Das Glas, halbvoll oder halbleer?

Es ist immer die Sichtweise, die sehr unterschiedlich sein kann. Für den einen ist das Glas halbleer, für den anderen halbvoll. So ähnlich kann man es sehen, wenn man die Bilanz September 2022 zum arktischen Meereis vom Alfred-Wegener-Institut lesen. Wo mag wohl die Platzierung auf einer Positivliste liegen?

“Am 16. September erreichte das Meereis in der Arktis mit etwa 4,79 Millionen Quadratkilometern sein bisheriges jährliches Minimum und liegt damit auf Platz zwölf der Negativliste der mittleren Ausdehnung. Im Vergleich zu den letzten 15 Jahren ist das Meereis in 2022 zwar nicht überdurchschnittlich geschmolzen, setzt aber den Negativtrend seit 1979 fort. Wie diese aktuelle Entwicklung zu bewerten ist, erklären Forschende des Alfred-Wegener-Instituts und der Universität Bremen.”

„Auch wenn dieser Sommer keine neuen Rekorde in der Arktis gebrochen hat, bleibt die Eisbedeckung im langjährigen Vergleich sehr niedrig und wir gehen davon aus, dass sich der langfristige Meereisrückzug fortsetzen wird. Dieser Sommer zeigt einmal mehr, dass die Meereisbedeckung durch langfristige Trends und kurzfristige, starke Jahr-zu-Jahr Schwankungen charakterisiert ist, die durch den Einfluss von Wetter und Meeresströmungen verursacht werden“, fasst Prof. Christian Haas, Leiter der Sektion Meereisphysik am Alfred-Wegener-Institut, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung (AWI) die Schmelzsaison 2022 zusammen. „Diese Schwankungen sind weiterhin schwer vorherzusagen und erfordern umfangreichere systematische und kontinuierliche Beobachtungen sowie bessere Klimamodelle“, ergänzt sein Kollege Dr. Gunnar Spreen von der Universität Bremen.”

Ergänzend dazu gibt es bei Promice.org die Daten für die Massebilanz des Inlandeises von Grönland.

(Abbildung: Screenshot Promice.org)

Die letzte Zunahme an Masse war demnach in der Saison 1995/1996, in den Jahren danach gab es lediglich 4 Jahre, wo der Verlust geringer war als in der Saison 2021/2022. Zwei Perioden ragen heraus, nämlich 2011/2012 und 2018/2019 mit mehr als 400 Gigatonnen Masseverlust. Wir haben ja gerade gelernt, dass es kein schönes Wetter mehr gibt, jedenfalls, wenn es nach dem ZDF-Meteorologen Özden Terli geht. Der Münchener Merkur berichtete.

“Auf die Frage hin, ob Terli sich als Aktivist bezeichne, antwortete er mit „nein“. „Wissenschaftliche Fakten sind nicht politisch. Der Klimawandel ist Realität. Das ist unsere Lebensgrundlage, die sich da gerade verändert.“ Als Journalist sieht Terli seine Aufgabe darin, mit Fakten aufzuklären. Häufig werde gesagt, dass es auch früher bereits Hitzewellen gegeben hätte, sagt Terli der Süddeutschen Zeitung. Seine Antwort darauf lautet, dass die Daten des Deutschen Wetterdienstes jedoch eine eindeutige Sprache sprechen: „die Häufigkeit und Dauer von Hitzewellen“ nehmen zu.”

In Kontrast dazu berichtet die Webseite von Promice zum Thema Hitze in Europa (also schlechtes Wetter, nach Terli). Demnach bedeuten solche Wetterlagen in Europa für Grönland möglicherweise weniger Eisschmelze im Sommer, also eigentlich gutes Wetter für das Eis, da in Grönland keine Hitze. Obwohl nee, das gibt es ja nicht mehr.

“In fact, the extremely hot summer in Europe may have contributed to the fact that this year there was a little less melting than usual, explains Andreas Ahlstrøm:

“We often see that heat waves in Europe bring about the opposite in Greenland, which tends to experience colder weather than usual during these periods. This can lead to less melting.”

As the climate globally gets warmer, scientists expect more heat extremes like those that hit Europe this year. Some years they will hit Europe, other years, it will be Greenland and the Greenland Ice Sheet or a third place.”

Demnach bilanziert Promice eine Periode von 26 Jahren mit Masseverlusten.

“In this melting year, much more ice has disappeared from the Greenland Ice Sheet than has formed, and it is the 26th year in a row that this is the case. In total, the ice sheet has lost approximately 84 billion tons of ice since last season.

These are, of course, huge quantities, but they are still at the lower end of what has been the norm over the past few decades, with a general increase in melting. This is according to Chief Consultant and Glaciologist Andreas Ahlstrøm from the Geological Survey of Denmark and Greenland (GEUS).”

In 2022 gab es zudem eine Besonderheit. Im September, also eigentlich schon in der neuen Saison, stellte sich eine ungewöhnliche Wetterlage ein. Warme Luftmassen aus dem Süden sorgten für ein sehr ungewöhnliches Schmelzen. Das berichtete Polarportal.dk.

(Abbildung: Screenshot Polarportal.dk)

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Der Verbrenner-Motor ist tot! Oder vielleicht doch nicht? Auto-medienportal.net mit einem Artikel über E-Autos und deren Absatzchancen.

“Hält man sich da bei aller E-Auto-Euphorie ein Hintertürchen offen? Volvo, Renault, Geely und Mercedes-Benz entwickeln gemeinsam an einer neuen Generation von Verbrennungsmotoren. De Meo: „Renault und Alpine werden elektrisch. Dacia wird Alternativen bieten.“ Und der Renault-Chef stellt fest: „Der Verbrennermotor ist nicht tot. 2030 werden weltweit nicht mehr als 30 Prozent der Neuzulassungen E-Autos sein.“

Deshalb wird die Renault-Gruppe einen Hybridantrieb mit 1,2 Liter Verbrennungsmotor und einer Leistung von 200 PS anbieten. Bei Mercedes setzt man als „Übergangstechnologie“ weiter auf die Plug-in-Hybride mit 100 Kilometern elektrischer Reichweite. Bei ZF geht man zwar davon aus, dass man die „Transformation zum E-Auto geschafft hat“ (Scheider), setzt aber auch auf einen neuen Hybrid – mit 160 kW und auch einer elektrischen Reichweite von 100 Kilometern. „Da erwarten wir für die nächsten zehn Jahre weltweit einen extremen Zuspruch“, so Scheider.”

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Wir wollen hier nicht auf die Spekulationen rund um die Unterbrechung der Pipelines Nordstream 1 und Nordstream 2 eingehen. Würde der US-Schriftsteller und Bestseller-Autor Tom Clancy noch leben, er hätte vermutlich reichlich Stoff für mindestens einen neuen Roman. Dennoch ist die schnelle Reaktion des Postillon interessant. Diese posteten einen Artikel, dass die schwedische Fridays-For-Future Aktivistin Greta Thunberg ihren Ostsee Tauchurlaub gerade beendet hat.

“”Ja, also ich tauche seit Neuestem wirklich sehr gerne“, bestätigte Thunberg. „Erst gestern Nacht habe ich meinen letzten Tauchgang absolviert. Für mich ist das ein äußerst explosives äh… ich meine exklusives Erlebnis.“

Besonders gerne tauche sie in der Nähe der dänischen Insel Bornholm. „Da kann man bis zu 70 Meter tief runter, wenn man sich mit einem Gewicht – etwa einer Haftmine äh.. einem Bleigürtel – gut beschwert.””

Nun ja, wer jemals in der Ostsee getaucht hat, der wird wissen, dass es deutlich interessantere Spots gibt. In 70 Metern Tiefe an einem trüben Tag wird man auch nicht mehr viel sehen können.
Schmunzeln kann man dennoch über die Idee der Satireseite.

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Man musste wahrlich kein Prophet sein, um vorherzusagen, dass die deutschen Kernkraftwerke weiterbetrieben werden. Wir hatten zuletzt die Kolumne von Nikolaus Blome verlinkt, der genau diese Entwicklung sah und bereits einen Tag später bestätigt wird. Auch, dass Frankreich nun der Grund ist, war sehr leicht abzusehen. Die Tagesschau berichtete:

“Hauptgrund für die Entscheidung sei die angespannte Lage auf dem Strommarkt, der stark mit der mangelnden Produktion in Frankreich zusammenhängt – dort stehen aktuell sehr viele AKW still. Dadurch fehlten Strommengen, die Deutschland zum Teil mit Strom aus Gaskraftwerken ausgleiche, so Habeck. Entwickle sich die Lage in Frankreich schlecht, verschärften sich die Stressfaktoren für das deutsche Stromsystem.

Habeck verwies auf einen französischen Stresstest des dortigen Übertragungsnetzbetreibers. Die Ergebnisse seien auch Grundlage für die Bewertung der französischen Regierung. „Als für die Energiesicherheit verantwortlicher Minister muss ich daher sagen: Wenn diese Entwicklung nicht noch in ihr Gegenteil verkehrt wird, werden wir Isar 2 und Neckarwestheim im ersten Quartal 2023 am Netz lassen.””

Die nächste Entwicklung wird sein, das Grüne Wahlvolk auf die Zeit nach dem 01.04.2022 vorzubereiten, denn die Stromkrise wird dann noch nicht vorbei sein. Warten wir daher die Wahl in Niedersachsen und den Grünen Parteitag ab. Bis dahin sind die Wahlplakate mit Bye Bye, AKW in Niedersachsen längst wieder abgenommen und der Spitzenkandidat der Grünen in Koalitionsverhandlungen. Gute Aussichten für das Kernkraftwerk Emsland, denn schwimmende Ölkraftwerke sind kaum vorstellbar bei einem Grünen Wahlplakat Bye Bye, CO2.

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Alex Reichmuth hat am 27. September im Nebelspalter zu radioaktiven Abfällen geschrieben:

Das Problem der radioaktiven Abfälle wird überschätzt

Bei Diskussionen über Atomkraft kommt man in der Regel rasch auf radioaktive Abfälle zu sprechen. Deren Entsorgung sei ungelöst, heisst es meist. Der «Atommüll» strahle während unüberschaubar langer Zeit und stelle eine tödliche Gefahr für Mensch und Umwelt dar.

Weiterlesen im Nebelspalter

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Leserpost von G.Reinmüller

Quito, 25. Sept. 2022

Sehr geehrte Damen und Herren.

Gestatten Sie mir nachfolgend zu bedeutenden Artikeln der Kalten Sonne einige Kommentare abzugeben.

Zum Artikel des 7.Sept.22, Club of Rome “Earth for All” ist festzustellen,dass bereits 1972 das Buch von Dennis Meadows “Die Grenzen des Wachstums”die Menscheheit aufrüttelte. Darin wurde festgestellt, dass die Menschheit direkt auf den eigenen Untgergang hinarbeite.

“Wenn die gegenwärtige Zunahme der Weltbevölkerung, der Industrialisierung, der Umwelt-verschmutzung,der Nahrungsmittelproduktion und der Ausbeutung der natürlichen Ressourcen unverändert anhält, werden die absoluten Wachstumsgrenzen auf der Erde im Laufe der nächsten hundert Jahre erreicht”. In vielen wissenschaftlichen Diskussionen und Seminaren wurde das Thema behandelt und als Hauptproblem das ungebremste Bevölkerungswachstum festgestellt.

Die Weltbevölkerung betrug 1970  3,69 Mrd. Menschen, 50 Jahre später  2020 sind es mit 7,72 Mrd. Menschen bereits mehr als doppelt so viele, bis 2030 sollen es 8,42 Mrd. sein, also um 700 Millionen mehr sein  (= rd. die Bevölkerung aller europ. Länder oder die Hälfte der Bevölkerung Chinas oder Indiens) und das in nur 10 Jahren. Das ist wohl das Hauptproblem, das aber immer totgeschwiegen wurde und wird.

In “Earth for All” wird festgestellt, dass “Die Zukunft der Menschheit  vor allem von fünf außerordentlichen Kehrtwenden abhängt:

“Beendigung der Armut, Beseitigung der eklatanten Ungleichheit, Ermächtigung der Frauen, Aufbau eines für Menschen und Ökosysteme gesunden Nahrungsmittelsystems und Übergang zum Einsatz sauberer Energie.” Die ersten vier Probleme sind eine klare Folge des ungebremsten Bevölkerungswachstums, eine Tatsache die – aus welchen Gründen immer – derzeit tabuisiert wird.

Zur fünften Kehrtwendung, dem “Einsatz sauberer Energie” möchte ich in der Folge kommen.

Herr D.I Weigl hat in seinem gestrigen Offenen Brief an BK Scholz den Irrweg der sogenannten erneuerbaren Energien so klar dargestellt , dass dem nichts hinzuzufügen ist..

Demzufolge bleibt für die Welt nur der Ausbau und die Weiterentwicklung der neuesten Formen der Kernenergie.

Herr Prof. Vahrenholt hat daher am 23. Sept.22 in Viertel vor Acht ganz klar festgestellt:

”Ohne Kernkraft geht es nicht”. Alle anderen Wege werden zur “De-Industrialisierung Deutschlands führen” und schon früher betont, dass die “Energiewende an der Windenergie scheitern wird”.

All das sind Tatsachen, die weltweit nicht unbekannt sind. So wurde die Deutsche Energiewende bereits am 29.01.2019 im Wall Streat Journal(WSJ-Opinion) als dumme Energiepolitik (“ World’s Dumbest Energy Policy”) bezeichnet und auch Frau Merkel als Gefährderin des Industriestandortes gesehen (“The Chancellor’s failing Energy Revolution) -WSJ 17.01.2017.

Deutschland bräuchte nicht nur Kernkraftwerke, weil es derzeit in einer Notsituation ist, sondern auch um in Zukunft eine führende Rolle als Industriestandort einnehmen zu können. Die einst führende Rolle deutscher Physiker ( KFA Jülich / der Moselreaktor als erster Salzschmelzreaktor, etc.) wurde politisch abgewürgt und die letzte Spitzenentwicklung deutscher Physiker der “Dual Fluid Reaktor” musste nach Kanada ausweichen um Mittel für einen Prototyp finden zu können.

Mit dem Dual Fluid Reaktor (DFR) könnte ein Reaktor der 4. Generation weiterentwickelt und gebaut werden, der inhärent sicher wäre, die derzeitigen Endlager abgereicherter Uranbrennstäbe abbauen und auch die Abhängigkeit von Energieimporten – ganz gleich welcher Art und von wem – stark reduzieren bis abschaffen könnte.

Mit einem Bruchteil der für die deutsche Energiewende bisher ausgegebenen mehreren hundert Milliarden Euro hätte ein Prototyp in Deutschland gebaut werden können und Deutschland würde dann in Zukunft über ein hochwertiges, der Menschheit nützendes Exportprodukt verfügen und damit den fünften Kernpunkt der “Earth for All”, den Einsatz sauberer Energie erfüllen.

Bereits im Sept. 2021 habe ich anlässlich eines Artikels von Frau Prof. Dr. Grimm in der Presse zum Thema “Klimaneutralität und Green Deal” deren Unsinnig-und  Wirkungslosigkeit betont, sie auf die “Gefahr einer De-Industrialisierung Deutschlands” hingewiesen und auch empfohlen bezüglich neuester Entwicklungen der Kernenergie,  die 4. Generation der Kernreaktoren, insbesondere den “Dual Fluid Reaktor”, zu beachten und auf ihre Kollegen im Gremium der Sachverständigen in Richtung einer verantwortungsvollen Politik einzuwirken.

Verantwortungsvolle Politiker müssten auf technischen Fortschritt setzen und modernste Entwicklungen zum Wohle der Menschen ihres Landes anstreben. In diesem Zusammenhang müsste BK Scholz den Offenen Brief von D.I. Weigl dankend zur Kenntnis nehmen und versuchen die falsche Richtung der deutschen Energiepolitik zu ändern.

Mit besten Grüssen aus Übersee

Dr. Gerhard Reinmüller, Kraftwerksentwickler, Quito, Ecuador

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