Das Große Schmelzen: ZDF Info am 22.3.2012 (05:30-06:00)

Am 22.3.2012 wiederholt ZDF Info die Sendung „Das große Schmelzen“ aus der Reihe „hitec“. Ankündigungstext:

Das große Schmelzen
Expeditionen zu den Brennpunkten des Klimawandels

Durch den Klimawandel ändert die Erde ihr Gesicht. An drei Brennpunkten zeigt sich das besonders: In Grönland ist die Durchschnittstemperatur um fünf Grad gestiegen. In den peruanischen Hochanden schmilzt der Quelccaya-Gletscher, und in Bangladesch dringt Salzwasser über die Arme des Ganges ins Landesinnere. „hitec: Das große Schmelzen“ führt zu den Brennpunkten des Klimawandels.
Dokumentation, Deutschland, 2010, 30 min

Den Film gibt es auch in der 3sat Online-Mediathek.

 
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FILMKRITIK VON kaltesonne.de:

Der Film beginnt mit einer dramatisierten Schilderung der grönländischen Eisschmelze. Der Kontext der natürlichen Klimazyklen wird den Zuschauern leider vorenthalten. Nachzulesen ist er z.B. in unserem Buch „Die kalte Sonne“auf S. 184-186. Man darf bei allem nicht vergessen, dass wir mitten in der Modernen Wärmeperiode leben. Interessant: Während die Inuit offenbar die natürlichen Zyklen verinnerlicht haben, bläst Hans Joachim Schellnhuber im Film kräftig ins Alarmismus-Horn. Er ignoriert dabei, dass ein ähnlicher Erwärmungs- und Schmelzverlauf in der Nacheiszeit wohl alle 1000 Jahre aufgetreten ist, zuletzt während der Mittelalterlichen Wärmeperiode. Stattdessen bemüht Schnellnhuber im Film unnötigerweise die Eiszeit-Kaltzeit-Zyklen der vergangenen 2 Millionen Jahre. Auch der Schweizer Eisforscher Konrad Steffen vom amerikanischen CIRES-Institut nutzt die Gelegenheit, die fragwürdigen IPCC-Ansicht unter das Volk zu bringen.
Dann geht es im Film in die peruanischen Anden, wo das Schmelzen der Gebirgsgletscher thematisiert wird. Auch dieses Phänomen passt gut in den Kontext der Modernen Wärmephase. Wichtige Hintergrundinformationen hierzu finden sich auf S. 191-193 in „Die kalte Sonne“.

Weiter zum nächsten Drehort, nach Bangladesch. Auch hier fehlt der Meeressspiegel-Kontext im Film (den gibt es dafür auf S. 193-202 in „Die kalte Sonne“). Dazu liest man am besten unsere Blog-Artikel „Der Meeresspiegel steigt! Seit 15.000 Jahren“ und „Mehr Überschwemmungen? Vermutlich eher nicht“. Bislang ist der Meeresspiegel noch in jeder Wärmeperiode gestiegen, die Überraschung bleibt also aus. Ein wichtiger Punkt wird zudem im Film selber genannt: Immer mehr Menschen siedeln in den Überflutungs-gefährdeten Brahmaputra-Marschgebieten Bangladeschs, denn hier sind die fruchtbarsten Böden. Schlimm: Der Film versucht die Bauern und Fischer Bangladeschs als dumme Ignoranten zu präsentieren. In der Dokumentation kommt  ein Bauer zu Wort, der zu den Überflutungen befragt, eine beachtenswerte Feststellung trifft: „Das war doch schon immer so. Es ist Flut weil viel Wasser da ist. Das Wasser kommt und dann geht es wieder. Nur Gott weiß, warum es so ist.“ Hieraus spricht das kollektive Gedächtnis vieler Generationen im Brahamputra-Delta, und es lässt die fragwürdigen Katastrophenszenarien aus Schellnhubers Computer nicht besonders gut aussehen. Die Frage muss erlaubt sein: Wer ist hier eigentlich der Ignorant und wer der Schlaue?

In der 20. Minute des Films wird für die peruanischen Anden ein Gefahrenszenario aufgebaut, das uns aus einem anderen Teil der Welt gut bekannt ist. Wenn die Gletscher vollkommen abschmelzen, dann hätten die Bewohner der Bergwelt im Sommer kein Trinkwasser mehr, da der Schmelzwasserstrom versiegt. Der Weltklimarat hatte diese Gefahr für den Himalaya bereits für 2035 prognostiziert – ein grober Fehler wie sich später herausstellte. Es hätte 2350 heissen sollen, und auch das ist zweifelhaft, da diese Annahme auf den übertriebenen Erwärmungsprognosen des IPCC beruht. Auch Schellnhuber fiel auf diesen Fehler herein.

Im Film äußert ein peruanischer Bauer seine Bedenken, dass das Wasser auch wegen der für ihn seltsam erscheinenden Forschungsaktivitäten am Andengletscher ausbleiben könnte. Das ist natürlich Quatsch. Aber vielleicht meinte er eigentlich, dass man sich auch etwas einreden lassen könne, womit er wohl dann vielleicht gar nicht so schlecht liegt. Seltsam klingt der Hinweis im Film, über Jahrtausende hinweg wäre der Gletscher immer nur gewachsen, hätte es stets eine positive Bilanz zwischen Schneefall und Gletscherschmelze gegeben. Das wäre dann aber vermutlich der einzige Gletscher der Welt, der sich so verhalten hat. In der Regel reagieren Gletscher sehr sensibel auf Temperaturschwankungen, und die letzten 10.000 Jahre hat es davon etliche in Form von charakteristischen „Millenniumszyklen gegeben. So sind während der Mittelalterlichen Wärmephase vor 1000 Jahren die meisten Gletscher der Erde spürbar geschrumpft und in der nachfolgenden Kleinen Eiszeit wieder stark angewachsen. Das heutige Gletscherschrumpfen muss in seinem Grundmuster als Fortsetzung dieser Reihe gesehen werden.

Der amerikanische Gletscherforscher Lonnie Thompson vergleicht die vom IPCC vorhergesagten 3°C Erwärmung mit dem Pliozän vor einigen Millionen Jahren, als es ebenfalls 3°C wärmer war als heute und gibt zu bedenken, dass der Meeresspiegel damals um 25m höher war als heute. Gegenprobe: Vor 6000 Jahren, während des sogenannten „holozänen Klimaoptimums“ war es 1°C wärmer als heute – und der Meeresspiegel lag tiefer als heute. Ganz so einfach ist es also offenbar doch nicht. Beiläufig wird noch der durchsichtige Versuch unternommen, die Kleine Eiszeit überwiegend mit Vulkanausbrüchen zu erklären. Schließlich spielt Thompson den Kippunkt-Joker. Selbst wenn es jetzt noch nicht so gefährlich aussieht, könnte der Grönland-Kollaps kurz bevorstehen. Spätestens jetzt muss der unvorbelastete Laien-Zuseher mächtig Angst bekommen. Konrad Steffen setzt noch einen oben drauf: Er vermutet, der Klimawandel wird noch schneller und gefährlicher ablaufen als bislang angenommen. Konrad warnt, dass auch das Eis der Antarktis instabil werden könnte, unterlässt es dabei jedoch, die Zuseherschaft davon zu informieren, dass das Eis der riesigen Ostantarktis derzeit sogar anwächst.

 

Fazit: Ein typisch alarmistischer IPCC-Film. Die schönen Naturbilder und interessanten Expeditionsdetails können nicht über die wissenschaftliche Unausgewogenheit hinwegtäuschen. 

 

 
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