Privilegierte Jugendliche leben wie die Maden im Speck“

Ausschnitt:

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Carl von Ossietzky-Universität Oldenburg:

Massenaussterben durch Vulkanausbrüche

Langfristige globale Abkühlung könnte Ereignis vor etwa 450 Millionen Jahren ausgelöst haben – Element Phosphor spielte wahrscheinlich eine Schlüsselrolle

Am Ende des Erdzeitalters Ordovizium, vor rund 450 Millionen Jahren, kühlte sich die Erde drastisch ab. Rund 85 Prozent aller Tierarten starben aus. Verantwortlich für die Eiszeit und damit für das zweitschlimmste Massenaussterben der Erdgeschichte könnten womöglich zwei Perioden mit intensivem Vulkanismus gewesen sein, berichtet ein Team um den Oldenburger Geochemiker Dr. Jack Longman nun in der Zeitschrift Nature Geoscience. Die Forschenden der britischen Universitäten Southampton, Leeds und Plymouth untersuchten die Auswirkungen gewaltiger Vulkanausbrüche auf die Ozeanchemie.

Das Ende des Ordoviziums war von klimatischen Kapriolen geprägt: Nach einer ausgeprägten Warmzeit kühlte sich der Planet stark ab, einige Kontinente vereisten, und die Schelfmeere fielen trocken. Das Leben war damals noch fast ausschließlich auf die Ozeane beschränkt, und zahlreiche Gattungen und Familien von damals häufigen Lebewesen – etwa Moostierchen, den muschelähnlichen Armfüßern oder den an Kellerasseln erinnernden Trilobiten – starben aus.

„Einer Theorie zufolge hat eine Zunahme von Phosphor in den Ozeanen die globale Abkühlung ausgelöst“, sagt Hauptautor Longman, Wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Arbeitsgruppe Marine Isotopengeochemie am Institut für Chemie und Biologie des Meeres der Universität Oldenburg und zuvor Postdoktorand an der Universität Southampton. „Phosphor ist eines der Schlüsselelemente des Lebens“, so der Forscher weiter, es fördere das Wachstum kleiner Meereslebewesen wie Algen. Wenn diese Organismen absterben, setzen sie sich am Meeresboden ab. So wird Kohlenstoff, den die Algen während ihres Lebens aufnehmen, nach und nach im Sediment begraben. Algenblüten können daher dazu beitragen, den Gehalt des Treibhausgases Kohlendioxid in der Atmosphäre zu reduzieren, was wiederum die Temperaturen auf der Erde sinken lässt.

„Es ist jedoch ein ungelöstes Rätsel, warum Eiszeit und Massenaussterben im Ordovizium in zwei Phasen verliefen, die ungefähr zehn Millionen Jahre auseinander lagen“, sagt Dr. Tom Gernon von der Universität Southampton, einer der Co-Autoren. Das sei nur schwer mit der Phosphortheorie in Einklang zu bringen, denn dann müsste die Zufuhr von Phosphor in mehreren Schüben verlaufen sein.

Das Team fand jedoch heraus, dass zwei außergewöhnlich heftige Phasen vulkanischer Aktivität ziemlich genau zur gleichen Zeit stattfanden wie die jeweiligen Höhepunkte der Vereisung und des Massenaussterbens. Schauplatz der Vulkanausbrüche waren Gebiete, die heute in Nordamerika, Skandinavien und im Süden Chinas liegen. „Normalerweise setzen heftige Vulkanausbrüche große Mengen Kohlendioxid frei und führen zu einer Erwärmung der Erde“, erläutert Gernon. „Daher muss ein anderer Mechanismus für die Abkühlungen verantwortlich gewesen sein.“

Das Team vermutete, dass ein Folgeprozess – etwa die natürliche Verwitterung des Vulkangesteins – die große Phosphormenge erzeugte, die nötig ist, um die Vereisungen zu erklären. „Wenn Vulkangestein im Meer abgelagert wird, ist es raschen chemischen Veränderungen ausgesetzt, bei denen auch Phosphor freigesetzt wird“, erläutert Prof. Dr. Martin Palmer aus Southampton, ebenfalls Co-Autor. Um die Hypothese zu überprüfen, untersuchte das Team wesentlich jüngere Ascheschichten in Meeressedimenten: Die Forschenden verglichen den Phosphorgehalt von Gestein, bevor und nachdem es durch den Kontakt mit Meerwasser verändert wurde.

Anhand dieser Informationen entwickelte das Team um Longman ein Modell, in dem sie die wichtigsten chemischen, biologischen und geologischen Prozesse simulierten. Anschließend ermittelten die Forschenden, wie die gewaltigen Ascheschichten, die sich am Ende des Ordoviziums auf der Erde ablagerten, die Chemie der Ozeane, das Algenwachstum und die CO2-Aufnahme beeinflussten. Den Ergebnissen zufolge sonderte das abgelagerte Vulkangestein genug Phosphor ab, um eine Kette von Ereignissen auszulösen – angefangen mit der Düngung der Ozeane, dem verstärkten Algenwachstum, einer globalen Abkühlung und anschließenden Vereisung, einem niedrigen Sauerstoffgehalt in weiten Teilen der Ozeane und schließlich dem Massenaussterben.

Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler folgern, dass große Vulkanausbrüche das Klima durch ihre CO2-Emissionen zwar auf kurzen Zeitskalen erwärmen können, dass sie über längere Zeiträume von mehreren Millionen Jahren aber genauso eine globale Abkühlung auslösen können. Für Longman ist damit klar, dass bestehende Theorien zur Ursache anderer Massenaussterben auf den Prüfstand gehören. „Unsere Studie könnte dazu führen, dass diese Ereignisse neu untersucht werden“, sagt der Forscher. Gewaltige Vulkanausbrüche traten zeitgleich mit drei weiteren der fünf größten Aussterbeereignisse der Erdgeschichte auf, unter anderem am Ende der Kreidezeit, als die Dinosaurier von der Erde verschwanden.

Paper: Jack Longman et al.: „Late Ordovician climate change and extinctions driven by elevated volcanic nutrient supply“, Nature Geoscience, 2. Dezember 2021, DOI: 10.1038/s41561-021-00855-5

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Volle Talsperren vor Unwetter: Ministerium will Konsequenzen ziehen

Weiterlesen bei Alfred Brandenberger.

Und:

Die Wuppertalsperre ist mehr als randvoll…

Hier gehts weiter.

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The Telegraph:

Rising lithium prices risk pushing electric car dreams off the road

With battery costs predicted to soar by 16pc, vehicle makers face a defining choice

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Wir wünschen allen Lesern ein Frohes Neues Jahr!

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