Das sibirische Missverständnis: Dr. Melanie Bergmann für Auweiha Award 2020 nominiert

Vielleicht erinnert sich der eine oder andere, das war die Dame, die Fahrgästen im Dezember 2019 ungebetene Vorträge über den Klimawandel in Regionalzügen hält. Wir berichteten über diesen schrägen Fall der „Klimanotstandserklärerin“. Es ist in etwa so wie im Seniorenheim im Advent, wenn alte Menschen im Rollstuhl in den Aufenthaltsraum geschoben werden und ein gefürchteter Kinderchor die Ohren der alten Menschen strapazieren darf. Man kann dem nicht entrinnen, egal ob im Zug oder im Altenheim, wobei alte Menschen ja oft wenigstens die Chance haben, das Hörgerät rauszunehmen.

Nun hat die Biologin auf Twitter sturzbetroffen, aber immerhin korrekt mit Maske auf dem Twitterprofil, man will ja niemanden digital mit Corona anstecken, von einer „Hitzewelle“ in Sibirien berichtet. Sibirien, das kann eine Biologin vielleicht nicht wissen, ist 13 Millionen Quadratkilometer groß. Zum Vergleich: Deutschland kommt auf 360.000 Quadratkilometer. Man könnte auch sagen, Deutschland passt etwa 40 mal in Sibirien. Würden wir von „einer“ Temperatur in Deutschland sprechen?

Wohl kaum, allein auf der Strecke von Sylt nach Freiburg können gewaltige Temperaturunterschiede herrschen. Von daher ist es höchst fragwürdig von „Temperaturen in Sibirien“ zu sprechen, wenn es nur einen Teil von Sibirien betrifft. Aber, vielleicht hat die Biologin in Klima-Missionarsfunktion einfach nur etwas weitergetweetet, was sie selber gar nicht so richtig verstanden hat. Sie retweetet nämlich viel, auch Postings von Extinction Rebellion (XR), die der Aktion „Ende Gelände“ applaudieren, die wiederum vom Verfassungsschutz beobachtet werden.

Halten wir mal fest, in Teilen von Sibirien ist es aktuell sehr warm aber eben nur in Teilen. Auch in Sibirien gibt es die Jahreszeiten, und die Sonne erreicht in ca. 4 Wochen ihren Jahreshöchststand, jedenfalls nördlich des Äquators. Man nennt es auch Sommer. Offenbar ist es für Klima-Alarmisten nicht vorstellbar, dass im Sommer auf der nördlichen Halbkugel die Temperaturen am höchsten sind. In Sibirien kann die Spannbreite der Temperaturen im Jahr je nach Gegend von -40 Grad bis zu +40 Grad Celsius reichen. Einer der Orte, in denen es aktuell sehr warm ist, ist Krasnojarsk. Ein stumpfer Blick auf den gemittelten Temperaturverlauf zeigt, dass es dort im Sommer warm wird.

Ein Blick auf Ventusky bestätigt, dass es in Teilen Sibiriens gerade sehr warm ist, in anderen Teilen hingegen nicht.

Und wie das immer so ist, Frau Bergmann twittert ihre Sturzbetroffenheit weiter, und es folgt der sogenannte Netzwerkeffekt. In diesem Fall nimmt sich Parents for Furture Chemnitz des Themas an.

Aus einer wärmeren Phase (auch bekannt als Wetter) wird Klima (Sibirien taut auf). Und das alles mit dem Hashtag #Faktenstatteinlullen. Wie wäre es mit dem Hashtag #einfachmalnachdenken? Mit etwas Nachdenken hätte man nämlich feststellen können, dass es Ende Mai eben nicht um die Null Grad in Teilen von Sibirien ist und das der Permafrostbereich viel nördlicher als derjenige liegt, der jetzt eine Wärmephase hat. Man kann dem Wettermann Jörg Kachelmann daher gar nicht genug danken für seine unermüdliche Arbeit. Er twitterte nämlich zu der sich aufschaukelnden Betroffenheit, dass es dort, wo es jetzt warm ist, Ende Mai normalerweise nicht eiskalt ist und dass die Bereiche außerhalb der Warmblase für die Jahreszeit zu kalt sind.

Und dann wagt Jörg Kachelmann noch eine Prognose. Nach dem ECMWF-Wettermodell verschwindet die warme Luft und wird durch für die Jahreszeit zu kühle Luft ersetzt. Was machen Menschen wie Melanie Bergmann dann aber? Werden wir ein Hilfetweet sehen, dass es in Sibirien viel zu kalt ist? Wohl kaum. Wetter und Klima zu verwechseln, das ist der Klassiker.

Und Kachelmann hat noch eine schlechte Nachricht für alle Doomsday-Heulbojen. Die nächsten 45 Tage sehen in der Prognose für Europa eher kühleres Wetter vor. Das bedeutet, die nächsten 6 Wochen werden wir keine Meldungen hören, dass es alles immer schlimmer wird, dass die Hitze die Wälder anzündet und, dass die Welt in Kürze untergeht. Das wird ja dann tatsächlich mal eine alarmsirenenfreie Zeit.

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