Claudia Kemfert ist Mitglied im Club of Rome

Vermutlich wird sich niemand in den nächsten Tagen der Berichterstattung von der Weltklimakonferenz in Glasgow entziehen können. Auch dieser Blog wird einige Meldungen zu dem Thema aufgreifen, allerdings eher solche, die man möglicherweise schnell überliest. Interviews mit Luisa Neubauer sind immer auch eine Lektion im Erlernen von Denglish bzw. Germish. Im Interview mit NDR Info spricht die Aktivistin von Fridays For Future  (FFF) über “Accountabilty”. Die schönen deutschen Wörter: Verantwortlichkeit oder Rechenschaftspflicht kommen ihr nicht über die Lippen.

Wer dem Interview weiter zuhört, der bekommt dort auch ein Wort zu hören, dass Kenner eher aus Donald Duck Comics kennen: Fantastrilliarden. Es kommt in erster Linie im Zusammenhang mit Dagobert Duck vor und soll seinen Reichtum dokumentieren. Bei Luisa Neubauer ist es die Zeit, die die Welt noch von der Rettung des Klimas entfernt ist. Aber noch eine Sache fällt auf. Es ist im Grunde völlig egal, was der Fragesteller im Interview wissen möchte, sie antwortet nicht darauf. Sie bedient sich dabei eines einfachen rhetorischen Kniffs, über den wir hier auch schon mal berichtet haben.

Die Antwort auf eine beliebige Frage lautet bei ihr: Das ist doch gar nicht die Frage, die Frage ist doch… um sich dann quasi selber eine Frage zu stellen und die dann auch gleich zu beantworten. Gut geschulte Journalisten würden das bemerken und darauf drängen, dass ihre spezielle Frage beantwortet wird. In den meisten Fällen, leider auch bei NDR Info, kommt Luisa Neubauer mit solchen Selbstinterviews durch. Schade eigentlich.

Der Tagesspiegel berichtet darüber, dass die Infrastruktur im Vereinigten Königreich den Anforderungen einer Konferenz mit so vielen Teilnehmern nicht gewachsen ist. Ein umgestürzter Baum hat die Bahnlinie London – Glasgow blockiert. Vor unrealistisch hohen Erwartungen bei der Klimakonferenz warnt Sven Titz in der NZZ.

Der Klimawandel lässt sich nicht bis auf ein Zehntelgrad genau planen – auch nicht an der Weltklimakonferenz in Glasgow

“Viel zu viele Unbekannte haben Einfluss darauf, welche Schäden die Erwärmung anrichtet und wie gut man sich an den Wandel anpassen kann. Weltgeschichte lässt sich nicht vorhersagen. Wer hätte vor fünfzig Jahren gedacht, dass das bitterarme Bangladesch einmal die gleiche Lebenserwartung wie Lettland hat? Das ist aber heute der Fall. In Bangladesh und in vielen anderen Ländern hat die Widerstandsfähigkeit gegenüber klimatischen Bedrohungen dramatisch zugenommen.”

In einem Kommentar in der FAZ stutzt der Herausgeber Jasper von Altenbockum die deutschen Ambitionen in der Welt etwas zurecht.

“Deutschland versteht sich dabei als Vorreiter, wirkliches Gewicht hat es aber nicht. Den Ton geben China, Indien, Russland, Amerika und andere aufstrebende Länder an, die auf eine Rohstoffförderung in den kommenden Jahrzehnten vertrauen, deren Ausmaße das Paris-Abkommen Makulatur werden lassen. Wenn Deutschland wieder einmal neue ehrgeizige Klimaziele beschließt, kompensiert das im Weltmaßstab nicht einmal die Treibhausgase, die bei der Zementproduktion in China entstehen. Auch da gilt: Vergeblich ist deshalb die deutsche Politik nicht. Sie sollte allerdings weit stärker Kosten und Nutzen im Blick haben und sich danach ausrichten, was Schwellenländer und Schwergewichte unter den Industrieländern an der deutschen Klimapolitik attraktiv finden könnten.”

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Alex Reichmuth am 31.10.2021 im Nebelspalter:

Bühne frei für das Klimatheater!

Heute, Sonntag startet die diesjährige Uno-Klimakonferenz. 25’000 Teilnehmer reisen an. Was wird da eigentlich gespielt? Eine Glosse.

Weiterlesen im Nebelspalter

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Fritz Vahrenholt war Gast im Podcast von Holger Douglas bei TE. Thema: Erdgas aus Russland

Das weltweite Gasgeschäft scheint aus den Fugen geraten zu sein, die Preise für Erdgas klettern in immer luftigere Höhen, die Speicher in Deutschland sind nicht ausreichend gefüllt und das alles vor dem Winter. Putin hat Gazprom angewiesen, demnächst mehr als die vereinbarten Mengen Erdgas nach Deutschland und Österreich zu liefern. Fritz Vahrenholt, ehemaliger Umweltsenator von Hamburg und Energieexperte, Tichys Einblick- Autor und Betreiber der Seite »Kalte Sonne«, klärt im Podcast-Gespräch mit Holger Douglas die Hintergründe. Das Gespräch liefert einen detaillierten Überblick über die Vorgänge auf dem Energiesektor, die für Deutschland sehr bedrohlich sind.

Hier können Sie sich das Interview anhören.

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Wir gratulieren Claudia Kemfert zur Aufnahme beim Club of Rome. Endlich gehört sie dazu und kann die Szenarien des Wissenschaftsvereins “weiterdenken”. Die Denkfabrik liegt regelmäßig falsch mit ihren Prognosen insofern wäre das eine Art Kontinuität. Für die Weltbevölkerung sagte der Club of Rome z. B. ein Wachstum bis 2040 auf 8,1 Mrd. Menschen voraus. Diese Zahl wurde bereits Mitte 2021 fast erreicht, wenngleich sich das Wachstum der Bevölkerung abschwächt. 

Wir vermuten, dass Claudia Kemfert auch Beraterin der Heuteshow ist. Die wartete mit einer ganz neuen Kostenart bei der Berechnung der Kosten von Strom auf: den ehrlichen Kosten. Das ist fast genauso gut wie Kemferts Bezeichnung von Kosten als Investitionen. Als wenn Investitionen kein Geld kosten…

(Abbildung: Screenshot Twitter)

Statt der ”ehrlichen” Kosten sollte man sich lieber die Vollkosten je nach Erzeugungsart ansehen. Das beinhaltet Gestehungskosten und Systemkosten. Für die Heute-Show Redaktion wahrscheinlich zu hoch.

(Abbildung: Screenshot tech-for-future.de)

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Eine Nominierung für den Auweiha Award 2021 hat sich Eckhard von Hirschhausen verdient. Um den Dramabutton noch etwas lauter zu stellen, bringt der TV-Mann eine ganz steile These. Ab 42 Grad Celsius ist nämlich nach seiner Aussage “das Gehirn im Arsch.” Nun, da gehört es nicht hin, aber was Hirschhausen hier postuliert müsste zu einem sofortigen Verbot von Saunen führen. Die werden 100 Grad und mehr heiß und oh Wunder, die Saunagänger kommen alle heraus, ohne, dass das Gehirn ins Hinterteil gewandert ist. Warum existiert Finnland noch fragt man sich unweigerlich. Oder ist Tangotanzen dort so beliebt, weil die Gehirne zersetzt wurden? Natürlich zersetzt sich Eiweiß ab solcher Temperatur, aber dafür müsste das Gehirn diese Temperatur wie eine Kerntemperatur haben und sämtliche Schutzmechanismen des Körpers wie Schwitzen versagen. Wir haben schon echt viele blöde Statements zur Klimaerwärmung gehört, aber dieses hier toppt so ziemlich alles.

(Abbildung: Screenshot Twitter)

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In Dänemark geht man dazu über, Wälder verwildern zu lassen. Nordschleswiger.dk berichtet über das Vorhaben bei unseren nördlichen Nachbarn.

„In den unberührten Wäldern wird es künftig eine große Variation mit abgestorbenen Bäumen, mehr alten Bäumen, Lichtungen und Waldmooren geben. Die Wälder werden vielen bedrohten und seltenen Arten neuen Lebensraum geben. Uns allen werden neue Natur- und Freizeiterlebnisse geboten“, schwärmt Umweltministerin Lea Wermelin. Mit der Übergangsordnung zum Holzeinschlag komme man der holzverarbeitenden Industrie entgegen.”

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Infosperber fasst den Streit um die Gigafactory von Tesla in Grünheide noch einmal zusammen.

“Generell umstritten bleibt die Frage, ob die riesige Fabrikanlage eine Wasserknappheit in ihrem Umfeld auslösen könnte. Schon in diesem Sommer führten anhaltende Trockenheit und hohe Temperaturen dazu, dass die Spree weniger Wasser führt, meldete das Brandenburger Landesamt für Umwelt. Die neue Giga-Fabrik hat schon in der ersten Ausbaustufe mit ihren 12’000 Mitarbeitern den Verbrauch einer Kleinstadt.”

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Leserpost von Otto Glinzer:

Der von Ihnen am 27.10.2021 im KalteSonne-Blog-Beitrag verlinkte Cicero-Artikel von Kay Scheller/Bundesrechnungshof erinnerte mich an ein #allesaufdentisch-Video vom Kabarettisten Arnulf Rating, das ich mir gestern angeschaut hatte (hier ab Minute 2 ):

Wir Deutsche haben 3 hervorragende Eigenschaften: Wir sind ehrlich, wir sind intelligent, und wir sind staatsgläubig. Es ist allerdings so, daß das nie bei allen Deutschen gleichzeitig auftaucht. Entweder die Deutschen sind ehrlich und intelligent – dann sind sie nicht staatsgläubig. Oder sie sind intelligent und staatsgläubig – dann sind sie nicht ehrlich. Oder sie sind ehrlich und staatsgläubig – dann sind sie nicht intelligent.

Mit demselben Prinzip kann man auch eine Kurzfassung von Kay Schellers Bedenken bzgl. der deutschen Energiepolitik erstellen:

Unsere deutsche Energiepolitik hat 3 hervorragende Eigenschaften: Sie führt zu umweltverträglicher, sicherer und bezahlbarer Energieversorgung. Allerdings ist es so, daß diese 3 Eigenschaften mit unserer Politik nie gleichzeitig erreicht werden können: Entweder ist unsere zukünftige Energieversorgung umweltverträglich und sicher – dann ist sie nicht bezahlbar. Oder sie ist bezahlbar und umweltverträglich – dann ist sie nicht sicher. Oder sie ist sicher und bezahlbar – dann ist sie nicht umweltverträglich.

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Leserpost von Detlef Dechant:

Zum Newsletter vom 1.11.2021 möchte ich zwei Anmerkungen machen:

Die deutsche Politik und die ihr hörigen Medien geben Putin die Schuld am Gasengpass und den massiven Preiserhöhungen. Meine Erinnerungen an entsprechende Kommentare in den Medien sehen das aber anders. War es nicht – wieder einmal – die EU, die sich nicht an längerfristige Lieferverträge mit dem „bösen Putin“ binden wollte und damit sehenden Auges in dieses Dilemma – wie bei der Impfstoffbeschaffung – reinrutschten? Und warum soll nun Putin seine Produktion erhöhen? Damit die EU doch noch den Gasengpass beenden und dies als „Erfolg“ feiern kann, während sie weiter gegen Nordstream 2 wettern und Sanktionen gegen Russland beschließen?

Und die Diskussion um Klimaneutralität ist mir zu wenig faktenbasiert. Was meinen eigentlich Grüne, Klimahüpfer und Co mit Klimaneutralität? Wenn ich die Äußerungen interpretiere, dann will man Deutschland „klimaneutral“ entwickeln, indem wir Solardächer und Windräder aufstellen, diese aber wegen der CO2-Lastigkleit im Ausland produzieren und entsorgen lassen. Auch soll im Ausland fleißig Energie produziert werden, in Frankreich aus Atomkraft – sehr gut – aber in Polen aus Kohle und dann „sauber“ in Deutschland verbraucht werden. Wenn wir dann noch die „dreckige“ produzierende Industrie ausbürgern und hier nur noch die Produkte handeln, dann können wir uns doch gut auf die Schulter klopfen und der Erreichung der Klimaziele entgegenblicken. Nur die Welt haben wir so nicht gerettet – aber das ist diesen Klimaenthusiasten doch ziemlich egal!

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