Das Geschäft mit der Angst

Sehr viel unterschiedlicher könnten die Artikel über den Bericht (Klimazustandsbericht) der Arbeitsgruppe 2 des IPCC wohl kaum sein. Die Tagesschau:

“Die Bundesregierung sieht den neuen Bericht des Weltklimarats IPCC als Ansporn, ihre Anstrengungen für mehr Klimaschutz zu verstärken. Die Staatsministerin im Auswärtigen Amt, Anna Lührmann (Grüne), wertete den Bericht als „ein flammendes Dokument über eine brennende Welt“. „Wir dürfen keine Zeit verlieren, wir müssen sofort handeln“, sagte Lührmann. Der Bericht mache „dramatische Auswirkungen des Klimawandels für unseren Planeten“ deutlich, die bereits jetzt schlimmer seien als zuvor von der Wissenschaft erwartet. Daher müsse der Treibhausgasausstoß bereits vor 2030 deutlich gemindert werden. Der Klimawandel sei zunehmend auch ein sicherheitspolitisches Problem sagte Lührmann. Sie verwies auf die Aussage des IPCC, wonach inzwischen mehr als 3,3 Milliarden Menschen „in hohem Maße von den Auswirkungen des Klimawandels betroffen sind“. Wo aber „menschliche Sicherheit bedroht ist, ist auch der Frieden zwischen den Menschen in Gefahr“, warnte die Staatsministerin.”

Axel Bojanowski sieht es in der Welt (Bezahlartikel) etwas anders. Er vergleicht es mit dem Geschäft von Versicherungen: dem Geschäft mit der Angst.

“Während der erste Teil des Klimaberichts nüchtern und seriös die besorgniserregenden physikalischen Grundlagen der Erwärmung darlegte, gleicht die „Zusammenfassung für Entscheidungsträger“ des zweiten Teils des Reports eher der Broschüre einer Versicherung, die ihre Policen andrehen will: Der Schwerpunkt liegt auf Risiken, nicht auf deren realistischer Einordnung.

Der Klimabericht präsentiert an prominenter Stelle Zukunftsszenarien, welche längst widerlegt sind: Die sogenannten „SSP 8.5“ und „SSP 7.0“-Szenarien zeigen jeweils Temperaturprognosen, die Studien zufolge mit dem zu erwartenden CO2-Ausstoß nicht mehr vereinbar sind. Die Menschheit müsste demnach die Verfeuerung von Kohle dauerhaft vervielfachen – ein Szenario, das Wissenschaftler mittlerweile ausschließen, ein entsprechender Ausbau von Kohlekraftwerken erscheint unmöglich.”

Roger Pielke Jr. beschreibt auf Twitter, dass die Mehrheit der Szenarien in dem neuen IPCC-Bericht auf den Modellen basieren, die als unplausibel gelten. Oder anders gesagt, sämtliche heute bekannten fossile Energiequellen müssten bis zum Ende des Jahrhunderts verbrannt werden, um die Werte, die offenbar als “busines as usual” gelten, zu erreichen. Ob das aber realistisch ist und ob die Politiker das beim Lesen des Berichts bedenken?

(Abbildung: Screenshot Twitter)

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Gazprom enteignen!“ Diese Forderung stellt tatsächlich die Jugendorganisation der Links Partei. Was meint die Linke Jugend damit? Wenn das russische Staatunternehmen „enteignet“ wird, wer besitzt sie dann? Oder sind nur die Gazprom-Installationen auf deutschem Boden gemeint? Die nützen auch nichts, wenn das Erdgas aus Russland nicht mehr nachströmt. Die Infantilisierung der Politik geht mit großen Schritten voran. Wir warten auf weitere gute Ideen der Linksjugend: Rentenversicherung enteignen oder Bundeswasserstraßen verstaatlichen.

(Abbildung. Screenshot Twitter)

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Windkraftanlagen offline. Es ist noch nicht lange her, da wurden durch die neue Ampel-Koalition die Erneuerbaren Energien als Teil der nationalen Sicherheit eingestuft. Das Ziel war vermutlich Baugenehmigungen zu beschleunigen. Es verwundert daher, dass Objekte der nationalen Sicherheit offenbar große Sicherheitslücken aufweisen. Der NDR berichtet über allein 5.800 Anlagen des Herstellers Enercon, die eine Störung der Kommunikation haben. Sie sind über Satelliten an das Internet angebunden. Der Grund für diese Störung ist bisher unklar, es zeigt sich aber, dass es möglich ist, die Kommunikation zu behindern, ob beabsichtigt oder nicht. Laut Golem.de ist die Windstromproduktion angeblich nicht gefährdet.

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Christian Lindner: ”Erneuerbare Energien sind Freiheitsenergien”. Gesagt hat er das in der Bundestagsdebatte anlässlich des Krieges in der Ukraine, wie RND berichtet.

„Erneuerbare Energien leisten nämlich nicht nur einen Beitrag zur Energiesicherheit und Versorgung“, sagte er am Sonntag bei einer Sondersitzung des Bundestags. „Erneuerbare Energien lösen uns von Abhängigkeiten. Erneuerbare Energien sind deshalb Freiheitsenergien.“

Offenbar geht Linder davon aus, dass Erneuerbare Energien 24/7 zur Verfügung stehen, der Wind also immer weht und die Sonne immer scheint. Möglicherweise meint er auch, dass Deutschland so viel Strom produziert, dass Wirkungsgradverluste bei der Herstellung von Wasserstoff oder von Nachfolgeprodukten als Alternative zu fossilen Brennstoffen ausgeglichen werden. Lindner dürfte wissen, dass Deutschland nicht autark wird in Sachen Energie, auch wenn das so immer wieder dargestellt wird. Wie sicher ist eine Energie, die auf die Launen der Natur angewiesen ist?

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“Es droht Verknappung”

Das ist der Titel eines Artikels der Tagesschau.

“Und nicht nur das: Wenn der Krieg um die Ukraine weiter eskaliert, droht der EU ein Szenario, in dem Gas und Öl tatsächlich knapp werden könnten. Dann nämlich, wenn Russlands Präsident Wladimir Putin die Sanktionen aus Europa nicht einfach hinnehmen will und die Gaslieferungen doch einstellt, zumindest drastisch reduziert.

Ein wahrscheinliches oder unwahrscheinliches Szenario – in Brüssel hat man dazu unterschiedliche Ansichten. Ausschließen will das aber niemand. EU-Energiekommissarin Kadri Simson betont zwar die Stabilität der europäischen Energieversorgung – doch dann fügt sie noch mit einem deutlichen Zögern hinzu: Das sei einer guten Infrastruktur und einem stabilen Angebot an Energie zu verdanken.”

Derweil bringen Teile der FDP laut Welt eine erneute Aufnahme der Förderungen von Erdgas in der Nordsee ins Spiel.

“Um Deutschland unabhängiger zu machen, wollen die FDP-Fachpolitiker auch die Gas-Förderung in Deutschland ausbauen. Bislang würden zwischen drei und sechs Prozent des Verbrauchs im eigenen Land gefördert. Geht es nach den Liberalen, soll künftig auch in der deutschen Nordsee Erdgas gewonnen werden. Neue Gasfelder vor der Küste sollen zusammen mit den Niederlanden erschlossen, verstärkte Probebohrungen zur Entdeckung weiterer Vorkommen zumindest geprüft werden. So sollen bis zu zehn Prozent des Bedarfs künftig aus heimischen Quellen gedeckt werden.”

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Wie erwartet dürfte die Debatte um eine Laufzeitverlängerung der deutschen Kernkraftwerke eine reine Schauveranstaltung sein aber keine ernsthafte Überlegung. Laut NDR hat RWE in Sachen Kernkraft Emsland bereits abgewunken. Der Konzern dürfte aus der Vergangenheit diesbezüglich gelernt haben. Die Grüne Umweltministerin Lemke hat einer Laufzeitverlängerung bereits im ZDF eine Absage erteilt. Sie plädierte für den massiven Ausbau der Erneuerbaren Energien. Hier stellt sich die Frage, ob der Ministerin nicht klar ist, wie viele Windkraft- und Solaranlagen überhaupt gebraucht werden, um die Leistung der dann abgeschalteten Kernkraftwerke zu kompensieren. Erst nach dem Überschreiten dieses Ausgleichs würde es zu Zugewinnen kommen.

(Abbildung: Screenshot ZDF-Mediathek)

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phys.org am 21.1.2022:

A sign the drought is easing: California officials to ship more water to farms, cities

State officials said Thursday they will increase deliveries to farms and cities that belong to the State Water Project—a sign that this winter’s rain and snow has eased drought conditions in California.

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National University of Singapore auf phys.org am 21.1.2022:

Research team sets new efficiency record for solar cell technology

A team of researchers from the National University of Singapore (NUS) has set a new record in the power conversion efficiency of solar cells made using perovskite and organic materials. This technological breakthrough paves the way for flexible, light-weight, low cost and ultra-thin photovoltaic cells which are ideal for powering vehicles, boats, blinds and other applications.

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Tech Explore am 21.1.2022:

Calculating the coming aluminum demand for solar panels and how to mitigate its greenhouse impact

A team of researchers at the University of New South Wales has found that due to increased demands for solar panels in the coming years there will be a corresponding increase in the need for aluminum to support them. In their paper published in the journal Nature Sustainability, the group describes how they arrived at estimates of demand for aluminum related to solar panels and ways to mitigate the impact the production of the aluminum will have on global warming. Timothy Laing, with the University of Brighton, has published a News & Views piece in the same journal issue outlining the work done by the team in Australia.

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Trends der Zukunft:

Wichtiger Durchbruch: Forscher erzielen neue Rekordwerte bei hauchdünnen Solarzellen

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